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Sonntag, den 16. Aebruar Nr. 17 1918 M. Bonitz. - 7 ' 8^ Daß einst, .wenn- unser Stündlein naht, Zu .Ende geht der Lebenspfad, - Uns seine Huld nicht fehle. Daß -nach dem mühevollen Lauf Uns Engel tragen still hinaus ' Zns^ Paradies der Seele. Frankfurt a. O. „Der Racker da", schalt er, bemüht, seine Rührung zu v^r- - bergen, „war wieder mal schhmer als sein alter Vater. Lotti Wollte immer um ihrer selbst willen geliebt und geheiratet ergriffen. !. Bodo drückte zärtlich ihre Hand und sich zu seinem künf-- j tigen Schwiegervater wendend, sagte er bewegt: i - „Ich danke dir, lieber Vater, für das Vertrauen, das ' du mir schenkst. Ich will es ehrlich verdienen. Lottis Glück soll meines Lebens Inhalt sein. Nun aber gehe ich dich gleich mit -einer Bitte an. Kinder'k —» fügte er mst einem halb ! schadhaften Lächeln hinzu, „dürfen ja wohl alle ihre Nöte > Und Hoffnungen den Eltern ans Herz legen?" Unser Lebe« , Ein Becher voll vom Strom der Zeit, ' Ein Tröpflein aus -der Ewigkeit * Sind unsres Lebens Tage. - Ein flüchtig lachend Morgenrot, Ein Dornenweg durch Not und Tod, Ein Lied -voll Weh und Klage. : Ein Irren nur durch fremdes Land, Durch Felsgestein und Wüstensand,^. > . Ein Nimmerruhn und -rasten. - Und seufzend tragen wir einher ; Aus unserg Herzen hart und schwer ' . Das Bündle in unsrer Lasten. . . . Ein Suchen nach verborgnem Glück, ' Ein Wgrten aus den Augenblick, i, Da -alles Leid sich wende. . i Da unser armes, banges Herz, > Entflohn der Welt und ihrem Schmerz Sich legt in Gottes Hände. Durch manches tiefe, dunkle Tal Der Sünde und Eewissensqual, x > Durch Kleinmut und Verzagen. ' -- Durch eine Welt voll Hatz und Neid, - . Voll Krieg und Ungerechtigkeit > Wird unser Herz getragen. Stünd' nicht in aller Erdennot Uns gnädig bei der treue Gott,. - l I Wo sollten Trost wir finden? - Nun aber steht und bleibet er , Unwandelbar, ein Fels im Meer, ., > Auf .ihn wolln wir uns gründen. nommen und verwirrt von fallen lleberraschungen, wehrte ihrem Uebermut. „War das recht, Lotti," -fragte vorwurfsvoll, „ein solches Spiel mit mir zu treiben? Jetzt sitze ich nun gründlich jn der Patsche. Mir dem kleinen Tippfräulein hatte ich mich nun schon abgefunden, aber die Tochter des Kommerzienrats tut mir weh." - „Du brauchst ja Dalers Geld nicht zu nehmen," tröstete , sie, „wir richten uns mit dem Kommitzvermögen > ein und wenn es nicht reicht, dam helfe ich meinem bisherigen Brot- Herrn wie jetzt im Kriege mit der Schreibmaschine und wtr leben dann einen guten Tag von meinem grotzartrgen Gehalt." Bodo zog das lachende Jungmädelgesicht am Ohrläpp chen zärtlich^ zu-sich heran. . . „Du Strick,^du", lachte er, „mich so anzuführen," und sich zu ihrem Vater wendend, sagte «r: „Nach Ihrem Geld, Herr Kommerzienrat — gelüstet es mich nicht, aber die Lotti da, die will ich'festhalten und hüten wie einen köstlichen Edelstein.. „Wenn ich sie ^von Ihnen zur ' Fvau erbitte, so entführe ich Ihnen "mehr als alle Ihre Schätz«, von denen ich nichts sehen, haben oder hören will." „Ruhig, ruhig, meii; Liebet", mahnte Lotti, „datz du kein Mitgistläger bist, hast du ja bewiesen, denn sonst hätte ich dich ja gar, nicht genommen.. Aber ein leichtsinniges Huhn bist du doch — so aus reiner Lkebe ein Mädchen, das nichts hat und nichts ist, sich aufzuhalsen. Sogar die Uniform wollte er meinetwegen ausziehen, Vater", fuhr sie fort und eine Helle Träne, schoß ihr ins Apge. Bodo kützte innig ihre beiden kleimn weitzen Händen „Alles ist wie ein Märchen", flüsterte er ihr selig zu, „da ging, auch immer ein armer Teufel aus ohne Glück und Stern, und schließlich brachte er sich ein Kömgskrnd.heim." " Der Kommerzienrat hatte eine- neue Flasche beordert. Jetzt perlte, der Sekt in den hohen Kelchen. Hell ließ er sein Glas aik die des Brautpaares klinaen. - „Als ich hierher kam", «sprach er mit ernstem Blick in Bodos Augen, „war ich eigentlich für eure Sache, meine Kinder, nicht zu haben. Ich hielt die ganze Geschichte für «ine romantische Laune meiner Kleinsn, der ich sehr energisch .«in Ende zu bereiten gedachte. Aber als ich in Ihr, nein — in dein ehrliches Gesicht, mein Sohn,-sah, als ich merkte, wie - ernst es dir war mit deiner Liebe, da schmolz mein Widerstand. Lotti hatte' immer Furcht, nur als Tochter des Kommerziell-- rats begehrt zu werden, nun kann sie. stolz sein, datz sie als armes Tippfräulein den Mann ihres Herzens gefunden hat. Gott segne euch beide, meine Kinder. Möge euer Bund, in dieser großen und heiligem Zeit geschlossen, euch und uns allen zum Heil gereichen." . Wieder klangen die Gläsir, und Lotti schluckte tapfer di« aufsteigenden Tränen herunter. „Wenn das mein Mütterchen erlebte" — murmelte sie : . „Sie ist im »voraus gewährt, wenn es möglich ist", ant- s wartete Kettler, sich bedächtig eine Zigarre anzündend. ' . „In drei bis vier Wochen muß ich wieder ms Feld. Da möchte ich dann bitten, daß Lotti gleich meine Frau wird, " - — wer weiß, ob ich wiederkehre — kommen wir beid« unser Märchenglück." Mn Roman aus der Gegenwart Von Anny Wat he. Nachdruck verboten Frankcnbcrtzer ErMler ÜnterhalrurrgöbeUage zum Frankenberger Tageblatt Wird jcdrr Minwoche-, Freitag«- und Sonntags-Nummer ohne Preiserhöhung des Haüvtblatte^ öeigegebe:.. sein, darum erfand sie das Wärchen von dem Tippfräulein :m Dienste des Kommerzienrates." „Märchen?" widersetzte sich Lottw „Sind das Märchen? Ist es nicht die lauterste und reinste Wahrheit? Bin ich nicht s Schreibmaschinenfräulein bei dir? Hast du nicht mein« Gehalt ! jaus 240 Mark, allerdings erst nach hartnäckigen Erpressungen meinerseits — aufgebessert? Du tust.ja gerade, herzallerliebster - Vatv, als hätte ich Bodo etwas vorgeflunkerr?" Und dabef legte Lotti lächernd ihr« Arme um Bodos Hals Henn sonst Uttd blinzelte spitzbübisch zu iym auf. Er aber, noch ga»«z br- noch um