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- 31 „Sehen Sirs" sagte sie dann leise, „das kleine Blättchen Papier da, das hat mich gehalten. Es ist mein Talismann, wenn ich einmal matt werben will. Es gibt mir wieder Nene Lebenskraft. Mir ist dann, als müßte ich die Verse dieses fremden toten Kameraden, die mir mein Mairn als Abschieds gruß gesandt, jeder Frau, die da draußen ihren Mann ver loren, ins Herz senken, damit sie sich an ihnen aufrichte." Und Günter las.mit angehaltenem Atem den Abschieds gruß des Gefallenen an sein Weib: „Wenn ich einst fallen sollt', dann muß dein Sinn . Sich still in Gottes heil'gen Willen fügen, Dann mutz es dir zu süßem Trost genügen, , Daß ich den Heldentod gestorben bin; Dann zejge.stolz in leidverklärten Zügen, Wieviel du gabst dem Vaterlande hin. Schwer liegt auf Blütenfelchen oft der Tau; Das Leid kommt auch vom Himmel, liebste Frau. Wenn ich einst fallen sollt', dann muß dein Mund Den lieben Kindern deinen Schmerz verhehlen; Dann mußt du ihnen viel von mir erzählen, Und wie ich euch' geliebt, tu ihnen kund. Wenn sich dis letzten Sonnenstrahlen stehlen Zu euch ins Zimmerlein zur Abendstund' , Und man dein Antlitz sieht nicht so genau, Dann darfst du auch mal weinen, liebste Frau!" (Fortsetzung folgt.) ' Mpollenboste Ueber den Sünden vor der friesischen Küste steht schwer« Grundsee. Es weht aus Nordwest mit Stärke 8. Solche Stürme sind nichts Seltenes für den Nordseefährer: hoher Barometerstand, blauer Himmel, vereinzelte jagende Wolken. Gegen den Fuß des Rotesand-Leuchtturms donnert die See. Der heulende Sturm hat die Möwen vertrieben, die sonst kreischend dem Wächter in seiner Einsamkeit Gesellschaft leisten. Ein paar Porpastenboote sind abgelöst und kommet her ein. Die von achten auflaufende Woge drückt den Bug tief in das Wellental, daß das Heck für Augenblicke frei in der Luft schwebt und dir Schraube leer läuft. Schwer holen die kleinen Fahrzeuge über; die Kommandobrücke macht Wasser wie ein leckgeschlagener Scheuerbrahm. Der Rudersmann ist festge bunden, sonst wäre er längst über Bord gegangen. Auch der jugendliche Führer hat es nicht verschmäht, eine Leine um den Leib zu nehmen. Sie haben keinen leichten Dienst, die Boote da draußen. <-eit Jahr und Tag halten sie treue Wacht gegen feindlichen Ueberfall. Oft sind sie von englischen U-Booten umlauert- Oft gilt es Kämpf auf Leben und Tod. Manchen Braven riß ein feindliches Geschoß von der Seite der Kameraden, und manches wackere Boot ging durchlöchert und zerfetzt mit wehen der Flagg.' auf den Meeresgrund. Wenigs Tage der Ruhe, in denen Seeschäden ausgcbessert, »Proviant und Kohlen er gänzt werden, dann geht es wieder hinaus, trotz Wind und Wetter. Nur bei ganz schwerer See, wenn die Ketten brechen wollen, und das aufgewühlte Meer dem U-Boot die Unter- wasierfahrt in den flachen Küstengewässern unmöglich macht, dürfen sie Schutz suchen hinter Inseln und Sünden., Sie blicken mit Neid zu den Linienschiffen und Kreuzern hinüber, die den Feind suchen dürfen und ihn stellen in offener Seeschlacht. Sie sollen nur wachen und sind doch nicht schlechter als sine. Und sie wachen treu, wie die Flotts wacht, für Deutschlands Ehre. - > MikEaer Weitab von den Ankerplätzen der Hochseeflotte, draußen in den Mündungen der deutschen Flüsse, vor denen die Vor postenboote als erster Sicherungsgürtel liegen, bildet die Strö mung, wenn es recht windstill ist, an manchen Stellen seltsame Trichter Und Wirbel. Nur wenn der Strom träge fließt, steht und zu kentern beginnt, wird das Wasser ruhig und die Ober fläche glatt wie ein Spiegel. l Die Kriegsfahrzeuge steuern mit größter Vorsicht vorüber;, sie lassen sich nicht täuschen durch die trügerische Ruhe. Andere Schiffe, die stromaufwärts wollen, geleitet ein Lotsendampfer, bis sie in Sicherheit sind. Als das Heer bei drohender Kriegsgefahr die Grenz- bewachung verschärfte, war auch die Marine nicht müßig. Da gingen in den deutschen Strommündungen geheimnisvoUeDjnge vor sich.- Ueber massige Prähme huschte gsspensterischer Licht schein. Schwarze Körper glitten klatschend ins Wasser und verschwanden gurgelnd in der Tiefe. Leise Kommandos, schwei gendes Arbeiten, als könnte jedes laute Wort die furchtbaren Kräfte entfesseln, die Menschenwille in die eisernen Hüllen ge bannt hatte. Alles, klappte wie bei einer Friedensübung. Die Sperre lag aus. , '. Nun mochten sie kommen! — Jahraus, jahrein haben die Minenleute seitdem ihr schwe res Tagewerk perrichtet, Matrosenartilleristen, di: Besten unter den Besten. Oft schlägt das Meer nach ihnen und brüllt mit geiferndem Rachen und will sie hinunterziehen zu den anderen, die es schon gefordert hat. Ost wirft sich der Strom gegen das zitternde Bool und drängt über den Dollbord und leckt höher und höher. Mit steif gefrorenen Gliedern, bis auf die Haut durchnäßt, harren sie aus. Die Minuten werden zu Ewigkeiten. In die blutig gerissenen Hände frißt sich das Seewasser. Todmüde und hungrig kehren sie heim. Niemaiid sieht sie, und wenige wissen von ihnen und ihrem schlichten Heldentum. j . I ! s s, > U-bootrsrbeit im Minelmeer Dor kaum vier Wochen befand 'sich eines unserer neuen U-Boote auf einer Kreuzfahrt vor der italienischen Küste. Um di« Minenaufgabe zu erledigen, wurde während der Nacht «in bestimmtes Vorgebirge angesteuert- und dann in der Morgen dämmerung unbemerkt eine Minensperre in den'Dampferweg gelegt. Kaum war diese Arbeit beendet, als am Horizont Rauchwolken aufftiegen, die die Ankunft eines Geleitzuges ver kündeten. Das U-Boot taucht« und streckte nur zeitweilig das Sehrohr über den glatten Wasserspiegel hervor,- um die nahenden Schiffe zu beobachten. Bald entpuppte sich der Ee- leitzug als eine Rejhe von Bewachern, die einige beladene Dampfer begleitetem Sofort setzte sich „U. . ." mit höchster Fahrt unter Wasser zum Angriff vor. Während es noch im Begriff war, in die gewollte Angriffsrichtung zu dampfen, hörte man plötzlich eine starke Detonation und konnte etwas später durch das Sehrohr beobachten, daß eins der Schiffe gesunken sein müßte, da ein großes Rettungsboot mit Leuten auf dem Wasser trieb. Bald darauf kam „U . . ." in günstigem Ab stand auf den größten, tiefbeladenen Dampfer zum Schuß . und erzielte einen Volltreffer in der Schiffsmitte. Die Nähe der Begleitfahrzeuge zwang zwar sofort zum UntertaucheN- Aber nur kurze Zeit begnügte sich der Kommandant mit dem Verstecken. Wie^r stieg das Sehrohr empor und Hetz di« Beobachtung machen, daß der getroffene Dampfer bereits vorne tief gesunken war und die Schraube hoch aus dem -Wasser heraussah. Ter Entschluß, ihn vollends zu vernichten, konnte jedoch wegen der feindlichen Bewachung nicht ausgeführi werden. Bei dem Slglatten Wasser war das Sehrohr von einem Torpedoboot gesehen worden, das alsbald mit hoher Fahrt heranbrauste und das U-Boot wieder auf Tiefe zwang. Der Geleitzug hatte sich längst aufgelöst. Einige Dampfer hatten umgedreht und Reißaus genommen, schienen aber jetzt wieder Mut bekommen zu haben, da sie sich wiederum auf altem Kurse näherten. Trotzdem die feindlichen Schiffe nun gewarnt worden waren und es zweifellos nicht an scharfer Auf merksamkeit fehlen ließen, entschloß sich der Kommandant, Kapitänleutnynt A-, zu einem neuen Angriff. Ein. tiefbela- dener, etwa 3500 Tonnen großer Dampfer war das Ziel. Zwar stand im Augenblicke, als der Torpedo das Rohr ver ließ, einer der Bewacher fast unmittelbar neben dem Sehrohr, so daß schleunigstes Tauchen.notwendig wurde, aber trotzdem wurde der Dampfer im Hinteren Laderaum getroffen und be gann sogleich zu sinken. Programmäßig, wie fast immer bei derartigen Versenkungen, erfolgten kurz darauf die Deto nationen einiger Wasserbomben, die ebenso programmäßig ihr Ziel verfehlten. Während des letzten Angriffes waren di« wenigen anderen Schiffe in alle Winde zerstoben. Nur die Torpedoboote und Bewachungsdampfer umkreisten noch die Unfallstelle und mühten sich vergeblich, das U-Boot zu vernich ten, dessen Tätigkeit'innerhalb der letzten wenigen Stunden drei Schiffs zum Opfer gefallen waren. Ein weiterer Aufent halt in diesem Gebiet versprach nicht viel Erfolg, so daß „ll. . ." beschloß, nach einer.anderen Stelle seine Tätigkeit zu verlegen.