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Wilsdruffer Tageblatt : 30.11.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192111306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19211130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19211130
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-11
- Tag 1921-11-30
-
Monat
1921-11
-
Jahr
1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 30.11.1921
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nur eine »ehrenwörtliche Verpflichtung" vor gesehen ist, erleidet dadurch anscheinend keinen Aufschub, sondern steht im Mittelpunkte der Washingtoner Erörte rungen. Ebenso wird versichert, datz mit allen anderen Nationen auch Deutschland zur Ratifizierung der Beschlüsse der Washingtoner Konferenz eingeladen werden soll. Harding hofft, damit die ganze Welt für den neuen Verband ;u gewinnen. Diese Vereinigung aller Nationen soll in einer losen Organisation bestehen, die nicht das Recht haben soll, irgendwelche Eingriffe in die Souveränität eines Staates vorzunehmen, wohl aber soll damit ein internationaler Weltgerichtshof verbunden fein, der die Grasen des internationalen Rechts behandelt. Europäische Wirischafisfragen Zahlungserleichterungen. — Aufbau Ruhlands. Aus dem undurchsichtigen Netz politischer Fäden, die in den letzten Wochen zwischen Berlin, London und Washington gesponnen wurden, treten jetzt einige Grund linien deutlicher hervor. Der scharfe Vorstoß, den Briand in Washington gegen Deutschland unternahm, hat dazu geführt, datz die anderen Staaten sich erkennbar von der französischen Politik abgewendet haben und einer ernst hafteren Prüfung der Frage zugänglich zeigen, wie Deutschlands Ruin und seine Folgen für Europa verhin dert werden können. Man weih, daß Deutschland über die Januar- und Februarzahluug hinaus kaum leistungsfähig sein dürfte, und man findet sich bei der Entente (mit Aus nahme Frankreichs) allmählich damit ab, daß gewisse Zahlungserleichterungen eintreten müssen. Ob das in! Form einer Anleihe oder eines Moratoriums geschehen wird, oder vielleicht durch eine Kombination von beiden, bheibt vorläufig dahingestellt. Jedenfalls ist das eine sicher, daß über beide Wege Verhandlungen schweben^ die nach vielerlei Berichten der verschiedensten Quellen gute Erfolge versprechen. Solche Pläne sind auch ohne Frankreich oder sogar gegen seinen Willen durchführbar, denn nur gegen die materielle Herabsetzung der deutschen Zahlungen könnte Frankreich allein erfolgreich Widerstand leisten. Die Angelsachsen aber sind augenscheinlich ent schlossen, wie auch Hardings Wunsch nach Teilnahme Deutschlands an der Washingtoner Konferenz be weist, mit uns auf jeden Fall zu irgend einer finanziellen Verständigung zu kommen, die den Zusammenbruch, den Frankreich wünscht, vermeidet. Diese Grundstimmung scheint auch bei dem Besuch Hugo Stinnes' bei Lloyd George obgewaltet zu haben. Nach vielem Hin- und Herraten wird jetzt (obwohl das englische auswärtige Amt bei seinem Dementi bleibt) auf das bündigste versichert, daß Stinnes tatfächlich eingehendepersönlicheBefprechungenmitdem eng lischen Premierminister selbst gehabt hat, und bei ihm über Sonntag auf dem Landgute Chequers geweilt hat, wo Lloyd George vertrauliche Beratungen gern vor dem vor zeitigen Bekanntwerden bewahrt. Man wird, so lange Einzelheiten dieser Verabredungen nicht bekannt sind, sich auf die Vermutung beschränken müssen, daß dabei nicht nur das Reparationsproblem im engeren Sinne, sondern die großen europäischen Wirischafisfragen, soweii eine Interessengemeinschaft des deutschen und des englischen Kapitals vorliegt, im weitesten Rahmen erörtert würden. Diese gehen einerseits im Anschluß an die Kredit- aktion der deutschen Industrie, welche von englischen und amerikanischen Banken finanziert werden müßte, auf eine Reform nicht nur des deutschen, sondern des europäischen, insbesondere des ruffischen Eisenbahnwesens hin aus und umfassen ferner den Plan eines gemeinsamen Wiederaufbaues Rußlands durch England und Deutschland, der selbstredend die Aus beutung der unerschöpflichen russischen Rohstoffquellen zum Ziele hat. Dieser spezielle Plan wird gleichzeitig von dem englischen Wirtschaftspolitiker Kenworthy eifrig ver treten. Dieser befindet sich jetzt auf einer Reise durch Europa und äußerte in Berlin, daß nur der internationale Landet die Weltwirtschaft aufrichten könne. WodieRe - Die Grafen von Freydeck. 2j Roman von A. Ostwnd. „^ein liebes Kind —" der Pfarrer ergriff ihre beiden Hände — »gewiß, Graf Hugo von Freydeck und Max Günther waren Freunde, und zwar dis treuesten. In den letzten Jahren war ja Graf Hugo fast immer auf Reisen. Aber jrüher waren er und Günther beinahe unzertrenn lich. Und ich glaubte bestimmt, daß es auch in Zukunft so bleiben würde. Ich hoffte auch, durch Vermittlung des Grafen Hugo würde Günther die Fabrik noch retten können. Er ist ja durch den Arbeiterstreik in einer trostlosen Lage. Da könnte nur ein großes Kapital Hilfe bringen. Und nun tritt plötzlich dieser Zerfall mit dem besten Freund ein; Günther und Hugo sind zu Todfeinden geworden, ohne daß man einen Grund weiß, und Sie, die Braut Hugos' sprachen kein versöhnliches Wort, versuchen es nicht ein mal, zu vermitteln ? Wie soll man sich das erklären, Julie?" Das Mädchen hatte die Stirn an die Scheiben ge preßt und stöhnte auf wie in einer tiefen, schweren Qual. Sie gab aber wieder keine Antwort. In diesem Augenblick erhob sich Graf Hugo und trat rasch heran. „Julie ist jetzt manchmal so merkwürdig zerstreut," sagte er entschuldigend zu dem geistlichen Herrn, während er den Arm seiner Verlobten in den seinen zog; „sie ist außerordentlich erregt. Schließlich ist dies ja nicht unbe greiflich. Es ist alles etwas rasch gegangen. Nach einer Bekanntmachung von kaum vier Wochen Verlobung — jetzt schon Hochzeit. Und dazu alle die Besorgungen uno Vorbereitungen, die Unruhe und Aufregungen —" „Und die plötzliche Trennung von ihren Lieben, von Max Günther und seinen Söhnen", vollendete der alte Pfarrer bedeutungsvoll. „In diese wird Julie sich finden müssen." Der Graf hatte es in seiner korrekten, gelassenen Art gesagt, welche ihm vollkommen zur zweiten Natur ge worden war. In seinem glatten Aristokratengesicht zuckte keine Muskel; das freundliche, heitere Lächeln des Ge- sellschastsmenschen lag unausgesetzt um seinen schmalen Mund. Nur aus den Augen, welche einen harten, stäh lernen Glanz hatten, brach hier und da ein Blitz, welcher verriet, daß dieser äußerlich stets gleichmäßige Mann mit einer inneren Erregung kämpfte, die ihn manchmal fast überwältigte. Und ganz plötzlich unterbrach er seine Rede und führte die Hand seiner Braut rasch an seine Lippen mit einer io leidenschaftlichen, fast wilden Zärtlichkeit, daß das Mäd-- gierungenversagen,mütztendieKaufleute einspringen. England und Deutschland müßten in Sibirien ein großes Eisenbahnnetz bauen. England habe die Schiffe, England habe die politische Macht, und Eng land habe das Geld. Deutschland habe die Organisation, die Ingenieure. England würde die Rohmaterialien liefern. Deutschland würde sie verarbeiten. England würde die fertige Arbeit nach Rußland verkaufen. Und bald würde man dann im Verfolg das Rohmaterial, das jetzt teuer aus allen Enden der Welt herbeigeschafft wird, billig aus Rußland beziehen. — Man sicht, solche Pläne sind auch nicht von reiner Nächstenliebe, sondern von Ge winnabsichten diktiert, aber vielleicht sind sie doch geeignet, unter den nötigen Vorsichtsmaßregeln einen Schritt weiter zu führen. politische Nnnöschau, Deutsches Reich. Das Märchen von den deutschen Garantien. Ein englischer .Korrespondent verkündete dieser Tage der Welt, daß Deutschland die ständige Sorge der Fran zosen um ihre angeblich von uns bedrohte Sicherheit da durch beschwichtigen wolle, daß wir unsere Zustimmung zur Errichtung einer besonderen Jnfpektionsabordnung > geben würden, die mit größeren Vollmachten als Lie Kon- ! trollkommission ausgerüstet sein und darüber Wachen s würde, daß bei uns keinesfalls heimlich gerüstet wird. Da- ? zu wird aus dem Reichswehrministerium mitgeteilt, datz man dort diesem Engländer einfach erklärt hat, Deutsch lands Entwaffnung sei längst durchgeführt, und Frankreich habe damit alle Garantien für seine Sicherheit in der Hand. Weitere Versprechungen sind nicht gemacht worden. Ler Auswärtige Ausschuß des Reichstages crat am Montag zusammen, um die gesamte außenpolitische Lage zu besprechen. Der Reichskanzler und Hugo Stinnes nahmen an der Sitzung teil, jedoch wurde weder über die Londoner Reise Stinnes' näheres berichtet, da die schwebenden Verhandlungen nicht gestört werden sollen, noch wurde über den Gedanken, eine Note gegen die An griffe Briands nach Washington zu senden, Beschluß gefaßt. Landtagswahlen in Hessen. Unter ziemlich schwacher Beteiligung haben Sonn tag die Landtagswahlen im Freistaat Hessen stattgefunden. - Die Parteien hatten durchweg weniger Stimmen als wie s bei der Neichstagswahl 1920, außer dem Hessischen Bau ernbund, den Kommunisten, die neu auf den Plan traten, und der Deutschen Volkspartei. Die Mandate werden sich wie folgt verteilen: Sozialdemokratie 23 (bisher 31), Deutschnationale 4 (bisher 5), Deutsche Volkspartei 11 (bisher 7), Bauernbund 10 (bisher 0), Demokraten 5 (bisher 13), Zentrum 12 (bisher 13), U. S. P. D. 2 (bis her 1), Kommunisten 3 (bisher 0). Die bisherigen Koali tionsparteien, Zentrum, Demokraten und Sozialdemokra ten, behalten eine Mehrheit von 40 gegenüber 30 der Oppo sitionsparteien. Die deutsch-russischen Beziehungen. Der Vertreter der Sowjetregierung in Berlin, Herr Krestinski, äußerte sich einem deutschen Journalisten gegenüber über die jetzigen Beziehungen zwischen Deutsch land und Rußland. Krestinski erklärte, daß die russische Negierung und ihre Vertreter nicht daran denken, irgend welche Propaganda unter der deutschen Arbeiterschaft zu machen. Anderslautende Meldungen seien Tendenzerfin dungen. Der russische Vertreter äußerte im übrigen ziem lich zuversichtliche Hoffnungen für die Entwicklung des deutsch-russischen Verkehrs und die Gesundung Rußlands. Die Reichsregicrung über die Vottsversorgung. Wiederholte Beratungen des Reichskabinetts über die gegenwärtige Teuerung und die Bekämpfung Les sich da bei zeigenden Wuchers führten zu dem Schluß, daß der Ausbreitung der so schweren Zeitlage mit allem Nachdruck entgegengetreten werden muß. Handhaben hierzu bieten die Verordnung gegen Preistreibereien. Besondere Auf merksamkeit erforderten die Auswüchse auf dem Kartoffel- markt., - - - - ' I , chen einen Augenblick zurückwich. Ihr Antlitz wurde noch blässer als früher, ein Zittern durchrann ihren Körper. Aber auch jetzt kam keine Silbe über ihre Lippen. Widerstandslos überließ sie dem Bräutigam ihre schlanken Hände. Der Pfarrer hatte sich eben nqch dem Hintergrund des großen Zimmers gewendet und (aß nun neben dem alten Grafen von.Freydeck, dessen gelbliches, kränkliches Gesicht schon einen Ausdruck von Ungeduld trug. — Sofort zog der Graf den Pfarrherrn in ein Gespräch. Sein Wunsch war, daß die Trauung mit allem erdenklichen Pomp stattfände. Ganz Heidenheim sollte sich mit der Guts herrschaft freuen. „Er ist ja mein einziger Sohn," wiederholte er immer und immer wieder; „mein einziger, mein letzter. Ich habe nicht geglaubt, daß er noch einmal so ganz glücklich würde. Sie wissen ja, lieber, alter Freund, er hatte da vor mehr als zwanzig Jahren eine unglückliche Liebe zu jenem Gretchen Wentheim, der Schwester von Fritz Wentheim —" „Fritz Wentheim war ja Ihr Schwiegersohn, Herr Graf, der Gatte Ihrer einzigen Tochter Lucie!" Der alte Graf nickte betrübt. „Ja; ich nenne den Namen nicht gern. Meine Tochter Lucie und ihr Gatte sind tot. Das lebende Zeugnis ihres Bundes, ihr Töchterchen Hilda, habe ich ja pflicht gemäß angenommen und sorge für sie. „Aber eigentlich ist mir das Kind doch überall im Wege und lästig," fuhr der alte Graf fort, „trotzdem ich ein sehe, daß sie sehr gute Eigenschaften hat. Schon der Name Wentheim ist uns allen verhaßt. Mit ihm kam das Un glück in unser Haus!" „Hat denn Ihr Sohn Hugo auch Gretchen Wentheim geliebt? Ich dachte stets, Ihr ältester Sohn Ernst hätte sein Herz an das schöne Mädchen verloren!" Der alte Graf hob die schmalen Schultern. „Wir haben da wohl alle nicht klar gesehen, lieber Freund," sagte er, „die beiden Brüder Ernst und Hugo hatten sich ja immer sehr geliebt, trotz der Verschiedenheit ihrer Charakters. Dann kam mit Gretchen Wentheim der Unfriede. Ob sie eine Schuld trug, ob nicht, das weiß ich nicht. Aber als das Verhältnis meiner Lucis zu dem Buchhalter Fritz Wentheim, dem Bruder Gretchens, entdeckt wurde, und die Geschwister Wentheim zusammen unser Haus verließen, da waren meine beiden Söhne Ernst und Hugo wie sinnlos. Dann kam Ernsts rasche Abreise nach Amerika. Gott allein weiß, was ihn damals Hinübertrieb. Wir haben auch dies nie erfahren. Aber ich glaube. Hugo weiß auck Die deutsch-russischen Beziehungen. Der Vertreter der Sowjetregierung in Berlin, Herr Krestinski, äußerte sich einem deutschen Journalisten gegenüber über die jetzigen Beziehungen zwischen Deutsch land und Rußland. Krestinski erklärte, daß Lie russisch Regierung und ihre Vertreter nicht daran denken, irgend welche Propaganda unter der deutschen Arbeiterschaft zu machen. Anderslautende Meldungen seien Tendenzerfin- -ungen. Der russische Vertreter äußerte im übrigen ziem lich zuversichtliche Hoffnungen für die Entwicklung des deutsch-russischen Verkehrs und die Gesundung Rußlands. Frankreich. X PoincarS wartet auf unseren Bankrott. In Bor- deaur hat der alte Hetzapostel PoincarS eine neue Rede gehalten, in der er zum tausendsten Male sein Thema be handelte, daß Deutschland auf Heller und Pfennig bezah len müsse. Neu war diesmal nur die Schlußwendung: Wenn der deutsche Staat bankrott macht, so werden alle seine gegenwärtigen und zukünftigen Güter ein Unter pfand ' c unser Guthaben sein. — Man sieht also, woraw Poin wartet. Wett- und Dottswirischaft Was kosten fremde Werts? Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für 100 Gulden, 106 dänische, schwedische, norwegische, österreichische, ungarische oder tschechische Kronen, 106 schweizerische, belgische und französische Frank, 166 italienische Lire, sowie für 1 Dollar und 1 Pfund Sterling gezahlt wurden. („Brief" ---- angeboten; „Geld" --- gesucht.) Berlin, 28. November. (Stand der polnischen Mark.) An der heutigen Börse wurde die Polenmark mit 7,40 Pf. bewertet. Börsenplätze 28. 11. 2«. Geld 1t. Brief Stand t. 8. 14 Geld Brief Kolland. . . Guld. 9790,20 9809,80 10589,40 !l0610,60 170 Mk. Dänemark. . Kron. 8074,90 5085,10 5434,55 5445,45 112 . Schweden. . Kron. 6468,50 648l,50 6908,05 6921,95 112 . Norwegen . Kron. 3911,05 3918,95 4195,80 4204,20 112 . Schweiz . . . Frank 5204,76 5215,40 5284,40 5295,60 72 „ Amerika. . . Doll. 274,22 274,78 292,70 293,30 4,40 „ England. . . Vfd. 1093,90 1096,10 1177,80 1180,20 20,20. Frankreich. . Frank 1918,05 1921,95 2017,95 2022,05 80 . Belgien . . . Frank 1803,15 1806,85 1905,55 1909,45 80 . Italien . . . Lire 1128,85 1131,15 1173,80 1176,20 80 . Dt.-Osterr. . Kron. 8,73 8,74 9,03 9,07 85 . Ungarn . . . Kron. 32,46 32,50 33,01 33,09 85 . Tschechien . . Kron. 287,70 288,30 308,65 309,35 -ft Der Rückgang der deutschen Eisenindustrie. Der bekannte Großindustrielle, Generaldirektor Vögler, M. d. R., hielt in Düsseldorf eine bemerkenswerte Rede, worin er u. a. mit teilte: Die Ausfuhr an deutschen Eisen- und Stahlerzeug- nissen ist von 614 Millionen Tonnen im Jahr« 1913 auf 1,7 Millionen Tonnen im Jahre 1920 zurückgegangen. Der Ausfall der oberschlesischen Erzeugung kann durch die stärkere Erzeugung in anderen Produktionsgebieten nicht wett- gemacht werden, und die Folgen des Diktats von Spa machen sich gerade in der jetzigen Zeit bei der verschärften Kohlennot darin bemerkbar, daß die deutsch« Industrie in folge des Kohlenmangels die sich ihr bietende Konjunktur nicht ausnutzen kann. Die Folgen des Ultimatums und die in seinem Gefolge aufgetretene Geldverschlechterung find für die Eisenindustrie deshalb besonders ernst, weil di« deutsche Eisen industrie 80 Prozent ihres Erzbedarfs aüs dem Auslände be ziehen muß. Am gesamten Welthandel ist Deutschland anstatt mit 26 Prozent im Aabre 1913 nur noch mit 5 Prozent be teiligt. -ft Der Wagenmangrl in Sachsen wird immer größer und droht zu einer Katastrophe für die augenblicklich gut beschäf tigte Industrie zu werden. Namentlich in Westsachsen ist die Lage unerträglich; von etwa 3000 angeforderten Wagen sind an einem der letzten Tage 1300 gestellt worden. Die Bahn höfe in Plauen, Zwickau und Glauchau sind völlig verstopft. Der Wagenmangel ist auf die Abgabe großer Lokomotiven an die Entente und arij die fortwährende Reparaturbedürftigkeil der Lokomotiven zurückzuführen. Fast die Hälfte der Loko motiven in Sachsen befindet sich in Reparaturwerkstätten. -ft Erniedrigter Fahrpreis zwischen Amerika und Europa. Der Schiffahrtstrust hat beschlossen, sofort den Pafsagierpreis für die 3. Klasse zwischen Newyork und den europäischen Häfen um 20 Prozent herabzusetzen. , va mehr als wir. Unb als bann Ms vtachrtcht kani, daß i Ernst drüben mit unzähligen anderen bei einem. Erd- s beben seinen Tod fand — lieber Himmel, da war Hugo ja rein wie tiefsinnig. Und ich habe ihn nie mehr lachen hören bis jetzt — fast zwanzig Jahre danach —, wo er endlich in Julie ein spätes Glück fand!" „Und jene Gretchen Wentheim? Haben Sie nie mehr etwas von ihr gehört, Herr Graf? Ich erinnere mich jetzt dunkel ihrer. Sie war ein sehr schönes Mädchen mit auffallend rotblondem Haar; Sie hörten nie mehr, wie es ihr erging?" „Nichts; sie ist verschollen — alles tot, lieber Freund, alles — Ernst und Lucie, meine Kinder — und alle die anderen. Vorbei, vorbei!" Der alte Herr fah trübsinnig vor sich hin, aber fein Blick klärte sich, als er auf das Brautpaar fiel, das noch immer in der Fensternische stand. Wer über den Marktplatz ging, konnte die beiden hohen schlanken Gestatten jeden, wie sie dicht nebenein ander hinter den klaren Scheiben standen. Graf Hugo hatte jetzt den einen Arm um die Schulter des Mädchens gelegt, während er ihr heiße, leidenschaft liche Worte in das kleine Ohr flüsterte. Wer weiter entfernt war, der dachte wohl: „Weich ein schönes und glückliches Paar!" Nur wer vielleicht ganz nahe herankam, konnte den gequälten Zug im Gesicht der Braut bemerken und den Ausdruck einer wilden Angst und Trauer in ihren schönen Augen. „Julie," flüsterte die heiße, vor Erregung zitternde Stimme des Bräutigams neben ihr, „was ist dir, Julie? , Bist du nicht glücklich? Ersehnst nicht auch du den mor gigen Tag? Ich kann die Stunde kaum mehr erwarten, in der ich dich mein Weib nennen kann!" Das Mädchen sah mit unheimlich starren Blicken vor sich hin. „Ich bin sehr glücklich," sagte sie tonlos, „sehr. Was sollte mir fehlen?" Aber bei diesen Worten blickten ihre Augen nicht in die ssinigen, welche forschend auf ihr ruhten. Sie sah hinaus auf den dämmerigen Marktplatz. Und da sah sie plötzlich auf die hohe Gestalt eines Mannes, welcher in eben diesem Augenblick um die Ecke des Domes bog. Es war Günther, ihr Schwager! Er ging mit gesenktem Kopfe bis knapp an den Pfarrhof heran. Eben als er zu den Fenstern kam, hob er den Blick. Eine Sekunde lang trafen sich die Augen des Mannes wit jenen Julies von Kirchbach. Es war nur ein einziger nächtiger Moment, aber wie eine beiße Flamme sprühte der Blick von einem zum andern, wie ein Blitzstrahl, der auslobt und verisnat.
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