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— 40 — > ——— > ' - - » — » rwm> , —W—.--I, ——E—EMM. Ber<mtwortlich«r RedÄtmr: Ernst Robber« in Frankenberg t.S. — Druck und Verlag von E. G. Roßberg in Frankenberg i.S nahmepreisen von 625 006 auf reichlich 3 Millionen Mark. Alle diese Angaben vervielfältigte man mit 17 und man wird damit annähernd auf' die entsprechenden Ergebnisse im gesamten Deutschen Reiche kommen. Dem Bolksvermögen können ungezählte Millionen zu- fließen, wenn man bedenkt, daß gegenwärtig durch unsach gemäße Behandlung der Kaninchenfell« alljähr lich im Deutschen Reiche nicht weniger als 45 Mil lionen Mark verloren gehen! Dies« Summe unse rem Volke zu erhalten und Hunderte von Millionen überdies zu gewinnen, das sind wir im Reiche wohl imstande; die Be dingungen dazu sind vorhanden, nur bedarf es dazu allent halben zielbewußter Arbeit und der wohlorganisierten An passung u. a. auch an die Fell Verwertung. Diese ist eine gar mannigfaltige, so gewinnt man aus ihr u. a. unechte Pelzfellr, Leder, Wolle, Produkt« für die Filzfabrikation, Leimsiedereien usw. Für die Wollindustrie dient vor nehmlich das Haar der Angora-Kaninchen; es, ist für «inen großzügigen Versuch auf diesem Gebiet eine besondere Zucht- und Versuchsanstalt in Leipzig geplant. Welch prächtige Nach ahmungen von Edelfellen für die Pelzsabrikation aus Ka ninchenfellen geschaffen werden, das bezeugten verschiedentliche vom Vortragenden ausgelegte Imitationen, wie z. V. bie weichen, schwarzglänzenden seidenartigen Sealfelle usw.; bei der ungeheuren Verteuerung der Tdelsell« bietet sich hier dem Züchter in Zukunft für dir Kamnchenfellverwertung ein wei teres mit den Jahren zu steigendem.Ertrage sich gestaltendes Absatzfeld. Aber sachgemäße vorsichtige Behandlung der Felle ist erforderlich nicht allein beim ischlachten, nein, schon bei der Zucht muß das Tier auf seine Fellverwertung vorbereitet werden, wie z. B. bei der Deckung, bei der Fütterung usw, Hier setzten nun ein« große Reihe praktischer Rat schläge geschöpft aus eigener langjähriger Erfahrung ein, aber auch die amtlichen Vorschriften über die Beschlagnahme und di« Bewertung Ler Kaninchenfell« behandelte Redner, weil sie durch die bei der letzteren vorgesehenen abgestuften Preise den Züchter Hinweisen auf zu Abzügen berechtigende Mängel und mehr oder weniger grobe Fehler, die bei der Züchtung, Behandlung und beim Abschlachten der Kaninchen leicht zu vermeiden sind. So wirkt der Krieg bezw. die Fellverwer tungsgesellschaft geradezu erzieherisch auf die Züch te r in einer Weise,' die in Zukunft von unabsehbarem Nützen für die deutsche Gesamtwfrtschast werden kann. Freilich ohne Mühe für den Kaninchenzüchter ist die große Zukunft der Zucht nicht denkbar, es gilt hier ziel bewußt in all und jeder Beziehung auf eine ebenso ertragreiche Fleisch-, als auch auf ein« ergiebig« Fellverwertung hinzuwirkcn. Behandle das Fell rilbtig, sonst hast du Abzüge von den Höchstpreisen zu gewärtigen; führe jedes dieser Felle dem Heeresbedarfe zu, für den heute das Kaninchenfell zur Herstellung der ver- Wedentlichsten, teils unmöglich erscheinenden Heeresbedarfs- Gegenstände dient; kein Fell darf verloren gehen! Solche Grundsätze müssen jedem Züchter sich jetzt einprägen. Die Be schlagnahme erstreckt sich gegenwärtig auf alle Kaninchenfelle. Redner ging hier auf die bestehenden Vorschriften sowie auf die für die Verwertung der Kaninchenfell« im Kriege ge schaffen«» Organisationen näher ein, auch auf die Krjegs- wirtschaftsstelle bezw. die Fellverwertungs-Altien-Gesellschast, der er selbst als Sachverständiger angehört. Als Sammel stellen, an die die luftgetrocknrten Felle abzuliefern sind, dienen die Kaninche.nzüchterverein« im Orte üsto., die ja auch um des großen Einflusses willen, den die Bewertung der Felle bei der Abnahme auf die Zucht ausübt, mit fachmän nischen Ratschlägen und Auskünften jedem Züchter gern zur Verfügung stehen. Die amtlichen Beschlagnahme-Dorschriften weifen hin auf die Schätzung und Bewertung, die dem Kaninchenfell in Zukunft gebührt und nicht nur das, sondern die Fellverwertungs-Eesellschaft fördert di« Kaninchen- zuchtdurchbare Mittel, so stellte sie zunächst 6000 M. der Universität Halle zur Verfügung, und zwar zur Erfor schung und Erprobung wirtschaftlich besonders wertvoller Ka ninchen-Rassen; weit größere Summen sollen später noch zu anderen der Hebung der Kaninchenzucht dienenden Aufgaben bereitgestellt werden; denn nach dem Kriege , steht der Ka- ninchrnzucht hinsichtlich der Fleischgewinnung als auch in bezug auf di« Fellverwertung noch eine voraussichtlich weitere Ent wickelung und größer« Bedeutung zu, als sie gegenwärtig schon besitzt, ganz besonders hinsichtlich der Verwertung der Felle. Frankreich und Belgien gehen allen Ländern in der Kaninchenzucht mit bestem Beispiel« voran, Frankreich ist darin geradez« «in Musterland g«worden, in- welchem die Zucht bestens organisiert ist und die gewerbliche Fellverwer tung zu einem hervorragenden Industriezweig mit riesigen Umjätzziffern sich ausgebildet hat, der zu einer glänzenden Höhe aufgestiegen ist dank nicht zum wenigsten dem Umstande, daß der französischen Industrie zweckdienlich vorbereitete Felle infolge der vorzüglichen Anpassung der Züchter an ihre Er fordernisse zur Verfügung stehen; das gilt z. B. auch von dem Sealfell, das echt und in tadelloser Güte heute mit 2500 M. bewertet wird, zu Friedenszeiten aber kostete Kaninchen-Imi tation Seal das Dutzend Felle etwa 25 M., heute das Fünf fache etwa. In Frantreich bedient sich die Kaninchenfell- Verwertung bei deren Verarbeitung, wo immer solche ihr sich bietet, der neuen wissenschaftlichen oder technischen Fortschritte und Maschinen. Der Vortragende hat in Frankreich die Kaninchenzucht und -Verwertung an Ort und Stelle kennen und schätzen gelernt und dabei zugleich dis erfreuliche Ueber- , Zeugung gewonnen, daß in Deutschland die Bedingungen für ' eine gleich gute Entwickelung der Zucht, ja noch bessere gegeben sind, weil Hei uns die Temperatuxverhältnisse förderlicher wirken als in Frankreich und Belgien, z. B. auch auf die dicht« Fellbehaarung. Bei kühlerer Temperatur fühlt sich das Kaninchen wohler - als in der Wärme; kühl,, aber trocken statt sonnig und warm fei «s untergebracht. Licht und Lust und Trockenheit verlangt der Stallhase. Die Schüttung der Ställe sei trocken, die Näss« sei möglichst vermieden. Stall wie Züchtung, Behand lung wie Fütterung seien stets aus die zweckdienlichste, wirt schaftlichste Verwertung des Kaninchens gerichtet —- dann wird es uns gelingen, Frankreich in seiner staunenswerten Ausnützung des Kaninchens auch hinsichtlich der gewerblichen Verwertung einzuholen, der deutschen Fleischgewinnung und Industrie aber werden dann alljährlich Millionen um Mil lionen als neue wirtschaftliche Werte zugeführt werden! Es gjlt die Zucht in die zu diesem Ziele weisende richtig« Bahn zu lenken. Die Produkte der Kaninchenzucht werden Preise erlangen, die die Zucht lohnend gestalten, und die auf sie verwendeten Mühen bezahlt machen. Wer des- Rates bedarf, der suche solchen bei den Kaninchenzüchtervereinen, die ihn - gern erteilen. " Greifen all« dazu berufenen Stellen Hand in Hand, so äußerte sich der Vorsitzende des sächsischen Züchterverbandes dem Verfasser gegenüber privatim, dann können wir in ver hältnismäßig wenig Jahren die französische Kaninchenfell- Verwertung trotz ihres großen gewerblichen Umfanges erreichen. -- Das ist ein Ziel, das nicht stark genug unterstrichen werden kann um des Nutzens willen, der daraus dem deutschen Reich« i erwachsen wird. ' . vermischter ' Französische Ritterlichkeit gegen Russinnen. Die Genfer - ' „Feuille" entnimmt der »Dictoire" folgende beschämende Ge schichte aus Paris: »Eine Frau russischer Abkunst bat ein Kind von 3 Monaten. Um Milch zu bekommen, braucht sie eine ärztliche Bescheinigung. Sie will sie bei der zuständigen Stelle . ihres Quartiers, in der Rue de Chemin Bert, holen. Sie hat noch nicht ihrGesuch ausgesprochen und ihren Namen genannt, als der Arzt in wilden Zorn gerät: »Was, eine Russin? Schämen Sie sich nicht, hier um Milch für Ihren Balg zu betteln? Wir können uns an den Russen nickt rächen, aber Ihr Kind muß krepieren." Die arme Mutter, in Tränest auf- aelöst, versucht ihm zu sagen, daß der Vater ihres Kindes in die Fremdenlegion eingetreten ist. »Fremdenlegion?" schreit der Arzt — »dos ist nur, um besser zu spionieren!" Und er wirst ihr die Milchkarte auf den Boden, die er nicht berechtigt ist, zu verweigern. Diese Art der Behandlung der vor kurzem noch so vergötterten Russen ist nach den trüben Erfahrungen, die wehrlose, tapfere deutsche Kriegsgefangene planmäßig erdulden müssen, kaum verwunderlich. Daß der „0olwr«"-F,rnis bei den Franzosen nur sehr dünn aufgetragen ist, hat der Krieg überall nachgewiesen. * Ein teurer Kuß. Ein Landwirt aus der Mühlhäuser Gegend, der ein 14 Jahre alles Mädchen, das als erholungs- bedürftig in seiner Familie untergebracht war, ohne den Willen des Mädchen« geküßt hatte, und vom Schöffengericht wegen" tätlicher Beleidigung zu einer Geldstrafe von 50 Matt verurteilt worden war, wurde infolge Berufung des Amtsanwaves von der Erfurter Stryffammer zu 500 Matt Geldstrafe verurteilt. Hierzu kommen die Kosten des Verfahrens. md doch hlimmcn hm ver-