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— 36 — Ver.-inrivortlichs Redakteur: Srnst Roßberg ui Franken!era i.S. - Drr-L und Verlag von C. G. Roßkerg in Frankenberg i.S e -G - ?o s- NMVsnSlWg einer aeuttcden Iliegerottirierr ckurcb <lie Mnroken Es ist bekannt, daß die FranzojLN an den deutschen Fliegern ihre Wut in zügelloser Weise aüslassen. Der Bericht des deutschen Fiiegerleutnants L., der am 30. Januar 1916 in der Nähe von Verdun durch Absturz in französische Kriegs gefangenschaft geriet, erbringt dafür einen neuen Beweis: „Da ich infolge meiner schweren Verwundung nicht allein gehen konnte, führten mich zwei Gendarme zum-Verhör, das in St.. Mcnehoulü stattfand. Die Gendarmen stützten mich zwar beim Gehen, dachten aber nicht daran, mich gegen die tobende Bevölkerung zu schützen. In St. Menehould wurde ich von den französischen Offizieren in einer Art und Weise empfangen, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Ein . Major spie'mich an, ein Hauptmgnn gab mir'einen Fusttritt in die Seite, und die sämtlichen anwesenden französischen Offiziere begrüstten mich mit den Worten: ,„Lump, Mörder, Dummer Junge, Schwein!" Zudem nahmen sie mir meine gesamten Wertsachen, die silberne Zigarettendose, silberne Zi garettenspitze usw. ab. Ich betone, dast es mir Offiziere 0er VoSeriksmpl In dichtem Schneegestöber war am 'Nachmittag: des 24- Dezember eines unserer Il-Boote von seiner Fernfahrt nach der Irischen See wieder in seinem NordseestützpuE emgetroffen, gerade rechtzeitig genug, um-der Mannschaft Gelegenheit zu geben, den Heiligen Abend in der Heimat zu verbringen. Das war den Leuten um "so mehr zu gönnen, als' sie auf. der letzten Reise tüchtig vom Wind und Wetter zer zaust worden waren und trotz aller feindlichen Gegenwirkung .mit ihrem U-Boot 20 000 Tonnen, alles lieche lade ne 'Damp fer, -in den großen Keller des Meergebieters Nepmn geschickt hatten. Kaum war das Boot mit starken Leinen an seinen Liegeplatz fsstgemacht, so kamen auch bald die Kameraden von anderen, im dortigen Hafen liegenden U-Booten, um Freunde zu begrüßen und nach den Erlebnissen der letzten Reife zu fragen. Nun saßen in der engen Messe Kommandan ten und Wachoffiziere in anregendem Gespräch zusammen und «in elektrisch gekochter Punsch trug dazu bei, nicht nur die Lebensgeister der von ihrer winterlichen Fahrt recht ver frorenen Neuankömmlinge wieder zu erwecken, sondern auch ihre sonst recht schweigsamen Zungen zu lösen. Der Auf forderung „nun lege mal los" gab der Kommandant, Kptl. H., bald Folge: „Vergangene Woche standen wir vor dem Nördausgange des St. Georgs-Kanals. Gegen 3 Uhr morgens, gerade als sich eine dicke Regenböe verzogen hatte, wurde mir ein Dampfer gemeldet. Nur schwer konnte ich in der liefen Finsternis erkennen, daß es ein großer Bursche war, der tief beladen, vollkommen abgeblendet, mit hoher Fahrt herän- nahte. Der Angriff ging schnell vanstattens Bald hatte der Engländer einen Torpedo-im Bauch, eine riesige schwarze Sprengwolke erzeugend. Sofort fiel der Dampfer stark nach vorne und schien schnell zu sinken. Um in der großen Dunkel heit die Untergangsstelle nicht zu verlieren, und das Wer, Wie und Womit festzustelley, lief ich an den Kasten heran. Plötzlich sehe ich, daß der Dampfer noch Fahrt hat und mit Steuerbordruder harf auf mich zudreht. Es entsteht Kollisions- gefahr. Ich reiße den Maschinentelegraphen auf „äußerste Kraft voraus," mit Hartruder fliegt mein Boot herum, aber drohend kommt d >r Bug des Engländers näher. Die Dunkel heit läßt die Schiffsform ins Riesenhafte wachsen. Da gibts plötzlich einen lauten Krach, und in geringem Abstande'von uns bricht der Dampfer zusammen, um sofort unter dem Wasserspiegel zu verschwinden. Als wir vergeblich nach Ueberresten suchten, bringt mir der Telegraphist eine soeben aufgefangene Meldung, in der eine drahtlose Station in Französisch-Nordafrika die Schiffe vor einem U-Boot warnt. Also ein Kamerad, der im selben Augenblick wahrscheinlich dort unten erfolgreich gearbeitet hat- In einer Entfernung von über 1020 Meilen Luftlinie bringt uns demnach der Feind Kunde von dem Wirken unserer Waffe. Hoffentlich ist der Erfolg im Mittelmeer ebenso gut, wenn nicht noch besser gewesen als' der unsrige." „Na, denn Prost auf den Kameraden im Mittelmeer!" waren, die mich bestahlen. Als ich diese Tatsache später einem französischen General meldete, wurde ich zur Skafe in das Ge fängnis gesperrt. Als ich nach dem Verhör zum Auto ge bracht wurde, ging ein Rittmeister voraus und stachelte di: Bevölkerung mit den Worten an: „Da kommt er, der Mör der Eurer Mitbürger, das Schwein!" Dies aoirkte elek trisierend auf die Menge, die daraufhin ein Bombardement mit Steinen' auf mich eröffnete und mit Knüppeln auf mich losschlug. Wegen meiner Bemerkung über die diebischen fran zösischen Offiziere kam ich, wie schon erwähnt, in das Ge fängnis^ Ich verbüßte meine- Strafe in St. Dizier, wo ich mit-fünf deutschen Soldaten zusammen in . eine Zelle ge sperrt wurde. Wir lagen auf einer blanken Pritsche, das Essen bestand aus verschimmeltem Brot, das uns in heißem Wasser gereicht wurde. Im Mai wurde ich in das Offiziers gefangenenlager von Carcassonne transportiert; aber trotz meines schwerleidenden Zustandes brachte man mich nicht in das Hospital und gab mir auch entgegen der Vorschrift der Aerzte keine Krankenkost. Am 26. August 1916 bestimmte ' mich die Schweizer Aerzte-Kommifsion nach gründlicher Unter ¬ suchung für den Austausch. Dir übrigen zum Austausch Be stimmten verließen Frankreich im November. Mich allein i behielt Man zurück. Erst am 14. April 1917 konnte ich nach ! der Schweiz abreisen, nachdem man mich während der letzten ' Zeit meines Aufenthaltes in Frankreich in Lyon der ärztlichen Obhut eines ganz jungen Stwdenten der Medizin anvertraut hatte," - . Kommentar überflüssig! VtersM " Einen wahren Genuß bereitet jedem Deutschen die von hohem, sittlichen Ernst getragene Auswahl der wöchentlich erscheinenden Hefte der ,sWelt-Literatur". „Die Welt-Litera tur" trägt Kultur und sittliche Erhebung in- den gewaltigen Ning unserer Soldaten, die fern vom Tisch anregender Litera tur nach-solcher Nahrung lechzen. Es ist ein nicht zu unter schätzendes Verdienst des Verlages, für den Preis von 15 Pf. wöchentlich solche Perlen der Welt-Literatur dem - deutschen Volke zu bieten. Der Verlag der „Welt-Literatur", Mün chen 2, wird gern bereit sein, Prospekte zu übersenden. " Nützt jedes Fleckchen Boden aus! Der „Reichsverband für den deutschen Gartenbau" wendet sich in einem Aufruf an alle Bevöikerungskreise in Stadt und Land, um jeden, der wenig oder viel Grund und Boden als Eigentum oder in Pacht besitzt und einen Spaten regieren kann, zur Erzeugung von Nahrungsmitteln zu bewegen: Die Deutsche Landwirtschaft hat während der vier Kricgsjahre das Menschenmöglichste in der Erzeugung notwendiger -Lebensmittel getan. Die Zeit umstände erfordern es gebieterisch, daß nicht nur die gesamte Erwerbs-, sondern auch alle staatlichen, königlichen, städtischen, Auftakts- und Privatgärtnerrien, sowie die große Zahl der gärtnerischen Liebhaber alle Kräfte in der gleichen "Richtung in . Bewegung setzen. Noch werden bei weitem nicht alle Flächen, die zum Anbau von Gemüse und Feldfrüchten geeignet, sind, sachgemäß bebaut. Hier muß Wandel geschaffen werden.'Wer nicht arbeitet, soll auch nicht dssen, und wer nicht wenigstens von dem kleinen Fleckchen vaterländischen Bodens, das ihm zur Verfügung steht, Früchte für den eigenen Bedarf heran- vermischtes > * Waschbare Papkerkleider. Aus Kreisen der Textilindustrie verlautet, daß im „Deutschen Forschungsinstitut für Tertilersatz- stoffe", das seit Jahresfrist in Karlsruhe eingehende Studien über die Papiergarnindustrie treibt, wichtige Verbesserungen ge funden worden sind. Man kann Gewebe aus Papiergarn setzt so Herstellen, daß sie gut waschbar sind. Die Festigkeit der bis herigen Paviergewebe litt bekanntlich durch Feuchtigkeit. Dieser wesentlche Mangel ist jetzt beseitigt. Bemerkenswert ist auch ein - anderes Verfahren, durch das ganz weiche und geschmeidige Garne für Trikotstoffe herstellbar sind. Diese Garne geben an genehm zu tragende Stoffe (Strümpfe, Unterkaillen u. dergl.). Kürzlich hat das Institut auch ein Veredelungsverfahren für Papiergewebs gefunden, durch das die Gewebe annähernd so weich wie Baumwollstoffe werden und sich für Bekleidungs zwecke eignen. Diese Verfahren schaffen einen brauchbaren Ersatz für bisher aus dem Ausland bezogene Baumwolle.