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WMmfferTageblatt sm».»»« WiKdn« M.» Wochenblatt für Wilsdruff und llmgegend »»«»«> 26« Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meitze«, des Amtsgerichts ja Wilsdruff, des Stadtrat» -« Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. ««rlier »md Dr«»«: Arthm Asche i» Wilsdr»ff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthnr Zsch»»»e, »ritze in WiladrnU. Nr. 303 Donnerstag de« 29. Dezember 1921. 80. Jahrgang Amtlicher Teil. BesMere MausserlaMis U Kartoffeln. Sämtliche Personen, die zum Wiederverkäufe Kartoffeln unmittelbar beim Land wirte aufkaufen, einschließlich ihrer Angestellten und Beauftragten, bedürfen künftig für diesen Aufkauf einer besonderen Handelserlaubnis. Der Erlaubnisschein wird von der Amts- oder Kreishauptmannschaft ausgestellt und muß mit dem Lichtbilde des Inhabers versehen sein: er ist auf Verlangen vorzuzeigen. Zur Bekämpfung des wilden Aufkaufs werden die Landwirte aufgefordert, sich in jedem Verkaufsfalle von dem Vorliegen dieser besonderen Handelserlaubnis zu überzeugen und nicht zugelafsene Händler unverzüglich zur Bestrafung anzuzeigen. Wer an nicht zugelassene Händler verkauft, setzt sich der Gefahr aus, als Mittäter bestraft zu werden. Einer besonderen Erlaubnis (mit Lichtbild) bedürfen lediglich solche Personen nicht die zum Kartoffelgroßhandel bereits bisher ausdrücklich zugelassen waren, wohl aber auch deren Angestellte und Beauftragte; für letztere genügt bis zum 20. Januar 1922 ein be hördlicher vorläufiger Ausweis. Meißen, am 27. Dezember 1921. Nr. 1042L VII. Die Amtshauptmannschaft. Grumbach. Donnerstag den 29. Dezember Verteilung von amerik. Kochmehl an alle Brot- marken-Empfänger bei den hiesigen Kaufleuten. 1 Pfund auf den Kopf, Preis 3,75 Mk. Tüten find mitzubringen. Ab Freitag freier Verkauf. z» Grumbach, am 28. Dezember 1921. Der Gemeinbevorstand. Kleine Zeitung für eilige Leser. »Dr. Rathenau bat an den WeihnachtsfeiertageN dem Reichskabinett Bericht über seine Londoner Reise erstattet. * Die Verordnung vom 28. September über Verbote und Beschlagnahme von Zeitungen ist aufgehoben worden. * Nach Pariser Meldungen werden sich mehrere Beamte des Reichsfinanzministeriums nach Paris begeben, um mit der französischen Regierung direkte Verhandlungen wegen der nächsten deutschen Zahlungen einzuleiten. * General Le Rond wird dieser Tage wieder nach Oppeln zurückkedren. "Llond George ist in Cannes eingetroffen. Briand folgt am 3. Januar nach. -In Paris wird erklärt, dab Frankreich und Belgien unter allen Umständen die Summe erhalten werden, die sie im Jahre 1922 erwarten, auch wenn in Cannes beschlossen werden sollte, datz Deutschland für das Jahr 1922 Erleichterungen erhält. Zwischen London und Cannes. Auch für den französischen Ministerpräsidenten hat es diesmal keine rechten Weihnachten gegeben. Kaum aus der britischen Hauptstadt nach Paris zurückgekehrt, wurde Herr Briand von der Kammer zur Äußerung über seine Londoner Besprechungen gestellt, und wenn es ihm auch gelang, die peinlichere Form einer regelrechten Inter pellation abzuweisen, so wurde ihm doch von dem Abge ordneten Klotz und Genossen ziemlich stark zugesetzt. Was blieb ihm anderes übrig, als abermals zu versichern, daß er nicht daran denke, die französischen Ansprüche gegenüber Deutschland auch nur um ein Atom zu verringern und daß, wenn die alten Garantien für die Erfüllung der deutschen Reparationsschulden nicht genügen sollten, neue Bürgschaften gesucht würden. Er sprach weiter von einem Sonnenstrahl, der sich bei den persönlichen Verhandlungen mit Lloyd George gezeigt habe, und daß die Entente zwischen Frankreich und Großbritannien so eng sei wie jemals. Natürlich könne man nicht darum herumkommen, die verschiedenen Ansichten, die sich über die großen Fra gen der internationalen Politik immer wieder bildeten, durch gegenseitige Verständigung auszugleichen, und alles werde darauf ankommen, für die Konferenz von Cannes einen gewissen Standpunkt zu vereinbaren. Lloyd Ge orge sei es jedenfalls in keinem Augenblick eingefallen, zu verlangen, daß Frankreich in Cannes auch nur die klein sten Opfer bringen solle, und auf dieser Grundlage fei man an die Prüfung der Frage herangegangen, wie man Deutschland zur Zahlung zwingen könne. Briand sprach in diesem Zusammenhang wieder ein mal von den „Verfehlungen" Deutschlands und wieder holte, es könne keine Rede davon sein, den Friedensver trag von Versailles oder den Zahlungsplan von London abzuändern. Im übrigen aber seien neben diesem einen noch viele andere Probleme vorhanden, über die sich die Regierungen zu einigen hätten. Wohl sei es leicht, die interalliierten Konferenzen ins Lächerliche zu ziehen, aber wie wolle man sonst die verwickelten Interessen der großen Mächte miteinander in Einklang bringen? Auf dis Lon doner Mission Dr. Rathenaus ging Briand nur mit eini gen negativen Wendungen ein und bezeichnete es im übri gen als seine Überzeugung, daß das wirtschaftliche Unbe hagen, das selbst auf den entferntesten Ländern laste, nur durch große Anstrengungen internationaler Solidarität be seitigt werden könne. Wenn die Kaufkraft der Märkte ge lähmt sei, könne die Finanzlage der Staaten nicht gedei hen. Also müsse man nach neuen Wegen suchen, um das Gleichgewicht für Europa wiederherzustellen. Nicht darauf komme es jetzt an, durch Hin- und Her-Jrrlichtelieren Zeit zu gewinnen, sondern man müsse einen festen Plan für eine Abänderung in Erwägung ziehen. Dazu müßten auch Belgien, Italien und die Vereinigten Staaten her angezogen werden. Und damit werde man sich in Cannes befassen. Mit diesen Auskünften, deren zweiter Teil den ersten so ziemlich aufzuheben scheint, mußte sich die Kammer zu nächst begnügen. Kaum aber hatte Briand das Haus ver lassen, als eine Interpellation einlief über die Zahlungen Deutschlands vom 15. Januar und 15. Februar, über sie wie uver vte anderen Interpellationen wegen der auswär tigen Politik der Regierung soll unmittelbar nach der Kon ferenz von Cannes beraten werden. Das parlamentarische Interesse wandte sich hierauf den Anfragen über die chine sische Jndustriebank zu, deren Sanierung mit Hilfe der Geldmittel bewirkt werden soll, die Frankreich noch aus der Zeit des Boxerkrieges her von China zu fordern hat. Hier wittern bestimmte Kreise in Frankreich einen neuen Finanzskandal, für den sie zwar nicht den vielbe schäftigten Ministerpräsidenten in Person, wohl aber seine rechte Hand, den Generalsekretär des auswärtigen Mini steriums Philippe Berthelot, verantwortlich machen. Und wirklich, die Ankläger erreichen durch die Art, wie sie das ihnen zur Verfügung stehende Aktenmaterial vor der Kammer gruppierten, datz Herr Berthelot, eine der Säulen des Briand schen Regiments, sich genötigt sah, um seine Entlassung einzukommen. Damit hat das Kabi nett des Herrn Briand den ersten ernsthaften Stoß erhal ten. Es scheint hier wieder einmal der Sack geschlagen worden zu sein, während man den Esel meinte. Wenn Herr Briand trotzdem bei der Fortsetzung der Verhand lungen nach dem Fest, was er gewiß verlangen wird, ein neues Vertrauensvotum ausgestellt erhält, bevor er die Reise nach Cannes antritt — (an einen Kabinettswechsel in diesem Augenblick kann selbstverständlich keine Kammer mehrheit denken) —, so behält der auffällige Vorgang jedenfalls doch die Bedeutung eines Winkes mit dem Zaunpfahl. Wehe Herrn Briand, wenn er in Cannes der internationalen Seite des Neparationsprogramms mehr Rechnung trägt als der französisch-nationalen — dann kommen die Philister über ihn, die sich jetzt nur noch mit Mühe zurückhalten. Es wird demnach ein erbauliches Schauspiel geben, wenn Lloyd George und Briand mit einander ins Ringen kommen! Die Llbootfrags. Meinungsverschiedenheiten in Washington. Die Abrüstungskonferenz, die schon bei den ersten grundsätzlichen Debatten mancherlei Klippen in Gestalt abweichender Meinungen zwischen den Großmächten zu überwinden hatte, sodaß ihre Dauer über die ursprüng lich vorgesehene Zeit ausgedehnt werden mußte, kommt Lei den schwierigen Einzelfragen in immer größere Ver legenheiten. Alle wollen angeblich abrüsten, aber jeder möchte dabei möglichst viel von seiner Rüstung behalten. Balfour hat zwar in seiner Antwort auf die amerikani schen Vorschläge erklärt, daß Großbritannien die Tonnen zahl der U-Boote, die ihm zugesprochen sei, annehme, aber die Franzosen machen große Schwierigkeiten. Ihr Ver treter sagte, daß 90 OVO Tonnen ein Minimum für den Bestand von Unterseebooten für jedes Land bil den, das diese Art Schiffe zu verwenden wünsche, und daß eine Herabsetzung unter diese Zahl einem Verbot, Unterseeboote zu bauen, gleichkäme. Frankreich könne des halb die vorgeschlagenen 31000 Tonnen nicht annehmen. Italien wiederum beharrt auf dem Grundsatz der Gleichheit mit allen Mittelmeermächten. Nur wenn Frank reich die 31000 Tonnen annehme, nehme Italien gleich falls diese Zahl an. Der Japaner aber betonte, daß 54 000 Tonnen Unterseeboote zur Verteidigung des ja panischen Archipels erforderlich seien. Er könne deshalb den amerikanischen Vorschlag von 31000 Tonnen nicht annehmen und bleibe bei den 54 000 Tonnen, selbst wenn die Vereinigten Staaten auf 60 000 Tonnen herabgingen. Besonders bemerkenswert erscheint die Zuspitzung des Gegensatzes, die darin liegt, daß Balfour dem französi schen Delegierten erklärte, die Weigerung Frankreichs, weniger als 90000 Tonnen Unterseeboote anzunehmen, bedeute eine Drohung für Großbritannien. Aus dieser Klemme wollen die Franzosen dadurch einen Ausweg suchen, daß sie möglicherweise ein Fünf mächte ab ko m m en für den Atlantischen Ozean und die anderen europäischen Gewässer nach dem Vorbilde des Viermächteabkommens für den Süllen Ozean Vorschlägen. Dies würde Frankreichs Bedingung für die Annahme einer Verminderung seiner Unterseebootstonnage unter 90000 Tonnen sein. Oie Devisen für das Reich! Zwei neue Gesetzentwürfe. Dem Rekchsrat sind zwei neue Entwürfe zugegangen, von denen der erste bestimmt, daß die Bewilligung zur Ausfuhr von Waren nur unter der Bedingung er teilt wird, datz der Ausfuhrwert in Auslandswährung dem Reich zur Verfügung gestellt wird. Der Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilli gung wird durch das Gesetz ermächtigt, Ausnahmen von der angeführten Bedingung zuzulassen. Der zweite Gesetzent wurf enthält Lie Ermächtigung für die Reichsregierung, an zuordnen, daß zur Erfüllung der Deutschland auserlegten Zahlungspflicht bei der Ausfuhr von Waren nach hoch- valutarischen Ländern 25 °/o des Wertes der Ausfuhr als Abgabe gegen Erstattung des Gegenwerts unmittel bar erhoben werden. Diese neuen Entwürfe beruhen darauf, datz das Garantiekomitee die Forderung aufgestellt hat, daß die Matz nahmen zur Ablieferung von Exportdevisen auf eine besondere gesetzliche Grundlage gestellt würden, während bisher das Garantiekomitee auf der Forderung der unmittelbaren Er hebung der 25 °/oigen Abgabe von der Ausfuhr nicht bestand, sondern die 25 °/o-Vorschrift nur als Matzstab für die Höhe der Leistung angesehen wurde. Beide Gesetze haben im wesentlichen formale Bedeutung. Das erste Gesetz soll an dem tatsächlichen Hergang der Devisenerfassung, wie er zurzeit geregelt ist, nichts ändern, das zweite Gesetz ledig lich der Reichsregierung die Möglichkeit geben, die im Lon doner Ultimatum vorgesehene 25°/oige Abgabe im Verord nungswege durchzuführen, falls sich die Notwendigkeit dazu ergeben sollte. Die Mark als Dolmetscher. Wirtschaftsoffensive gegen den Bolschewismus. Nachdem sich durch eine Kette kostspieliger Enttäu schungen auch für die europäischen Westmächte klar her ausgestellt hat, daß alle „machtpolitischen" Methoden beim Wiederaufbau Europas vollkommen versagen, finden die „wirtschaftspolitischen" Wege zu diesem gemeinsamen Ziele endlich in höherem Maße die ihnen gebührende all gemeine Beachtung. Der Standpunkt der Verbands mächte ist jetzt etwa folgender: Durch Waffengewalt hat der Bolschewismus nicht niedergerungen werden können. Er ist im Grunde die Staatsform der Verzweiflung und der Verelendung. Eine wirksame Bekämpfung oder doch Beschwichtigung des Bolschewismus ist nur durch Wieder- anfchluß Rußlands an die Weltwirtschaft zu erzielen. Dadurch wird gleichzeitig Osteuropa als Absatzgebiet wieder gewonnen nud der Reichtum des Landes in. den Dienst der Weltwirtschaft gestellt. Westeuropa ist wegen mangelnder Erfahrung in russischen Wirtschaftsfragen und auch wegen feiner starken Valuta nur wenig geeignet, die Aufschließung Rußlands durchzuführen. Deutsch land ist seinem Wesen nach den osteuropäischen Völkern näher verwandt, bildet außerdem räumlich die Pforte zu den slawischen Völkern und steht endlich mit dem Kurse seiner Mark auf der Valutaleiter dem furchtbar entwerte ten Sowjetrubel näher. Vorläufig wird dieser Gedanke in die Form gekleidet, daß der Verkehr des Dol lars mit dem Rubel nur durch den „Dolmetsch Mar!" möglich sei. Frankreichs Bereitschaft, mit Sowjeirußland in irgendwie geartete Beziehungen zu treten, ist noch recht jungen Datums. Der Meinungsumschwung scheint durch die Zusicherung der Sowjetregierung entstanden zu sein, die russischen Vorkriegsschulden anzuerkennen. Lloyd George, der mit der Zuverlässigkeit der Moskauer Regierung eigentlich keine guten Erfahrungen gemacht hat, gibt sich den Anschein, als vertraue er auf das von der Leninschen Regierung gegebene Versprechen. Er wird dann wahrscheinlich auch — trotz aller gegenteiligen Er fahrungen — nochmals der russischen Zusicherung trauen, sich jeder weltrevolutionären Propaganda außerhalb der Grenzen Sowjetrußlands zu enthalten. Die Gründe, dis Lloyd Georges Verhalten bestimmen, sind offensichtlich folgende: Da die Gegnerschaft zu Rußland die Gefahr des Bolschewismus für die innerasiatischen Interessengebiete Englands nicht beseitigt hat, soll ei» Freundschafts- und Bündnisverhältnis diesen Zweck erreiw2». Die Beseitt-