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52. Grad nördlicher Breite nach Süden zu erstreckt sich dos Gebiet der Sandbänke, die besonders häufig vor der Themse- und Rheinmündung auftreten. Diele .Bojen zum Teil Glocken-, Heul- oder auch Leuchtbojen bezeichnen die Grenzen der seichten Stellen und dienen den Schiffen als Wegweiser Daneben sind noch ein Dutzend 'Feuerschiffe verankert, die demselben Zwecke dienen sollen, jetzt^aber zum größten Teil eingezoged sind. Im Frieden dagegm herrscht in den Hoof- den ein sehr reger Schiffsverkehr. Alle nach Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam und den deutschen Häfen bestimmten Schiffe müssen durch die Hoofden fahren, so daß sich hier ein sehr lebhaftes Bild entwickelt.. Hierzu tragen, auch nicht wenig die vielen Fischerfahrzeuge bei/ die zum grötzten Teil in Ostende, Zeebrügge und Pmw'den beheimatet sind. D.as ganze Gebiet der -Hoofden ist jetzt von den Engländern mit Vie hookäs» Mehrmals ist bereits in den amtlichen Meldungen des Admiralstabes sowie in anderen Berichten vom Seekricgs- schauplatz der Name „Hoofden" erwähnt worden. Erst kürz lich, am 16. v. M., erfuhr das deutsche Volk wieder von einem kühnen Angriff deutscher Flieger auf englische Wasserflugboot«, die in den Hoofden einen von England nach Rotterdam be stimmten Geleitzug begleiteten und von denen eins in brennen dem Zustande abgeschossen wurde. Die Bezeichnung „Hoofden" dürfte vielen bisher fremd gewesen sein, so datz es am Platz erscheint, einmal etwas Näheres darüber zu sagen. «iiMcde LMSM Samuel Lovich, ein junger polnischer Jude, der während der letzten Monate als amerikanischer Regierungs-Agent ganz Rutzland durchreiste, schreibt in der „Neuyork Times" über seine Erlebnisse.u.a. wie folgt: „Es läßt tief blicken, wenn man sagen hört, datz in Rutzland autzer österreichischen und deutschen Gefangenen niemand arbeitet. In einem sibirischen Dors unweit Krasnoyarsk war z. B. das Ergebnis einer reoo- lutionären Bewegung, die Absetzung des Kreis-Schreibers we Hilfs-Pförtner, eine Hausknecht-Gilde usw. In einer Miets kaserne bilden die Mietereinen Verein gegen den Hauswirt, um im Falle einer Mirtssteigerung. zu streiken. Bezeichnend ist, datz in Odessa den vereinigten Pförtnern, die streikten, eine ihrer Forderungen bewilligt wurde, nämlich die, datz sie nicht länger mehr „Pförtner"-, sondern „Haus-Inspektoren" genannt werden sollten. Streiks gehören zu den beliebtesten Ver gnügungen.. Die.Angestellten einer Lokomotw-Reparaturwerr- siatt streikten, weil sie sich weigerten, Lokomotiven zu repa rieren, die imr dazu da seien, den Bürgern das Reisen zu er leichtern.. Ebenso lehnten sich dis Studenten der Hochschule in Saratoff auf, indem sie forderten, bei dem akademischen Pro- fessoren-Nat vertreten, zu sein. Als ihnen diese Forderung be willigt wurde, stellten sämtliche- „Haus-Inspektoren" von Schulgebäuden dasselbe Verlangen, und es wurde ihnen ge währt. In Petrograd streikten auch die Apotheker. In Peters burg wimmelt cs von Soldaten, die alles andere eher tun, als tämpfen. Man sieht sie Streichhölzer, Zigaretten und Frücht:, ja sogar Kriegsmaterial verkaufen, die aus den staat- i sichen Lagerhäusern entwendet worden' sind- Viele sind Pack- ' träger geworden, allein,Plakate mit der Warnung: „Gebt s Euer Gepäck keinem Soldaten! Es ist ihnen nicht zu trauen!", beweisen, datz man mit ihnen schlimme Erfahrungen gemacht hat. Am allermeisten sieht man sie als „blinde"-Passagiere' in den elektrischen Bahnen ihre Vergnügungsfahrten machen. 2luch für „Meetings", ein englisches Wort, das jetzt in die russische Sprache übernommen wurde, herrscht eine wahre Manie. Diese „Meetings" zeichnen sich ganz besonders da durch aus, datz Wermann schwätzen, und keiner zühörrn will. Tie russische Sprache eignet sich ganz famos zum Redeschwnp gen, woraus sich auch das Emporkommen Trotzkis erklärt. Leine blendende Rednergabe brachte ihn auf seinen Posten. Als Allgemein-Regel kann man rundweg sagen: „Jeschmutziger du bist, umso größere Chancen hast du, in der russischen Politik eine hervorragende Stellung"einzunehtnen." Ein Mann mit einem sauberen Kragen ist im Voraus schon ausgeschaltet. Ein besonderer politischer Vorteil ist es, Schwerverbrecher zu sein. Der Vorstand des Soldaten- und Ärbeiterrates i» Tamboff war ein eben aus Sibirien zurückgekehrter Mörder, wohin man ihn wegen 22sachen Totschlages verbannt hatte. Er gab dieses unverfroren auch zu, doch wurde das von der öffentlichen Meinung vollständig gerechtfertigt, da ja seine Opfer „Spießbürger" waren." gen Unterschlagung von 250 Rubel. Als die Flage. der Wahl eines Nachfolgers akut wurde, stellte sich in einer öffentlichen Versammlung heraus, datz keiner, der Einwohner dem anderen traute, und daß der einzige Mensch, in den man allgemeines Vertrauen setzte, ein deutscher Kriegsgefangener war. Als ich vor kurzem in Petersburg war, hatte die Stadt eine Ein- zpohnerzahl vpn ungefähr 3 500 000, also fast das Doppelte der Normalzahl. Grund dafür ist die Ueberschwemmung der Stadt durch Tausende von desertierten Soldaten, Flücht lingen und alten Revolutionären, die hoffen, dort ihren Le bensunterhalt verdienen zu können. Die Sucht, sich in Ge nossenschaften und Gilden zu organisieren, ist allgemein. Da gibt es eine HaUsmädchengilde, eine Gilde für Pförtner und ZScdMde Truppen in stier» Der Kunstredakteizr des Dresdner Anzeigers, Professor Dr.- Paul Schumaim, schreibt im genannten Blatte: Daß sächsische Truppen bei der Befreiung von Kiew beteiligt waren, hat in der Heimat selbstverständlich große Freude erregt. Nicht zum ersten Male kamen jetzt sächsische Truppen nach Wulymen und in di: Ukraine. Das geschah schon einmal im russischen Feldzuge Napoleons im Jahre . 1812. Während die Preußen den linken Flügel der Napoleonischen Armee bildeten, trat das sächsische Heer — 18 Bataillone In fanterie, 28 Schwadronen, 56 Geschütze — geführt vöm Ge neralleutnant Lecoq als siebentes Korps in die französische Armee unter dem Grafen Reynier und bildete den äußersten rechten Flügel der Großen Armee. Das sächsische Heer drang, um das Herzogtum Warschau zu sichern, über Brest-Litowsk in Wolhynien ein. Am 27. Juli 1812 stieß dir Brigade Klen gel bei Kobryn auf den Feind, sie verteidigte die. Stadt heldenmütig neun Stunden lang gegen den fünffach überlege nen Gegner — rund 2500 gegen 12 000 Russen mit 20008 Mann Reserven — mutzte sich aber endlich, als all« Munition verschossen war, ergeben. Der russische General Tormassow war ganz erstaunt über die geringen Streitkräfte der Sachsen und erkannte ihre Tapferkeit dadurch an, daß er sämtlichen Offizieren die Säbel zurückgeben ließ und auch in einem Schrei ben an den Kaiser Alexander die vortreffliche Haltung seiner Feinde rühmend erwähnte. Die Sachsen verloren an diesem - Tage 108 Tote, verwundet waren 13 Offiziere und 165 Mann, in russische Gefangenschaft gerieten 76 Offiziere und 2382 Mann, die nach,dem Innern des Reiches, meist nach Kiew ge bracht wurden. Dort wurden sie gut behandelt. „Die säch sischen Offiziere wurden schon auf dem Marsche durch Ein ladungen des Landadels und später der wohlhabenderen und gebildeten Familien in den Städten ausgezeichnet. Poln^che und russisch: Edelleute und vornehme Damen, die zum großen Teile ihre Erziehung in Deutschland, besonders in'Dresden oder durch deutsche Lehrer-erhalten hatten, suchten gern den Umgang mit den sächsischen Offizieren, die größere Bildung be- Minen verseucht worden, weil sie damit den U-Booten d ; Auslaufen aus ihren flandrischen.Stützpunkten verwehren wollten, eine Absicht, die aber, wie dis täglichen Versenkungs- Meldungen beweisen, vollkommen ins Wasser gefallen ist. Dagegen können die Hollände; ein Lied" von der englischen Minenpest singen. Es treiben nämlich monatlich weit über 100 englisch: Minen an der holländischen Küste an. Auch mit Netzsperrrn haben die Engländer in den Hoofden ge arbeitet^ doch haben auch diese'nicht vermocht, der Tätigkeit unserer U-Boote den geringsten Abbruch zu tun. Zwei Häfen liegen im Seegsbiet der Hoofden, die für den Krieg eine große Bedeutung, bekommen haben: London im Nordwesten, Zeebrügge im Südosten dieses Meeresarmes. Drüben der Sitz des englischen Kriegs- und Vcrnichtungswillens, hier der Ä- Boot-Stützpunkt an Flanderns Küste. London, der größte Hafen der Welt, den man vor. wenigen Wochen wegen der ll Boot-Gefahr schließen wollte, während die von uns besetzten belgischen Häfen die Stätten sind, von wo aus die U-Boot- Waffe zu ihren tödlichen .Streichen gegen England ausholt. Schon aus diesem Grunde werden "die Hoofden in der See- kricgsgeschichte keine geringe Bedeutung einnahmen. < Die Hoofden sind derjenige.Teil der Nordsee, der sich an der holländischen und belgischen Küste bis zum Aermab §' kanal und der Thetnsemündung entlang streckt. Sie liegen ungefähr zwischen dem 51. und 53. Breitengrad. Vom^