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— S8 — Lei Merer Marine in Zirm «lern j 3. Am Titz der . . . Marimdivisisn. Wenn man schon in dem flandrischen Küsten- und Ueber- schVemmun^sgebiet einige Streifen kreuz und quer unter nimmt, dann darf etwas nicht fehlen: Das echte Flandern- wclter, der trübe Himmel, der nebelige Dunst und das feine Regengeriesel. Oder man würde kein ganz echtes Bild von Flandern bekommen. Nun, ich habe das Glück. Programm mäßig öffnet der Himmel seine Gießkanne und von See her schleichen feuchte Nebelschwaden herein und hüllen das flache Land in «inen grauen Schleier. Und der Schlamm auf den Straßen des kleinen Dorfes wird noch etwas tiefer und - weicher, so daß allhier schon das Schuhwerk aufmurrt, daß es woh: auf dem Pflaster der Großstadt, nicht aber in der flandrischen Kriegszone seinem Besitzer die Pfade bahnen kann. - In diesem unscheinbaren Dorfe, nicht weit hinter der Front, liegt der Stab. Von hier aus laufen die vielen Drahte nach den Stellungen, die unsere nordwestlichste Schutz wehr bilden. Und allhier herrscht der strategische Geist, den man vorne zu kühnen Angriffs- und zähen Abwehrtaten um- setzi. Der Admiral empfängt mich in seinem kleinen Arbeits zimmer. .Unter den blonden, buschigen Augenbrauen blitzt ein Paar energischer Augen. In der straffen, sehnigen Gestalt liegt etwas von einem germanischen Recken. Das also ist Erzellenz X., einer unserer besten Schiffsarkilleristen, der nun zum Landkrieg umgesattelt hat und seit Jahren mit Aus zeichnung in Flandern kommandiert. Bald darauf stehe ich vor General P., dem Kommandeur der Artillerie. Ein gütiges, von einem blonden Vollbart umrahmtes Gesicht blickt mir entgegen. Freudigst mache ich von der Erlaubnis Gebrauch und sammele mir an Hand vorzüglicher Karten theoretische Kenntnisse üoer das weite Gelände, das ich in den nächsten Tagen kennen lernen soll. Mein Staunen wächst. Einer , aufrichtigen Bewunderung für deutsche Organisation aber macht es Platz, als ich bald daraus von dem Adjutant und anderen Herren des Stabes in die Geheimnisse der Ar- Ullerieleitung eingeweiht werde, sehen kann, wie hier, trotz aller primitivster Einrichtungen, eine geniale Eefechtsleitungs- anlage geschaffen ist, wie von hier aus mit Hilfe zahlloser Telephonleitungen der Kommandeur die vielen schweren, mitt leren und leichten Batterien des Abschnitts leitet. Ihre Zahl ist nicht gering, ihre Stellungen weit über das Gelände ver streut, stets bereit, nicht nur feindliche Massenangriffe nieder zu halten, sondern auch die eigenen taktischen Erwägungen in — "die Tat umzusetzen, erkannte gegnerische Batterien zu be kämpfen oder den Verkehr hinter der feindlichen Front wirksam zu unterbinden. Ich habe Gelegercheit, auch das schriftliche Befehlsüber mittlungssystem kennen zu lernen, die Berichte der einzel- imn Batterien über die Ereignisse in den letzten 24 Stunden, wie auch die an sie gerichteten Befehle für die kommende Nacht. Militärische Kürze und doch welch vielsagender Inhalt. Da sehe ich gerade den Befehl, nach dem in der nächsten Woche eine fünfstellige Zahl einer gewissen Art von Granaten in eines der größeren feindlichen Nester zu werfen ist, am den Franzmännern den Aufenthalt gründlichst für geraume Zeit zu verleiden. Was aber mein ganz besonderes Interesse fesselt, ist die Abteilung . . ., Fliegerphotographien und ihre Auswertung. Diese kleinen Lichtbilder von kaum Visitenkartengröße, aus genommen aus mehreren tausend Meter Höhe, sagen dem Laien gar nichts. ' Selbst unter dem Mikroskop geben sie dem nicht damit Vertrauten fast gar keinen Aufschluß. Aber die liebenswürdige Unterweisung durch Leutnant W. zeigt mir bald die feindlichen seh: geschickt maskierten Batterien, die Schützengräben und Wegs. Ueberrascht stelle ich die Ver änderungen fest, die innerhalb weniger Tage an einem Stück der feindlichen Front vor sich gegangen sind. Auf Bild 1 hinter der Pser ein glattes Gelände. Auf Bild 2 jedoch plötz lich ausgei"etene Weg«, tiefe Fahrrinnen, dis alle zu einer Brücke münden. Hier führen die Feinde jetzt zu nächtlicher Zeit Munition und anderen Kriegsbedarf heran. Nicht lange mehr, denn bald wird ih-.en ein recht unangenehmes nächtliches Störungsfeuer, ein Feuerüberfall, dis Gewißheit geben, daß unsere Flieger, fast möchte ich sie als „Luftdetektive""bezeichnen, hinter ihre neuen Schliche gekommen sind. Lerantwortlich« Redakteure Ernst Roßb?rq in Frankenberg i.K Leider muß ich weiter. Nach einem kurzen Besuch im Regimentsbüro eines schweren Korpsartillerieregiments, ws sicb mir die UebeKeugung aufdrängt, daß auch hier alles wie am Schnürchen geht, verbringe ich den Abend in dem Kasino des Regimentsstabes und sammele wichtige Fingerzeige für die Wanderungen der nächsten Tage, für dis Besuche von Schützengräben und Batterien. Ich höre von den Ab wehrschlachten des Sommers, von dem wütenden, unerhörten Trommelfeuer, von heißen Großkampftagen. Ihre Spuren soll ich aus eigener Anschauung kennen lernen. vünsbmq unä Lucic Kaum eine der russischen Festungen war besser zur "Ver teidigung geeignet, als das nunmehr ohne großen Widerstand in unsere Hände gefallene Dünaburg. Seine Lage lud gerade zu da u ein, die natürlichen Vorzüge als Verteidigungsstellung auszubauen, denn im Norden der Stadt bot bereits der Flußlauf die nötige Sicherung, während, auf den anderen Seiten Sümpfe das Vorgehen des Feindes hemmten und an die Benutzung gewisser Straßen banden. Diese Natur festung durch Kunstbauten zu verstärken, war leicht und empfahl sich um so mehr, als Dünaburg für den von Westen kommenden Gegner nicht nur als Eingangstor ins innere Rußland betrachtet werden konnte, sondern in Händen des Verteidigers auch ein stets verwendbares Ausfalltor bildete- Dies machte seine Wegnahme auch in diesem Teil des Krieges gegen die Bolschewikibanden zur Notwendigkeit. Dünaburg besteht eigentlich aus vier Teilen, nämlich der Festung,.der Neuen Dorstadt, der Alten Dorstadt und dem vor dem Brückenkopf jenseits der Düna liegenden Dorf Gnwa. Dor dem Hauptwall der auf dem rechten Ufer des Flusses liegenden Festung liegen detachierte Werke mit für die Verteidigung günstigem Vorgelände, während der Brückenkopf des linken Ufers aus selbständigen Werken besteht. Trotzdem man im Verlaufe der Jahrhunderte die Bedeutung Dünaburgs als Festung zur Genüge kennen gelernt hatte, wurde 1897 beschlossen, es zur Depotfestung herabzusetzen, das heißt ihm den Charakter als Festung erster Klasse zu nehmen. Die günstige Geländeverteidkgung mag zu diesem Entschlusse ge führt haben, und während des langen Krieges bot sich auch hinreichend Zeit und Gelegenheit, dieser natürlichen Verteidi gung durch feldmäßige Mittel nachzuhelfen. Welchen Wert Dünaburg als Verbindungspunkt für uns hat, erhellt wohl aus der Tatsache, daß es an der großen Straße Kowno - Petersburg sowie an den Eisenbahnen Petersburg—Warschau, Riga—Wilebsk und Libau—Dünaburg liegt. Die bekannte Festung Luck gehört zu dem bekannten wol- hynischen Festungsdreieck Luck—Dubno—Wowno, von dem es den nordwestlichen Eckpfeiler bildete. Es befand sich in diesem Kriege ebenso wie Dubno bereits einmal in Händen der Zentralmächte, wurde dann aber, als zu weit vorgeschoben, wieder geräumt. Die Eisenbahn und Hauptstraße von Kowel über Rowno aus Kiew, führt nördlich von Luck vorbei. Der Ort befindet sich genau in der Mitte zwischen Kowel, von dem unsere Unterstützungserpedition der Ukraine ausging, und der Festung Rowno. vermiscdter * Dit Wäsche des Herrn Leutnant. Auf der Venloer Straße in der Genar unz Stommeln traf der Eendarmerie- wachtmeister einen berittenen Soldaten, der ein großes Paket auf dem Pferde hatte. Das kam dem Wachtmeister verdächtig vor; er fragte den Soldaten nach Weg und Ziel und erhielt die Antwort, er wäre Bursche und hätte die Wäsche für den Herrn Leutnant. Der Wachtmeister prüfte das Paket und — sand ein geschlachtetes Schwein. * Der Wurstzipfel. In der Residenzstadt Coburg sah die Polizei aus einer Wagenladung von Kisten aus einer der selben einen Wurstzipfel heraushängen und hielt die Sachen fest. Sie hatte damit einen großen Fang gemacht. Die Kisten und Kasten enthielten nicht weniger als 165 Pfund Kalb fleisch, 90 Pfund Rindfleisch, 80 Pfund Ziegenfleisch, 10 Pfd- Weißwurst, 14 Pfund Salamiwurst, 60 Pfund geräucherten Schinken, 50 Pfund Rauchfleisch, 20 Pfund Butler, Dörr obst und dergleichen. - Druck und vc>» L Nokbera m Frankenberg i. D