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Frankenberger Tageblatt acks Bezirks Anzeiger 77. Jahrgang Freitag, den LS. Zannar 1918 ««« ;en cht L mg Lrauleeudvrx, äsn 24. äavaar 1918. «li« vinsttlon kll i« N te*. icht str- i» »i. yom kmüen-^ommsnäant e Haag, 23. Jan. Der hier internierte frühere Cmden- Kommandant, Fregattenkapitän von Müller, äußerte zucjM» . Journalisten, es sei für ihn seinerzeit eine große Freude gc- wese», das; sein Geschmaderches' Graf Spee ihm die Bitte um Entsendung mit seinem Schiff zum Kreuzerkricg in den in dischen Ozean gewährt habe. Das Gefecht mit dem englischen Kreuzer „Sidney" Habx nicht so lange gedauert, wie offenbar vielfach angenommen werde. Dafür sei die artilleristische lleber- lcgenheit des Engländers doch zu grob gewesen. Außerdem i wikis sich als Konvent fühlen und durchsetzen wollen. Ihre bewaffnete Macht ist. zusammengesetzt aus der Roten Garde und der von jeher revolutionär durchseuchte» Flotte, besonders den Marineteilen der Ostsee. Sie ermöglichten ihnen die Spiengung der Verfassunggebenden Versammlung. Aber auf eine» kleinen Raum erstreckt sich doch nur- die wirkliche, über legene Mach- der Bolschewikis. Je weiter sie sich von Peters burg entfernen, desto stärker werden die ihnen feindlichen Sriömungen, die vorläufig noch nicht einheitlich zusämmen- gesaßt sind. Mihliügt die Friedensarbeit in Brest-Litowsk, so ist den Bolschewikis das stärkste Werbemittel entzogen, ohne das; jemand anders daran die Schuld trägt als sie selbst. Die klugen, wenn auch doktrinär .verrannten Männer, die an der Spitze der Maximalisten stehen, müssen bei V«r- -hältnisseN, wie sie vorliegen, ihre Hoffnungen auf irgendeinen anderen Faktor gesetzt habe», und man dürfte sich nicht täuschcn, wenn man ihn- in falschen Vorstellungen von den inneren Zuständen Deutschlands und" Oesterreich-Ungarns sucht. Die Russen drängen auf Oeffentlichkeit der Verhandlungen nicht so sehr, weil sie die Geheimdiplomatie grundsätzlich zu bekämpfen behaupten, als weil sie davon eine Wirkung auf die internationale Arbeiterschaft erwarten. Darin lag der Grund Mr die Peden zum Fenster hinaus, mit denen sie den tätigen Anteil ihrer angeblichen Gesinnungsgenossen in den Zentralreichen zu erzielen erhofften. Die Enttäuschung kam bald. Der Ausstand in einzelnen großen Städten Oestttrcich-Ungarns brach nach kurzer Dauer zusammen, und keine der Erwartungen, die man daran ge knüpft hatte, ging in Erfüllung. Militärisch machtlos, ahne die erhoffte Unterstützung in den Kaiserreichen, haben die Bolschewikis es in der Hand, ob sie sich im eignen Land durch schnellen Abschluß des Friedens neue Stützen für ihre be drohte Herrschaft sichern wollen. Dazu gehört allerdings eine völlige Aenderung. in dem Vcrhandlungsverfahren, das sic bisher beliebte». Die Geduld des deutschen Volkes ist durch die zeitverbrauchenden Quertreibereien erschöpft; wir haben es nicht nötig, länger Programmroden zu lesen. Wollen die Bolschewikis sich nicht davon überzeugen, daß tatsächliche Arbeit -ihnen am meisten dient, so müssen sie die Folgen tragen. Das mögen sie sich überlegen. Bestehungen auf das Tageblatt (für das Vierteljahr 2 M. 70 Pf., für den Monat 90 Pf.,) nehmen alle Ausgabestellen und Austräger in Stadt und Land, ebenso alle Postanstalten des Deutschen Reiches jederzeit entgegen. > , - . Volstssckule» 2u äsr äsn 26 Oaouar, vorurlttuL« IO TIVr im lUStteli«» Vori»- äl«r stattüuäsväsv Sfksnilivi»«« et«, «i«» bvi vslobsr User L-sbror kivxsl äiö ^vsxiaodv dstwo virä, lackst im Usmoa äsr Usbisrsvdsst vr§«bsnst sin gelangt Freitag, den 25. Januar, von nachmittags 3 Uhr ab an Minderbemittelte des 4. Brottartenbeztrks von Nr. 1000-1200 in der hiesigen Freibank zum Verkauf. — Die Hälfte der an sich erforderlichen Fleischmarken sind abzugeben. — Ausweiskarte ist oorzulegen. Stadtrat Frankenberg, den 24. Januar 1918. ' , Kartoffelkarten - Ausgabe Gelegentlich der am Freitag, den 25. Januar d. I., nachmittags 3 bis 7 Uhr stattfindenden - Retchsfleifchkarten-Ausgabe weiden auch die für die Zeit vom 26. Januar bis zum 13. April 1918 geltenden Kartoffelkarten mit ausgegeben. Letztere werden nur gegen Rückgabe der Stamm karten — Köpfe — der verbrauchten Äartoffelkarten verabfolat. Inhaber von Landeskartosfelkarten, welchen nur der Abschnitt ää. beliefert worden ist, erhalten Kommunalverbandskartofselkarten (von grüner Farbe) vom Montag, den 28. Januar d. I., ab in unserer ständigen Lebensmittelkartenausgabe — Markt 14 —, aber nur dann, wenn sich an der 'uriickzugebendel Landeskartosfeltarte noch die Abschnitte v und 6 0 befinden. - . Stadtrat Frankenberg, an, 24. Januar 1918. Ni ^tpveife für Mvlkeneiw itz. Der Richtpreis für Molk-nciweiß mit einem Wassergehalt von höchstens 88 v. H. beträgt künftig de» 'Abgabe durch den Heisteller in handelsüblicher Weise: 89 Mark für 50 Kilogramm. Die AmtSstauptmaunschanen und Städte mit Revidierter Städteordnun» haben für den Verkauf von Molkeneiwetß an oen Verbraucher unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse Kleinhandels-Richtpreis'! festms«^» u-v bekannt zu machen. Dresden, den 23. Januar 1918. - Ministerium des Hinnern. Am kacke äer OtülllS I» eine: Betrachtung der „Köln. Ztg." über die Ereignisse von Brest-Litowsk unter obiger Uebcrschrift heißt es u. a.: Das Schicksal der Verfassunggebenden Versammlung in Petersburg läßt keinen Zweifel mehr darüber, dgß die Bplsche- Meldepfficht -er gewerblichen Großverbraucher von Brennstoffen. »Die schwarzgedruckten Kohlenmeldekarten für die Febmarmsldnng sind nur bei den Orts kohlenstellen erhältlich. Die Verwendung der früheren Meldekarten ist unzulässig. - Flöha, am 21. Januar 1918. Der Kommunalverband der Königlichen Ämtshauptmannschaft Flöha. Es wird hiermit nochmals darauf hingewiesen, daß jeder Arbeitgeber, der in seinem Betrieb Hisfsdienstpflichtige beschäftigt, gemäß s 12 der Bekanntmachung des Bundesrates vom 13. November 1917, zum Aushang der Bekanntmachung über Mitteilung des Stellen- uvd Wohnungswechsels verpflichtet ist. Die Bekanntmachungen sind im Einwohnermeldeamt, Kirchgajse Nr. 7, gegen Zahlung von 10 Pfg. für das Stück erhältlich. . Frankenberg, am 19. Januar 1918. ' Der Stadtrat. > Bewirtschaftung der Millionenwerte, welche Rußlands Wälder darstellen. Gleichwohl, darf nicht verkannt werden, daß durch Gemeinden und Grundbesitzer bereits manches für die Be-- wirtschaftung und Verwertung der russischen Wälder ge schehen ist. An landwirtschaftlicher Ertragsfähigkeit nimmt Rußland eine der ersten Stellen, in Europa sogar die erste Stelje ein. Von der Erschütterung des russisch-japanischen Krieges und der ihm folgenden Revolution erholten sich die russischen Finanzen in verhältnismäßig kurzer Zeit dank einiger aus gezeichneter Ernten, welche die' Erträgnisse seiner Getreide ausfuhr äußerst günstig, beeinflußten. Die Agrarreform des Jahres 1906 legte den Grundstein zur weiteren Hebung der .andwirtschaftlichen Bedeutung Rußlands.- Es würde zu weit führen, das Wesen der Agrarreform hier zu schildern, er wähnt sei nur, daß sie die Gebundenheit des Bauern inner halb seiner Gemeinde und Familie beseitigte und so mit der früher erfolgten Aufhebung der Leibeigenschaft dem Bauern stand eine freie Entwicklung gewährleistete. In der hierdurch angebahnten Entwicklung wurde Rußland durch den Krieg aufgehalten, welchen die der Agrarreform feindlich gesinnten Panslavisten mit ihren revanchedurstigen französischen Freun- ven geschürt hatten., ' ... Der Friede mit Deutschland wird hoffentlich Rußland recht bald in die Lage versetzen, die durch den Krieg unter brochene Steigerung der Intensität sriner Landwirtschaft fort zusetzen. Der rege Warenaustausch zwischen Rußland- und Deutschland, welcher vor dem Kriege die finanzielle Lage Ruß lands so günstig beeinflußt hat, wird nach dem Kriege zum Nutzen beider Länder wieder einsehen. An Bodenschätzen müssen im europäischen Rußland die Petroleumquellen, im asiatischen die Erzbergwerke, genannt werden. Gerade die letzteren haben bisher nur einen ver hältnismäßig geringen Teil des russischen Reichtums an Mi neralien erschlossen. Große Gebiete harren noch der Jirangriff- tiahme. ' . So dürstet die wirtschaftliche Erschließung Rußlands nach dem Friedem Eine Hauptaufgabe der Friedensarbeit wird dem Bau und der Pflege von Verkehrsstraßen gelten müssen. Die ^Rüssen werde» nicht mehr den Reoanchegelüsten der Franzosen zu Liebe ihre Verkehrsstraßen nach Aufmarsch,zielen gegen Deutschland, sonder» zum Nutzen der wirtschaftlichen. Hebung des. eigenen Landes einrichte». Der Beginn und Ver laus des Krieges pürd ihnen gezeigt haben, daß Deutschland ein friedfertiges Land ist, das lediglich in der Verteidigung,, nicht aber in einer agressiven Politik seinen Weg gehe» will. Ausgabe von Butternebenkarten. Gelegentlich der am Freitag, den 25. Januar d. I., nachmittags 3 bis 7,Uhr ttattfindenden Ausgabe der Reichsfleischkarten gelangen in den bekannten vier Brotkartenausgabestellen auch neue Buttsrnebenkarten mit den Abschnitten 41 bis 48 zur Ausgabe. Die Butternebenkarten sind alsbald nach Empfang oben und unten nach Maßgabe des Vordruckes vom Haushaltungsvorstande auszusüllen, darnach ungesäumt dem Butterhändler zur Abstempelung vorzulegen, bei dem der Haushaltungsvorstand zuletzt seine Butter entnommen hat. Die Händler haben die unteren Abschnitte der Butternebenkarten abzutrennen, abzustempeln und gebündelt mit Angabe der Zahl bis - Montag, den 28. Januar dieses Jahres, nachmittags s Ahr im Rathaus, Zimmer Nr 2, abzugrben. Im übrigen wird auf die auf den Butternebenkarten aufgedruckten Bestimmungen be sonders hingewiese». . , , ' Stadtrat Frankenberg, am 24. Januar 1918. Verkauf von Margarine Sonnabend, den 26. d. M., bei sämtlichen Materialwarenhändlern gegen Lebensmittelmarke Nr. 76 nebst Abschnitt > der Landesfetttarte. — Auf einen Kopf entfallen 80 Gramm zum Preise von 2 Mark Las Pfund. Stadtrat Frankenberg, den 24. Januar 1918. AirSAnve von Neichssteifchkarten. Am Freitag, den 25. Januar 1918, nachmittags von 3 bis 7 Ahr werden in den be kannten vier Brotkartenausgabestellen die für die Zeit vöm 21. Januar bis 17. März 1918 gültigen Reichsfleischkarten ausgegeben. Die auf der Rückseite der Reichsfleischkarte abgedruckten Bemerkungen sind genauestens zu beachten. ? - Militärurlauber erhalten ihre Reichsfleischkarten nach den schon seither geltenden Grund sätzen in der ständigen Lebcnsmittelkartenausgabe, Markt 14. Die Aushändigung der neuen Reichsfleischkarten erfolgt nur gegen Rückgabe der Stamm karten — Köpfe — der verbrauchten Reichsfleischkarten. ' - Stadtral Frankenberg, am 24. Januar 1918. Berkehr N»it EsifeNpulver» , Gemäß der Reichskanzler-Bekanntmachung vom 10. Januar 1918 (Reichsgesetzblatt Seite 17) berechtigen vom 14. Januar 1918 ab bis auf weiteres die. aus Seifeupulver lautenden Abschnitte de: Seifenkarte nur zur Abgabe der Hälfte der darauf verzeichneten Menge. Flöba, Frankenberg, Oederan und Zschopau, am 23. Januar 1918. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Die Stadttäte. WMiMck Der Krieg hat unseren Truppen reichlich Gelegenheit ge geben, fremde Länder und Völker kennen zu lernen. Das geographische Interesse des Heeres und der Heimat ist durch den Aufenthalt des ersteren in Feindesland außerordentlich rege geworden. Unsere Feinde haben, abgesehen von den: vorübergehenden Einfall in Ostpreußen und der Besetzung eines verschwindend kleinen Stückchens vom" Elsaß, deutschen Boden nicht besetzen, deutsches Land -mit ihrer „Kultur" nicht überziehen, deutsches Wesen und deutsche Art aus eigener Anschauung » nicht kennen lerne» können. Wohl müssen in großen Mengen ihre Kriegsgefangenen sich jahrelang in Deutschland aufhalten,' die uilabweisliche Beschränkung ihrer persönlichen Freiheit steht indessen dem Kennenlernen des deutschen Volkes und Landes im Wege. Lediglich ein großer .Teil der russischen Kriegsgefangenen ist durch die ihm in Aner kennung seiner friedfertigen Gesinnung eingcräumten größeren Bewegungsfreiheit bei seiner Beschäftigung in der deutschen Landwirtschaft und Industrie in die Lage gekommen, ein gutes Stück Deutschland kennen zu lernen. Die deutschen Truppen dagegen haben weite Gebiete Rußlands, des Bal kans, eine» großen Teil Frankreichs und <in Stück Italiens besetzt und in langer Besetzungsdauer Gelegenheit gehabt, Land und Leute kennen zu lernen. Rußland spielt infolge des großen Umfanges des be setzten Gebietes in dem Interesse unseres Heeres und seiner . Heimatsangehörigen eine große Roll«. Fast der größte Teil des Heeres ist, wenn auch nur vorübergehend, an der Ost front gewesen. Für die Mehrzahl unseres Volkes war vor dem Kriege Rußland trotz seiner Nachbarschaft in: wesent lichen ein unbekanntes Land. Wir lernten zwar in der Schule seine Grenzest, seine großen Städte, seine Ströme und Seen kennen, darüber hinaus kümmerte man sich wenig um das russische Reich. Von der Bodcnbeschaffenhcit, von den Boden schätzen, von der Entwicklung seiner Landwirtschaft und In dustrie, seines Bergbaues, seines Wald- und Forstwesens, der Nationalität seiner Bewohner wußte der Durchschnitts- dcutsche herzlich wenig. Durch den Krieg ist das Interesse der Allgemeinheit lebendig geworden. Die Friedensverhand lungen, die Erörterungen über die Ausnahme der wirtschaft lichen Beziehungen zu Rußland erhöhen dieses Interesse. Rußland ist ein reiches Land. Wenn auch der Krieg und die Finanzwirtschaft das Land in Schmierigkeiten gebracht haben mag, so werden diese nur von vorübergehender Bedeu tung jein- Seine inneren Werte werden Rußland immer wieder aus stnanziellen Beklemmungen hcraushelsen. Diese Werte sind seine Wälder, seine Landwirtschaftliche » Ertragsfähigkeit. sein Neichtum-an Vieh, Wild und Fischen, seine Bodenschätze. Große Teile des russischen Reiches sind noch urwaldgleich mit ungepflegten und unkuttiviertcn Forsten bedeckt. Keine Forstverwaltung sorgt für die Aufforstung, kein Fiskus für die Verwertung des Holzbestandes. Weite Entfernung von Vertehrsstraße» verhindern die rationelle Amtsblatt str die Wmgl. A mtÄMUptmmschast Flöha, das WM. Amtsgericht wid den Stadtrat zu Frankenberg Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Frankenberg i. Sa. — Druck uqd Verlag von C- G. Roßberg in Frankenberg i. S«.