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Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage WM Frankenberger Tageblatt Wird jeder Mittwochs-, Freitägs- und Sonntags-Nummer ohne Preiserhöhung des Hauptblattes beigegeben. Wr. 11 Sonntag, den 27. Januar 1918 ii sichtig fern wie du. Ich aber kann nur fluchen, wo du schon lich vom Kriegsdienst befreien können, ckber es gjng ihm gegen die Ebre, nicht mit der Waffe in der Hand dem Vaterlande zu dienen. Der jüngste Sohn, aktiv bei den Dragonern, schied für den Betrieb von vornherein aus, und da hatte denn der Kommerzienrat, der sich schon von dem größten Teil der Geschäfte zurückgezogen .hatte, bei Ausbruch des Krieges wieder die Leitung selbst übernehmen müssen. Voll Sorge und mit sehr gemischten Gefühlen hatte er sich Tief im Harzwald, von schroffen Felsenhängen umhegt, lagen die Hüttenwerke des Kommerzienrats v. Kettler. Weit räumig und weitverzweigt war das Riesenwerk ausgewachsen, das der Vater des Besitzers fast aus dem Nichts heraus geschaffen, ein großmächtizes Zeugnis deutscher Kraft, deutschen Fleißes und deutscher Intelligenz. Tag und Nacht glühten die Feuer der Hochöfen in die Harzberge und Wälder hinaus, herrschte in den Förderschächten reges Leben, obwohl es gegen wärtig überall an' Bergleuten, Ingenieuren und Betriebs- Ernst der Zeit, wenn Wolfgang, den sie liebt, erst wieder draußen im Felde ist und. sie um ihn zittert. Bis jetzt hat - sie trotz Not und Tod des Vaters ihres Kindes, trotz des harten Schlages, der sie zur Witwe machte, die heilige'Zeit noch nicht begriffen." „Frauen wie sie", warf Günter mit. schwerer Stimme ein, „begreifen sie wohl überhaupt nicht. Sie gehen ewig tän delnd, mit der ungestillten Sehnsucht nach Genuß im Herzen durchs Leben, und wo andere säen und aufbauen, vernichten sie- Heute danke ich es Gott aus tiefster Seele, daß mich Güldane einst betrog, wenn ich es, auch nicht verwinden kann, daß Joachim ihr Opfer ward."' Marlene war still hinausgegangen. „Sie hat so unendlich um Joachim gelitten," bemerkte, die Gräfin, dem jungen Mädchen bewegt nachschauend.' ...Wie glücklich'wäre ich gewesen, hätte Joachim Marlene zur Gattin erwählt. Aber er ging, wie ihr alle, blind an diesem seltenen Kleinod vorüber. Das Schlichte, Echte, Gute und Große in Marlene erkanntet ihr nicht, nur das Schillernde, Verführe rische an Güldane reizte euch, die innerlich nichts, aber auch gar nichts zu geben hat." - „Du hast recht, Mütterchen. Aber wir haben alle un seren Unverstand schwer gebüßt. Ich meine, wir müssen uns endgültig damit abfinden, daß Güldane für immer von uns scheidet und wer weiß, vielleicht können wir noch froh sein, daß alles so gekommen ist. Der arme Kerl, der Wolfgang, der sich trotz allem von ihrem Zaubernetze hat fangen lassen, tut mir leid. Das Erwachen wird furchtbar für ihn sein." „Er meint, daß er nicht wiederkommt, daß da draußen schon eine Kugel für ihn bireit ist." Günter sah erschreckt auf. „Es geht die Sage, daß die Diethardshausen immer ihren Tod vorhergeahnt." „Das wäre ja entsetzlich für Güldane." „Sie muß eben wse wir alse lernen, mein Sohn, daß aus diesem ungeheuren Weltenaufruhr, aus Jammer und Not ein anderer, neue: Mensch erstehen muß,' der seinem Schicksal gewachsen ist, will er glücklich sein und glücklich machen. Und jetzt komm zu unserem kleinen Holm. Ganz schonend und - vorsichtig müssen wir ihm sagen, was für ein Kind so bitter ist, das um den geliebten Väter trauert." „Mutter," rief Günter, die Hand der Mutter gegen >eine Wange schmiegend, „ich wollte, ich könnte so gut, so nach- Heilige Zette« Ein Roman aus der Gegenwart Von Anny Wothe. Nachdruck verboten Güldane aber wandte sich mit zornfunkelndem B'ick an die drei,' die unbeweglich und steif in der Mitte des Gemaches sie. „Anstatt Wolfgang und mir unsere peinliche Lage zu st ' n-n-n« erleichtern, macht ihr sie uns nur noch schwieriger. Ich will die i I »u yei . . Stunde segnen, wo ich endgiltig dieses Haus verlasse, das - -wir immer wie ein Gefängnis war." V ! Günter ritz ohne ein" Wort die Türe weit auf, hinter der Wolfgang wartend stand und schloß sie hart hinter Güldane. Dann klopfte er seine Hände leicht gegeneinander, als müsse er etwas Unangenehmes von sich schütteln. Als er aber sah, daß Marlene wie vernichtet noch immer inmitten des Zimmers an derselben Stelle stand, faßte er warm ihre beiden Hände. „Nimm es dir nich^ so zu Herzen, Kind, du . kennst ja ELldaye." . . , — —„ , — - - „Ich schäme mich so", kam es schluchzend von den bebenden - beamten fehlte. Wo es ging, hatte man Frauen eingestellt, Lippen Marlenes. „Ich schäme mich so für meine Schwester, um die Betriebe in der Kriegszeit aufrecht zu erhalten. Euch, die ihr Güldane ein Menschenleben hindurch nur Güte Der älteste Sohn des Kommerzienrats, einer der Haupt- und Nachsicht erwiesen, euch tritt sie mit Füßen, wie sie ihr leiter der großen Werke, hätte sich zwar leicht als unabkömm- eigenes Kind verleugnet, wenn es ihre. Selbstsucht gilt. Ich " " " " * ' - - ' ^habe so Angst um Güldane. Wie schwer wird sie noch im Leben büßen müssen für das, was sie euch alles getan." Die ' satte Frau zog den blonden Kopf Marlenes sanft an ihre Brust. „Vielleicht lernt Güldane doch noch zu ihrem Heil von dem Der llolirer Asm Zu Kaisers Geburtstag. O Kaiser! Latz in Horden anstürmen Feindesmacht! Uns bist du Bruder worden kn Deutschlands heilger Nacht. Du hast die Welt umworben zu heiß, zu treu, zu rein. Was Haß an dir verdorben, bringt Liebe doppelt ein. Die Wett, die falsche, scheele, ta dich in Acht und Barm, da klang die deutsche Seele , als Kaiserglocke an! i Ob deinen Thron, den reinen, die Welt in Hatz umstellt, es bauen dir die Deinen ber Liebe goldnes Zelt. Ob tausend Feinde lauern, dein Volk hält durch, die Nacht - vor deines Schlosses Mauern, vor deinem Herzen-Wacht! Dr. Walter Fler . Leutn. u. Komp.-Führ., gefall, auf d. Insel Oesel.