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88' -ü ' :chj? ! ' Wußte ich doch gar uicht, ob es mir gelingen würde, ihre Liebe zu gewinnen. Ich hätte dem Lebenden nie etwas genommen und wollte auch dem Toten nichts rauben. Aber wenn Eüldane mich liebte; dann wöllte ich das Glück fassen, fo lang« noch das Leben winkt." Gräfin Erdmute wehrte ihm, abex Diethardshausen fuhr unbeirrt fort: , „Ich hatte ja selber das Gefühl, als mutzte ich warten, bis dieser Krieg ausgckämpft ist, aber — „zwischen Lipp und Kelchesrand schwebt gar oft des Schicksals Hand" — ich glaube nämlich nicht, verehrte Tante, datz ich, wenn ich wieder hinausgehe, zurückkehre. Das mag auch zu meiner Entschuldi gung dienen." „Du hast keine nötig, Wolfgang. Güldenes Gefühl mutz hier sprechen, doch deine Todesahnungen scheinen mir über trieben." „Die Diethardshausen, haben es stets geahnt, wenn'sie sterben. Aber das -st auch wirklich nebensächlich. Wenn ich falle, dann soll es freudig für unser Vaterland geschehen. Aber bevor mich die Schauer der Vernichtung treffen, da möchte ich auch einmal den Glücksbecher an dis Lippen gesetzt haben. In meine wilden Träume draußen im Feld hat so ost die grausige Nacht geschrien, aber nichts hat mich so elend gemacht wie die Sehnsucht nach Güldmite^- kein Kampf und.kein Tvd. In drei Wochen ist mein Urlaub zu Ende. Die Gnadenfrist, die mir das Schicksal gestellt, möchte ich noch auskosten. Vielleicht ist es ein Verbrechen — gegen Eüldane und gegen Joachim —" aber ich kann nicht anders. Das einzige, was mich darüber hinwegbringt, ist der Gedanke, daß — wenn ich falle—'Eül dane reich sein wird und unabhängig." < „Hältst du das für ein Glück bei einer Frau wie Eüldane?" Befremdet sah der junge Offizier auf die alte Frau, aber er wollte die Warnung nicht verstehen, die er in ihren Augen las — die Warnung, die ja schon oft in.schlummerlosen Nächten an ihn heranhuschte. Eüldane um jeden Preis be sitzen, das war sein Begehren, mochte, dann die Welt zer schellen, in Trümmer gehen., „Ich will Eüldane rufen lassen," kam es schwer von den Lippen der Gräfin. . - In demselben Augenblick schlug die Tür zurück und Eül dane flog aufjauchzend, wie ein zitternder Vögel, in die weit ausgebreiteten Arme des blonden Hünen, der die geliebte Frau Heitz an sein Herz pretzte. „Nun bist du mein," flüsterte er zärtlich zu ihr her nieder. - - Eüldane lächelte unter Tränen, dann stürzte sie auf Joachims Mutter zu und umfing weinend ihre Knie. „Verachte mich doch nicht, Mama", bat sie, „ich kann nicht anders. Joachim soll immer in meinem Herzen leben als etwas Schönes und Köstliches, das mir unwiederbringlich verloren ging. Aber ich kann mein ganzes Sein nicht an den Toten ketten, wo mich das Leben fordert." „Möchtest du in Diethardshausen glücklicher werden, als du es an Joachims Seite sein konntest", sprach di« Gräfin, gber es war kein« Wärme in ihrer Stimme. ,Mann soll eure Hochzeit sein?" fragte sie dann Hirz. Der blonde Ulan sah Eüldane, die sich wieder eng an ihn schmiegte, bittend an. „Ich habe an heute in acht Tagen gedacht, verehrte zornig mit der Faust über di« Augen fuhr. „Ich werde mich schon gegen den „Neuen" * wehren, beteuerte er, die kleinen Hände ballend, „ich wills ihm schon Und er siel — Joachim, den ich auch liebte wie einen Bruder. Tante. Eine KriegstrauLNg bedarf ja keiner Vorbereitung." ' Eüldane nickte ihm mit heitzen Augen zu. Die alte Frau ' neigte wie müde-das weißhaarige Haupt. „Habt Ihr auch schon bedacht, datz Holm auf Ettersrode . bleibt, und datz er .Euch mit seinem rebellischen Kleinen Herzen nicht wenig Schwierigeren machen wirb?". „Ich habe d a s . « Wi che Bestreben, verehrte Tante, dem Jungen ein wahret Vätek'Z^sein" sagte der Ulan mit fester StimM wjrd sich schließlich kst das Unvermeidliche fügen- Ich finde, es ist «in gutes Zeichen, datz der Junge zu Joachim . „Ich will keinen neuen Vater", weinte der Junge auf, ehe sie Joachims Weib wurde. Damals habe ich schwer mit mir ich will Vati lieb haben, nur ihn allein-^ . gerungen, und als Eüldane Joachim nahm, war ich nahe sollst du auch," beschwichtigte die Gräfin den Erreg- daran, ganz zugrunde zu gehen. Ich bedurfte meiner ganzen . ten. Hllker wird sich denn so gehen lassen? Nie wirst du je Energie, um nicht zu versumpfen, und oft war ich so weit, mir ein Aldat. wie Vati, wenn du so weinst, Holm." ., eine Kugel durch den Schädel zu jagen. Da kam der Krieg Sie streichelte und kützte den Jungen,' der stch jetzt' und immer dachte ich,, wenn ich sah, wie der Tod von den Bergen ins Tal sprang, wenn die Granaten in unsere Reihen schlugen, wer von uns übrig bleibt, dem war Eüldane bestimmt. Kind nicht-, .—, — — Der, alle Friedrich beendete mit keinem Eintreten das Zwiegespräch der beiden. Sein Gesicht schien gw.z verstört- „Was gibt «s denn, Friedrich?" fragte' die Gräfin. „Erlaucht halten zu Gnaden, Herr Baron v. Diethards- Hausen wünscht seine Aufwartung zu machen." , .^Bringt dich das so außer Fassung?" fragte die Gräfin milde. . »verzeihen Durchlaucht. Herr Baron tragen Parade- uniform. - Das hat sicher etwas zu bedeuten." „Es ist,gut, Friedrich, führe den Herrn Baron hierher und nimm Holm mit. Er kann jetzt im Garten spielen." Holm musterte die Großmutter mit argwöhnischen Augen, dann ktztzte er. ihr hastig die Hand. „Wenns der ist," flüsterte - er ihr verstohlen zu, auf die Tür deutend, durch welche der Besuch kommen mutzte, „dann schlage ich ihn." L . ' -Bestürzt sah. die Gaäfisi dem davoneilenden Knaben nach. Welche furchtbaren Kämpfe standen da bevor. Aber dennoch war sie stolz auf ihren Enkel. Das war Blut von ihrem Blut. Und als habe die Sicherheit des Knaben sie selbst ge festigt, hob sie das weißhaarige Haupt hoch empor. Ruhigen und ernsten Auges sah sie dem Besucher entgegen, als er fporenklinzend, in der lllMenrittmeistersuniform über die Schwelle trab mzhWnv Wolfgang von Diethardshausen, anfangs der.dreißig, frisch, hübsch, blond,, mit einem offenen, ehrlichen Gesicht, küßt« der Gräfin in leichter Verlegenheit die Hand. . „Vielleicht ahnen Sw, verehrtest« Tante", hob er an, ein klein wenig bewegt, „weshalb ich in dieser Aufmachung, hier", — er sah an der Aniform hernieder —. „so gar nicht ftiegsmäßig b«! Ihnen-erscheine." „Mein lieber Wolfgang," gab LÄ alte Frau zurück, „wir wollen uns nicht Versteck vorspielen. Du-hättest ruhig-in dei nem feldgrauen Rock kommen können und mir sagen, was du auf dem Herzen hast — lange schon. - ' - „Erlaucht!" die grauen Augen des blonden.Hünen mit der breiten Brust funkelten auf. ' „Gemach, mein Junge. Dies hier bedeutet doch nur eine Formsache, die ganz unwesentlich ist, denn ich meine, rs wäre dir kein Geheimnis, wie ich über die Angelegenheit denke-" „Dewitz nichts verehrte Tante, aber ich hielt es doch für meine Pflicht, Sie ganz besonders und respektvoll um Gül- danes Hand zu bitten. Sie waren mir stets gütig, wie «ne zeigen, daß wir auf Ettersrode treu sind." Und ich sah ein EotteÄzeichen darin, datz er nicht wieder Und wie sich selbst tröstend, fuhr er fort: -„Ich habe kam und hatte nicht Ruhe um Eüldane. ja dich noch, Großmutter, und Tante Marlene und Onkel ' av-.r.^ GLuMix- ach, und so viele" — er beschrieb wieder mit der Hand einen großen Kreis. , Die Gräfin nickte erschüttert. An die Mutter dachte das Mutter gesinnt, und ich möchte nicht, datz durch die -neuen Verhältnisse etwas zwischen uns treten könnte, was ich als fehr schmerzlich empfinden würde." Lieber Wolfgang, Eüldane ist Herrin ihres freien Wil- iens. Ich hab« weder das Recht, ihre Hand zu vergeben, noch zu verweigern. Du empfindest wohl selbst, datz ich dir beim allerbesten Willen nicht freudig entgegen kommen kann: Nie mand von uns. Unsere Herzen sind noch voll tiefer Traue? über Joachims Heldentod, und da können wir nicht anders, als es schmerzlich empfinden, wenn seine Witwe, schon jetzt ihr Glück in eintzr neuen Ehe sucht. Natürlich sin°d wir wett davon entfernt, es hindern zu wollen — wozu wir ja auch gap kehr Recht haben — mur möchte ich dich bitten, wenn es denn durch aus sein mutz — mach die Sache kurz." - Der Ulan stand noch immer, die Hand am Degengriff, vor der Gräfin. Die. Aufforderung, Platz zu nehmen, hatte «r nicht beachtet. Ueber sein -frisches Gesicht lief eine Blutwelle nach der anderen. Es war, als ringe er vergeblich nach Mor ten. Endlich sagt« er, dir Absätze zusammennehmend: „Verehrungswürdige Tante, ich weiß nicht, ich.es IHM» l bekannt ist, datz ich Eüldane schon immer geliebt habe — Hange, vor I