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— 120 — Ätzen als "die ziemlich öhen Mitglieder Kes. russischen Offizrer- tvrps." Am besten befanden sich in Kiew die sächsischen Aerzt^ denen ihre grotze Geschicklichkeit einen bohen Ruf verschaffte. . „Sie wurden viels Meilen weit in den schönsten Kutschen äöge- hölt: ein sehr tätiger Regimentsarzt war monatelang im Gou vernement unterwegs, von Kiew abwesend." Trotz glänzenden Anerbietungen ließ sich keiner der Aerzts verleiten, sich in Kiew dauernd niederzv lassen. Alle kehrten nach Sachsen zurück. Auch den Mannschaften, namentlich den sächsischen Handwerkern, die wegen ihres Fleißes und wegen ihrer Geschicklichkeit überall begehrt und gut bezahlt wurden, machte man solche Anrrbie- i Lungen. Einige „wenige und meist nur solche, die das schöne , Geschlecht verleitete,entschlossen sich zum Bleiben." Eö ist also' ! wohl möglich, datz unsere Truppen in Kiew Nachkommen von solchen Sachsen von 1812 antreffen. — Auch schon vor 1812 ist Sachsen mit Kiew in Berührung gekommen. August der Starke führt« als König von Polen auch den Titel-rer . Kijoviae et Volynias. Das Gouvernement Kiew, damals in s etwas anderer Zusammensetzung, gehört« mit Wolhynien zur polnischen Ukraine. Der Umstand, datz jetzt davoü die Rede ge wesen ist, Prinz Friedrich Christian komme als Kandidat für - drn litauischen Thron in Frage, hat einer Berliner Zeitung V Anlatz zu einem sehr unzeitgemäßen Ausfall gegen Sachsen . gegeben. Es heißt ha: s,Jn Sachsen selbst wirh man diesen würdigen Ernst, ! selbst durch ein halbes Dementi gemildert, kaum verstehen, denn die Erinnerung an das polnische Abenteuer ist noch nicht entschwunden. Und wenn sächsische Landwrhrleuts in derben Stiefel:: über- den Saskiplatz zur vormals russischen Kathedrale stapfen, in der in schöner Duldsamkeit abwechselnd evangelischer und katholischer Gottesdienst ab gehalten wird, oder wenn sie sich im Sächsischen Garten ergehen, so werden . fi« vermutlich jetzt weniger als je begreifen, daß August dem . Starken Warschau eine Messe wert dünkte.»Sachsen hat das Zwischenspiel zu teuer bezahlen müssen, als daß es nach einer , Neuauflage lüstern wäre, und nicht einmal Romantiker können i von dem Ende befriedigt sein, das des starken August Herr- ! lichkeit als „König- in Polen" sang- und klanglos nahm." ! Eine solche Darstellung verrät denn doch eine arge Miß- kenntnis des wirklichen Sachverhalts und schleppt nur eine alte, - durchaus tendenziöse Auffassung der damaligen' Ereignisse wei- l ter. Das polnische Königtum Augusts des Starken-war eine i sehr ernste Angelegenheit, dis zum Nutzen Sachsens berechnet s war. Unter dem Zeichen ,des Merkantilismus wurde Sachsen ! von seinen beiden großen Nachbarn Preußen und Oesterreich ! zusammengepreßt und mußte einen Ausweg suchen. Es suchte ' ihn nach Osten. Wenn im Verlaufe dieses wirtschaftlichen Kampfes Sachsen schließlich unterlegen ist, so ist das eine geschichtliche Tatsache, mit der wir uns ehrlich abgefunden haben. Aber man sollte endlich einmal aufhören, von dem ,polnischen Abenteuer" Augusts des Starken zu reden. Zu mal mit einer etwaigen Kandidatur eines sächsischen Prinzen für den litauischen Thron hat das polnische Königtum Augusts des Starken nicht das mindeste zu tun.' Freilich solange sogar in sächsischen Schulgeschichtsbüchern Augusts des Starken Vor gehen so ähnlich dargsstellt wird, wie in der obigen Auslassung, darf man sich über solche Urteile nicht wundern. P. Sch. U-Dsotsrdeit sn Ser in leben Mle Sein altes liebes Boot, mit der er eine Reihe schöner ^Erfolge lm Sperrgebiet erzielt und sich den Hohenzollernschen Hausoiden mit Schwertern verdient hatte, mußte Kapitän- leutnant G. Anfang dieses Jahres mit einem neueren Boot „U . . vertauschen. Mit ihm befand er sich nun "Anfang Februar auf einer Fernfahrt nach der Irischen See und in den Atlantischen Ozean. Eines Tages machte er Jagd auf einen ziemlich schnellen - Dampfer, der sich dicht unter die Küste flüchtete und von dort aus niit zwei Geschützen^ittleren Kalibers ein lebhaftes, ziemlich gut liegendes Feuer gegen Las augrekMde U-Boot eröffnete. Den Dampfer durch Tor pedo zu verftnfen, erschien aussichtslos, da er sich nur eure Seemeile von Land befand, wo die Wassertiese kaum 15 Meter betrug. Deshalb wurde er gehörig mit Granaten ein gedeckt und eine Reihe guter Treffer erzielt, die ihn derart beschädigten, daß seine Wiederherstellung lange 'Zeit in An spruch nehmen wird. Laut rollte von den hohen Bergwänden das Echo Les Artilleriefeuers wider. Immer näher kamen die Einschläge vonr Dampfer, der sich anscheinend eingeschossen hatte, ss daß Gefahr' für „U . . ." entstand. Es brach des halb däs Gefecht ab uns wandte sich einem etwas weiter drau ßen' segelnden Segelschyner zu/der in kürzester Zeit durch Granatschüsse versenkt werden kennte. -. Zwei Tage später sichtete ,,'ll . . im letzten 'Schein der Abenddämmerung einen von Norden, nahenden tiefbeladenen Dampfer, gegen den es sich sogleich zum Angriff vorfetzte. Schnell brach die Dunkelheit herein. Es war schwer, den voll kommen abgeblendeten Dampfer im Auge zu behalten. Als riesengroßer,.verschwommener Schatten hoben sich seine For men nur undeutlich gegen die Finsternis ab, Dennoch gelang es,, in die günstige Angriffssteltung zu kommen, und um 8.38 Uhr im Ueberwasserangrifs den Torpedo abzuschieben, der sich bald darauf mit gewaltiger Detonation in den vorderen Laderaum «inbohrte. Sofort wurde es auf dem Dampfer lebendig. Lichter blitzten auf, Notsignale wurden abgebrannt- Zischend stiegen Raketen himmelan, die sich oben im Scheitel punkt in viele kleine rote Sterne zerteilten. Das war zweifel los das Warnungssignal vor U-Booten. Im grellen Lichte großer elektrischer Sonnenlampen konnte man sehen, wie in Haft die Rettungsboote zu Wasser geworfen wurden, während der Dampfer schnell voll lief und nach vorne zu immer tiefer sank. Die Funkentelegraphie knatterte andauernd.ihr mono tones „S O S" (Rette unser Leben) in den' Aether hinaus, und bald kam auch am Horizont Antwort mit Scheinwerfern. Kein Zweifel, dir. Bewachung war alarmiert und nahte nun mit größter Schnelligkeit. Trotzdem lief „U. ..." noch an die Rettungsboote heran, um Näheres über den Dampfer zu erfahren. Aber von den Insassen der Boote, die zumeist wildschreiende Chinesen waren, konnte, man nichts erfahren, bis es im letzten Augenblick beim vierten Boot doch gelang, den Namen des Dampfers und seine Größe, 5078 Br-R.-To., fest- zustellend Schon brausten, Zerstörer und Bewachungsfahr- zenge heran, die ihre blendenden Scheinwerferkegel-auf die Unfallstelle richteten und auch das U-Boot in eine Lichtfülle tauchten. Es wurde Hohr Zeit zum Ablaufen. Willig gehorcht« das neue Boot dem Druck des Steuers und glitt bald darauf in die schützende Tiefs, um unversehrt und unbemerkt zu ent kommen. Kapitänleutnant G. hatte ein neues wertvolles Blatt für seinen-Ruhmeskranz gepflückt. Kriegswirtschaft " Verschärfte Strafbestimmungen gegen den Schleich handel. Die angekündigts Bundesratsverordnung mit den verschärften-Strafbestimmungen gegen den -Schleichhandel ist erschienen und tritt am 15. d. M. in Kraft. Sie richtet sich gegen den Schleichhandel in der Form des gewerbsmäßigen, zur Weiterveräußerung erfolgenden Aufkaufes öffentlich bewirt schafteter Lebens- oder Kittermittel, der die Erzeuger zu ver botswidriger Abgabe von Waren in größtem Umfange ver leitet oder ihre Bereitwilligkeit hierzu ausnutzt, um demnächst diese Warrn mit erheblichem Gewinn abzusetzen, und infolge dessen zu einer ernsten Gefahr für die Aufrechterhaltung des staatlichen Ernährungssystems geworden ist. Da von Geldstrafe allein gegen gewerbsmäßige Schleichhändler in Anbetracht 4er aüßerordentlich hohen Gewinne, die im Schleichhandel erzielt zu werden pflegen, eine nennenswerte Wirkung nicht zu er warten ist, sieht die Verordnung vor, daß gegen den gewerbs mäßigen Schleichhändler stets auf Freiheitsstrafe zu erkennen ist. Daneben muß in jedem Falle auf Geldstrafe erkannt wer den, die bis zur Höh« von 500 000 Mark bemessen werden kann. Auch kann bei Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte er kannt und ungeordnet werden, daß die Verurteilung auf Kosten des Täters öffentlich bekanntzumachln ist. Die gleiche Straft drohung ist gegen denjenigen vorgesehen, der sich gewerbsmäßig zu einem verbotenen Erwerb von Lebens- oder Futtermitteln erbietet oder gewerbsmäßig Schleichhandelsgeschäfte vermittelt. Für den wiederholten Rückfall droht die Verordnung Zucht hausstrafe, bei mildernden Umständen Gefängnis nicht unter sechs Monaten an. Neben Zuchthaus ist in diesem Fall die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte zwingend vorge schrieben. - . „Das Feldheer braucht dringend Hafer, Heu, Stroh! Landwirte, helft dem Heere!" Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberq in Frankenberg i.S. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg t.S