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MsdmfferAMblatt Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 sÜl 26?'^ösUss Uliö Postscheckkonto Leipzig 28644 Dieses Blatt enthätt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschoft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, -es Eia-trats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verleger mrd Drucker: Arthur Zschunke iu Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, sür de» Inseratenteil. Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Nr. 51 Mittwoch den 2. März 1921. 80. Iahrgsvg. Amtlicher Teil Montag den 7. März 1921 vormittags 8 Uhr wird im Verhandlungssaale des amtshaupimannschafliichen DienstgeMudes öffentliche Sitzung desBezirksausschuffes abgehalten werden. Die Tagesordnung hängt vom 3. März 1921 ab im Änmeldezimmer der Amr?- hauprmannschast aus. Nr 133 1 k. Meißen, am 28 Februar 1921. L«3b Der Amtshauptmonn. Donnerstag den 3. März oormftlog« von 9—12 Uhr gegen Vorzeigung der Bons Ausgabe von Hafermehl an Minderbemittelte. Wilsdruff, am 1. März 1921. rs-7 Der Studtrat. Keffelsdorf. In den nächsten Tagen trifft ein Waggon Briketts em. Bestellungen sind sofort bi der Fa. P Heinzmann zu bewirken. Kesselsdorf, am !. Dtärz 1921 Der Gemeindevorstand. Kirins Zeitung für eilige Leser * Am Mittwoch fangen in London die Beratungen mit den deutschen Delegierten an. * Nach dem Friedeusvcrtrag muß Deutschland auch 300 Elb- kühne an Entente abliefern. * Der frühere deutsche Gesandte in Stockholm, Freiherr v. Lucius, ist in das Auswärtige Amt berufen worden. * Der Zentrumsabgeordnete Dr. Porsch erklärt, daß er keinen preußischen Ministerposten annehmen werde. * Der Prozeß gegen den Hauptmann v. Kessel beginnt am 15. März vor dem außerordentlichen Schwurgericht des Land gerichts in Berlin. * In Tirol wird am 24. April über den Anschluß an Deutsch, land abgestimmt. * In Cork wurden sechs Sinnfeiner wegen Teilnahme an Angriffen gegen die Truppen hingertchtet. Antreten zum Turnier! In London ist alles zum Empfang der deutschen „Gäste" bereit, und 24 Stunden darf Dr. Simons und seine Begleitung von seiner weiten Reise verschnaufen, ehe er zum Turnier mit den ersten Preisringern von Eng land und Frankreich antreten mutz. Ehrliches Spiel — luir pla^, wie die Engländer es nennen — wird hier nicht getrieben, denn Engländer und Franzosen sitzen schon seit einer Woche beisammen, um den Wafsengang, vor dem sie stehen, bis in alle Einzelheiten hinein miteinander zu be reden; selbst die Generäle Foch und Weygand sind schon seit Tagen in London zur Stelle, um Heizeiten das Schwert schärfen zu helfen, niit dem der Deutsche erschlagen werden soll, wenn er nicht tut, was ihm besohlen wird. So wird der deutsche Bevollmächtigte sich mit eiserner Ruhe wappnen müssen, wenn er das Spiel nicht von vorn herein verloren geben soll. Werden Engländer und Franzosen die gemeinsame Marschroute finden, von der, wie sie glauben, für die En tente alles Heil der Zukunft abhängt? Von LloydGe org e, für den wieder einmal eine große Stunde gekom men ist, kann man nur sagen: weiß man denn, woran der glaubt? In Paris hatte er den Franzosen an einem Tage eine große Szene gemacht wegen der wahnwitzigen Ver blendung, mit der sie Deutschland zugleich auspressen und arbeitsunfähig machen wollten, um schon am nächsten Tage sich freudig zu den berühmten Beschlüssen zu beken nen, von denen er sicher sein konnte, daß sie in Deutsch land einen Schrei des Entsetzens auslösen würden. Seit dem hat er in der Heimat manches Wort gesprochen, daß sich mit diesen Pariser Abmachungen nicht recht zu ver tragen schien, und je näher der Tag der Londoner Konfe renz heranrückte, desto geflissentlicher ließ er gegenüber den militärischen die wirtschaftlichen „Sanktionen" in den Vordergrund schieben, die ihm vielleicht mit Rücksicht aus das Urteil der Welt etwas weniger anstößig zu sein schei nen. Wir Deutschen müssen darüber freilich ganz anders denken, denn was die Franzosen auch ganz abseits von militärischen Strafmaßnahmen, lediglich im Bereiche von zivilen Verwaltunasbesugnisscn, wie sie ihnen z. B. im Saargebiet oder in Obcrschlesien eingeräumt sind, an Ver gewaltigungen leisten können, dafür liefert uns jeder Tag, den Gott werden läßt, die himmelschreiendsten Beweise. Doch soweit sind wir ja noch nicht. Vorerst Weitz man in London noch gar nicht, wie die deutschen Gegenvorschläge aussehen werden. Und doch lätzt der britische Premier minister der Welt bereits verkünden, daß er am Mittwoch auf die zu erwartenden Ausführungen des deutschen Ver treters antworten werde, um danach die ganze Frage der Wiedergutmachung gemischten Sachverständigenausschüssen zu überweisen, die ihre Aufgabe bis zum Freitag^beendet haben müßten. Es soll sich also das Verfahren von Spa tatsächlich in London wiederholen. Man will allenfalls Herrn Dr. Simons einmal zum Worte verstauen — übri gens, wie hinzugesügt wird, ohne ein Zurüükommen auf oie Frage der Schuld am Kriege zuzulassen, — danach soll alles weitere im Dunkel von Ausschußberatun gen erledigt werden, wo man ja auf die Vertreter von nicht alliierten und nicht assoziierten Ländern keine Rücksicht zu nehmen braucht. Um so niederschmetternder läßt sich dann das Referat gestalten, mit dem man nachher wieder zur Vollversammlung zurüükehrt, und das neue Strafgericht, das den Deutschen zugedacht ist, läßt sich um so bequemer mit moraltriesenden Begründungen versehen. So uuge- käbr scheinen die Herren in London sich die Sache zu den ken. Allenfalls bereiten sie sich aus das „Zugeständnis" vor, statt der zweiundvierzig Jahreszahlungen, die sie in Paris sestgelegt haben, „nur" dreißig Zahlungen festzusetzen, natürlich ohne Herabminderung der Gesamtsumme, so daß die von der Entente vorgesehenen Jahresbsträge sich gar noch um 1 Milliarde 300 Millionen Goldmark erhöhen würden. Um sich eine Art Rechtsboden für solche Forderungen zu schaffen, läßt man allerhand fabelhafte Schilderungen über den unbändigen Wohlstand verbreiten, der sich in Deutschland mehr und mehr bemerk bar mache, und ist so dabei, eine Atmosphäre zu schaffen, die jede erträgliche Verständigung von vornherein aus- fchließen muß. In diesen ganzen Nebeldunst von Argwohn und Miß- erauen, von Böswilligkeit und Unsinn soll nun Herr Dr. Simons mit der ganzen Nüchternheit seines Wesens Hin einstoßen. Bei jedem Wort, das er zu sprechen hat, wird ihm die ganze unermeßliche Feindseligkeit einer von Wahn vorstellungen besessenen Welt entgegentreten. Er wird, solange es geht, versuchen, sich mit allen Künsten der Diplo matie, mit allen guten Gründen, die er nur aufzutreiben vermag, zu wehren, aber niemand kann dafür stehen, daß er nicht sehr bald genötigt sein wird, zu dem letzten Zu fluchtmittel zu greifen, das uns den vorgefaßten Meinun gen gegenüber, mit denen wir es zu tun haben, geblieben ist: Deutsch zu reden! Deutsch zu reden mit dem Zyniker Lloyd George, dem es auf eine Handvoll Millionen von frischen Grübern in Deutschland nicht ankommt, deutsch zu reden mit Briand, der nur an die Milliarden-Sehnsucht seiner Kapitalisten und Rentner denkt, und lieber den Kriegszustand in Europa verewigen möchte, als auch nur den Schein eines Entgegenkommens an die Besiegten auf sich zu laden. Tausendfach ist unserer Vertretung für London der Ruf mit auf die Reise gegeben worden: Bleibt fest, bleibt fest. Es steht nun bei Herrn Dr. Simons, die sen Stuf stets im Ohre zu behalten und gerade dann am ge- treulichsten, wenn der Kampf um ihn her am wildesten tobt. Abstimmungsvorschriften für Oberschlesien. Passierscheine und Stimmzettel. Die Interalliierte Kommission hat die Bestimmungen über die am 20. März stattsindende Abstimmung in Ober schlesien herausgegeben. Darin heißt es unter anderem: Die Abstimmung findet am Sonntag, den 20. März, für das gesamte oberschlefische Gebiet und für alle stimm berechtigten Kategorien statt. Der Passierschein gilt als Paß und muß vom paritätischen Ausschuß des Ortes be antragt werden, in dem abgestimmt wird. Die Passier scheine gelten gleichzeitig als Wablkarten. Die Personen der Kategorien und 0 erhalten den Passierschein von dem paritätischen Ausschuß ihres Abstimmungsortes. Die Personen der Kategorien I) erhalten einen ähnlichen Pas sierschein und diejenigen der Kategorie 6 erhalten den selben Passierschein, den aber der paritätische Ausschuß des Ortes, in dem sie eingetragen sind, ausstellt. Personen, deren Gesundheitszustand eine Begleitung erforderlich macht, können auch für den Begleiter einen Passierschein erb alten. Für die Passierscheine ist kein Visum eines fran ze eschen Konsulats erforderlich. Die Abstimmung erfolgt mit einem Stimmzettel aus weißem Papier mit schwar zem Druck. Die eine Kategorie trägt den Vermerk: „P o l s k a - P o le n". Die zweite Kategorie den Vermerk „Deutschland-Niemcy". Zettel, Umschläge und Urne werden von der Regierungs-Kommission geliefert. Die Abstimmung dauert von früh acht bis acht Uhr abends. Einzelbestimmungcn. Ungültig sind 1. Stimmzettel, die nicht das vorschrifts mäßige Muster haben, 2. Stimmzettel mit Merkmalen, die eine Verletzung des Abstimmungsgeheimnisscs bezwecken, 3. Stimmzettel mit Zusätzen oder Streichungen, 4. Stimm zettel ohne Aufdruck, 5. Stimmzettel, die ohne Umschlag ge funden wurden, 6. Stimmzettel in unvorschriftsmätzigen Umschlägen. Jeder Umschlag darf nurei nenStimm- zettel enthalten. Sind mehrere darin, aber von der glei chen Kategorie, so wer een sie als eine Stimme gezählt. Sind sie verschiedener Kategorien, so sind sie alle ungültig. Im Falle, daß über die Gültigkeit der Stimmzettel keine Einigkeit im Wahlbureon erzielt werden kann, gel ten sämtliche Zettel als angejochten, wodurch ihre Berech nung ausgesetzt ist; die Entscheidung liegt bei dem Inter alliierten Bureau. Dieses prüft die Abstimmungshandlung, entscheidet über die strittigen Fälle und die angefochtenen Stimmzettel und stellt die endgültigen EraebnWe Ler Ab. ptmmung fest. Der Gesamtbericht des Interalliier ten Bureaus mit den Vorschlägen bezüglich der Gültigkeit der Abstimmungshandlung geht an die Regierungskom mission, die in letzter Instanz über die Gültigkeit entscheidet und das Ergebnis bestätigt. Wo es angefochten wird, fin- vet an einem noch zu bestimmenden Lage ein zweiter Wahlgang statt. Aordfrankreichs Wiederaufbau. Deutschlands Mitarbeiterwünscht. In der öffentlichen Meinung Frankreichs hat sich ohne Zweifel während der letzten Monate ein Umschwung voll zogen in bezug auf die Teilnahme Deutschlands an dem Wiederaufbau der durch den Krieg verwüsteten Departe ments Rordfrankreichs. Der Grund ist offenbar darin zu suchen, daß sich die französische Verwaltung unfähig er wies, diese Riesenarbeit durchzusühren, so daß die Bevölke rung selbst die unmittelbare Mitarbeit Deutschlands dem bisherigen System der zwecklos ausgeleilten Unterstützung vorzicht. Die französische Regierung hat unter dem Ein fluß der französischen Großindustrie lange den Gedanken einer Mitarbeit der deutschen Industrie beim Wiederauf bau abgelehnt unter dem Vorwand, daß die Bevölkerung des Nordens sich gegen die Heranziehung deutscher Ingenieure und Arbeiter auflehnen würde. Während der letzten Monate ist nun ge rade von den Arbeitern der Jndustriebezirke des Nordens gegen diese Behauptung Widerspruch erhoben worden, und der allgemeine Gewerkschaftsverband hat eine Abordnung in das Kriegsgebiet geschickt, die ein vollständiges Pro gramm für den Wiederaufbau auf der Grundlage der Zu sammenarbeit mit den deutschen Gewerkschaften ausge arbeitet hat. Das Gewerkschaftsblatt „Le Peuple" tritt seit mehreren Wochen für dieses Programm ein, und dagegen erhebt die nationalistische Presse keinen Widerspruch. Ande rerseits hat der radikale Deputierte Hennessy, der zu den Vertretern Frankreichs aus der Genfer Völterbundstagung gehörte, der Regierung und der Reparationskommission einen ähnlichen auf die deutsche Mitarbeit begründeten Plan unterbreitet, der von der linksrepublikanischen „Nou velle" eifrig unterstützt wird. Die Negierung Briand hat, wie „Le Peuple" feststellt, Gelegenheit gehabt, diese Vor schläge" zu prüfen. Es wird sich aber erst in London selbst Herausstellen, ob sie jenen ebenso ablehnend gegenübersteht wie die früheren Regierungen oder nicht. „Le Peuple" stellt fest, daß das ganze Ergebnis der Konferenz in Lon don von der Annahme oder Ablehnung der deutschen Mit arbeit bei dem Wiederaufbau in Nordfrankreich abhängt. Aber die Stellungnahme des Wiederaufbauministers Loucheur in der Frage der deutschen Mitarbeit läßt sich vorläufig kein bestimmtes Urteil fällen. * Seltsame Sachverständige. Nach den neuesten Meldungen aus Brüssel hat die Brüsseler Sachverständigenkonferenz den alliierten Regie rungen einen zweiten, vom 20. Februar datierten Bericht unterbreitet. Darin heißt es, die wirtschaftliche Lage Deutschlands sei wahrscheinlich augenblicklich günstiger als in irgend einem anderen Lande Europas (!). ' Es werde schwer sein, zu beweisen, daß der in Paris festgesetzte Rc- parationsbetrag Deutschlands Leistungsfähigkeit übersteige. poliüsche Rundschau. - Deutsches Reich. Zur Regierungsbildung in Preußen. Die Vertreter der Mehrheitssozialisten vom Oberrhein und dem besetzten und unbesetzten Niederrhein haben in einer Konferenz in Düsseldorf zur Regierungsbildung in Preußen Stellung genommen. Nach einem Referat des Abgeordneten Limpertz aus Essen wurde einstimmig be schlossen, eine Erweiterung der Koalition nach rechts ab zulehnen. Die alte Koalition, bestehend aus Mehrheits sozialisten, Demokraten und Zentrum, sei vollständig in der Lage, die Regierungsgeschäfte weiterzuführen. Deutsches Kriegsmaterial in Holland. Der holländische Kriegsminister teilt mit, daß sich von dem in Holland festgehaltenen Kriegsmaterial fremder Mächte nur noch deutsches Material befindet, und zwar 46 000 Gewehre. 12 000 Karabiner. 2400 Revolver. LV 000