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- 51 Zu 1: Es ist zunächst nötig, die Machs des „übe»- bat eine gütige Vorsehung die beiden,' die meinem Herzen Handwerk und Gewerbe wenig, in mc ichen Fällen gat nichts. Ungelernte Arbeiter'im Alter von 1^j—17 Jahren erhalte« Wöchentlich bis zu 30 Mark und mehr Lohn. Handwerls lehrlinge — und um solche handelt es sich wohl in vorliegender Frage — stehen im allgemeinen wirtschaftlich am schlechtesten da, sodaß ihre Ausbildungszeit den Eltern schon eine erhebliche Summe kostet. Wirtschaftlich schwer kämpfende Eltern äber deickn in den meisten Fällen bei dem Streben nach Erleichte- .rung ihrer Lags und infolge ihres niederen Bildungsstandes nicht an ihres Jungen Zukunft, sondern rechnen nur mit dem - augenblicklichen höheren Erwerb. Viele mögen dazu gerade gezwungen seich so gern sie ihre Jungen „etwas lernen" Netzen. Den Jugendlichen selbst gefällt in ihrem Sekoständigkeits- drange der reichliche freie Erwerb auch besser, als der durch Kontrakt festgelegte Zwang-verdienstloser Lehrjahre, die keine ' Herrenjahre sind und in denen dsr Lehrling-laut Gewerbegesetz „der väterlichen Zucht- des Lehrherrn unterworfen" ist. Nach geleisteter Arbeit hat der Ungelernte Geld und Zeit, den Herrn zu spielen. Vielfach begegnet man der auch berechtigten An-- stcht, daß für den Unbemittelten die Aussichten auf spätere Selbständigkeit im Gewerbe sehr gering sind. Viele werden noch als Gesellen dem Handwerk untreu. , Datz,aber wirtschaftlich besser gestellte Eltern ihre begab ten Söhne mit Vorliebe durch höhere Schulen der Beamten laufbahn, dem Kaufmannsstande, freien akademischen Berufen zuführen und höchstens unbegabte ein Handwerk erlernen lassen, Aus Veranlassung des Schulamts hat sich Fortbildung<> schuldirektor Burkhardt zu den vorliegenden Fragen wie'folgt Nachtnittag mit zu Altens zu nehmen. Da mag er bleiben, bis, alles vorüber ist." „Ach, wenn du das tun.wolltest, Günter. Ich wollte schon Christa-Maria bitten, sich des Jungen anzunehmen, aber ich wußte nicht, wie du darüber dachtest. Eüldane wird ja rasen, aber ich sehe keinen anderen Ausweg, um häßlichen Erörterungen, die, nicht ausbleiben würden, vorzubeugen." . - „Mir ist schon leichter ums Herz, nun ich mich zu 4ir' «ussprechen konnte," fuhr Marlene fort, indem ein schatten haftes Lächeln um ihren Mund zitterte. Sorglich wie ein Bruder legte Günter seinen Arm um die Schulter des Mädchens und führte Marlene, sie behutsam stützend, den schmalen Pfad ast dem steilen Abhang des Burg berges dahin. „Wir wollen treu zusammenhalten, Marlene," sagte'Graf Günter warm, „wie Bruder und Schwester. Und unseren Holm, den wollest wir in Joachims Sinne zu einem tüchtigen so lener sind, für einander bestimmt." Der alte Wetterhahn auf dem Turm kreischte dazu in mißlichen Tönen und vom Brocken- her blies ein scharfer Wind und trieb dunkle Wolkenmassen zu Tal. . (Fortsetzung folgt.) der Geldrerdienst in Bettacht. Der Ungelernte verdient viel der Lehrling iu - „Als Joachim fortging," fuhr Marlene fort, „hat er ; mir Holm noch besonders ans Herz gelegt. Vor Eüldanes s Einfluß sollt« ich ihn schützen. Du, Günter, .bist der Vor- s münd! Was soll jetzt mit dem Jungen geschehen? Soll! er Zeuge sein, wie seine Mutter einem anderen Manne ange- l traut wird? Wenn Güldans Takt hätte, so wäre sie still aus l dem Hause gegangen und hätte sich irgendwo mit Wolfgang ! Zusammengehen lassen. Aber sie besteht auf ihrem Schein, ! von^hier aus in das neue Leben zu Keten. An derselben j Stelle, wo sie Joachim die ewige Treue gelobte, will sie i wieder stehen, den Segen des Priesters zu empfangen. Ich ! verstehe nicht, wie du und deine Mutter das dulden könnt, - Ginster, das Andenken an Joachim müßte es euch verbieten." ! ' „Wir sind doch ganz machtlos, wenn es Eüldane an s Herzenstakt fehlt. Nichts weiter können wir tun, als dafür ! sorgen, datz Joachims Frau in würdiger Weise das Haus ! verläßt. Nachher werden sich ihr diese Tore verschließen." „Du vergißt Holm. Der Junge gibt ihr immer das Recht, hierher zurüchukehren." Günter schüttelte den Kopf. „Sie wird jhn bald vergessen haben und auf die Liebe des Justgen kann sie nicht rechnen. Ich selbst möchte auch nicht, daß das Kind dieser seltsamen Hochzeit beiwohnt, und habe schon daran gedacht, ihn morgen Vie LediMattmge im hsnilwem Der Stad Kat zu Chenzstitz und die Eewerbekammer haben vor einiger Zeit Maßnahmen zur Heranziehung von Lehrlingen-und Arbeitskräften im Handwerk er örtert. Da die Frage jetzt für. das Handwerk außerordentlich brennend ist, sei über die Verhandlungen hier einiges berichtet: Das Direktorium des Rates der Stadt Chemnitz hatte an das Schülamt L die Anfrage gerichtet, 1. ob Maßnahmen getroffen sind oder sich empfehlen, um das übermäßige Ab wandern der jungen Leute in unge lernte Arbeit einzudämmen, 2. ob besondere Einrichtungen ins Auge zu fassen sind, um di« bei oen jungen.fortbildungsschulpflichtigen Leuten infolge der Verkürzung der Unterrichtszeit, Beurlaubung . usw. entstandenen theoretischen und praktischen Lücken zu be seitigen, - . 3. ob Einrichtungen angezejgt sind und welche, um die bei den schon länger im Felde stehenden Handwerkern (Lehrlingen, Gehilfen und Meistern) entstandenen Lücken in theoretischen und praktischen Kenntnissen in möglichst - kurzer Zeit zu beseitigen. _ - «uf falschem Urteil über die Anforderungen der einzelnen Gewerbe an die geistige Leistungsfähigkeit und — Standesdünkel — auf der falsche-- . Wertung des Gewerbestand:s gegenüber den Berufen, die „das ' Einjährige" verlangen. Die angeführten Ursachen zeigen Wege zur Behebung, des Uebelstandes: Zunächst muß, um recht viel« geistig ustd sittlich tüchtige Jungen gelernten Berufen zuzuführen und sie dabei zu erhalten, die wirtschaftliche Frage des Verdienstes ge löst werden. Die Lehrherrcn müssen sich bereit finden lassen, leistungsfähigen Lehrlingen eine angemessene Vergütung ' zu gewähren, steigend mit der. Zunahme der Leistungsfähigkeit. Denn daß tüchtige -Lehrlinge für einen Gewerbebetrieb etwas' bedeuten, hat der Krieg gezeigt. Allerdings haben die im Gewerbe anzueignenden Kenntnisse, und Fertigkeiten, sowie das berufliche und sittliche 'Vorbild des tüchtigen Meisters auch einen so hohen Zukunftswert für den Lehrling, daß darin schon ein Lohnkapital verborgen liegt. Doch das ist zunächst nichts Sicheres »nd Greifbares und wird darum nur in seltenen^ Fällen für eine Berufswahl bestimmend wirken. Die Wirtschaft-- lichen Ansprüche an Nahrung und Wohnung — wenn d°r Lehr ling nicht beim Meister wohnt — und Kleidung bleiben für den Unbemittelten als Hemmnis bestehen. Hier mutz . ' der Skv.it, " dem ein leistungsfähiger Eewerbestand neben anderen Stän den Stütz« und Rückgrat ist und der in Zukunft mit tüchtigen Arbeitskräften nicht verschwenderisch wirtschaften darf, helfend eingreifen. Die Heranbildung seines Beamtenstandes auf Höheren Schulen und Universitäten, wie auch" die Heranbildung von Angehörigen freier akademischer Berufe kostet den Stack und die Gemeinden erhebliche Summen. Es muß auch eine offene Hand zur Unterstützung tüchtiger Bedürftiger, die sich einem gewerblichen Berufe widmen wollen, und solcher, die sich später selbständig machen-wollen, vorhanden sein. Wichtig ist für die Lösung unserer Aufgabe ferner eine rechtzeitige ... . Aufflärung Ler Eltern Hier mutz die Volksschule mit Elternabenden und persönlicher Berufsberatung eintreten. Aber schon 1 Jahr vor d«m Aus kitt aus der Schule. Da gilt es aufzuklären über die Sicher heit des Verdienstes für Gelernte und Ungelernte bei wirt schaftlichen Krisen, über die Möglichkeit des Aufwärtskommens von Kindern und Kindeskindern durch vernünftige Berufswahl, über die Befriedigung, die ein gelernter Beruf gewährt, über die Gefahren der Selbständigkeit reichlich verdienender Jugend- „Sr ist vergeblich, Marlene," wehrte Günter die leiden schaftlich Erregte sanft ab und dachte dabei: „Jetzt weiß ich erst, wie sehr Mattens Joachim geliebt 'geäußert: Hat und er sie.- Unl? Eüldane hat mit Bewußtsein dieses "" Menschen heranbilden — als.wär es unser eigenes Kind." Fest fügten sich die jungen Hände ineinander und Gräfin - Erdmute, die vom Fenster aus die beiden so einträchtig über ' den Burghof kommen sah, dachte mit gefalteten Händen: 1 „Vielleicht finden hier meine Gebete Erfüllung. Vielleicht - Glück zerstört, das beiden eine so reiche Zukunft erschlossen f mäßigen Abwanderns junger Leute in -ungelernte Berufe" hätte." - - . s festzustellen. In erster Linie kommt Z