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»Ä ZWA 6? io5 »^r LO LZN8SU LZ § L ks-ZLZS^ 8 — *) Frankend. Nachrichtsblatt Nr. 105 vom 31. 12. 18^7. Wobei Sie Atte kam, MibnscbttbSume ru lcbmüclren Man schreibt uns aus Straßburg: Alle Kulturgeschichts forscher sind sich darüber einig, daß in unserer Stadt der ' Weihnachtsbaum vermutlich zuerst im Lichterglanz prangte und von hier aus in dieser Gestalt den Siegeszug durch Deutschland gemacht hat. Doch roar es zweifelhaft, wie die Sitte, den Baum zu schmücken und mit Lichtern zu be setzen, die bis zum Ausgang des 16, Jahrhunderts inDeutsch- land völlig unbekannt war, ausgekommen ist. Ein junger Kulturhistoriker, der Gelegenheit hatte, eine alte elsässische deutsche Familiengeschichte wegen lückenloser Erforschung des Stammbaumes in die Jahrhunderte hinein zu verfolgen, entdeckte dabei folgende Einzelheiten, die geeignet sind, Auf schluß über die Entstehung des Baumschmucks zu Weihnach ten zu geben: Ein Familienmitglied der ausgebreiteten Familie, die fast über das ganze Elsaß verzweigt war, kam nach Genf, wv es in die Kreise einer Laloinisten-Familic Eingang fand und selbst zum Calvinismus übertrat. Das mißfiel seinen el sässischen Angehörigen und der junge Mann ging nach Eng land. Hier hatte inzwischen die Sekte der Puritaner großen Anhang bekommen und auch unser Elsässer schloß sich ihnen an und blieb bei ihnen, als sie den Entschluß faßten, nach Neuengland in Nordamerika auszuwandern. Zufällig fanden sich auf dem Schiffe, auf dem die ganze Gesellschaft ausreiste, noch zwei junge Elsässer, die aus den waldumrauschien Vogesen stammten. Des einen Vater war Förster. Die drei jungen Leute schlossen innige Freundschaft. Als sie nun gemeinsam Der Rittmeister ergriff Christa-Marias Hand und küßte sie ganz zart. Fast erschreckt ging deren Blick zu Lotti hinüber, die eifrigst mit dem Oberleutnant plauderte. Nein, sie hatte den Handkuß wohl nicht gesehen. „Aber ich bitte Sie," wehrte die junge Aerztin, schnell aufstehend, „der Patient dem Arzt?" und dann fragte sie, wieder ganz sachlich: „Wie fühlen Sie sich jetzt? Können Sir sich erheben? Versuchen Sie, stützen Sie sich auf meinen Arm. So — wird es gehen." Sie hatte den Rittmeister energisch unter die Schulter gefaßt und ihm seinen neben ihm liegenden Stock gereicht. Mühelos stand er jetzt, kaum merklich aus den Stock gestützt, ihr zur Seite. Welch hohe, elegante, geschmeidige Gestalt. Der Ober leutnant, der nicht klein war, und sich nun auch erhoben hatte, reichte ihm kaum bis zur Stirn. „Ich hatte einen schweren Hüstschuß," erläuterte der Ritt meister, „kann aber schon tadellos gehen. Wie ich plötzlich zu der Ohnmacht kam, ist mir unbegreiflich." „Der Frühling hat es Ihnen angetan," sagte das Mäd chen leise und nahm ihren Rucksack auf^ den Lotti inzwischen wieder gepackt hatte. Mit einer Sicherheitsnadel befestigte Christa-Maria gelassen das Regenhütchen daran und schwang ihn auf den Rücken. „Es marschiert sich leichter," meinte sie, „wenn der Kopf frei ist." Der Rittmeister hätte am liebsten geantwortet: „Ja, bei so herrlichem Lockenhaar wäre es Sünde, es zu ver stecken," aber er hütete sich wohl, denn er sah schon wieder di« leichte Falte zwischen den dunklen Brauen der jungen Aerztin- „Sollen wir Ihnen nun von Romkerhalle aus Ihren Wagen entgegenschicken?" fragte Christa-Maria, „oder wollen Sie lieber versuchen, erst noch ein Stückchen zu gehen?" „Wenn es in Begleitung der Damen geschehen kann, möchte ich wohl noch ein Stück durch mein geliebtes Okertal wandern." „Bitte, Herr Rittmeister," sagte Christa-Matta einfach- „Stützen Sie sich auf meinen Arm, ich bringe Sie schon wieder auf den Weg, ich habe einige llebung darin." Sie sah nicht die fliegende Röte, die jetzt über des Rittmeisters Gesicht lief — Christa-Maria war ganz sachlich — ganz Arzt. Auch der Oberleutnant erbot sich zum.Beistand, aber ein Blick des Rittmeisters scheuchte ihn wieder zu Lottl, -mit der er jetzt, den andern voran, langsam abstieg. (Fortsetzung folgt.) nach der schrecklichsten Uederfahrt, die je gemacht worden iß, nach fast drei Monaten in Amerika ankamen, war es gerade Heiliger Abend, als sie den Fuß aufs Land setzten. Der Förstersohn unternahm als erster eine Streif« durch die ei» same Gegend des heutigen Boston und brachte eine ganz wundervoll gewachsene Nein« amerikanische Blaufichte mit, dir mit ihren prachtvollen, silbttgschimmernden langen Nadel« das Wohlgefallen auch der beiden andern jungen Leute fand. Man hatte solchen Baum noch nicht gesehen. War es nu« Zufall oder kannte der junge Förstersohn schon aus de» Elsaß die Sitte: jedenfalls befestigte er am Abend ein Wachs licht oben an der Spitze des Leinen Nadelbaumes, und als in der Dämmerung in der elenden Bretterbude, die einstweilen den Ausgewanderten zur Herberge diente, die Auswanderer versammelt waren, zündete er dieses Licht an, gerade als man sich zum Beten anschickte. Der Lichtstrahl der Kerze wurde von den silbernen Nadem des Baumes so wundervoll zurückgeworfen, daß der Eindruck gewaltig auf die Betende« wirkte. Man behing den Baum aus Freude mit Aepfel» und Leckereien, um den Kindern die Freude zu machen, sich diese vom Baume zu holen. Auf den jungen Straßburger hatte diese schlichte Feier nach der Errettung aus Seenot einen solche» nachhaltigen Eindruck gemacht, daß er jedenfalls als erster in der Heimat den Nadelbaum putzte und sein« Lichter ent zündete. Hier fand seine seltsame Erinnerungsfeier und der geputzte Baum solchen Anklang, daß sich viele Nachahmer fanden und so jedenfalls die schöne Sitte entstand, de» Baum zu schmücken und im Lichterglanz erstrahlen zu lasse» Die erwähnte Familienchronik berichtet, daß der junge Straß burger im Jahre 1672 wieder aus Amerika zurückgekehrt war, und es ist sicherlich kein bloßer Zufall, daß der Wei^ nachtsbaum in seiner jetzigen Gestalt etwa bis auf dies« Jahr jurückgeführt werden kann. 6» poNMcber SräeMag (Nachdruck verboten.) An der Jahreswende kann die Post, die jetzt wieder aus dem Höhepunkte ihrer Jahresleistung steht, auf «inen Gedenk tag zurückblicken. Am 1. Januar vollenden sich 50 Jahre M der Regelung des Postwesens in den norddeutschen Bundes staaten und seit der Einführung des neuen Posttattfes am 1. Januar 1868. Leber die an diesem Tage in Kraft tretenden neuen Be stimmungen berichten die damaligen Zeitungen*) wie folgt: „Die norddeutsche Bundesbehörde macht bekannt, daß mit dem 1. Januar 1868 der neue Tarif eintritt, wonach alle frankierten einfachen Briefe in ganz Deutschland un» Oesterreich nur 1 Sgr. und Kreuzbandsendungen bis zu 2Vr Loth nur 3 Psg. kosten. Die Gebühr für Zahlungen Lurch Postanweisung beträgt: bei einer Zahlung unter bis 25 Thaler einschließlich 2 Sgr., bei einer Zahlung bis M 50 Thlr. einschließlich 4 Sgr. ohne Unterschied der Ent fernung; für jene Gebühr können die Postanweisungen auf dem Coupon mit brieflichen Notizen, unter Wegfall de* bisherigen Beschränkungen, versehen werden. Im Stadtpost- Verkehr wird für Postanweisungen, welche auf Beträge bis zu 50 Thlr. lauten können, der gleichmäßige Satz von 2 Sgr. Anwendung finden. Der Verkauf norddeutscher Postfret- marken für die verschiedenen Nennwerte des Stempels, so wie norddeutscher Franco-Couverts mit dem Wertstempel von 1 Sgr. und zwar — inclus. d. Herstellungskosten d« Couverts — für den Absatzpreis von 1 Sgr. 1 Pf. (da dies preußische Pfennige sind, kamen also in Sachsen 12 Couverts 13 Sgr.) beginnt mit dem 31. Dezember d. I. Die bisher km Gebiete der norddeutschen Bundesstaaten gangbaren Freimarken und Franco-Couverts, welche vom Beginn des Jahres 1868 außer Anwendung kommen, kennen vom 31. Dez. d. I. ab und ferner innerhalb des ersten Quartals des künftigen Jahres bei den Postanstalten gegen nord deutsche Post-Freimarken, bezw. Franco-Couverts (den Vrr- kausswerth der neuen Franco-Couverts zu 13 Tilberpfen- nigen gerechnet) umgetauscht oder gegen baare Bezahlung xurückgegeben werden." Mit diesem I. Januar wurde nicht nur der Zersplitterung- der deutschen Lande in so viele eiMlne Postgebiete ein End«