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ihren ar.nen N-sfen doch nicht zu einem fragwürdigen Garcon logis in Schwarzenfels verurteilen. Hier in Ravenau soll es ihm nicht an Ruhe zur Arbeit fehlen — und Ihnen ist er ''ich nä' -i und kann Sie sehen, so oft er will. Es ist as Wachste, er kommt nach Ravenau. o von ^terneck streichelte mit strahlender Miene Juttas Hand. ,Fiebe, teure Komtess«, wie gütig Sie sind!" „Ach — reden wir davon nicht! Wir gewinnen doch auch dabei, wenn wir .in ihm «inen neuen Hausgenossen, «men Gesellschafter bekommen." ^,So ist es wirklich Ihr Ernst?" „Gewiß. Ich freue mich, Ihnen «inen Gefallen erweisen zu dürfen.' Sie schreiben doch gleich nach dem Frühstück an ihren Neffen?" ? „Gern, liebe Komtesse!" entgegnete Frau von Sterneck aerührt. »Je «ber er die Freudenbotschaft «mokängt, um so besser ist es. Ack — wird das ein Jubel sein!" i Jutta lächelte. „Sie müsstn mir ein wenig von Ihrem Neffen erzählen," bat sie, in der Voraussetzung, Frau von Sterneck mrl dieser Bitte zu erfreuen. „Wie alt ist er?" § „Neunundzwanzig Jahre." „Und was studiert er?" „Erst wollte er Jurist werden, aber als wir verarmten, sah er ein, daß dies Studium ihm zu spät ein ausreichendes Einkommen bringen würde. Da ist er Chemiker geworden." „Sie batten ihn an Kindes Statt angenommen, nicht wahr?" „Ja. Seine Eltern sind früh gestorben. Die Mutter war meines Mannes Schwester. Herbert zählte fünfzehn Jahre, als er zu uns kam. Mit großer Liebe dankte er uns. Seine Mutter hatte ihm «in kleines, gottlob sicher gestelltes Ver mögen hinterlasse». Als ich verarmte, sorgte er treulich für mich, obwohl er sei» kleines Kapital angreifen mutzte. O, er ist ein lieber, grotzh«rziger Mensch, «in edler Charakter." «is erzählte allerlei klein« Züge aus dem Leben dieses vor trefflichen jungen Mannes, und Jutta ahnte nicht, datz ihr die größten Lügen vorgetragen wurden. In Wahrheit besaß Douv von Sterneck schon seit Jahren kein Vermögen mehr und ihr Neffe hatte von seiner Mutter keinen Pfennig geerbt. Frau von Sterneck lebte, gleich ihrem verstorbenen Gatten, von allerlei kleinen, nicht ganz einwand freien Geschäften. Als sie ihren Mann vor reichlich fünfzehn Jahren heiratete, brachte sie ihm «ine hübsche Summe mit in die Ehe. Diese Summ« war aber viel geringer, als der unternehmende Herr von Sterneck gedacht. Eine leicht sinnige Spielernatur, ließ er bald das Vermögen seiner Frau auf de» grünen Tischen von Monte Carlo. Dann begann das Abenteurerleben. In diesem unsicheren, haltlosen Treiben wuchs Herbert von Sonsfeld bei seinem Oheim auf. Nach dem Tode ihres Mannes wurde Dolly von Stern eck der Boden von Paris zu Heitz. Ihre vielen Gläubiger drängten sie. und fast wäre sie als Schwindlerin verhaftet worden. Aber schließlich gelang es ihr doch noch, ihre Gläu biger von neuem zu beschwatzen. Sie ging mit ihrem Neffen nach Berlin und wutzte sich auch hier Kredit zu verschaffen, wobei ihr Neffe sie wacker unterstützt«. Sein „Studium" diente nur als Vorwand. Im Grunde war er ebenso arbeits- schru wie leichtsinnig, dafür aber ein bildhübscher Mensch von besttickender Liebenswürdigkeit, wenn es ihm darauf ankam. Bei den Frauen hatte er unglaubliches Glück. Und darauf baute Dolly von Sterneck ihren Plan. Listig benutzt« sie den günstigen Zufall, der die arme Johanna als willenloses WerkMg in ihre Hände lieferte. Mit Juttas Einladung ihres Neffen war sie der Erfüllung dieses Planes wieder «in gutes Stück näher gerückt. Dollys gewandtes, sicheres Wesen, ihr vornehmes Auf treten hatten ihr schon über manches Hindernis hinwrgge- geholfen. Sir machte so gar nicht den Eindruck einer jener unsoliden Existenzen, die in jeder Erotzstadt zu finden sind. Sie wutzte sich nun auch mit der gleichen Geschicklichkeit in Ravenau zu hrhaupten, und Jutta war dem Zauber ihrer Persönlichkeit vollständig verfallen. Aufmerksam Hötte sie zu, wie diese Meisterin der Lüge ihr ein rührendes Bild von dem „geliebten Neffen" entwarf. Jutta freute sich fast auf sein Erscheinen, von dem sie auch Lebe» und Anregung in dem stillen Ravenau erwartete. Am Nachmittag fuhren die Damen nach Gerlachhause», wo Jutta vergnügt erzählte, datz sie einen East nach Ravenau geladen habe. Frau von Gerlachhausen fand es zwar ei» wenig unbedacht von Jutta, «inen ihr völlig fremden jungen Manp in Ravenau' aufzunehmen, aber da es Krau von Sternecks Neff« war, und sie diese nicht kränken wollte, schwieg sie dazu. Götz Hötte kaum, was Jutta sprach Sein Blick hing an dem lieblichen Mädchengesicht. Er empfand wieder mit voller Macht, wie die Liebe zu diesem holden Geschöpf fein ganzes Sein durchdrang. Langsam und stetig hatte sich dieses Ge fühl entwickelt, wie «ine gleichmäßige Flamme. .Juttas Blick traf einmal mit dem seinen zusammen. Nur «inen Moment lang, aber dieser Moment erfüllte Götz mit neuer beseligender Hoffnung. Auch Frau von Sterneck hatte diesen Blick be merkt. In ihren Augen zuckt« es auf, Und schnell rief sie 'Jutta durch eine Frage in die Wirklichkeit zurück. Auf dem Nachhausewege satz Jutta stumm neben ihrer Begleiterin im Wagen. Ein so leuchtender Ausdruck ver klärte ihr Gesicht, datz Frau von Sterneck nervös an ihren Lippen nagte. Niemals dünkt« ihr Götz von Gerlachhausen gefährlicher für ihre Pläne als heute. Herbert von Sonsfeld traf alsbald in Ravenau ein. Als er Jutta begrützte, war diese einen Augenblick ganz ver wirrt. Seine große», schwarzen Augen ruhten in so unver hohlener Bewunderung, in so leidenschaftlichem Entzücken auf ihr, datz sie lein Weib hätte sein müssen, um diesen Ausdruck mißverstehen zu können. Dazu war sie überrascht von Herberts körperlicher Schönheit. Seine elegante, hochragende Gestalt, der klassische Kopf, dir faszinierende», ausdrucksvollen Augen, di« wohlklingende Stimme — alles das konnte wohl ein Mädchenherz höher schlagen lassen. Wahrscheinlich wäre der Eindruck, den er auf Jutta machte, noch stärker gewesen, hätte ihr Herz nicht Götz von Gerlachhausen Lehött. Frau von Sterneck beobachtet« Jutta bei dieser Begrüßung schaff und verstohlen. Es entging ihr nicht, datz die flammend« Be wunderung Herberts die junge Dame zu verwirren schien. Liu triumphierendes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Im weiteren Verlauf des Gesprächs mit Herbert von Sonsfeld erhielt Jutta bald ihre Sicherheit wieder, weil eben ihr Herz nicht berührt war. Trotzdem lag etwas in seinem einschmeichelnden Wese», in seiner offen zur Schau getragenen Bewunderung, das ihr schmeichelte und sie für ihn «nmahm. Er wurde nie aufdringlich damit, schien sich vielmehr zu be herrschen. Sie ahnte nicht, datz sein ganzes Verhalten der Ausstutz kühler Berechnung war. Er wutzte Frauenhcrzen zu betören und setzte hier alle Kraft ein, um gleichfalls zu siegen. Dies „kleine Mädchen" zu erobern, dünkte ihm gar nicht schwer. Es kümmerte ihn wenig, datz seine Tante ihm sagte, Jutta liebe Götz von Gerlachhausen. Frauen sind wankelmütig, diese Erfahrung hatte er oft genug gemacht. Und einen biederen Landjunker aus dem Sattel zu heben, erachtet« er als Kleinigkeit, zumal er in seiner Tante eine klug« Helferin hatte. Datz er Jutta erobern mutzte, stand bei ihm und Frau von Sterneck fest. Hlm ersten Abend seiner Anwesenheit hatte er, um noch ein Wenig zu plaudern, seine Tante in ihr Zimmer begleitet. Stumm sahen sie sich eine Weile in die Augen. Endlich fragte Dolly von Sterneck leise, erwartungsvoll: ,fNun?" Er verneigte sich ironisch und tief vor ihr. Dann ant wortete er ebenfalls mit halber Stimme: „Mein Kompliment, chere tante, ich kann Dich nur rück- ! haltlos bewundern. "So bald hätte ich Deinen Ruf nicht i erwartet. Nun werden wir bald am Ziel» sein." Sie schüttelte mißbilligend den Kopf. „Sei nicht sicher, Herbert, und nimm di« Sache nicht zu s leicht. Mach um Gotteswillen keine Torheit! Jutta ist «uze ideal« Schwärmerin." „Um so besser. Auf dieses Genre versteh ich mich Solche Mädchen fangen am leichtesten Feuer." „Du vergißt, daß sie bereits verliebt ist." Er drehte an seinem eleganten schwarzen Bärtchen und machte «in unternehmendes Gesicht. „So ist wenigstens etwas Reiz bei der Sache. Uebrigens kommt dieser Götz von Gerlachhausen auf Dein Konto. Du hast mir versichert, datz Du ihn als Nebenbuhler unschädlich s machen willst." „Ja, wenn alles so glückt, wie wir beraten haben. Aber > Vorsicht ist geboten. Wir müssen Hand in Hand arbeiten, s damit Jutta Dein« Braut wird, ehe Du Raveirau wieder verläßt. Wenn auch die Verlobung der Trauer wegen nicht