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— 16 — I. Der französische Plan gmg dahin: An zwei Punkten des erwählten Angriffsgeländes mit aller Kraft durchzustoben. Nach erfolgtem Durchbruch sollten die beiden Angriffsgruppen nach innen" einschwenken und das deutsche Erabengebiet mit den darin eingebauten Verteidigungsmitteln abkneifen und erdrücken, um dann letzten Endes unsere Siegsriedfront von Süden mich Norden aufzurollen. Die Wucht des Hauptstoßes erstreckte sich auf die ganze Front von nördlich Reims über Conde bis Laffaur. Eine Nebenhandlung war aus Reims heraus eingelritet, um zunächst die Feste Drimont in französischen Besitz zu bringen und damit «inen Hauptstützpunkt der deutschen Stellung im ersten Anlauf zu erschüttern. Di« zweite große Hauptunternehmung war vollkommen selbständig mit dem größten Teil der durch die Siegfried bewegung ihres Angriffsziels beraubten Truppen in der Cham pagne vorbereitet worden. Ihre Aufgabe war: In erster Linie die wichtigen Höhenzüge zu nehmen, die die Wasser scheide zwischen dem Oberlauf der Aisne und der Suippes bilden und das abfallende Gelände gegen Pont-Faoerger beherrschen. Auch dieser Angriffsgruppe war noch ein kleines Nebenunterneymen am äußersten rechten Flügel bei Dille- sur-Tourbe angegliedert. Ein zehntägiges Trommelfeuer, aller Kaliber sollte den französischen Sturmtruppen den Weg bahnen, indem es die" deutschen Stellungen mit ihren Verteidigern zu einem Bret laus Blut und Trümmern zusammenrührte. Der Angreifer rechnete mit Bestimmtheit daraus, nach solch ausgiebiger Vor bereitung eine des letzten Restes von Widerstandskraft ent blößte Verteidigung im ersten Anlauf ohne nennenswerte Verluste überrennen zu können . Während der Hauptstoß in die deutsche Flanke und Mitte am 16. April erfolgte, setzte sich die Champagne- Gruppe erst einen Tag später in Marsch. Der Angreifer erlitt eine furchtbare Enttäuschung. "Wohl vermochten di: Stürmer am 16. April die Täler, di^ vom Aisnefluß zu den Nordhängen smporführen, bis zum Höhen zug des Chemin des Dames zu eksteigen und diesen vielfach zu überfluten. Wohl gelang es weiter östlich bei Juvincourt, «ine Einbuchtung der deutschen Front zu erzielen. Weiter öst- ! lich aber, im Norden der Feste Reims, hielten die Pommern s unerschütterlich die vorderste deutsche Linie, auch der Brimont hielt, und lediglich südöstlich der Feste bei Betheny wurde ein dritter ganz unbedeutender Geländegewinn vom Gegner erzielt, während an der Laffaur-Ecke sich der Verteidiger durch planmäßige Räumung dem umfassenden Stoß entzog. — - Das ist der kümmerliche Erfolg des französischen Haupt stoßes am 16. April und das Gesamtergebnis der Kämpfe <nn nächsten Tage. Es kann aber keinem Zweifel unrer- liegen, daß der französischen Obersten Heeresleitung schon am Abend des ersten Schlachttages klar gewesen sein muß, ihr Hauptunternehmen sei vollständig zusammengebrochen. Wir wissen heute, daß die französischen Verluste jedes bisher dage wesene Matz überstiegen haben und nicht im entferntesten zu dem dürftigen Eeländegewinn im Verhältnis stehen. Die Absetzung Nivelles und vieler Führer, die zahlreichen Mol kereien, die eine Zeit lang die Mannszucht des gesamten fran zösischen Heeres ernstlich gefährdet haben und nur durch dra konische Matznahmen beendigt werden konnten, liefern den s unwiderleglichen Beweis.. Einen etwas günstigeren Ausgang hat das französische ' Nebenunternehmen in der Champagne gehabt. Hier gelang es den französischen Sturmkolonnen, die Bergkuppen südlich Mo- ronvillers zu überrennen. Aber der Gegenstotz zweier bran- s denburgischer Divisionen hat, in den nächsten Tagen «n- fetzend. dem Feinde den Hauptteil des erkämpften Gewinnes bis auf einige Höhenpunkte wieder entrissen. An dieser sstelle ist ein Zentrum für Dauerkämpfe entstanden, welche sich durch - den ganzen Sommer 1917 mit wechselndem Erfolge lange- s zogen haben. Auch vor der Eesamtfront der Kronprinzenarmee gab der ! Angreifer sich keineswegs mit dem Scheitern seines ersten An- - laufs zufrieden. Er warf nunmehr die ursprünglich zum > Nachstoß bestimmten Reserven zu wütenden Teilangriffen in ' die vorderste Linie, und als auch diese verbraucht waren, zog er Division über Division aus anderen Frontabschnitten heraus ! und schob sie in die Dauerschlacht. Aus der großen Zahl der j heftigen Stötze, mit denen er es immer und immer wieder ' unternahm, das Mißgeschick der gesamten Offensive wenig stens durch weitere Teilerfolge an einzelnen Frontabschnitten noch um ein Geringes auszugleichen, können hier nur die Großkampftage hervorgehoben werden. So brachten auf der Hauptkampffront zwischen Soissons und Reims noch der 18.. und 19. April heftige Angriffe fast aus der ganzen Front der dort kämpfenden deutschen Armee. Einen ganz schweren Vorstoß brachten der 5. und 6. Mai gegen die gesamte Berg front dieser Armee auf 35 Kilometer Breite unter Einsatz von neun frischen feindlichen Divisionen, dir an der ehernen Haltung de: Verteidiger scheiterten. Auch Ler 7., 10., 11. und 12. Mai brachten hitzige Einzelstötze, vor allem am Chemin des Dames und am Winterberg, die aber dem Angreifer nur unwesentliche örtliche Erfolge eintrugen. An der Champagne front hat der Gegner d-rch einen großen Angriff am 30. April noch einmal versucht, den ihm durch den brandenburgischen Gegenstoß entrissenen Gelände- oewinn zum zweitenmal in seins Hand zu bringen. Auch später haben an dieser Stelle di« hin- und herschwankenden Kämpfe die Sommermonate hindurch angedauert. 2. Mit dem Zusammenbruch des französischen Gesamtplanes hat sich das Bild der Kämpfe an der Front der Kronprinzen? armeen von Grund aus gewandelt. Allmählich gingen di« Deutschen aus der elastischen Verteidigung zum Angriff über- Ihnen ymrden nur begrenzte Ziele gesteckt, deren Aufgabe es war, starke französische Kräfte vor der Aisnesront zu binden und den Feind zum Einsatz immer neuer Divisionen zu zwingen, nachdem die Schrecken der ersten Schlachttage nicht nur die Truppen der vordersten Sturmlinien, sondern auch die bereitgestellten Reserven bereits völlig verbraucht hatten. Aus der glänzenden Reihe dieser in zahllose Einzelkämpfe sich auflösenden Gefechte sollen hier die prachtvollen Unternehmun gen in dankbare Rückerinnerung gehoben werden, deren Ziel die Wiedergewinnung des Chemin des Dames war. Die Aisne-Lhampagneschlacht, die nach Vorbereitung und Kräfte-Einsatz als die größte aller westlichen Entscheidungs schlachten bezeichnet werden muß, — 130 französische Divisions-» Einheiten waren bis August eingesetzt und verbraucht worden—, hat sonach mit einem vollen, aus die Dauer auch vom Feinds anerkannten Siege der heldenmütigen Verteidiger von den Kronprinzenarmeen geendigt. So gründlich war dieser Erfolg, daß Frankreich sich seither zu einer Offensive großen Stils nicht mehr hat auftaffen können. Der Nachfolger Nivelles, der vorsichtiger« Petain, verzichtete auf weitgesteckte Durch bruchsziele mit breiter Front und kehrte reumütig zur sicheren Methode zurück: zum Angriff mit starken Massen auf engbe- begrenztem Raum. Sie fällt unter den Begriff des Ab nutzungskrieges oder, um den Ausdruck des ersten französischen Generalissimus zu gebrauchen, der Anknabbecung. -sqpr» llemilcbter * Eine Sturmflut zerriß, wie aus Stettin gemeldet wird, bei Damerort 200 Meter Dünen. Die Ostsee flutete bis Buckowersee. Damerort ist überschwemmt und äußerst bedrängt. * Kält? und Nahrungsnot in Amerika. Wie aus Neuyork gemeldet wird, herrscht in den Vereinigten Staaten eine emp findliche Kälte. Die Kohlenvorräte sind nur beschränkt, s» daß unter den leidenden unteren Volksklasfen große Erbitte rung besteht. Die Massen haben an einzelnen Stellen die Verkaufsstellen der Kohlenhändler gestürmt, so daß der Koh lenkontrolleur gezwungen ist, eine neue Verteilung vorzu nehmen. Die durch die Getteidelieferungen an die Entente entstandene Knappheit an Getreide hat den Brotpreis mehr als verdoppelt. Durch die dadurch herbeigeführte Brotnot hat die amerikanische Regierung Argentinien um Getreide an- gehen müssen. Argentinien kann aber nur in beschränktem Matze liefern. " Das ungebührlich« Benehmen Jugendlicher auf der Eisenbahn hat zu Klagen Anlaß gegeben. Die Aufsichts beamten der Eisenbahn sind angewiesen worden, die Feststellung, des Namens und der Schule von Schülern und Schülerinnen, deren Betragen zu Klagen Anlaß gab, anzuordnen. Jugend lichen, die nicht mehr schulpflichtig sind, wird das ungebührliche Betragen von den Aussichtsbeamten zunächst untersagt. Leisten sie dieser Aufforderung nicht Folge, so soll Anzeige wegen. Uebertretung der Bahnpolizeiverordnung erstattet werden. Verantwortlich« Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg t.S. — Druck und Verlag von E. G. Roßt er« in Frankenberg t. S