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wrechungen in Hythe mit Venizelos vereinbart worden, vom eine griechische Armee mit Hilfe britischer Truppen den Kampf mit den türkischen Nationalisten aufnehmen soll. Es sei jedoch noch nicht bekannt, daß die Regierungen Frank reichs und Englands die beiden wichtigsten Vorschläge Griechenlands angenommen hätten, nämlich die der finan ziellen Unterstützung und der sofortigen Besetzung Ost thraziens durch Griechenland bis zur Unterzeichnung des türkischen Fricdensvertrages. Der Tabak ass Jubilar. 300 Jahre blauer Dunst in Deutschland. Es sind jetzt gerade 300 Jahre vergangen, seitdem die Sitte oder die Unsitte des Tabakrauchens bei uns eingeführt worden ist. Vermittelt wurde die Bekanntschaft durch eng lische Hilfstruppen, die Graf Grey im Jahre 1620 dem König Friedrich V. von der Pfalz, dem sogenannten „Winter- König', zuführte. Man sah sie auf ihrem Marsch durch Sachsen rauchen, und die rasch erlernte und ebenso rasch geschätzte Kunst des Paffens verbreitete sich im Verlaufe des Dreißigjährigen Krieges über ganz Deutschland, zumal da auch im schwedischen Heere stark geraucht wurde. Die Tabak pflanze selbst war allerdings schon rund 60 Jahre vorher bekannt geworden, aber man hatte zunächst "nichts Rechtes mit ihr anzufangen gewußt. Bezeichnend für diese Unkennt nis ist die Tatsache, daß eine deutsche Fürstin die ersten aus Amerika eingeführten Tabakproben als — Gemüse hatte kochen lassen. Den Gebrauch des Tabaks als eines Genußmittels hatte Kolumbus 1492 bei den Bewohnern der Insel Guanahani vorgefunden; sie rauchten ihn in zylinder förmigen Rollen, die sie „tabavos' nannten. Auch in Haiti sowie in Uucatan und Mexiko war das Tabakrauchen vor Ankunft der Europäer bekannt. In Europa wurde der Tabak ursprünglich nur als Zierpflanze gebaut, bis sie Nicolo Menardes als Arzneipflanze pries. In Frankreich wurde sie 1560 durch Jean Nicot bekannt. Dieser Mann, der französischer Gesandter in Lissabon war, erhielt von einem aus Amerika heimgekehrten Edelmann Tabaksamen. Mit den Blättern stellte er später Heilversuche an, und es heißt, daß er in vielen Fällen <bei Geschwüren, Flechten, ja sogar bei Brustkrebs) günstige Erfolge erzielt habe. Ihm zu Ehren nannte man den Tabak daher „Nicotkraut" (Herbe diieotiLvs), und auf ihn ist natürlich auch das Wort „Nicotin' zurückzuführen. Im Jahre 1665 brachte Adolf Occo, Stadtphyfikus zu Augsburg, die ersten Tabakpflanzen nach Deutschland. Von Ntcots Erfolgen begeistert, bestimmte Occo seine Kollegen, fortan in jeder Weise dem Tabak als Allheilmittel gegen alle möglichen Gebrechen das Wort zu reden. In ungezählten Schriften jener Zeit ertönten Loblieder auf die Heilkräfte des Tabaks, der als Wunderkraut angepriesen wurde. Auf die ursprüngliche Verwendung des Tabaks als Arznei ist es wohl auch zurückzuführen, daß man seibst nach der Erlernung der Kunst des Rauchens nicht vom Tabakrauchen, sondern vom „Tabaktrinken' sprach. Sah sich der Tabak auf der einen Seite von der medi zinischen Fakultät geflissentlich begünstigt, so erstanden ihm dafür in den Theologen die erbittertsten Feinde. Die hohe und niedrige Geistlichkeit wurde nicht müde, gegen die immer weiter um sich greifende Sitte des Rauchens zu eifern, und als man sogar in den Kirchen zu rauchen begann, erließen die Päpste Innozenz VUI. und Urban VIII. geharnischte Bullen gegen das Laster de» Rauchens und Schnupfens. Be rühmte Moralisten der Zeit nannten den Tabak ein Rauch opfer, das dem Teufel dargebracht wurde, damit man besser saufen könne. Aber solche Moralpredigten halfen ebenso wenig wie die empfindlichen Strafen, mit denen die weltliche Obrigkeit gegen die Raucher vorging. Schließlich kapitulierte inan denn auch vor dem übermächtigen Feind und beschränkte sich darauf, aus der Not des Tabakübels die Tugend einer ergiebigen Steuerquelle zu machen. In England trug zur Verbreitung des Tabakrauchens Sir Raleigh bei. Man erzählt, daß ihn einer seiner Diener, der ihn schmauchend fand, mit einer Kanne Bier begossen habe, in der Meinung, sein Herr sei in Brand geraten. Der alte englische Seemann Mollgens rauchte selbst am Tage seiner Hinrichtung, ehe er das Blutgerüst bestieg, gemütlich leine Pfeife. In der Türkei, wo das Tabakrauchen 1655 vir wiiae Kümmel. 2Sj Roman von Erich Friesen. Seit einigen Tagen nimmt Hummelchen bei einem Hoftanzmeister Tanzstunde. Und — dank ihrer an geborenen Grazie und Gewandtheit, lernt sie rasch die gebräuchlichsten Tänze. -er morgende Ball beim Zustizminister soll be sonders glänzend werden. Ihre Exzellenz befällt be reits gelindes Herzklopfen bei dem Gedanken, wie ihre Schutzbefohlene sich zum erstenmal als „Tänzerin" aus nehmen wird. Und merkwürdig — dieser zweiten Festlichkeit sieht Liane mit weit mehr Unruhe entgegen, als der ersten. Es ist, als ob die frische, fröhliche Unbefangenheit des Naturkindes dem Ballfieber der Weltdame Platz mache. Oder ist es noch etaws anderes, das Hummelchens Wangen mit tiefer Glut färbt, sobald sie an den mor genden Abend denkt? ... Tas Fest beim Justizminister hat bereits begonnen, als Gräfin Klothilde mit ihrer Mündel den Ballsaal betritt. Sofort sind die beiden Tarnen umringt. Jeder der jungen Herren bittet „das gnädige Fräulein" um die Ehr eines Tanzes. Mit der ihr eigenen Unbefangenheit gewährt sie, lachend alle Tänze bis auf drei. Weshalb sie diese drei sceihällt, gesteht sie sich selbst nicht ein. „Zum Aus ruhen —" meint sie entschuldigend. Tabei spähen ihre glänzenden Blicke nach links und rechts. Und plötzlich leucytet es in ihren Augen auf. Ihre Lippen teilen sich zu fröhlichem Lächeln. Er sieht recht bleich aus und gar nicht vergnügt. Und Liane wundert sich im stillen, weshalb er über haupt gekommen sein mag. Jetzt hat er sie bemerkt. Eine Sekunde lang senkt er die Lider vor ihren strahlenden Augen, die das Verstellen noch nicht gelernt haben und ihn bereits von weitem zu grüßen scheinen. Tann geht er gradewegs auf sie zu. ,Zch komme gewiß zu spät, gnädiges Fräulein," meint er, mit einem bedauernden Blick aut ibre Tanz karte „O nein," lacht sie fröhlich auf. „Ich habe Ihnen aufkam, wurden den ersten Rauchern Sie Pfeifen durch Sie Nasen gestoßen, in Rußland schnitt man den Rauchern noch 1634 die Nasen ab. Jetzt ist die Tabakspfeife, nachdem sie der salonfähigeren Zigarre hatte weichen müssen, infolge der fabelhaften Verteuerung des Rauchkrauts allmählich wieder zu der Ehre gekoinmen, die sie nahezu zwei Jahrhunderte behauptet hatte. Denn die Zigarre ist eine Erfindung der Neuzeit, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch die spanischen Soldaten der napoleonischen Armee bekannt ge worden ist. Durch die napoleonischen Heere wurde sie dann auch in Deutschland eingeführt. Doch beschränkte sich diese Einführung vorerst auf die Kreise der eleganten Kavaliere. Erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, nachdem überall die Rauchfreiheit versassungsgemüß gewährleistet war, wurde die Zigarre zum Allgemeingut der Raucher aller Völker. vU. Wett- und VoWwirkfchLse. Der Stand der Mark. Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für 18V Gulden, dänische, österreichische, ungarische oder tschechische Kronen, schweizer und französische Frank und Lire sowie für 1 Dollar und 1 Pfund Sterling gezahlt wurden. („Vries' — an geboten; „Geld" — gesucht.) Börsenplätze SS. «. Geld Brief S1. «. Geld l Bries Stand 1. 8. 14 Holland. . Gulden 1313.70 1316,30 1353,60 1356.40 170 Mt. Dänemark . Kronen 606.90 608,10 634,35 635.65 112 „ Schweiz. . Frank — — — — 72 . Amerika. . Dollar — — — — 4.40 . England . Pfund 144,85 145,18 149.10 140,40 20,20 . Frankreich . Frank — — — —— 80 . Italien . . Lire 224.— 224.50 227.25 227,75 80 „ Dt.Osterreich Kronen 26.84 V- 26,40 V- 26.34V. 2»,40'/- 85 „ Ungarn .. Kronen 21.07 22,03 22.09 V- 22,15V- 88 „ Tschechien . Kronen 85.40 85,60 85,52V- 85,72V- 85 . Direkter Kabelverkchr mit Südamerika. In diesen Tagen wurde in Berlin zwischen der „Agencia Americana' und der „Deutschen Überseedienst G. m. b. H.' ein Vertrag abgeschlossen, durch den letztere die Generalvertretung Ler „Agencia" für Deutschland und für die östlichen und nörd lichen europäischen Länder übernommen hat. Die „Agencia Americana" ist seit langen Jahren die einzige, von Reuter und Havas unabhängige südamerikanische Depeschen-Agentur, welche Nachrichten aus sämtlichen süd- und mittelamerstqm« schen Ländern nach Europa gibt. Nab an<i fern. o Ausbreitung der SebenSmitrerunruhen im Westen. In Krefeld drangen große Volksmengen in die Markthalle plünderten oder zerstörten Lie Vorräte. Abends wurde das Warenhaus Tietz gestürmt, sämtliche Waren lomden auf die Straße geworfen und teilweise verschleppt. Die Polizei war machtlos. Die Lebensmittelkommission hat beschlossen Obst, Gemüse und andere Lebensmittel in großen Mengen aufzukaufen und zum Selbstkostenpreise an die Bevölkerung abzugeven. Aufkäufer dürfen vor 10 Uhr vormittag den Markt nicht mehr betreten.' Belgisches Militär hält die Ordnung aufrecht. — Infolge der hohen Obstpreise entstand in Frankfurt a. M. auf dem Markt ein großer Krawall, der Oie Moknungsnot Kat ein bnäe wenn Wohnhäuser in ^MLI-Masssv er richtet werden, wie dies in immer steigendem Umfange im ganzen Reich geschieht. ^LlLI- Steine (D. N. P. und Weltpatente) können von jedermann in einfachster Weise auch un mittelbar an der Baustelle aus überall vor handenen Rohstoffen (Kies-Sand, Koks- Schlacke, Asche usw.) durch Stampfen in den H.N8I-Formen hergestellt werden. Große Ersparnisse! Erbitten Sie die Druck schriften der Firma ^L48I-Werke, Abt. II O 49, Berlin-Johannisthal. E dazu führte, daß die erregte Menge die Obststände stürmte, die Körbe umstülpte und Las Obst, Kirschen, ErLseeren und Heidelbeeren, zertrat. S Grosse Waldbrände in Skandinavien. Die schwedi schen sowie die norwegischen Wälder werden zurzeit von großen Bränden heimgesucht, die durch Funken Ler zunr größten Teil mit Holz angeheizten Lokomotiven entstehen. In. Schweden wüten Lie Brände besonders in Noorland, aber auch in Mittelschweden sind wette Gebiete zerstört. In Norwegen wütet ein großer Brand bei Nendal. Bisher sind 20 Millionen Quadratkilometer Waldbestand dem Feuer zum Opfer gefallen. 1200 Menschen versuchen, bis jetzt vergeh ms. Las Feuer zu löschen. 0 Kirschen nur für Reichstagswähler. Auf einen originellen Einfall sind die Behörden von Semmelburg ge kommen. Sie haben beschlossen, die ihnen vom Kreise Eis leben zugeteilten Kirschen an die Reichstagswähler zu ver teilen. Die Verteilung soll nach Ler Wählerliste vorge nommen werden, so daß alle diejenigen, welche nicht ge wählt haben, leer ausgehen. Eine immerhin merkwürdige Erziehung zur Wahlpflicht. O Der Naturschutzpark Wilsede nie-ergebrannt. Ein furchtbarer Brand wütete im Naturschutzpark Wilsede in der Lüneburger Heide und in den benachbarten Waldgebieten Heimbuch und Einem. Vernichtet sind u. a. weite herrliche Baumbestände der Heide, die einen Test des Naturschutz- varkes bildeten. T Wiener Preissteigerungen. Infolge der neuen Lohnerhöhungen und Kohlenpreissteigerungen hat die Stadt Wien den Preis für die einfache Straßenbahnfahrt, der bisher zwei Kronen betrug, auf drei Kronen erhöht. Trotz dem bleibt der Wiener Straßenbahn ein Defizit von 100 Millionen Kronen. — Die weitere bedeutende Preis steigerung für Rotationspapier und Löhne bestimmte die Wiener Tageszeitungen zu einer neuen starken Erhöhung der Verkaufspreise. Die Nummer eines Morgenblattes der „Neuen Freien Presse", des „Neuen Wiener Tagblatt' und des „Neuen Wiener Journal" kostet jetzt 1 Krone 50 Heller, an Sonn- und Feiertagen 2 Kronen. Der Abonnements preis dieser Zeitungen beträgt vom 1. Juli d. Js. ab monatlich 35 Kronen bei Abholung von den Verkaufsstellen. D Freier Butterhandel in Österreich. In Deutsch österreich hat das Staatsamt für Volksernährung den freien Handel mit Butter, zu 200 Kronen pro Kilogramm, und den freien Handel mit gezuckerter Kondensmilch, zu 36 bis 38 Kronen, und mit ungezuckerter, zu 25 Kronen per Dose, gestattet. Neueste Meldungen. Die Tilgung der deutsche« Schuld. Boulogne. Der Berichterstatter der „Agence Havas' hat auf der Konferenz den Eindruck gewonnen, als ob sich die französischen und englischen Sachverständigen über den Tilgungsplan der deutschen Schuld einig seien. Die Alliierten würden die Gesamtsumme feststellen, die Deutschland in Raten, deren Beträge besonders bestimmt werden würden, zu bezahlen habe. Der Plan stelle nicht nur die Gesamt summe der von Deutschland zu zahlenden Wiedergutmachung fest, sondern bestimme auch die von Deutschland jährlich zu zahlenden Beträge Polnisch« Absichten ans Ostpreussen. Berlin. Zwischen Polen und der Ukraine ist ein Ge- heimvertrag abgeschlossen worden, der uns einen neuen Ein blick in die unersättliche Landgier der Polen verschafft. Die polnischen Machthaber wollen sich nicht nur auf die polnischen Grenzen von 1772 beschränken, und ein Polen von Riga bis Odessa schaffen, sondern in dem Vertrag wird offen ausgesprochen, daß man auch den Landraub auf Ostpreußen ausdehnen möchte. Da die Polen gut die separatistischen Vorgänge in den besetzten Gebieten Westdeutschlands studiert haben, so denken sie sich den Plan der „Eroberung Ostpreußens" so, daß sie nach Art der Dortenschen Loslösungsbestrebungen im Rhein land eine ähnliche Bewegung in Ostpreußen inszenieren wollen, um so den „freiwilligen" Anschluß Ostpreußens an Polen zu erzielen. schon ein paar Tänze aufgehoben — zum Beispiel gleich diesen ersten. „Wie liebenswürdig von Ihnen!" „Wenn Sie aber lieber nicht tanzen Wolken — Sie sehen angegriffen aus — so lassen Sie es nur sein!" .„Bewahre! Ich freue mich darauf! Darf ich also gleich um diesen Tanz bitten?" „Gern. Aber nicht zu rasch, bitte! Ich lin noch Anfängerin!" Er legt den Arm um ihre Taikle, und bald fliege» beide nach den einschmeichelnden Klängen eines Strauss- schen Walzers über das spiegelglatte Parkett. Es ist der erste Tanz, den die „wilde Hummel von Büffel-Goldfeld" riskiert — zuerst zaghaft ... dann mutiger ... zuletzt, geleitet von Norberts starkem Arm, voll wonnigem Entzücken. Und zu seiner Ueberraschung merkt er, daß auch ihm der Tanz Vergnügen macht. Tie ungekünstelte Freude dieses Naturkindes wirkt ansteckend. Als die Musik schweigt, atmet Liane tief auf. „Schade! Es war so schön. Aber Heitz ist mir ge worden!" „Tart ick nach einem kühlen Plätzchen Umschau halten?" „Bitte!" „Aber Sie sind für den nächsten Tanz engagiert?" „Macht nichts. W:nn der Herr kommt, sage ich ihm, daß mir zu heiß ist und daß ich lieber bei Ihnen bleibe." Leise Röte steigt in die Stirn des Mannes. Wie anders ist dieses Mädchen, als all die übrigen Tamen seiner Bekanntschaft! Und er Etwas niedergedrückt geleitet er seine Tänzerin hin aus auf einen der Balkons, nachdem er ihr vorher für sorglich einen Schal um die bloßen Schultern gelegt hat. Tiebaufatmend lehnt Liane sich über die Brüstung Ihre großen Augen blicken nachdenklich auf das groß städtische Gewoge da unten. Fast alle Vorübergehenden bleiben 'ne Sekunde lang stehen. Einige blicken lächelnd herauf nach der hellerleuchteten Fensterreihe. Andere lausch m auf die soeben wieder einsetzende Musik. Wieder andere starren stirnrunzelnd empor " ' „Wieviel Menschen es in Berlin gibt!" meint Liane verwundert. „Und wieviel Arme Wohl darunter! Wie die uns hassen müssen! Daß wir hier oben uns amü sieren und reich gekleidet gehen, während sie arbeiten müssen und vielleicht kaum genug zu essen haben!" Lie naive Richtigkeit ihres sozialen Empfindens freut ihn. „Gab es in Südafrika, wo Sie lebten — wie hieß doch gleich der Ort —" „Büffel-Goldfeld." „Ach ja — Büffel-Goldfeld! Gab es in Büffel- Goldfeld keine Armen?" ja. Aber wir waren alle gleich. Mal arm, mal reich. Einen Unterschied gab es nicht. Sehen Sie die arme Frau da hinten!" fährt sie, sich über die Brüstung lehnend, mitleidig fort. „Wie müde sie herangeschlichen kommt! Und wie eingefallen ihr Gesicht ist! Gewiß hat sie Hunger!... Ach, könnte ich sie doch heranrufen und ihr zu essen geben und sie Champagner trinken lassen, soviel sie mag!" Voll wachsenden Interesses beobachtet Norbert lhr belebtes, von echtem heiligem Mitleiden verMrtes Ge sicht „Meinen Sie, daß ich ihr Geld herunterwerfen darf? Wird sie es übel nehmen?" flüstert sie erregte „Sicher nicht, Fräulein Arevallo!" Schnell fahren Lianes Hände in der duftigen SPi tzentoilette auf und nieder. Ein Ausruf des Mißmuts entschlüpft ihr. „Liese dummen Kleider! Nirgends eine Tasche! Ge ben Sie mir rasch -^was Geld! Aber rasch! Rasch! Sil sehen dock, die Frau ist aleick vorbei!" Während Norbert noch in der Tasche nach seinem Portefeuille sucht, ist die Frau bereits unter dem Bal kon angekommen. „Liebe Frau!" ruft Liane in gedämpftem Ton hin unter Tie Arme schreckt zusammen und richtet ihre glanz losen Augen aus den Balkon. Beim Anblick der reich geschmückten, vornehmen Lame will sie wieder fort schleichen. Ta fällt etwas direkt vor ihren Füßen nieder. Eie bückt sich und hebt ein breites goldenes Arm band auf. Fast ersckrocken kält sie es empor.