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.'aterS. !ustsM- ^euhelt! 1S18 Irei^ag, de» 1. Aeöruar Ar. 13 13 w? 8' Dm anderen Morgen hielt Bodo von Verden Lottis Kärtchen in der Hand. Sie schrieb: „Geehrter Herr von Perden! , Sintemalen es doch sehr fraglich ist, ob Sie "nicht sehr bald miedet ins-Feld müssen^, mochte ich mein Versprechen halten und Ihnen mitteilen, dah ich Ihnen' gern am nächsten Mittwoch um die „seine stunde" herum — wie die Hildes heimer sagen — unter dem tausendjährigen Rosenstock am Dom in Hildesheim begegnen möchte. Ich will Ihnen nur ins Gewissen redey, wie ganz und gar ungehörig es ist, einMäd- . chen, das man Zar nicht rennt, zu fragen,- ob sie Ihre Frau werden will. Machen Sie sich also aus.eine gründliche Straf predigt gefotzt. Lotti." ' Bodo jauchzte förmlich aus, nachdem er gelesen, dann kützte er den Brief inbrünstig und stürmte wie ein Junge zu seinem Freund, um ihm sein Glück zu künden. Günter lächelte dem Aufgeregten zerstreut zu, denn seine Seele war von eigenen Gedanken und Gefühlen beschwert. „Denke doch, Gunter", rief Bodo ganz atemlos, als er den Freund nach langem Suchen endlich aus der alten Burg mauer aufstöberte, „ich werde die klein« Lott, Wiedersehen." hoffentlich eine bessere Laune bescheren." Graf Günter glitt von der Burgmauer herab, klinkt« dann in ihrem verwitterten Gemäuer «ine kleine Pforte auf und die Freunde traten auf einen schmalen Pfad hinaus, der rings um. die Lutzeren Burgmauern lief. Von diesem Weg aus hatte ma» einen weiten Blick über waldige Bergrücken bis zum Brocke« hist, zu Fützen im SonnensAin das freundliche Städtchen mir seinen blanke.: Dächern und Giebeln. Würziger Harzgeruch umfing die Freunde und verblüht« Heckenrosenblätter flatterten in der weichen Luft und sänke» lautlos zu Boden. An der AHestierte der Burg verlor sich der Pfad in einem winzigen Gärtchen, wie viele alte Schlösser ihn aus der Minnezeit noch aufzuweisen hatten. Hier wucherte» lauter altmodische Blumen, Goldlack und Aurikeln, Lawendel und Thymian. Ties versteckt unter einem Jasminbusch fand sich eine alte morsche Bank. — Hier hatte Günter in Kinder tagen mit Güldane und Christa-Maria ost R-uber und Prin zessin gespielt. — Wie weltverloren doch dieser alte Mnn«- k garten anmutete, den Günter so lange nicht mehr betteten. Ganz still wurde es in ihln, so, als wenn am Sonntag dj« Air chenglocken gingen. - . „Wie schon ist es hier", empfand auch Bodo, mit leuchten den Augen um sich blickend. „Dieses kleine Eden ist ja be lauschend m seiner Sütze." Er hielt erschrocken inne, denn plötzlich klang schmerzliches, heitzes Weines durch die Stille. . In ratloser lleberrsachung sahen die Freunde sich 'm di« Augen. Günter wies jetzt nach dem Jasminbusch. Durch di« tief herab hängenden Zweig« schimmerte ein weihes Kl«id. „Marlene", flüsterte Günter und legt« bedeutsam den > Finger auf die Lippen. „Sie,weint um ihre Schwester," kam es leise aus Dodos unerquickliche Angelegenheit mit hineingedrängt worden bist." - „Es ist peinlicher für euch als für mich, Günter, und wenn du und deine Mutter mich nicht immer wieder zum Blei ben bestimmten, ich wäre sicher längst abgereist, dem euch, meine ich, wäre es auch lieber, allein zu jein." i ^,Jm Gegenteil, usts^allen ist es ein großer Trost, und mir eine besondere Beruhigung, datz du bei mir bist, Bodo. Gegen wen sollte ich wohl hier mein Herz erleichtern und mich' offen aussprechen? Marlene möchte ich nicht unnütz weh« tu« und meiuc Mutter ist schon ohnehin elend genug." „Na, es war sehr gescheit von der schönen Güldane, für ein -paa- Tags nach Hannover zu verschwinden," bemerkte Dodo, ^,um die Lücken ihrer Aussteuer für die neue Hoheit zu ergänzen." Günter zuckte verächtlich die Achseln. „Ist, um Wolfgangs dort zu treffen, weil er nicht nach Ettersrode kommen will. Ich wünschte, wir wären erst acht Tage älter, Bodo." , „Ich auch!" riefVerden übermütig, „dann werde ich doch , siche: wissen, woran ich bin. Weiht du, am liebsten liefe ich gleich ins Doktorhaus, um Fräulein Christa-Maria, di« mich immer so s-belmisch ansieht, einzuweihsn. Natürlich geht das. nicht an, at^r ich meine, sie gerade mutzte mich recht verstehen." „Du scheinst ja merkwürdig vertraut" mit Christa-Maria," .entschlüpfte es Günter Mihtt.uisch. „Mir erklärte sie unumwun den, vor Somtag hätte sie keine Zeit für mich, und als du Besuch machtest, war sie doch Sa. Ebenso hast du sie gestern im Walde getroffen und heute früh auf dem Weg^ ins Lazarett." „Gönnst du mir das nicht?" fragte Bodo., „Offen gesagt nein! Es ist mir nämlich so, als weiche mir Christa-Maria aus." . „Unsinn, mein Junge. Wir haben, immerzu von dir ge-' redet, d«nn über Lott:, da wollte sie ja nicht recht ran. Na, übermorgen ist ja endlich der Sonntag da, der wird dir Frankcnberger ErMicr Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt Wildleder Mittwochs-, Freitags- und Sonntags-Nummer ohne Preiserhöhung des HauAblttres beigegeben. Mtvegr Künstler, wird's im Innern steif, ' Das ist nicht erfreulich^ ' Auch dev- vagen Züge" Schweif Ist uns ganz abscheulich;- Kommst du aber auf 8is Spur, Datz du's nicht getroffen, Zu der wahren Kunstnatur Steht der Pfad schon offen. Goethe 2 " --4 8 L - s s e s Heilige Zelten Ein Roman aus der Gegenwart Von Anny Wothe. . .Nachdruck verboten „Du hast Glück, mein Junge", gab er zurück, „aber ich bitte dich um altes in der Welt, mache keine Dummheiten und binde dich nicht. Es kann für dich ein grenzenloses Unglück sein." ' ^Zlch, was, ein grenzenloses Glück, Günter. Lotti wird geheiratet, selbst wenn, ich sie von zehn Kommerzienräten los- reifen mühte. Den Kerl könnte ich ja kaltblütig erwürgen." Günter schüttelte mihmutig den Kopf. „Du begibst dich da in Dinge, aus denen du dich gar nicht wieder herausfindest, Bodo. / Mittwoch, sagst du? Da ist ja «der Güldanes Hoch zeitstag." . , " - „Na, Gott sei Dank, datz ich dieser Feiet nicht beiwohnen brauche. Du muht mich Entschuldigen, Günter, hörst du. Du kannst sagen, datz ich in dringenden Familienangelegen heiten verreisen mutz, datz.meine selige Grohmutter im Ster ben liegt od«r meine alte Erbtante, die leider gar Nicht-vor handen ist, mich noch einmal vor ihrem Ende, sehen, will. Jedenfalls mutz ich Mittwoch nach Hildesheim." Gräf Günter klopfte auf seinem luftigen Sitz ungeduldig mit den Fützen gegen die Mauer. „Ich wünschte, ich könnt« es auch machen wie druEinfach ausrücken. Die Atmosphäre .hier auf Ettersrode ist seit dieser grählichen Verlobung uner träglich,'obgleich Vetter Wolfgang sich taktvollerweise gänz- . lich fern hält. . Ich bedauere aufrichtig, datz du hier in diese