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Frankenberger Erzähler . Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt Wird jeder Mittwochs-, Freitags- und SonntagS-Nummer ohne Preiserhöhung des HauptblattrS beigegebeu. Areilag, den 15. Marz 1918 von j Jutta brannte eine Frage auf dem Herzen. Tie wußt» >> nur nicht, wie sie dieselbe anbringen sollte. Schließlich macht« „Kennen Sic das Bild und ihr« Geschichte?" „Gewiß", sagte er, indem er einige Rosen abschnitt und sie jhr mit einer Verbeugung überreichte. Sie befestigte sie am Gürtel ihres lichtgrauen Kleides. Plaudernd gingen Sie dann weiter. Jutta faßte sanft seinen Arm. „So mußt Du nicht sprechen, Großpapa." Er sah ihr freundlich in das liebe Gesicht. „Würde es dich betrüben, wenn der alte griesgrämige Großvater Dich verließe?" , „Man mutz sehr reich an Menschenherzen sein," erwiderte > sie ihrem Zaudern ein Ende, sie ernst, „wenn man eines ohne Schmerz aufgeben kann. § Roman von H. Lourths-Mahler. Nachdruck verboten darauf aufmerksam, daß er mitten durch die Augen gegangen. ! ' -„Um diese Augen "ist es nicht schade," bemerkte der Graf herb. „Das Bild" wird sich schwer. reparieren lassen und der Riß sichtbar bleiben," meinte Jutta bedauernd und fügte dann hinzu: „Ein schönes Frauengesicht, aber es ist keine Güte darin." , Ravenau strich über ihr Haar. „Sieh da, welcher Scharfblick! — Du hast recht, Jutta, dies Gesicht ist ohne Güte. Schau Dir die kleinen schmalen Hände an. Mit diesen Händen hat Katharina Charlotte den Dolch in ihres Gatten -Herz gestoßen und sich dann aus Furcht vor der Strafe selbst getötet. Wie Du wohl schon gehört, soll sie, einer Sage zufolge, als ruheloser Geist umgehen, Lis der letzte^Ravenau M Grabe getragen wird. Da .ich dieser letzte Ravenau bin, wird sie ja bald erlöst sein." Ich.habe nur Dich auf der Welt, nur Du gehörst mir." s - Damit kehrten sie auf die sonnige Veranda zurück- Am Nachmittag des vierten Tages fuhren sie endlich zu Frau von Gerlachhausen, die Jutta mit warmer Freude emp fing und. sich an dem schönen "Geschöpf gar nicht satt sehen konnte. , » Drei Tage waren seit Juttas Heimkehr verflossen. Sie schickte schnell einen Boten nach den nahegelegenen Wiesen, wo das erste Heu. gemäht wurde, um Eotz heimzu rufen. Es dauerte nicht lange, bis er erschien. Schnell hatte er sich umgekleidrt und trat nun froh erregt in bas Zimmer. . Während er und Jutta sich herzlichst begrüßten, blickten die beiden älteren forschend aus das junge Paar Und ihre Augen begegneten sich dann im lächelnden Einverständnis. Ravenau ersuchte darauf Götz, seiner Enkelin die Gerlach- hausener Rosenzucht m zeigen, wozu dieser sich'mir Vergnügen bereit erklärte, und Jutta folgte ihm «it leichtem Erröten. Kaum waren die beiden jungen Leute draußen, als Fr«i von Gerlachhausen ihrem Entzücken über Jutta Ausdruck gab. „Welch süßes, liebreizendes Mädchen ist aus der kleine« Jutta geworden, lieber Graf! Ihr Herz muß sich Loch weit Sich selbst' und Vie Mägde scheltend, trat die alte Frau heran und hob mut zitternden Händen das Bild in die Höhe. Ein breiter Ritz klaffte in der Leinewand, quer durch die schwarzen, leidenschaftlichen Augen. Jettchen Wohlgemut lieh , den Schutt auflehren, der mit dem eisernen Haken, an dem das Bild gehangen, aus. der § Mauer gefallen war, und stieg dann langsam die Treppe hinab, um dem Grafen von dem Vorgang Meldung zu Schöpfe aus dem Born des Lebens, Tue keinen Zug vergebens, Jeder mag dir heilsam sein. - Latz der großen Zeit Gedanken Deine Sinne ganz durchranken, Greife mutig handelnd ein. Doch vor allem lies im Herzen, Forsche, wie von Leid und Schmerzen Menschensselen zu. befrei'n. > A. Kayser-Langenhanns. „Gott gebe es!" — — — ' Götz und Jutta waren inzwischen in dem großen Garte» hinter dem Gutshaüse angelangt. Hunderte von Rosenftöckchen standen da in herrlicher Blüte. Jutta stieß einen Ruf des Ent zückens aus. 1 ' - „Wie herrlich, Herr v. Gerlachhausen! Eine solche Meng« Rosen sah ich noch nie beieinander. Ich war schon in Sorge,' daß ich Sie beraubte, weil Sie mir jeden Tag so viel Rose» sandten. Nun sehe ich aber-diesen Reichtum und will mich darauf beschränken, Ihnen herzlich zu danken." „Und ich darf Ihnen weher, solange der Vorrat reicht täglich einen blühenden Gruß senden?" fragte Götz artig. Sie bettachtete scheinbar sehr angelegentlich eine besonder» schöne Blüte, um ihn nicht ansehen zu müssen. „Wenn Sie es tun wollen, nehme ich es dankbar an." - Er sah sie. unverwandt an^ und das Herz wurde ihm warm. Welches schönes und liebenswertes Menschenkind sie war! Welch beneidenswertes Los dünkte es ihm, der Gatt« dieses holdseligen Geschöpfes zu werden! - Um seine Bewegung zu verbergen, fragte er Leichthin: „Haben Sie sich in Ravenau schon etwas «ingelebt, gnädigste Komtesse?" „O ja, sogar mit unserm Schloßgespenst habe ich bereits Bekanntschaft gemacht, wenigstens im Bild/ „Ah, Sie meinen die schwarzäugige Gräfin Katharina Charlotte?" machen. Er satz-noch mit Jutta auf der Veranda. Nachdem Frau Wohlgemut ihren Bericht beendet, erhob sich der alte Herr ruhig. „Willst du mich hinaufbegleitrn, Jutta? Wir wollen sehen, welcher Schaden unser Schloßgespenst bettoffen hat."' Jutta legte ihre Hand zutraulich auf seinen Arm und ries: - „Natürlich komme ich mit,-Großpapa." ,*Hast Du keine Angst vor Gespenstern?" Sie lächelte. „Nein.-' ' „Recht so, Jutta. Ein Ravenau mutz Mut und einen Laren Blick haben. Vor den Toten brauchen wir uns nicht Zu fürchten — wenn uns die Lebenden nichts Böses zufügen." Sie begaben sich, von Frau Wohlgemut begleitet, m den Ahnensaal. Der Graf litt an Atembeschwerden und mußte die'Treppe sehr langsam ersteigen. Oden überblickte er leicht die Sachlage. Jutta suchte den Ritz im Bild zu schließen und machte auftun vor.Glück bei ihrem Anblick." „Also hätten Sie gegen Jutta als Schwiegertochter nichts einxuwenden?" . „Im Gegenteil, ganz im Gegenteil." ,-,Hat Götz Ihnen von seiner Begegnung mit Jutta im Walde erzählt?" »Ja, ganz erregt kam er nach Hauses Jedenfalls hat ihm Jutta sehr, sehr gefallen." ' ' „Das freut mich aufrichtig. Ich glaube, unsere Sache ist günstig." ZI s L L