Volltext Seite (XML)
Md Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Postscheckkonto Dresden 2640 Zernivrecher Wilsdruff Ar. 6 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts za Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Nr. 245. Mittwoch den 19. Oktober 1921. 80. Jahrgang. Amtlicher Teil. Freitag und Sonnabend, den 21. und 22. Oktober 1921 bleiben die Geschäfts räume bei der Arntshauptmannschaft wegen Reinigung geschlossen. An beiden Tagen werden nm dringliche Sacken er cdstt. Meißen, am 17. Oktober 1921. M« Die Amtshauptmanuschaft. Wegen Reinigung bleiben die Geschäftsräume der unterzeichnenden Behörde Freitag und Sonnabend den 21 und 22. Oktober 1921 geschlossen. An diesem Tagen werden nur dringliche Sachen erledigt. Wilsdruff, den 17. Oktober 1921. reo Amtsgericht Wilsdruff. Nachdem auf Grund der Verordnung des Gesamtministeriums vom 28. Juni 1921 die Rechte der derzeitigen Gsmeindevertreter am 31. Dezember 1921 erlöschen, haben Neuwahlen der Stadtverordneten zu erfolgen Sie sollen Sonntag den 27. November 1921 vorgcnommen werden und finden von vormittags 9 Uhr dis nachmittags 7 Uhr für dm 1. Stimmbezirk (Stadtteil links der Tharandt—Freiberg—Meißner Straße) im Rathause — Stadrverordnetensaal —, für den 2. Stimmbezirk (Stadtteil rechts des obigen Straßenzugs) im Saale des Goldenen Löwen statt. Zu wählen sind 14 Stadtverordnete. Zum Wahlkommiffar ist Bürgermeister Dr. Kronfeld in Wilsdruff ernannt worden. Beisitzer des Wahlausschusses sind Stadtrat Max Zschoke, Tischlermeister Robert Geißler, Tischler Richard Jähne und Ziegeleibesitzer Max Seurich. Wahlvorsteher im 1. Stimmbezirk ist Stadtrat Wehner, sein Stellvertreter Stadtrat Zschoke; Wahlvorsteher im 2. Stimmbezirk ist Schuldirektor Thomas, sein Stellvertreter Lagerhalter Neumann. Stimmberechtigt sind alle deutschen Männer und Frauen, die am Tage des Ab schlusses der Wählerlisten — das ist der 12. November 1921 — das 20. Lebensjahr vollendet und ihren wesentlichen Wohnsitz in Wilsdruff haben. Ausgeschlossen von der Stimmb-'rcchtipung ist, wer entmündigt ist oder unter vorläufiger Vormundschaft steht, wer im Konkurs ist, wer infolge eines rechtskräftigen Urteils der bürgcriichcn Ehrenrechte ermangelt Wählbar sind alle Stimmberechtigten. Die Wählerlisten liegen vom 21. Oktober bis zum 28. Oktober dieses Jahres im Meldeamte (Zimmer 2) zur Einsichtnahme aus. Einsprüche sind dort bis spätestens zum 29. Oktober schriftlich oder zu Protokoll anzubringen. Nach dem 29. Oktober können Einsprüche nur noch von stimmberechtigten Personen angebracht werden, dis nach diesem Tage, ober vor dem Abschlusse der Wahllisten ihren wesentlichen Wohnsitz in der Stadt nehmen. Zur Ausübung der Wahl sind nur die in dir Wählerlisten ausge nommen«« Stimmberechtigten befugt. Das Stimmrecht kann nur persönlich durch Abgabe zusammengcfalteter Stimm zettel'aus weißem Papier ohne äußere Kennzeichen ausgeübt werden. Sie sollen 9 zu 12 am groß sein und dürfen nur dis Namen eines der noch öffentlich bekannt zu gebenden Wahloorschläge enthalten. Im übrigen wird auf die Bestimmungen des Ortsgesetzes der Stadt Wilsdruff über die Wahlen von Stadtverordneten vom 21. Dezember 1918 nebst I. Nachtrag hier zu besonders hmgewiesen, die in der Natskanzlei während der Geschäfiszeit eingesehen werden können. Wilsdruff, am 7. Oktober 1921. 281 Der Siadtrat. Der Plan über die Herstellung einer unterirdischen Telegraphenlinie tin der Staatsstraße Dresden-Kesselsdorf liegt beim Postamte Freital-Potschappel vom 18 Oktober 1921 ab 4 Wochen aus. Dresden-N. 6, den 15. Oktober 1921. Telegraphenbailamt 8. Klein« Zeitung für eilige Leser. * Nach englischen Bkättermsldungen werden die wirtschaft lichen Vorschläge über Oberschlesien in 13 Punkten geregelt. * In Berliner politischen Kreisen wird jetzt der Rücktritt der ReichsregierimH als bald bevorstehend angesehen. * Der Reichstag tritt am Donnerstag WsasnmeM * Der Dollar erreichte in sprunghaften Steigerungen die Katastrophale Höhe von 189. * Die Berliner Stadtverord-netsnwahlen ergaben Lei völlig ruhigem Verlauf des Wahltages eine knappe bürgerliche Mehr heit. * In Wien fanden erneut Toner-ungskrawalle statt, -bei denen es zu. Gewalttätigkeiten und Plünderungen kam. 43 Punkte. Die LSergcmgsSestiMmrmgen für das JndustriedreieZ. Wer denkt nicht unwillkürlich an ein anderes weltge schichtliches Dokument, durch das vor Jahren einmal in ^4 Punkten der Welt das Heil gebracht werden sollte, wenn man jetzt die Nachricht von den 13 Punkten erhält, dnrch die die Genfer Auserwählten das Unheil, das sie mit der politischen Gren'e in Oüerschlesien angerichtet haben, auf -dem Wege wirtschaftlicher Übergangsbestimmungen zum Teil wieder reparieren möchten? Auch diese Vorschläge müssen mit der gleichen vorsichtigen Skepsis beurteilt wer den, die den Wiisonschen 14 Punkten leider nicht überall entgegengcslLkt worden ist. Rach Meldungen des eng lischen Blattes „Observer" ist der Hauptinhalt des Genfer Beschlusses in erster Linie der, daß die Hälfte des oberschlesischen In dustriegebiets, das infolge seiner jahrhundertelangen Ent wicklung unter deutscher Verwaltung einer der wichtigsten industriellen Mittelpunkte Europas geworden ist, und be sonders das wirklich ertragsreiche Industriegebiet Ober- Mesiens Deutschland weggenommen und Polen gegeben wird. Man beachte, daß das die Worte des englischen Blat tes sind, und welche Kritik sich bereits darin ausspricht: Die politische Grenzlinie sei so festgelegt worden, daß eine Mindestzahl von Polen auf deutscher und eine Min destzahl Deutscher auf polnischer Seite gelassen werden. In wirtschaftlicher Hinsicht habe man versucht, der po litischen Grenze die Bedeutung zu nehmen, indem man ge wisse wirtschaftliche Maßnahmen auferlegte, die dazu be stimmt seien, den einheitliche» Charakter des Jndustriedreiecks während eines Zeitraums von 15 Jahren zu wahren. Aus den Einzelheiten dieses „Wiedergutmachungsversah-- rens", das in 13 Punkten abgefaßt ist, sei hervorzuheben, daß die Eisenbahnen aus deutscher Wie auf polnischer Seite in einem einheitlichen System zusammengefaßt bleiben sollen. Für die Zollgrenze wird bestimmt, daß in den ersten sechs Monaten eine solche überhaupt nicht wirksam sein soll, und daß -in den folgenden 1416 Jahren alle Rohstoffe, die aus der deutschen oder polnischen Zone stammen oder in einer dieser Zonen verbraucht werden sollen, die Grenze ohne Zoll hin und her passieren dürfen Während der Periode von 15 Jahren ist keinerlei Zw a ng s e n t c i g nnng gestattet. Die Deutschen, die aus der polnischen Seite der Grenze leben, haben wWrend der 15 , z^ayre vas Recht, siq für Die deutsche untertanenschast zu er « scheiden. Die deutsche Mark wird als gesetzliches Zahlung i mittel in der polnischen Zone anerkannt. Die deutsche sozi - j ale Gesetzgebung -bleibt in Kraft, bis die polnische Regiemr.! allgemeine eigene Gesetze ausgearbeitet hat. Wasserver sorgung und Elektrizität sollen vorläufig ebenfalls ein heitlich geregelt bleiben, ohne Rücksicht aus die neue politische Grenze. Über den Verlauf der politischen Grenze weiß das Blatt keine Einzelheiten, meint aber, man könne jedoch jetzt mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß neben Pletz und Rybnik drei der wichtigsten industriellen Mittel punkte, nämlich Kattowitz, Königshütte und Tarnowitz an Polen fallen werden. „Observer" er klärt die Aushändigung von Kattowitz und KöuigshMte sei der bei weitem ernsteste Punkt im Völkerbunds- Plan. Das Kapital, die Leitung und die gelernten Arbei ter in den jetzt Polen zugesprocheuen Gebieten feien voll kommen deutsch. Der Völkerbundsplan bedeute keine Lösung der oberschlesischen Frage. Durch den Völkerbund sei der Streit um Oberschlesien wieder an Deutschland und Polen zurückverwiesen worden., wenn die Lösung überhaupt dauernd sein solle, -denn ohne das Zusammenwirken Deutschlands und Polens könne der Völkerbundsplan kaum zur Durchführung gebracht werden. Llrugelösie Mise?. Balfour beschönigt die Genfer Beschlüsse. Das Charakteristische der Genfer Beschlüsse über Oberschlesien liegt in erster Linie darin, daß der Völkerbundsrat seine Aufgabe nur halb gelöst hat. Er hat sich aus dem unvereinbaren Zwiespalt einerseits gerecht und den wirtschaftlichen Notwendigkeiten entsprechend zu entscheiden, andererseits doch die polnischen Wünsche weit gehend zu erfüllen, dadurch hcrausgezogeu, daß er eine un mögliche Grenze festsetzte und diesen Akt des Wahnsinns damit zu verdecken suchte, daß er den beseitigten Parteien einige gute Ratschläge mit auf den Weg gab, wie sie sich mit den Härten und Gefahren dieses Urteils am besten ab finden könnten. Ob diese Ratschläge überhaupt brauch bar sind, ist eine ganz neue Frage, und so hinterläßt die Genfer Entscheidung keine klare Lösung, sondern nur eins Fülle neuer Rätsel, mit denen sich die Leidtragenden hcrumschlagen dürfen. DaZ Unzulängliche der Genfer Beschlüsse erkennt inan natürlich auch bei der Entente, obwohl man es nach Möglichkeit zu verschleiern und zu beschönigen sucht. In jeder Hinsicht ist eine Rede des englischen Ver treters in Genf, des bekannten Lord Balfour von Be deutung, der, obwohl er die Entscheidung selbst durchaus billigt, doch auch ihre selbst für deutschfeindliche Augen un verkennbaren schwachen Punkte nicht verschweigt. Balfour sagte, er sei sicher, daß es keinen Engländer geben würde, der in Ooerschlesten reist -und nicht mit 'Bestürzung die Zerteilung dieses Gebietes sieht, man würde wegen dieser Zerschneidung sogar Entsetzen empfinden. Er fei der letzte, der in Abrede stelle, daß im Zusammenhang mit diesem Verfahren Un-gelegenheiten entstehen würden, vielleicht sogar ziemlich ernste, er glaube jedoch trotzdem, daß durch sorgfältige Anord nungen diese Ungelcaenhctten ungeheuer vermindert werden wurden. Wenn Vie beiden Parteien gewillt seien, Klugheit und eigenes Interesse walten zu lassen, dann würden sic in der Lage sein, den Plan zu einem durchführenden Vorschlag zu machen. Balfour behandelte die ganze Fruge überhaupt in einem Tons, als ob er die gefundene Lösung nur als das kleinere übel - - natürlich vom Entcntcstandpunkt gesehen — betrachtet. Da nach klingen jedenfalls die Worte: Wenn der Rat beschloßen hätte, daß das Gebiet entweder Polen oder Deutschland ge hören müsse, dann wäre ur.nals eine Übereinstimmung dar über erzielt worden, wer bei diesem Verfahren der begünstigte Teil fein solle. Vom Standpunkt eines praktischen Staats mannes aus gesehen, glaube er, daß die Erörterung dieser Frage im Völkerbundsrat ebenso erfolglos gewesen wäre wie beim Obersten Rat. Der Völkerbundsrat habe einen ehrlichen Versuch unternommen, und der Plan, auf den man sich ge einigt hätte, würde eine schließliche, wenn nicht eine so fortige Lösung sichern. -Schließlich konnte Balfour nur die persönliche ernste Hoffnung ausdrückcn, daß das deut sche Volk und das polnische in jedem Falle die Aufrichtigkeit, die Einsicht und von ihrem eigenen Standpunkt aus aeMen, die Klugheit zeigen werden, zu erkennen, daß wenigstens ein ernster Versuch unternommen wurde, um die Bestimmungen des Frieden-Z- vertrages in fairer Weise und voll auszuführen. Der Völicr- bundsrat habe den aufrichtigen Wunsch gehabt, nach bestem Können die Bestimmungen des Friodensvertrages auszuführcn. Der Völkerbundsrat erwarte keine Dankbarkeit für seine Arbeit, er hoffe jedoch, daß mit der Zeit -in -dem geteilten ober- schlesischen Gebiete der Geist des Mißtrauens beseitigt werde. Ein so bescheidenes Lob der Genfer Beschlüsse spricht deutlicher als -der lauteste Tadel. Mr Deutschland eine un erträgliche Ungerechtigkeit, für die Entente ein unzuläng liches Kompromiß, für die Weltwirtschaft eine noch un übersehbare Schädigung — wie lange soll eine solche Methode des Wahnsinns triumphieren? * Die englische Presse äußert chie gleiche kritische Zurückhaltung, die aus den Woricn Balfours spricht: „Daily Expreß" bezeichnet in einem Artikel die Entscheidung des Völkerbundsrates über Oberschlesien als vernichtend für das wmschastliche Wiederaufleben Europas, das für England so notwendig sei. „Daily Chronicle" schreibt, obgleich die Regelung der OLerschlestschen Frage in den Augen der britischen Regierung von einer idealen Lösung seh: wett entfernt sei, müsse sie von allen Parteien angenommen werden. „Daily Telegraph" hofft, daß -Deutschland und Polen ihr Bestes tun werden, um die industrielle Tätigkeit dieses Ec- bictes wie-rrherzustelkn. Sie sei unbedingt notwendig, wenn Mitteleuropa nicht vollständig zuMnmenbrcchen -solle. — Das Blatt „New Statcs?nan" bezeichnet den ^Beschluß des Völker bundes als unheilvoll. Der Völkerbund scheine ein neues Elfaß-Lothringey geschaffen zu haben. Wie könne m.n erwarten, daß Deutschland jetzt noch dem Völkerbund bd- trcten-werde? Und ein Völkerbund ohne Deutschland lec cme Farce. Vor ösm Rückirr'it her Mg'SMNA. Eine Wirkung der Genfer Beschlüsse. Die innerpolitifche Krists, die durch die Entscheidung über Oberschlesien herbeigeführt wurde, scheint nunmehr doch zu einem alsbald zu erwartenden Regierungswechsel zu führen, über dessen Einzelheiten und dessen möglichst reibungslose Durchführung augenblicklich in Berlin Un terhandlungen zwischen den Parteiführern und den Mit-