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Auf dem Wege dorthin bot sich zwar infolge gänzlichen Fehlens feindlichen Schiffsverkehrs gar keine Gelegenheit zu ^negerischer Betätigung, dafür lockte aber eine andere Auf gabe. Am folgenden Nachmittag stand das U-Boot in ge- , ringem Abstand von Land vor einer italienischen Stadt und beschloh, den in der Nähr der Küste liegenden Bahnhof, und das zahlreiche rollende Material unter Feuer zu nehmen. Die Italiener mögen njcht wenig verdutzte Gesichter gemacht haben, als es ihnen plötzlich ..Granaten in die Bude regnete". Schon stach den ersten wohlgrzielten Schüssen lag über dem Bachnhof eine breite "Rauchwolke, und mit Befriedigung war festzustellen, dah sich die Schiehfertigkeit der U-Boots-Kanone auch gegen Landziele außerordentlich gilt bewährte. Nach etwa 30 Schüssen wurde den Italienern der Spatz denn doch zu bunt und sie begannen aus einer Landbatterie das Feuer zu erwidern. So gering auch die Entfernung war, in der das deutsche U-Boot vor der Küste kreuzte, so konnten die italienischen Artilleristen doch kernen einzigen Treffer erzie len- Da aber bekanntlich auch ein blindes Huhn zuweilen ein Körnlein findet, und eine der schweren Granaten, welche die Küstengeschütze zwar jetzt noch ergebnislos nach See zu ver feuerten, dem Boot verhängnisvoll hätte werden können, so tauchte „ll . unter und lief in aller Ruhe nach See zu ab. Eine Srunde später konnte man noch in einer Ent fernung von 15 Meilen den starken Brand beobachten, der in Ler Stadt und besonders in der Nähe des Bahnhofs wütete- Doch die Fahrt mutzte forrgssetzt werden, denn andere Fahr- straßen an Italiens Küste wollten auch ebenfalls mit Minen verseucht sein, und auherdem trieben sich auch noch anders- wo beladene Dampfer herum, die einen Torpedo lohnten. Vie Menbsim Ein Stimmungsbild von „draußen". Wochenlang, Monate sogar, lag die Truppe in den Bergen imd hatte nichts vor sich, als den Feind in dichten Wäldern und im Rücken die hohen Berge, über die so oft der schaurige Regenwind kam. Weit hinten lag dis Kultur und die Zivilisation. Es ging sogar die „Mär", datz es im Hinter land« Eisenbahnen und andere schöne Dinge gibt. Lang war es jedenfalls her, datz wir den Pfiff einer Lokomotive gehört hatten. Der Philologe in der Kompagnie erklärte ganz ernst hast: „Ich wohnte daheim in der Nähe der Bahn und das Pfeifen der Lokomotiven brachte mich dem Wahnsinn nahe. Heute gäb -ich ein Königreich, könnte ich wieder einmal einen -"solchen Pfiff hören!" „Vorsicht", meinte ein alter Wehr mann, .„mau könnte beim Wort genommen werden!" „Und wenn schon", lautete die Antwort. Davon sprach man heute. In der Nacht war plötzlich ab gerückt worden. Keine Träne wurde der Stellung nachgeweint, an der so viel Schweiß und Blut hing, die nächtliche Arbeit gesehen hatte, oie kein Mensch in der Heimat für möglich halten würde. Nun wurde es Tag. Aber nur zögernd und ängstlich. Ein schwerer Nebel hüllte die Welt in ein dickes Tuch und mehr als zwanzig Meter war nichts zu sehen. Daß die Kompagnie verladen werden sollte, war bekannt geworden. Nur das Ziel blieb verschleiert. Die Führer wußten es selbst nicht. Aber wir marschierten! Das war zunächst die Hauptsache- Stunden lagen dahinten.- Schon knöpften /ich hier und da einzelne Leute den Waffenrock auf. Was hätte das früher im Frieden für einen Skandal gegeben, wenn jemand ohne Er laubnis den obersten Knopf geöffnet hätte . . .! Ab und zu stützte eine Hand den Tornister. Man war den „Affen" nicht mehr gewöhnt. Indessen begann die Straße besser zu werden und in den Dörfern, durch die der Marsch ging, sah man immer weniger Schußstcllen. Dis Kampfzone war also ver lassen. Auch das Grüßen der feindlichen Geschütze klang hier linken schon freundlicher. Das Schlagartige war ihnen ge- nommen und das murrende Rollen hörte sich besser an. Nur der Nebel wich nicht. Er wallte auf und ab, verstärkte sich und ritz, und als er wieder einmal ein Loch bekam, schimmerte von fernher ein Märchenhaftes Licht. Einzelne behaupteten, cs sei eine Bogenlampe, worauf sofort die Frage kam, was eine Bogenlampe für ein Ding sei. Man hatte die Welt ja lange mcht gesehen. ' ' Und es war wirklich eine Bogenlampe! Bald darauf erhob sich die Stimme des alten Wehrmanns: „Der Philologe soll herhören!" Ein Klappern gegen dessen Kochgeschirr weckte Lerantwortlich« Nedakteur: Ernst Ryberg-in Frankenberg i.8 ihn aus seinen Träumen. Er träumte nämlich gerne, wenn : er nichts besseres zu tun hatte. Den Marsch aber machten bei ! ihm die Füße allein ganz automatisch. „Was gibts?" „Dok- i törchen, ich glaube das Königreich wird fällig!" Das Dok- torchen war nicht etwa erschreckt, sondern lächelte zustimmend, und als wären die Gedanken des Wehrmanns der Eisenbahn entgegengeflogen, ertönte langaezogen, feierlich fast, ein "Pfiff. s Und es wollte nicht aushören, "als wüßte die Lokomotive, daß s eine Kolonne, ein Bataillon, ein ganzes Regiment diese Musik - i seit langer Zeit entbehrt hätte, datz dieser Pfiff das Zeichen s jaus her Welt war, die ihnen allen längst entschwunden schien..! i „Hurra, oas Königreich!" So rief der Wehrmann. Aber s die anderen waren still und hatten noch lange den, Klang im Ohr, lange noch, als er schon längst verhallt war. Ihnen war ! es ein Grutz aus. der Heimat, ein Gruß aus schöneren Zeiten! — Eine halbe Stunde darauf streichelten rauhe Soldatenhände den Eisenleib einer Maschine, betasteten ihn so zärtlich, als liebkoste eiße Mutter ihr Kind. Und gereifte Männer be- ' sahen sich die Abteile dritter Klasse, als wären sie ganz neu erfunden worden. Es kam die Fahrt, die Stunden lang dauerte ! und viel Abwechslung- brachte. In jeder Station wurde ge fragt, wohin denn dis Reise gehe und überall zuckte man mit den Achseln: „Werden's schon, merken!" Am Nachmittag kam eins. Stadt in Sicht und hier gabs für einige Tage Ruhe. Hier erhielt der Wehrmann vom Philologen auch das Königreich . - ein Glas Bier und drei Zigarren . . .! R. H. Vie Kelten ae; Mltkliege; Ein amerikanischer Nationalökonom hat eine interessante Schrift veröffentlicht, die in seinem Heimatland großes Aus sehen erregt und in der er die Gesamtkosten des gegenwärtigen Weltkrieges sowie die Beiträge der kriegführenden Nationen zu den Kriegskasten bskanntgibt. Den Kosten des Weltkrieges -stellt er diejenigen früherer Kriege gegenüber, und wir ersehen aus dieser Gegenüberstellung, daß der gegenwärtige Krieg nahezu zehnmal mehr kostet, als alle Kriege der letzten hundert Jahre zusammengenommen. Es kosteten:. r die Napoleonischen' Kriege (1793—1815) 25 Milliard. M- ! der Krimkrieg (1853/56) 6,8 Milliard. M. der Sezessionskrieg (1861/65) 32 Milliard.. M- d«r Deutsch-franz. Krieg (1870/71) 1,4 Milliard. M. der Südafrikanische Krieg (1900/02) 5 Milliard. M- der Russ.-japanischr Krieg (1904/05) 2,5 Milliard. M- Diese sechs Kriege kosten zusammen 72,7 Milliarden Mark, während der Weltkrieg, wenn er sich auf vier Jahre er- i strecken sollte, voraussichtlich 622 Milliarden Mark kosten wird- , ! Sehr verschieden sind die Beiträge, die die verschiedenen krieg- ! führenden Nationen zu den allgemeinen Kriegskosten bsizu- ! steuern, haben. So schätzt man die für den Weltkrieg ent- ' stehenden Kosten in i Großbritannien auf 136 Milliarden Mark . . - Frankreich ' 95 Milliarden Mark Rußland 86 Milliarden Mark. _ - Len Vereinigten Staaten 52 Milliarden Mark Italien ' 30 Milliarden Mark - ! . Belgien, Serbien, Rumänien, Portugal 26 Milliarden Mark Den Alliierteri wird der Weltkrieg, wenn er vier Jahren anhält, insgesamt 425 Milliarden Mark kosten, den Mittel mächten aber nur 197 Milliarden Mark, was aus der nach stehenden Tabelle Hervorgeht: Deutschland 118 Milliarden Mark Oesterreich-Ungarn, Türkei, , , Bulgarien 79 Milliarden Mark zusammen 197 Milliarden Mark Sehr verschieden sind auch die Lasten, die auf den Kopf . des einzelnen der Bevölkerung ber krieg führenden Staaten entfallen. Leider ist die Aufstellung lückenhaft, und es sind nicht alle Staaten berücksichtigt. Zu Anfang des Krieges wurde dis Kriegslast auf den Kopf der Bevölkerung geschätzt in England auf 300 Mark. In Wirklichkeit bekägt sie heute bereits 2000 Mk.; Deutschland 310 Mk,; heute 1420 Mk.; Frankreich 640 Mk., heute 2120 Mk. Die italienische Kriegs schuld betrug am 30. Juni 1914 12 Milliarden Mk.^ am 30. September 1917 27 Milliarden Mk. Die italienische schwebende Staatsschuld.stieg in derselben Zeit von 8 auf 13,5 Milliarden Mark. - 1 — Druck und Verlag von C. G. Roßbrrg in Frankenberg i.S