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MsdmfferTageblati Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Ferntprechsr Wilsdruff Nr. 6 Postscheckkonto Dresden 2640 dem Jahre 4844 Erscheint seit Nr 280 Donnerstag den 1. Dezember 1921. 80. Aahraanq Amtlicher Teil Ler Stadtrat. 907 ri 4. ii Erscheint täglich mit Aufnahme der Sonn« und Festtage nachmittags L Uhr für den felgenden Tag. Zezugsvreis del Selbstabholung monatlich r Ml., durch unsere Nusträger zugetragen In der Stadt monatlich 5.50 Ml., auf dem Lande 1.S5 MI., durch die Post bezogen vierteljährlich 17.25 Ml. mit Zustellungsgebühr. Alle Postanstalten und Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Im Fall« häherer Gewalt, Krieg »der sonstiger Betriebsstörungen ha« der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung de« Bezugspreise«. Znsertionspreis I^OMI. für die » gespaltene Korpuszelle oder deren Raum, Reklamen, dl- r fpaltige Korpu«zeile Z.50MI. Bel Wiederholung und Zahrcsaustrag entsprechender Preisnachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil fnur von Behörden) die 2 gespaltene Korpuszeile «.50 Mk. Rachweisungs-Gebühr 50 Pfg. Anzeigenannahme bi« vormittags 1« Uhr. Für die Richtigkeit »er durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir lein- Garantie. Zeder Rabatt- anspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage elngezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. und d«er I. 2. 3. rise. inem teilt. Ki elle Hardings Reformgedanlen möglicherweise den Wendepunkt,- von einer Gewalt» und Vernichtungspolitik zu einer Inter nationalen Wiederaufbauarbeit bedeuten. —m. erteilt werden. Die Amtshauptmannschaft hat die für den Bestimmungsort zuständige Verwaltungsbehörde von dem bevorstehenden Eintreffen der Pferde und von dem Sach verhalt rechtzeitig zu benachrichtigen. Bei Verladung von Hengsten und Stuten auf Eisenbahnstationen im Sperrgebiet ist die schriftliche Genehmigung der Amtshauptmann schaft und die bezirkstierärztliche Bescheinigung über die Unverdächtigkeit der Pferde dem Vorstand der Verladestation vorzulegen. 3. Die Genehmigung unter 2. ist auch dann erforderlich, wenn Stuten solchen Hengsten zugeführt werden sollen, die außerhalb des Sperrgebietes stehen. Die hiernach erforderliche bezirkstierärztliche Bescheinigung, in der der Name und Wohnort des Besitzers und die äußeren Kennzeichen (Farbe, Abzeichen,- Alter, Widerrist höhe, Hautbrand) des Pferdes anzugebcn sind, hat eine Gültigkeit von 6 Wochen von der Ausstellung an gerechnet. Ferner hat sich das Wirtschaftsministerium vorbehalten, für solche Gebiete, in denen die Beschälseuche in größerem Umfange auftritt (Sperrgebiet), eine bezirkstierärztliche Untersuchung sämtlicher Stuten zeitweise anzuordnen. Im übrigen ist jeder Besitzer von Pferden oder sein Vertreter (nicht nur in den Sperrgebieten) verpflichtet, von dem Auf treten verdächtiger Erscheinungen an einem Pferde, insbesondere von allen Vcränderungen an den Geschlechtsteilen, von Anschwellungen der Haut (Quaddeln, Talerflccken), von Lähmungserscheinungen und Abmagerung der Orlspotizeibehörde und dem Bezirkstier- arzl ohne Verzug Anzeige zu machen. Allen Hengsthaltern, sowie allen Besitzern von Stuten, die beschätseuchekrank, seuchenverdächtig oder der Ansteckung verdächtig sind, wird ein Abdruck der Verordnung des WirtsckaftSministeriums vom 30. Oktober 1921 zugsfertigt werden. Im Interesse einer durchgreifenden Bekämpfung der Beschälseuche ist strengste Ein haltung der getroffenen Anordnungen notwendig. Die Ortsbehörden werden angewiesen, auf Ersuchen des Bezirkstterarztes oder dessen Stellvertreters, Herrn Dr. Korn, für die rechtzeitige Vorführung der von diesen zu untersuchenden Stuten Sorge zu tragen. Amtsgerichtsbezirk Meitze« einschließlich der Stadt Meißen; Am'sgerichtsbezirk Lommatzsch einschließlich der Stadt Lommatzsch; Amtsgerichtsbezirk Kötzschenbroda, soweit zum Bezirk der Amtshauptmannscheft Meißen gehörig; die Gemeinde und Gutsbezirk Munzig (Amtsgerichtsbezirk Wilsdruff) 'und die Gemeinde Zetta mit Callschütz (Amtsgerichtsbezirk Nossen). Die Verteilung des angemeldeten amerikanische« Weizenmehls für Dezember erfolgt ab 30. dieses Monats. Die bezugsberechtigte Person erhält 800 x-. Pfundpreis 3,75 Mk. Wilsdruff, am 26. November 1921. Alle Zuwiderhandlungen werden strafrechtlich verfolgt werden. Meißen, am 29. November 1921. Die Amtshauptmannschaft. ffche, 195 mehl Kleine Zeitung für eilige Leser. * Verhandlungen zum Abschluß eines Schiedsvertrages zwischen Deutschland und der Schweiz wetden diese Woche in Bern fortgeführt werden. * Die erste Abteilung der amerikanischen Truppen der Rbeinarmee hat am Montag sich nach Amerika eingeschifft. * Die aus einer schlesischen Zeitung stammende Nachricht, daß sich 600 deutsche Kriegsgefangene in französischen Straf bataillonen in Syrien befänden, ist unzutreffend. * Das englische Kriegsschiff „Conkord' ist nachMersina ab gegangen. * Wegen Generalstreiks der Buchdrucker erscheinen in ganz Italien keine Zeitungen. * In Ägypten hat eine Boykottbewegung gegen englische Waren eingesetzt. Nr. 9Z9 a V. Der Stadtrat. Für die Sperrgebiete gelten folgende verschärfte Bestimmungen: 1. Stuten dürfen nur dann zur Begattung zugelassen werden, wenn ihr Besitzer dem Hengsthalter eine bezirkstierärztliche Bescheinigung vorlegt, aus der hervorgeht, daß die Stute nach dem klinischen Befund und dem Ergebnisse der Blutuntersuchung als un verdächtig anzufthen ist. 2. Hengste im Atter von mehr als einem Jahre und Stuten im Alter von mehr als zwei Jahren dürfen nur mit Genehmigung der für die Standorte zuständigen Amts hauptmannschaft aus dem Sperrgebiet ausgeführt werden. Die Genehmigung darf nur auf Grund einer bezirkslierärztlichen Bescheinigung über die Unverdächtigkeit der Pferde Nov. salben ^eise hse«: zu nicht 1450 . 925 !S bis stacht- e 850 ut ge- 50 bis aus- 90 bis verles aus- n 500 mäßig gering Iber- r 800 .kälber , 1050 immel 8 575, schafe) e der Jahr , 2200 ig ent- 50 bis c und , ver- 's zur ;r. unausrottbarer Furcht den Vernichtungsgedanken über alle wirtschaftlichen Vernunftsründe stellt, sahen alle Staaten ein, daß es so nicht weiter geht. Die Regierungen aber waren wohl auf die bisherige Gewaltpolitik gegen Deutsch land immerhin in so hohem Maße festgelegt, daß von ihnen eine einfache Umkehr auf dem falschen Wege nicht erwartet werden konnte. In dieser Situation haben private Wirt- schaftSkrcise schon seit langem versucht, im einzelnen aus zugleichen und gutzumachen, was die hohe Politik in Bausch und Bogen verdorben hatte. Ein Erfolg dieser Bemühun gen konnte aber naturgemäß erst dann erwartet werden, wenn es der Wirtschaft gelang, die Politik von ihrem Irr wege abzulenken und in ihr eigenes Schlepptau zu nehmen. Auf diesem Punkte der Entwicklung, an dem solche Be mühungen einige Aussicht auf Erfolg zu versprechen scheinen, sind wir jetzt offensichtlich angelangt.- Die markanten Er eignisse dieser Tage sind die Reisen Stinnes' und Ra th e n a u s nach L o n d o n Von beiden wird nachdrück lich erklärt, daß sie nicht im Austrage der deutschen Negierung, sondern als Privatleute gefahren sind. Avec auch wenn das vollkommen zutrifft, so haben diese Reiten dennoch eine eminente politische Bedeutung, eben weil die Poliitc augenblicklich auf die Führung der Wirtschaft ange wiesen ist, wenn sie aus der Sackgasse herauskommen will, in die sie auf dem in Versailles vorgezeichneten Wege hin eingeraten ist. Nun haben der Reichsverband der deutschen Industrie und der englische Bund der Industrie die Initiative er griffen. um neue Wege zu finden. Auch der englische Bot schafter in Berlin hat sich zugleich mit Rathenau nach Lon don begeben, und in einem solchen Augenblick wird die erwähnte Denkschrift Bradburys bekanntgegeben, die den Vorschlag eines Zahlungsaufschubs enthält. Bradbury aber ist nicht Privatmann und sein Vorschlag wird seinen Weg in das englische Kabinett und weiter in den Obersten Rat der Entente finden. Genau wie in der Denkjchrift der eng lischen Industriellen tritt übrigens auch hier der pure wirt schaftliche Egoismus klar zutage. Kein Mensch denkt daran, von unserem Schuldkonto einen Pfennig zu streichen. Wir sollen mit unseren Naturallieferungen unverkürzt fortsahren. Wir sollen die Notenpresse Megen und die Industrie höher besteuern. Um uns dazu instand zu setzen, käme vielleicht ein Aufschub für die Barzahlungen in Frage. Dieser soll vor allem die Valuta festigen, und das wiederum ist nötig, um den deutsch-englischen Handel zu beleben. Hier ist der Angelpunkt der Frage. Man will an uns profitieren, Egoisinus ist die Triebfeder, aber — und das ist der Unterschied — ein von kühler, vernünftiger Berechnung und nicht von blinder Vernichtungswut geleiteter Egoismus. Die deutschen Zahlungen und Lieferungen an die Entente wirken dort nicht fördernd, sondern hemmend, also wird man uns vielleicht große technische Bauten in fernen Erd teilen zuweisen. Wer alles in allem: Man braucht uns, une man erkennt, daß man unS nicht systematisch zu grunde richten darf, wenn man nicht selbst schwerste Verluste riskieren will. Der Vorschlag, für die künftigen Barzahlungen Deutsch lands einen Aufschub zu »ewätzren, kann im Zusammen- Kano mit der Kredttriktiou und de« russischen Plänen sowie Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts za Wilsdruff, des Stadtrat» zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Derautwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide 1« Wilsdruff. AmeMmsrhe Wmiog m Frankreich. Hardings Gesellschaft der Nationen. London, 29. Nov. Der Sonderberichterstatter des „Daily Chronicle" auf der Washingtoner Konferenz meldet: Man frage sich allgemein, weshalb Präsident Harding gerade den augen blicklichen Zeitpunkt gewählt habe, um den Plan einer Gesell schaft der Nationen zu verwirklichen. Die Antwort darauf sei, weil die Konferenz endlich ein Stadium erreicht habe, wo ihr Erfolg, allgemein gesprochen, bereits gesichert sei, außerdem aber, um eine Warnung an Frankreich zu richten und ihm den Fall einer Isolierung vor Augen zu führen. Der wesentliche Unter schied zwischen der amerikanischen Gesellschaft der Nationen und dem Völkerbunde bestehe darin, daß in Genf Frankreich ein Veto ausüben könne, in der amerikanischen Gesellschaft dagegen ein Veto nicht bestehe. Frankerich sei daher vor die Wahl ge stellt, entweder mitzuwirken oder isoliert zu bleiben. Fortschritte in Washington. London, 29. Nov. Die Times melden aus Walhington die unmittelbar bevorstehende Annahme der von Hughes vor geschlagenen Großkampfschissverhältnisse von 5 zu 3 durch Ja pan. Laut Daily Chronicle, der dasselbe berichtet, würde damit einer der Hauptzwecke der Washingtoner Konferenz erreicht sein. Eine Offensive Lloyd Georges gegen die bisherige Reparationspolitik. Paris, 29. Nov. „Oeuvre" schreibt: Man kündige auf allen Seiten an, daß Lloyd George vielleicht dem Beispiel von Hughes folgen könnte, um seinerfeits eine große diplomatische Offensive einzuleiten. Es handle sich um nichts weniger als darum, eine neue Reparationspolitik an die Stelle von Repa- rationspvlitik zu setzen, die der Friedensvertrag von Versailles vorschreibt. London, 29. Nov. Wie „Daily Mail" von gut unter richteter Seite erfährt, wendet die britische Regierung augen blicklich ihre Aufmerksamkeit aus die am 15. Januar nächsten Jahres fällige deutsche Reparationszahlung. Nach dem Besuche der Reparationskommisfion in Berlin verfaßte Bradbury eine Denkschrift, die das britische Kabinett nächstens erörtern wird. Es wird erwartet, daß die britische Regierung ein zwei- oder dreijähriges Moratorium für die deutschen Schulden an die Alliierten Vorschlägen werde. Unter Umständen werde ein bal diges Wiederaufleben des Handels mit Deutschland erhofft. Die Bedingung für jedes Zugeständnis der Alliierten in der Repa rationsfrage sei, daß die deutsche Regierung die Ausgabe von Papiergeld einstelle. „Daily Mail" zufolge besteht kein Zweifel, daß auch den Franzosen der Ernst der Lage Deutschlands klar geworden sei. Die französischen Vertreter, die in Berlin die Lage Deutschlands untersuchten, seien dem Plane der britischen Re gierung günstig gesinnt. Deutschland werde selbstverständlich ge wiße Zahlungen wie bisher weiter leisten. Die übrigen Zah lungen würden nicht erlaßen, sondern gestundet werden. — Die Matznahmen gegen die Beschälseuche der Pserde. (^MZur Bekämpfung der Beschälseuche der Pferde hat das Wirtschaftsministerium auf Grund der einschlagenden Bestimmungen des Viehseuchengesetzes vom 26. Juni 1909 und der Ausführungsvorschriften des Bundesrats hierzu vom 7. Dezember 1911 unter dem 20. Oktober 1921 (Sächs. Gesetzblatt 26. Stück S. 347) eine Verordnung erlassen, die einschneidende Bestimmungen zur Verhinderung der Weiterverbreitung der Seuche enthält. In Verfolg dieser Verordnung hat das Wirtschaftsministerium folgende Be zirke der Amtshauptmannschaft Meißen zu Sperrgebieten erklärt: Zahlungsaufschub? Das englische Mitglied der Nkpara'ions- kommission, Bradbury, schlägt in einer Denkschrift an die englische Regierung vor, die deutschen Bezahlungen an die En tente um zwei bis drei Jab re auf zu schieb en. Die englische Regierung be absichtigt angeblich, diesen Vorschlag an dre anderen Alliierten weiterzuleiteu. Ein Vorschlag — vorläufig nicht mehr! Und wir haben in Deutschland gelernt, schönen Plänen gegenüber einige Zurückhaltung zu üben. Wir haben zu viele Ent täuschungen erlebt. Aber die Entstehungsgeschichte dieses Gedankens und seine Stellung in Ler augenblicklich über aus verwickelten und schwer zu durchschauenden internatio nalen Verhandlungen, bei denen neben den Regierungen besonders Privatleute aus der Großindustrie und aus der Hochfinanz im Vordergründe stehen, gibt ihm doch Wohl eine besondere Bedeutung. Der Kreis der internationalen Ausgaben, die auf eine Lösung drängen, ist überaus groß. Fast ausnahmslos gehen sie auf den Versailler Vertrag zurück. Dieser hat eine maßlose Überspannung der politischen Forderun gen der Ententestaaten gegen Deutschland hinterlassen, ohne zu berücksichtigen, daß der Krieg die ganze Welt w i r ts ch a ft l i ch so geschwächt hatte, Laß zunächst einmal die erste Notwendigkeit darin bestehen mußte, einen ge meinsamen wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas in An griff zu nehmen. Das Gegenteil trat ein. Die Weltwirt schaft wurde in die Zwangsjacke der Rachepolitik einge spannt, und der Erfolg war, daß sie von Monat zu Monat mehr verkümmerte. Einzelne Stimmen der Vernunft fan den anfangs kein Gehör, bis Lie Sprache der Tatsachen dringender und vernehmlicher wurde. Die von uns rück sichtslos erpreßten Leistungen brachten die oeutschen Finan zen dermaßen in Unordnung, daß die Bewertung des deut schen Geldes auf ein Nichts zusammenschmolz. Die unge heuren Valutadifferenzen führten rückwirkend Teuerung und vor allem Arbeitslosigkeit in den »Siegersiaaten" herbei, auf deren Rohstoffmärkten der deutsche Käufer zu fehlen begann. Außer Frankreich, welches in blindem Haß und