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- rsr Ich blätterte in meinem Notizblock. „Die Tiara des Saitaphernes". Was meinen Sie dazu?" „Ausgezeichnet! Mal ein Titel, bei dem man sich etwas s denken kann, wenigstens der gebildete Teil des Publikums, s Was ist das übrigens, die Tiara des Saitaphernes?" „Eine Tiara ist ein priesterlicher Kopfschmuck, und Saita s pHernes war ein Hohepriester. Erinnern Sie sich nicht Ker Geschichte? Die Tiara des Saitaphernes tauchte vor Jahren in Paris auf, und tout Paris strömte ins Louvre, um sich an der Schönheit dieses Kunstwerkes zu berauschen. Bis sich eines Tages herausstellt«, daß das aufgelegte Kleinod «in aufge legter Schwindel war, «ine Fälschung, die ein junger Mann aus Odessa..." „Tja — Hauptsache ist, das; ich Montag früh das - drehfertig« Szenarium habe .... etwa hundertzwanzig Sze nen. Adieu." Kleine Paus«. Ich lasse mir di« Tiara des Saita- phrrnss durch den Kopf gehen. Wenn man vielleicht. . . Telephon klingelt. Sein« Hoheit d«r Darsteller des Joe Jenkins: „Servus! Also Montag fangen wir an. Ich bin hier ^«im Direktor und hab« euer Gespräch mit angehört. I Hauptsache ist natürlich mein« Rolle. Der Detektiv darf über haupt nicht von der Leinewand herunterkommen, hörst du? Ich denk mit dieser Zlara..." ,„.... Tiara." . Tiara läßt sich eine Meng« anfangen. Zum Beispiel: ich dringe nachts in «ine düstere Kellerwerkstätte ein, , in der ein junger Mann sitzt und fälscht." „Würde Zensur verbieten. Fälschen darf nicht gezeigt «erden, ist Verbrechen." „Also gut — sagen wir: die Tiara wird gestohlen. Ein ! Mann erbricht «inen Geldschrank..." s „Würde Zensur verbieten. Einbruchsdiebstahl ist Der- > brechen." s .^Donnerwetter .... also: die Trara hüpft allein aus s dem Eeldschrank. Würde das die Zensur etwa auch ver- s bieten?» „Allerdings: physikalische Unmöglichkeit — Irreführung des Publikums. Schluß!" Kleine Paus«. Wenn man vielleicht... das Telephon s klingelt. Fräulein Maria Bianca — di« blonde Marra ' Bianca. „Grüß Gott." Sie spricht einen Dialekt, in dem alle ! möglichen Akzente mitklingen: ein bißchen Wienerisch, ein bißchen italienisch, ein bißchen kattowitzertsch. „Sre denken doch j an eine schöne Rolle für mich, liebster Freund?" „Selbstverständlich. Sie spielen eine Frau, die gelähmt ." „Sie sind wohl ne^ g'scheidt? Tanzen will ich Die s Rolle schpütl ich net . . . Schutz." — Die Sache fängt gut an. ' Telephon klingelt: der Direktor: „Also die Frauenrolk - muß anders werden. Keine Gelähmte. Tanzen mutz sie. ." ; Telephon klingelt: der Regisseur. Telephon klingelt: die Dame, die die Wirtschafterin des Detektivs spielt. Telephon klingelt, Telephon klingelt .... In diesem Tohuwabohu sitzt der unglückliche Autor, schreibt streicht aus diktiert — telephoniert . . - ändert .... und am Montag früh liest er dem versammelten Volke den in Tagen und Nächten mit Mühe und Not fertig gewordenen Film vor: „Die Tiara des Saitaphernes", De tektivroman in vier Akten. Und der Direktor nickt und schüttelt den Kopf, und der Regisseur schüttelt den Kopf und nickt, und die Darsteller nicken und schütteln den Kopf, und dann sehen sie sich an und schüt- kln nochmals den Kopf: „So ein Kinodichter verdient sein G«ld doch im Schlaf . . . ." j On ZerieMuek ZärslsngfaN Einer der schlimmsten Fälle völkerrechtswidrigen Verhal tens seitens der Engländer, die grausame Ermordung deutscher Soldaten, die deutlich ihre Waffenstreckung kundgegeben hat ten, ereignete sich am 14. Oktober 1917 bei Monchy. Dieser furchtbare Fall ist durch ein halbes Dutzend beschworener Zeugnisse bis in alle Einzelheiten hinein festgsstellt und ge winnt durch so vielseitige Beleuchtung eine erschreckende Klar heit. Unteroffizier F. war Gruppenführer und lag mit seiner Gruppe in einem angefangenen Stollen. Sie bestand aus acht Mann, zu denen am 14. Oktober, während des Artilierk- feuers, noch der Gefreite K und der Musketier T. kamen- Letzterer hatte Brandwunden an Hals, Händen und Beinen, ersterer war verschüttet gewesen und hatte Quetschungen an der rechten Seite. Der Sanitätsunleroffizier K-, der auf dem- Schlachtfeld nach Verwundeten sucht«, um sie zu verbinden, kam ebenfalls in den Graben und verband T. Durch das Artilleriefeuer wurden sechs Leute im angefangenen Eingangs stollen verschüttet. Sie wurden äusgegraben, und bis auf «in«n, der erstickt war, lebend geborgen. Um 6 Uhr nach mittags griff die feindliche Infanterie an. Ein Nahkampf ent spann sich, nach tapferer Gegenwehr mußten die Unseren wegen Mangels an Munition in den Stollen zurück. Nun warfen dir Engländer Handgranaten in den Stollen. F. erhielt durch Mei Granaten 19 Verwundungen. Die Engländer schrien in d«n raucherfüllten Stollen hinein. Auf diese Rufe wollten T. und zwei Leute hinausgehen, um sich zu ergeben. Seine großen Verbände waren weithin sichtbar, als «r mit erhobenen Händen unter „Pardon"-Rufen hinaustrat; er wurde aber sofort am Eingang erschossen. B. wurde von den Engländern über den Haufen geschossen. Einen Dritten, den Musketier Sch-, der ebenfalls aus dem Stollen hinausgegangen war, wiesen di« Engländer an, auf ihren Graben zuzugehen, schossen ihm dann aber von rückwärts eine Kugel durch den Unterklb. Die Engländer warfen noch anderthalb Stunden lang Hand granaten in den Stollen hinein und feuerten dazwischen Schüsse ab, wodurch noch mehrere Leute verwundet wurden. Bor der Ermordung T.s hatten die im Stollen Befindlichen Pardon gerufen, nach dem Vorfall aber befahl ihnen der Unteroffizier, ruhig zu sein, damit der Feind sie für erledigt halte. Der Gefreite K. hatte die Ermordung T.s, da «r an die Seite des Eingangsstollens geschmiegt lag, aus größerer Nähe gesehen. Der Musketier Sch, der nach seiner Verwundung in einem Granatloch liegen geblieben war, von wo es ihm gelang, bei Einbruch der Dunkelheit zu den deutschen Linien zurückzu- khren, hat die Vorgänge ebenfalls eidlich bestätigt und noch hinzugefügt: ,O>b die Engländer bekunken gewesen sind, kann ich nicht angeben." Bekunken oder nicht, die Engländer haben hier, nach einer gründlich und einwandfrei bezeugten Darstellung durch die Niedermitzelung wehrloser Verwundeter, die sich ergeben wollten, einen schweren Bruch des Völkerrechts, «inen mehr fachen Mord begangen. Die Untat von Monchy le Preur wirft ein trauriges Licht auf englische Kriegsgewohnheiten und bildet eine würdige Ergänzung zu den zahlreichen Ermordungen Wehrloser und Verwundeter durch weiße oder farbige Franzosen, als deren würdige Verbündete sich die.Engländer durch solch« Hand lungen erwiesen haben. Selusgener UeberkN Ein erfolgreicher deutscher U-Bootangriff auf einen e^tg- lischen Geleitzug von England nach Stavang«r wird ans Kopenhagen gemeldet. Der Eeleitzug bestand aus 33 Schiffen, darunter ein dänisches und ein schwedisches, die miteinander kollidierten, wobei das schwedische Schiff beschädigt wurde, s sonst aus norwegischen und englischen Schiffen. Der Geleit zug war durch 18 größere und kleinere englische Kriegsschiffe, darunter auch einige Dreadnoughts, geschützt. Am ersten Tage gingen auch englische Wasserflieger mit. Di« Reise verlief bis , 9 Seemeilen vor der englischen Küste ungestört. Dort wurde : jedoch auf beiden Seiten des Eeleitzuges plötzlich je ein deut- s sches U-Boot entdeckt. Ein englischer Dampfer wurde mitten ! aus dem Geleitzuge heraus sofort torpediert. Einem Kriegs schiff gelang es, den Hauptteil der Besatzung zu retten. Die ! englischen Kriegsschiffe warfen Bomben auf die U-Boote- Man glaubt, datz eins getroffen und vernichtet worden sei. Der Eeleitzug führte viele Passagiere und groß« Post mit. Später hörte man von der norwegischen Küste eine starke Ka nonade. Vielleicht gerieten die den Eeleitzug schützenden Kriegsschiffe in einen Kampf mit den U-Booten oder anderen deutschen Kriegsschiffen. Die Versenkung ein«s englischen Dampfers wird offiziell durch den norwegischen kommandieren den Admiral bestätigt. i -"eDV«S»-> Lerantw artlicher SiedaLeur: Ernst Noßberq in Frankenberg i.S. — Druck und Verlag von L. <8. Romberg in Frankenberg i.S