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Junge-' ,N«in, mein Christa-Maria und Marlene hatten die ganze Nacht bei Eüldane gemacht, die in wilden Fieberphantasien raste und bald nach Wolfgang, bald nach Joachim, bald nach ihrem Kinde verlangt«. Der Sanitätsrat war gegen Morgen endlich, weil die Pflicht ihn rief, in die Stadt zurückgekehrt. Dann wollte er daheim nach dem Rechten sehen und den Jenaer Professor erwarten, der frühestens am Nachmittag dort sein konnte. Er hatte mit Christa-Maria alle Mah- nahmen für die Kranke besprochen und wenn er auch vor ift Christa-Maria. Sobald sie ihre Hand fühlt, ist sie wenig stens für «ine kurze Weile gebändigt." „Mas tst's, Vater?" „Er kommt auch nicht wieder? Dann ist es gut, dann wird Mutti wieder gesund und lieb zu mir." Und sorglos trippelte der Kleine umher und machte sich wichtig an seinem Köfferchen zu schaffen, während der Sani- tätsrat flüchtig, im halblauten Ton, seiner Tochter berichtete. „Da ist wohl keine Aussicht, datz Christa-Maria zurück kommt, Vater?" „Nein, sie bleibt auf Ettersrode." „Bei ihrer Feindin, Lie ihr ihr« ganze Jugend zerstört nur zuweilen das eine Wort „hoffnungslos", wenn er sich ruhelos auf di« andere Seite warf, und sie ahnte erschauernd, was «s bedeutet«. So schlief der Totgeglaubte unruhig die erste Nacht da heim Srnem neuen Morgen entgegen. Hirsch er mit schmerzlichem Lächeln, den Diener auf di« Schul- ! rer klopfend, „datz dein Herr noch einmal von den Toten ! «uferstände." „Ach, Erlaucht, halten zu Gnaden, darum hab« ich ja ' «betet Tag und Nacht," schluchzte der Alte, während die i Hellen Tränen ihm über das gefurchte Antlitz liefen und dann schritt er, den silbernen Armleuchter hoch «mporhaltend, Mut- - rer und Sohn voran, die eins auf den anderen gestützt, lang „Ein schweres Nervensieber, aber wohl noch mehr, der vollständige Zusammenbruch aller körperlichen und geistigen Kräfte." Frau Hilde setzte energisch ihren kleinen schwarzen Stroh hut auf. „Ich will jetzt Holm selbst auf die Burg bringen, und dann muh ich mich beeilen, ms Lazarett zu kommen, da ich doch wohl für die nächste Zeit auch Christa-Marias Ver tretung übernehmen mutz?" Der Sanitätsrat nickte. „Ich glaub«, datz sie auf Etters- rode bleiben wird, so lange sie dort notwendig ist." (Fortsetzung folgt.) ! läufig keine Katastrovhe befürchtete, so war doch sein Herz voll von Sorge, ob Christa-Maria und Marlenes Kräfte ausreichen würden, die oft Rasende zu bändigen. Er be- schlotz, sofort «ine Pflegeschwest«r zur Unterstützung der beiden Mädchen aufs Schloß zu beordern und mit Hilde zu be sprechen, ob man das -Kind auf die Burg schicken könnte, ' ohne dem zarten Kindergemüt zu schwere Aufregung zu b»- i reiten. ; Als der Sanitätsrat in sein Haus zurückkehlte, fand er schon seinen kleinen Freund Holm vollständig angezogen, obwohl es kaum fünf Uhr morgens war, sein kleines Reiße- köfferchen- zur Seit«, beim Frühstück, das ihm Hilde förm- i lich in den Mund zwang. „Ich konnte Holm nicht länger im Bett halten, Vater," i berichtete Frau Hilde, „er will durchaus zu seinem Vater." Der Sanitätsrat strich zärtlich über den Lockenkopf. „Recht so, mein Junge. Kinder gehören zu ihren El- s tern. Du mutzt aber sehr brav sein, Mutti ist sehr, sehr ' krank" Holm sah den Arzt nachdenklich an. Ist der Andere bewegung. Nun mutzte der Sanitätsrat trotz seiner Kümmernis doch lächeln. Lebensglück zerstörte. Warm das nicht ähnliche W wte st« vorhin die Mutter zu ihm gesprochen? War d^nn sein Empfinden, das sich voll Entsetzen von der Fra- wandte, die er einst geliebt, so ungerecht, so falsch, datz «r sich mahnen lassen mutzt«, das Rechte zu tun. „Sei nicht hart, Joachim," bat Marlene. „Wer weiß, wie lange Holms Mutter noch unsere Nachsicht und unsere Hilfe braucht. Der Sanitätsrat" — ein Schluchzen erschüt terte Marlenes B.ust, „sieht sehr ernst aus und Christa- Maria, die bei E ' le ist, pruste di« Lippen seit aufeinan der, um nicht zu .«.rraten, wie es um Eüldane steht. Der Sanitätsrat aber hat soeben nach Jena an den berührten Nervenarzt B. telegraphiert. Wir hoffen, datz er morgen hier sein wird, und fürchten, datz e" die Diagnose, di« Christa- Maria und ihr Vater stellten, bestätigen mutz." „Und was sagen sie, oder besser, was liest du in ihren Mienen?" sam folgten. Die Mutter wollte den Sohn zur ersten Rast in seinem Vaterhause geleiten, wie sie es einst, als er noch ein Kind war, so oft getan. Als sie über den weiten Dang schritten, auf dem ihr« Lritte unheimlich widerhallien, hielt Joachim plötzlich inne, denn aus der Fensternische löste sich langsam eine weiß gekleidet« Gestalt und trat Joachim entgegen. „Marlene," rief er bewegt, ihr beide Hände entgegen streckend. „Wie viel habe ich dir abzubitten." Friedrich war inzwischen in Joachims Zimmer verschwun den, und auch' Gräfin Erdmute löst« ganz sacht ihren Arm «us dem ihres Sohnes und trat still in sein Gemach. Joachim bemerkte es gar nicht, so bannt« ihn das leidvolle Antlitz des blonden Mädchens, das er «inst um Eüldane aufg«g«ben hatte. Er hielt ihre bebenden Finger in seiner Hand. „Was willst du, Marlene," fragte er sanft. „So kenne ich dich nur, wenn du eine große Herzensbitt« hattest." „Die habe ich auch, Joachim," gab sie gequält zurück, „und du wirst sie mir sicher gewähren. Ach," fuhr sie fort, bh bin ja so froh, datz du lebst, datz du heimgekehrt bist, so furchtbar auch diese Heimkehr für drch ist. Du fordertest vorhin, datz Eüldane dein Haus vsrlätzt. Ich bitte dich -ringend: erlaube mir, datz sie wenigstens noch kurz« Zeit bleibt, bis ich sie und ihr« Not irgendwie an einen stillen Ort bergen kann, wo sie wieder gesund wird." „Du wolltest fort," griff der E.af das Wort erschreckt auf. „Du, Marlene, wolltest Ettersrode verlassen, wo du groß geworden bist? Das immer deine Heimat war?" „Ich mutz wohl," gab Marine mit «-'nem weben Lächeln zurück. Wenn ihr alle euch oon Eüldane wenden, ich, ihre auch noch da?" frag'! er mit einer bezeichnenden Hand seine Mutter urteilen, die, das wiederhol« ich dir, von heut« „Hoffnungslos," gab Marler« zurück, dann glitt sie wie MN ausgeschaltet sein soll aus meinem Leben." Die alte Frau ein Schatten den Gang entlang. lächelte mild und ein. klein wenig überlegen. Sie kannte das i „Hoffnungslos!" hallte es in Joachim nach, als «r über merkwürdige Ding in der Brust, Menschenherz geheitzen — ! di« Schwelle seines Zimmers trat, wo Friedrich im Neben lie kannte auch das Leben und wußte, datz ein einziger Augen- ! zimmer inzwischen «m Bad bereitet hatte. Die Mutter wartete blick genügte, alles harte Wollen, alle strengen Vorsätze über , seiner, bemüht, in seinen Augen zu lesen, was er über Eüldane den Haufen zu werfen, wenn das rebellische Herz einen schnei- i beschlossen. Sie hatte Marlenes Bitte wohl verstanden. Aber leren Schlag tat. s Joachim sprach kein Wort mehr. Als er schon lange in „Und nun, Mutter, möchte ich «in wenig ruhen," sagte seinem Bett lag, an dem die Mutter die ganze.Nacht saß Joachim erschöpft. „Morgen will ich euch erzählen, wie sich ! und seine fieberheitze Hand hielt, hörte Gräfin Erdmute alles zutrug. Heute möchte ich nur schlafen, nichts mehr sehen und nichts fühlen, als datz du bei mir bist." Friedrich kam, um mit zitternder Stimme zu melden, datz das Schlafzimmer für seine Erlaucht gerichtet sei, und datz er sich auch erlaubt hab«, für einen Jmbitz zu sorgen. Graf Joachim nickte dem Alten dankbar zu: „Das hast du dir wohl nicht träumen lassen, mein Alter," einzige Schwester, darf es nicht. Ich verstehe ja nur zu gut, datz der Zorn dich übermannt, und datz du Eüldane nie mehr sehen willst. Aber Holms Mutter hat doch viel leicht ein kleines Anrecht auf dein Erbarmen, das du jo. s Hai?" " ----- sonst einer Bettlerin nicht versehen würdest." , „Nicht doch, Hilde," wehrte der Eanitätsrat vorwurfs- Joachim schwieg, wem Aug« hing selbstvergessen an s voll. „Die einzige, die noch beruhigend aus die Gräfin wirK, dem blassen Mädchengesicht, das für die " at, die einst lh" - - - - -