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Russische Lebensmiiielpreife. Die Steigerung vom Januar bisOktober. Ein Beweis dafür, daß nicht nur bei uns die Teue - rungswelle immer höher ansteigt, ist folgende Tabelle über die Preise der Lebensmittel, die auf -dem Petersburger Markte im freien Handel Geltung hatten. Wenn auch der russische Rubel so tief steht, daß die Höhe der Ziffern an sich nicht Weiter verwundern kann, so ist doch der Unter schied zwischen Januar und Oktober besonders viel sagend. Es kostete in Rubel: 1921 Januar Oktober 1 russ. Pfund Schwarzbrot 500 3150 1 Grütze 1200 7114 1 Roggenmehl 700 2900 1 Kartoffeln 800 658 1 Gemüse 375 1243 1 Zucker 10 000 25 000 1 Pflanzenfett 9 000 22 667 1 Fett 12 000 25 472 1 Fleisch 2 800 10 833 1 Fische 2 500 5188 1 Salz 1 600 3000 1 Tee 40 000 M000 1 Flasche Milch 700 3 000 1 Ei SOO 1367 Eine schwarze Armee. Neue französische Kolonialbataillone. Ein neues merkwürdiges Gegenstück zur Washingtoner Konferenz muß man in der dem Pariser Blatt „Peuple" zugegangenen Nachricht erblicken, nach Ler das Kriegs ministerium zurzeit i m ge h eim en die Ausstellung einer großen Armee farbiger Truppen vorbereite, die fast vollständig in Frankreich untergebracht wer den sollen. Von halbamtlicher französischer Seite wird dazu gesagt, daß es in dieser Angelegenheit in Wirklichkeit kein Geheimnis gebe. Der Gesetzentwurf über den Ersatz der Armee sage tatsächlich, daß die Einschrän kung der Dienstzeit nur unter der Bedingung mög lich ist, daß die Verminderung der Bestände durch die Aufnahme einer genügenden Anzahl Militärs ausgeglichen wird, die über die gesetzliche Zeit hinaus dienen, und andererfets durch die Einstellung von schwarzen Truppen. Man kann sich nur darüber Wundern, daß angesichts dieser neuen Blüte des französischen Militarismus die Kritiker der großen Rede Briands in Washington, die an den Vorwürfen des französischen Premiers gegen Deutsch land schon vielerlei auszusetzen haben, nicht noch weit schärfere Töne gegen diejenige Regierung in Europa fin den, die an der Spitze aller Friedensstörer marschiert. Wett- und Volköwirischaft. Was kosten fremde Werte? Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für 160 Gulden, 166 dänische, schwedische, norwegische, österreichische, ungarische ober tschechische Kronen, 160 schweizerische, belgische und französische Frank, 160 italienische Lire, sowie für 1 Dollar und 1 Pfund Sterling gezahlt wurden. („Brief" --- angeboten; „Geld" ----- gesucht.) Berlin, 23. November. (Stand der polnischen Mark.) An der heutigen Börse wurde die Polenmark mit 7,40 Pf. bewertet. Börsenvlähe 2». 44. 22. 44. Stand 1.8. 44 Geld Brief Geld Brief Holland. . . Guld. 9840,15 9859,85 9890, lO 9909,90 170 Mk. Dänemark. . Kron. 6134,88 5145, iS 6194,80 6205,20 112 . Schweden. . Kron. 6323,4S 6536,55 6553,40 6566,60 112 . Norwegen . Kron. 3906,05 3913,95 3996,00 4004,00 112 , Schweiz . . . Frank 5232,20 5262,80 5294,70 5305,39 72 . Amerika. . . Doll. 278,47 279,03 280,71 281,29 4,40. England. . . Nfd. 1111,35 1113,65 1121,35 1123,65 20,20. Frankreich. . Frank 1983,00 1866,00 1973,00 1977,00 80 . Belgien . . . Frank 1912,05 1916,98 1923,05 1926,95 80 . Italien . . . Lire 1138,85 1141,15 1148,85 1151,15 80 . Dt.-Osterr. . Kron. 8,88 8,92 9,28 9P2 85 . Ungarn . . . Kron. 29,97 30,03 29,67 29,73 85 . Tschechien . . Kron. 288,70 289,30 292,70 293,30 Der dritte Schuß. Kriminalroman, einer wirklichen Begebenheit nacherzählt von H. A. v on By ern. Was ich damals empfand? — Stunden voll unsäglicher Bitterkeit habe ich durchlebt, all' das Vergangene wurde wieder wach, und dazu die Ungewißheit über mein weiteres Schicksal! Gewiß, Ramminger hatte mir damals, als meine Fäl schungen entdeckt wurden, in die Hand versprochen, nie und zu keinem Menschen ein Wort darüber verlauten zu lasten, aber — würde er mir nicht an dem Tage, wo er Herr auf Dobra war, meine Entlastung gegeben haben? Würde ich, der ich so gut wie nichts zurückgelegt hatte, dann nicht obdachlos sein? Mas sollte aus meiner alten, hilflosen Mutter werden?" „Wie konnten Sie Werner so verkennen, wie konnten Sie auch nur einen Augenblick lang einen solchen niedrigen Ver dacht gegen ihn hegen!" rief Ruth mit blitzenden Augen und flammenden Wangen. Jansen lächelte bitter: „Gnädiges Fräulein, heute weiß ich, daß ich dem Herrn Leutnant damals Unrecht tat. Bedenken Sie aber, welche Unsumme von Mißtrauen, Neid und Verbitterung sich in mir angesammelt hatte! Doch ich muß zu Ende kommen, viel Zeit bleibt mir nicht mehr! Damals, als ich Herrn Ram minger wiedersah, faßte ich den Plan, Herta Wendt herbei zurufen, und ich wußte, sie würde kommen! Ein kleines Skan- dälchen, eine aufgehobene Verlobung, das war so etwas für ihre abenteuerliche, überspannte Phatasie! Und sie kam, — kam hierher. — Damit ich freie Hand hatte, um sie in der Försterei zu erwarten, schützte ich eine Ver stauchung meines Fußes vor —" „Also doch Simulation!" rief Sartorius, und Stork nickte nur, als sei ihm etwas Selbstverständliches, woran er nie ge zweifelt hätte, bestätigt worden. „Ja, es blieb mir nichts anderes übrig! — Aber als Herta dann in mein Zimmer trat, als ich sie nach Jahren wiedersah, schöner denn je, ihre Stimme hörte und ihr Lachen, da brach die längst totgeglaubte Leidenschaft wieder durch, da hatte ich nur den einen Wunsch, den einzigen Gedanken, sie zu besitzen, sie zurückzugewinnen — um jeden Preis! Und sie lachte mich einfach aus! — „Lieber Freund, hatten Sie mich wirklich für so töricht, einen Menschen zu heiraten, besten Gehalt gerade hinreicht, um meine Handschuh- * Kartoffclhändlerstreik. Die Drohung des Kartosselgroß- Händler-Verbandes, in Pommern wegen der Regierungskon trolle die Verladung von Kartoffeln einzustellen und in den Streik zu treten, ist zur Durchführung gekommen. Eine Ver sammlung der Kartoffelgroßhändler in Stargard hat be schlossen, das Verladen von Kartoffeln einzustellen. In fast ganz Pommern sind keine Kartoffeln mehr verladen worden. Nah und Fern. O Auch die Orden werden teurer. Orden und Ehren zeichen werden beim Tode des Besitzers den Hinterbliebe nen bekanntlich nnr gegen Bezahlung belassen. Der preu ßische Ministerpräsident hat jetzt mitgeteilt, daß er infolge des ständig gestiegenen Wertes des Goldes und des Sil bers genötigt sei, die Preise für die Orden und Ehren zeichen vom 1. Dezeniber 1921 an um 100 Prozent zu er höhen. Es gilt dies, wenn die Ehrenzeichen von den Be sitzern oder nach deren Ableben von den Hinterbliebenen käuflich erworben werden. O Die Termine der Leipziger Messen. Die Leipziger Mustermessen werden zweimal im Jahre abgehalten. Die Frühjahrsmesse beginnt regelmäßig am Sonntag vor dem ersten Montag im März, die Herbstmesse am letzten Sonn tag im August. Die Allgemeine Mustermesse und die Bau messe dauern je eine Woche, die Technische Messe im kom menden Frühjahr versuchsweise drei Tage länger. Dem nach begirmt die Leipziger Frühjahrsmesse 1922 am 5. März. O Neue Explosion in den Badischen Anilinwerken. Im Bau 34 der Badischen Anilin- und Sodasabrik in Lud wigshafen explodierte beim Komprimieren eine Wasser stofflasche. Zwei Arbeiter sind tot, acht wurden mehr oder weniger schwer verletzt. Der Bau selbst ist fast vollständig zerstört. Glücklicherweise waren nicht mehr Leute im Bau oder in dessen Nähe. O Der Theoretiker der deutschen Konsumgenoffenschafts bewegung gestorben. In Darmstadt starb im Alter von 73 Jahren Prof. Dr. Franz Staudinger, der die Theorie der Konsumgenossenschastsbewegung ausgebaut und sich auch praktisch an der genossenschaftlichen Arbeit in hervor ragendem Maße beteiligt hat. Seine zahlreichen sozial- wirtschaftlichen Schriften haben feinen Namen in alle Welt getragen. Politisch bekannte er sich zur sozialdemokratischen Partei. O Feuer in einer berühmten Bibliothek. In der Lippi- schen Landesbibliothek, einer der ältesten Bibliotheken Deutschlands (sie wurde 1614 gegründet), brach ein Brand aus, Lem etwa 30 000 Bände zum Opfer fielen. Vernichtet wurden auch das Altertumsmuseum und die Steinsamm lungen. Der Schaden geht in die Millionen. Bei den Löscharbeiten erlitten drei Schüler Verletzungen. (ft Ein neues Tuberkulosemittel. Der Vizedivektor des Pariser Pasteur-Instituts, Calmette, machte der Akademie der Wissenschaften in Paris Lie Mitteilung, Latz er einen neuen Impfstoff gegen Tuberkulose entdeckt habe. Calmette hat sich schon früher um die Erforschung der Tuberkulose große Verdienste erworben. D Ein Dorf überschwemmt. Infolge eines heftigen Ge witters ist in Sizilien das Dorf Falcone vollständig über schwemmt worden. Der Wasserstand erreichte eine Höhe von zwei Metern. Acht Personen find ertrunken. (ft Die Pest in Australien. Englische Blätter melden aus Melbourne: Mit der zunehmenden Hitze in Australien breitet sich im Queensland die Pest immer weiter aus. Bis zum 5. November sind 55 Pestfälle vorgekommen, von denen 29 tödlich verliefen. O Verunglückter indischer Gefangenentransport. Aus Madras in Indien wird gemeldet, daß man in einem Zuge, der in Pondanur einlief, 84 Rebellen, die nach Bellarv transportiert werden sollten, erstickt aufgesunden habe. Eine Untersuchuna isi eingeleitet worden. O Der Tod der „schwedischen Nachtigall". Christina Nilsson, die zweite der „schwedischen Nachtigallen" — die erste war die 1887 verstorben« Opernsängerin Jenny Lind — ist in ihrer Heimat Wedershöf bei Wexiö gestor ben. Die berühmte Sängerin, deren Stimme ein unge wöhnlich hoher und voller Sopran war, hat ein Alter von 78 Jahren erreicht. Sie war mit dem spanischen Kammer herrn Grafen Miranda verheiratet. recynung zu bezahlen?!" Das waren die letzten, Worte, die ich von ihr hörte, dann nickte sie mir noch einmal ganz ruhig und gelassen zu, und ich hörte, wie die Tür ins Schloß fiel, sah, wie Herta den Fußweg nach dem „Erlenschlag" einschlug. Da bin ich zusammengebrochen und habe geweint wie ein Kind. — Bis eine sinnlose Wut, ein an Wahnwitz grenzender Haß mich erfaßte; nur noch eins wollte ich, mußte ich, — mich rächen, mochte ich auch selbst dabei zugrunde gehen! Irgend etwas war in mir erstorben, in jener Stunde habe ick meine arme Seele dem Teufel verschrieben. Ganz kühl und nüchtern überlegte ich mir, was ich nun tun muhte: ich hatte Herta auf ihre Bitten hin gesagt, daß sie Ramminger am „Erlen schlag" treffen würde, allein, ohne Zeugen, denn romantisch, wie sie nun einmal veranlagt war, hatte sie es sich in den Kopf ge setzt, eine letzte Begegnung im Reviere herbeizuführen. Das paßte in meine Pläne, es war, als sollte es fo fein, der Zufall selbst kam mir zu Hilfe und gab die beiden Menschen, die ich von allen am meisten haßte, in meine Hand, denn — jetzt haßte ich auch Herta ! Mit voller Ueberlegung nahm ich meine Repetierbüchse, — ich wußte, sie hatte das gleiche Kaliber wie Rammingers Büchfe, — so, nun erst sie, dann ihn! Das sah dann aus, als hätte er das Mädchen, — vielleicht auf ihren Wunsch, erschoßen und hinterher Selbstmord begangen, — ganz unauffällig — auf mich, der ich ja krank, hilflos war, würde nicht der Schatten eines Verdachtes fallen! Durch die Gartentür nahm ich meinen Weg und birschte mich dann, immer quer durch den Wald bis an den Erlenschlag, bis an Rammingers Stand heran. Dann sah ich auch Herta, und gedeckt durch Wachholderbüsche näherte ich mich ihr bis auf etwa 30 Schritt, aber fo, daß ich Ramminger stets im Auge behalten konnte. Jetzt trat sie auf die Wiese, im gleichen Augenblick hob der Herr Leutnant die Büchse, — auf was er zielte, konnte ich nicht sehen, — auch ich lag im Anschlag, — „erst sie — dann ihn!", schoß es mir noch einmal durch den Sinn, da öffnete Herta die Lippen, als wolle sie rufen — im gleichen Augenblick krachte mein Schuß, — ohne einen Laut brach das Mädchen zusammen." Atemlos hatten Ruth und Sartorius dem Bericht gelauscht, nur Stork ließ die Feder wie im Fluge über das Papier gleiten, um stenographisch das Geständnis festzuhatten; jetzt blickte auch er auf. Neueste Meldungen. Eine chemische Fabrik nicdergebrannt. Dortmund. In der chemischen Fabrik Krukopf in Hörner bei Dortmund brach ein Feuer aus, das das ganze Fabrikge bäude vollständig vernichtete. Dem Feuer fielen sämtliche Apparate nebst maschinellen Einrichtungen zum Opfer. Der Schaden ist erheblich. Es wird Brandstiftung vermutet Verhaftung eines Wettschwindlers. Dortmund. Hier ist der Reisende Erich Schminke aus Hörde verhaftet worden, der das Filialbureau der süddeutschen Sportvereinigung Frankfurt am Main nach dem Verschwinden des Inhabers Hemsoth noch wochenlang weiterleitete. Die Einzahlungen belaufen sich auf über 100 000 Mark. Rück zahlungen haben überhaupt nicht stattgefunden. Die wirtschaftliche Aufrichtung Rußlandt Paris. Der Korrespondent des „Petit Parsten" will aus zuverlässiger Quelle erfahren haben, daß Hugo Sünnes in Lon don die Gründung eines internationalen Konsortiums für die wirtschaftliche Wiederaufrichtung Rußlands vorgeschlagen hat, an der Deutschland, Frankreich, England und Amerika be teiligt wären. Verschärfte Grenzkontrolle der Belgier. Brüssel. Die belgische Regierung hat im besetzten Gebiet und in Belgien die Grenzkontrolle verschärft, damit keine deut schen Waren mehr nach Belgien eingeschmuggelt werden. Bei Aachen werden täglich große Mengen Waren den Reisenden ab genommen. Die Militärbehörden ergreifen strenge Maßnahmen gegen Soldaten, die mit deutschen Waren einen schwunghaften Handel treiben. Friedensvorschläge im griechisch-türkischen Konflikt. Konstantinopel. Türkische amtliche Kreise erklären, die Pforte habe die Mitteilung erhalten, daß die britische Regie rung Friedensvorschläge ausarbeite, die sowohl der türkischen als auch der griechischen Regierung nach der Washingtoner Konferenz unterbreitet werden sollen. Amerikanische Absage an Rußland. Washington. Wer die Stellungnahme der amerikanischen Regierung gegenüber Rußland hat Staatssekretär Hughes er klärt, die formelle Erklärung der Sowjetregierung, die Vor kriegsschulden anzuerkennen, kein Anlaß sei, die Beziehungen zur Sowjetregierung auszunehmen. Mit der bloßen Erklärung der Sowjetregierung sei nichts erreicht. Die Erklärung müsse viel weiter gehen und sich insbesondere auf die Freigabe des privaten Eigentums erstrecken. Letzte Drahtberichte des „Wilsdruffer Tageblattes". Aus dem Gefängnis ausgebrochen. London, 24. Nov. (tu.) Aus dem Gefängnis find 41 po litische Gefangene nach einem Kampfe mit dem Wärter ent flohen. Um die Entwaffnung zu Lande. Washington, 24. Nov. (tu.) Die Delegation der 5 Großmächte hat gestern in einer geheimen Sitzung über die Entwaffnung zu Lande beraten. Es verlautet, daß noch kein endgültiger Beschluß über die zu befolgende Politik gefaßt worden ist. Man nimmt an, daß keine der Großmächte sich für die Unterstützung des französischen Standpunktes einsetzt. Briand hat den Standpunkt seiner Regierung wiederholt auseinander gesetzt. Dann folgte eine allgemeine Aussprache. Cs wurde be schlossen, Unterkommissionen zur Besprechung der Frage der Flugzeuge, giftigen Gase und anderer Kriegshilfsmittel einzu fetzen. Aus Stadt und Land. Mitteilungen für diese Rubrik nehmen wir immer dankbar entgegen. Wilsdruff, am 24. November. — Wegen Stromstörung in Deuben konnte unsere Zeitung heute nicht zur gewohnten Stunde erscheinen. Lj Luxus. Was ist Luxus? Alles mögliche, was die Men schen begehren und verbrauchen, um ihren Reichtum zu zeigen, der Menge zu imponieren, ferner alles das, dessen Herstellung oder Herbeischafsung übermäßig viel Arbeit macht im Verhält nis zu dem Nullen, den es sckafft. Von der letzteren Art des Jansen war ermattet zurückgesunken, kalter Schweiß perlte ihm in großen Tropfen über die Stirn. Mitleidig wischte Ruth dem Todkranken das Gesicht mit einem Tuche ab und reichte ihm ein bereitstehendes Glas mit Wasser. „Danke," hauchte der Kranke kaum hörbar, aber dann riß er sich mit einer letzten, gewaltsamen Anstrengung zusammen: „Es geht schon wieder, — ich habe nicht mehr viel zu berichten." „Ruhen Sie sich doch erst aus, wenn es Sie anstrengt!" meinte Sartorius, doch Jansen wehrte ab: „Nein, was gesagt fein muß, ist schnell geschehen." „Nach dem Schuß war es, als fei ein Blitzstrahl vor mir niedergefahren, mit einem Schlage sah ich klar die Folgen meiner Tat, ich war ein Mörder! — Wie versteinert blieb ich stehen, aber was war das? — Leutnant Ramminger muhte doch meinen Schuß gehört haben, jetzt stand er von seinem Iagd- stuhl aus, schritt quer über die Wiese, blieb dann stehen, beugte sich nieder und suchte, was in aller Welt sollte das nur bedeuten?! — Und dann riß Ramminger d^n Verschluß seiner Büchse zurück, — — eine leere Patronenhülse slog heraus! Da fiel es mir wie Schuppen vor den Augen: wir hatten beide in demselben Augenblick, in ein und derselben Sekunde geschossen, — der Herr Leutnant hatte den Knall meines Schuftes überhaupt nicht vernommen, er ahnte nichts von meinem Hiersein, als er jetzt die Nachsuche am Anschuß aufnahm. Da packte mich ein namenloses Grauen, ein wildes, hirn- zerfreftendes Entsetzen, — nur fort! Fort! Und wie von Furien gepeitscht lief ich quer durch Altholz und Dickungen, durch Sumpf und Bruch, bis ich in Schweiß gebadet atemlos in der Försterei ankam. Erst jetzt kam es mir zum Bewußtsein, in wel cher Gefahr ich schwebte. Sorgfältig reinigte ich die Büchse, erneuerte meinen Verband und — wartete. Bis Schindler kam. — Es war nicht schwer, dem guten, dummen Jungen Komödie vorzuspielen, und ich erfuhr, was ich wissen wollte, — neu war mir nur das Auffinden der Tasche. Dieser Umstand konnte mir gefährlich werden, denn die Tasche barg außer Rammingers Briefen auch Briefe von mir, vor allem das verfängliche Schreiben, in dem ich Herta anriet, nach Dobra zu kommen, mich aufzusuchen und dann einen Skan dal herbeizuführen, der die Auflösung der Verlobung zur Folge haben mußte, wobei ich durchblicken ließ, daß Ramminger dann vielleicht Trost bei ihr, bei Herta, suchen würde. (Fortsetzung folgt.)