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Auch abermals erhöhte Fernsprechgebühren? Um weitere 80 Prozent. Wie schon bekannt, hat das Reichspostministerium mit dem Verkehrsbeirat über die Erhöhung der Post-, Telegraphen- und Fernsprechgebühren verhandelt. Wäh rend über Post- und Telegraphengebühren ein Einver ständnis erzielt wurde, hielt der Verkehrsbeirat die Er höhung der Fernsprechgebühren für ver früht, ohne aber an den in Aussicht genommenen Ge bührensätzen etwas zu ändern. Inzwischen ist die neue Besoldungserhöhung eingetreten. Die Reichsregierung hat beschlossen, die Gebührensätze um 50 Prozent zu erhöhen. Demzufolge ist im Vergleich zu der Vorkriegszeit bei der Berechnung der künftigen Gebührensätze statt des Verhält nisses 1:10, ein solches von 1:15 zugrundegelegt worden. Die Gebührensätze, für den Brief- und Postanweisungs- und Päckchenverkeyr sind schon veröffentlicht worden. Die von der Regierung vorgeschlagene Erhöhung der Fern sprechgebühren soll 80 Prozent betragen. Die Einzelgespräche würden danach auf 45 Pfennige kommen. Die neuen Erhöhungen, die dem Reichsrate vorliegen, müssen weiter auch die Genehmigung des Reichstages er langen. Wenn auch der Verkehrsrat sich vorläufig ab lehnend verhalten hat, ist es kaum ausgeschlossen, daß die Regierung schließlich auf ihre Pläne verzichtet. Vielleicht werden sie ein Geringes abgeschwächt, treten aber mög licherweise schon am 1. Januar 1922 in die Erscheinung. PoUMcke Runälckaa. Deutsches Reich. Rückzahlung von Zöllen. Die Interalliierte Rheinlandkommission in Koblenz hat infolge verbreiteter irrtümlicher Gerüchte den Reichs kommissar für die besetzten rheinischen Gebiete gebeten, die deutsche Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, daß es keineswegs in ihrer Absicht liege, die nach ihren Be stimmungen erhobenen Zölle wieder zurückzuerstatten. Sie ist lediglich bereit, wenn aus irgendeinem Grunde Zölle irrtümlich erhoben worden sind, insbesondere Ver sehen bei der Tarifierung oder sonst vorgekommen sind, die zu Unrecht erhobenen Beträge zurückzuerstatten. Der Antrag muß spätestens bis zum 1. Dezember zu Händen des Zollausschusses der Rheinlandkommission sein. Neuer Handelsvertrag mit Amerika? Dis Veröffentlichung der Friedensproklamation mit Deutschland wird für Anfang nächster Woche erwartet, wie aus Washington gemeldet wird. Es wird be hauptet, Amerika würde bereit sein, Vorschläge Deutsch lands entgegenzunehmen, durch welche ein neuer Handels vertrag abgeschlossen werden könnte. Aus Zn- und Ausland. Berlin. Nach der Kriegserklärung Chinas wurden alle Deutschen in China gezwungen, ihre Waffen und Mu nition auszuliesern. Nach dem Abschluß des neuen deutsch- chinesischen Vertrages hat die Pekinger Regierung die Pro vinzialbehörden angewiesen, den Deutschen die Waffen und die Munition zurückzugeben. Kattowitz. Die Mitglieder der Grenzsestsetzungs- kommission sind hier eingetroffen und haben ihre Ar beiten zur Festsetzung der Grenz« im Jndustriebezirk auf- genommen. Warschau. Der Ministerrat hat einem Gesetzentwurf für die Besteuerung der Kriegsgewinne zugestimmt. Deutsch-demokratischer Parteitag. Rathenau soll in die Regierung zurückkehren. Bremen, 14. November. Im Weiterm Verlauf des Parteitages sprach Dr. Rathmau über „Das Erfüllungsproblem und die deutsche Wirtschaft". Er verteidigte in der Hauptsache das von ihm getroffene Wiesbadener Abkommen gegen die er hobenen Einwände. Die unverkennbar bei einem großen Teil der Ver- sammelten zutage tretende Unzufriedenheit der Frak tionen bei dm letzten Regierungskrisen im Reiche und in Preußen brachte schließlich eine Entschließung zuwege, welche die Verschiedenheit der Anschauungen einstweilen überbrückt, wenn auch nicht aufhebt. Die Entschließung lautet: „Die Demokratische Partei ist als eine ausgespro chen republikanische Partei gegründet worden. Der Zweck ihrer Gründung und der Inhalt ihres Parteiprogramms sind die Sicherung einer nationalen und sozialen Politik auf dem Boden der Demokratie. Unter den gegenwärtigen deutschen parteipolitischen Verhältnissen ist eine Regierung aus möglichst breiter Grundlage zur Verwirklichung dieser Ziele notwendig. Der Parteitag begrüßt die Klärung, die durch gründliche und offenherzige Aussprache erzielt worden ist und spricht der ReichstagsfraMon das Ver trauen aus." Die vorhandene Mißstimmung kam auch zum Aus druck in der Besetzung der Parteiämter. Bisher war Pe tersen Vorsitzender sowohl des Vorstandes wie des Par teiausschusses. Der Parteitag trennte die Ämter und wählte Petersen zum Vorsitzenden des Parteiausschusses. Zu Vorsitzenden des Vorstandes wurden gewählt die Abgg. Erkelenz-Düsseldorf und Fischer-Köln. Ziemlich deutlich wurde auch der Wunsch ausgedrückt, daß Rathenau in dir Negierung zuückkehren solle und die Partei fernerhin nicht so rückhaltlos dm Interessen der deutschen Volkspartei sich anschließcn solle. Forderungen des Deutschen Mietervundes. Dresden, 14. November. -In der hier tagenden Versammlung des Gssamtvor- standes des Bundes deutscher Mietervereine, die aus allen Teilen des Reiches beschickt war, wurde eine Entschließung angenommen, die folgende Richtlinien ausstellt. „Der Bund deutscher Mietervereine verwirft mit aller Entschiedenheit die Beschlüsse der Sozialisterungskommis- sion wegen der Freigabe der Gewerberäume vom Mieter schutz. Eine derartige Freigabe würde der Ausmietnng und damit neuer Grundstücksspekulation Tür und Tor öffnen. Der Bund verlangt entgegen der Absicht des Reichstages, zunächst die Sozialisierung des Wohnungs wesens zu erörtern, die sofortige Beratung und Verab schiedung des Reichsmieten- und Mieterschutzgesetzes. Der Bund beschließt, aus dem Deutschen Verein für Woh nungsreform und dem Deutschen Wohnungsausschuß auszutreten, da er eine Zusammenarbeit mit Or ganisationen ablehnen muß, die sich einer fortschrittlichen Entwicklung des Wohnungswesens starr entgegenstellen. Der Bund erwartet von Reichstag und Reichsregierung, daß sie die Interessen der Mieterschaft nachdrücklicher als bisher vertreten und die von den Vertretern des Hausbesitzes offenbar beabsichtigte Verschleppung einer umgehenden Neuregelung des Wohnungswesens nicht dulden. Er warnt vor einer Verkennung des Ernstes der Lage, der mit Deut lichkeit aus der sich innerhalb der Mieterschaft bemerkbar machenden, täalich wachsenden Unrube spricht. Vermischtes 4 Das poetische Potsdam. Für den umgebauteu Pots damer Ratskeller war auf dem Wege eines Preisaus schreibens ein Sinnspruch verlangt worden, der zugleich als Wahrspruch für ein Wappen der Stadt Potsdam dienen sollte. Die Preisrichter entschieden sich für einen Spruch, dessen Verfasser der Major Siber ist. Die Verse lauten folgendermaßen: „Wie nahe auch einander, Begegnen wir uns doch nie: Du Berlin, der Geist in Prosa, Ich Potsdam in Poesie." Wie fürchterlich müssen die andern einaesandten Verse ge wesen sein, wenn man schon diese vier Zeilen, die von der benachbarten Berliner Prosa stark infiziert sind, für Poesie gehalten bat! Wett- und Volkswirtschaft. Was kosten fremde Werte? Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für 160 Gulden, 160 dänische, schwedische, norwegische, österreichische, ungarische oder tschechische Kronen, 100 schweizerische, belgische und französische Frank, 100 italienische Lire, sowie für 1 Dollar und 1 Pfund Sterling gezahlt wurden. („Brief" ---- angeboten; „Geld" ---- gesucht.) Börsenplätze 14. Geld 11. Brief 1S. 11. Geld j Brief Stand 1.8. 14 Lolland. . . Guld. 8941,05 8958,95 9790,20 9809,80 170 Mk. Dänemark. . Kron. 4785,20 4794,80 5244,75 5255,25 112 . Schweden. . Kron. 5919,05 5930,90 6483,50 6496,50 112 . Norwegen . Kron. 3806,15 3813,85 4130,85 4139,15 112 . Schweiz . . . Frank 4870,10 4879,90 5254,70 5265,30 72 . Amerika. . . Doll. 256,74 257,20 281,71 282,29 4,40. England. . . Vfd. 1008,95 1011,05 1106,35 1108,65 20,20. Frankreich. . Frank 1848,15 1851,85 2007,95 2012,05 80 . Belgien . . . Frank 1773,20 1776,80 1918,05! 1821,95 80 , Italien . . . Lire 1058,90 1061,10 1133,85! 1136,15 80 . Dt.-Osterr. . Kron. 9,13 9,17 8,83i 8,87 85 . Ungarn . . . Kron. 24,87 24,93 24,87 24,93 85 . Tschechien . . Kron. 267,70 268,30 299,10 300,30 Berlin, 13. Nov. (Stand der polnischen Mark.) Die Bewertung der polnischen Mark stellte sich an der heutigen Börse auf etwa 6)4 Pfennig. 4- Berliner Produktenbörse. Notierungen vom 14. Novem ber. (Nichtamtlich.) Langstroh 28—31 M., Weizen- und Roggenpreßstroh 33—35 M., Haferpreßstroh 40—44 M., Ma schinenstroh 28—30 M., Häcksel 40—42 M., Wissenheu 77 bis 80 M., Feldhcu 91—96 M., Ackcrbohnen 292—307 M., Pe- luschken 310—320 M., Wicken 315—325 für 50 Kilogramm, Torfmelasse 110—111 M., Weizenkleiemelasse 175—181 M., Haferschalenmelasse 135—141 M., Biertrebermelasse 185—191 Mark, Palmternschrotmelasse 185—190 M. für 50 Kilogramm einschl. Papiersack, Kokoskuchen 295—305 M., Palmkernkuchen 295—305 M. für 50 Kilogramm. Alles ab Verladestation. 4- Stärkung der Mark in Berlin. Die Montagsbörse brachte infolge stärkeren Angebots von Dollarnoten eine Abschwächung bis auf 256 Ma^. Sonnabend war der Dollar zuletzt mit 295 Mark bezahlt worden. Mit dem Dollarrückgang ging Hand in Hand ein merkliches Nachlassen für alle fremden Werte und ebenfalls ein Sinken der inländischen Jndustriewerte. 3pro- zeutige Reichsanleihe stieg infolge ausländischer Käufe sprung haft auf 103 Prozent. Neueste Meldungen. Die preußische Gesandtschaft in Dresden. Dresden. Wie verlautet, hat die preußische Regierung die Absicht, den fretwerdenden Posten eines preußischen Gesandten in Dresden nicht wieder zu besetzen, sondern ihn in den eines Geschäftsträgers umzuwandeln. Einstweilen wird Legations sekretär Winkler die Geschäfte der preußischen Gesandtschaft weiterführen. Die Demokraten und die Flaggenfrage. Bremen. Der deutsch-demokratische Parteitag nahm mit großer Mehrheit folgenden Antrag an: „Die Partei verurteilt die agitatorische Ausnutzung der Flaggenfrage. Sie tritt für Schutz der verfassungsmäßigen Flaggen ein und warnt, durch Fortsetzung unfruchtbaren Streites die Geschlossenheit der ver fassungstreuen Parteien zu gefährden." Einstimmig wurden ferner zwei Entschließungen angenommen, deren eine gegen das oberschlesische Unrecht Einspruch erhebt, während die andere einen nationalen Gedenktag für die Kriegsopfer be fürwortet. Stresemann und die Jndustrieforderungen. Breslau. Auf dem Parteitag des Landesverbandes Schlesien der Deutschen Volkspartei sprach hier der Abg. Stre semann über die auswärtige Politik Deutschlands und einige Fragen der inneren Politik. Zur Kreditaktion der Industrie äußerte er sich skeptisch. Dir Frage der Privatisierung der Der dritte Schuß. Kriminalroman, einer wirklichen Begebenheit nacherzählt von H. A. von Byern. „Lasten wir vorerst diesen Herrn Stork mit seinen „In stinkten" beiseite, verehrter Kollege; aber etwas anders möchte ich gern wissen: wie kam Ihr Freund, Herr Ramminger, dazu, Sie zur Jagd einzuladen?" „Mein Gott, ganz einfach, ich war ja in der Nähe, er kannte meine Iagdpastion, das ist doch schließlich erklärlich." „Aber ausgerechnet für diesen Tag?" forschte der Land gerichtsrat mit selbstgefälligem Lächeln. „Na, was diesen ilmstand anbetrifft, so würde es höchstens zu Rammingers Entlastung beitragen. Im allgemeinen wird sich doch ein Mensch, der ein Verbrechen beabsichtigt, nicht aus gerechnet einen Staatsanwalt dazu einladen, ganz abgesehen davon, Herr Landgerichtsrat, daß mein Freund erst am Nach mittage die Ankunft der Wendt erfuhr." „Hm, das glauben wir, aber wir wissen es nicht, vielleicht könnte uns der Inhalt des Handtäschchens nähere Auskunft geben, und was Ihre Einladung betrifft, so kann man auch der Ansicht sein, daß gerade dadurch der Anschein erweckt werden sollte, als sei ein mit kühler Ueberlegung begangenes, seit langem geplantes Verbrechen von vornherein ausgeschlossen." Sartorius begnügte sich mit einem schweigenden Achsel zucken. „Sehen Sie doch, meine Herren, glänzt da drüben hinter den Fichten nicht eine Helmspitze?" mischte sich Doktor Abresch ins Gespräch. Sartorius ließ das Fenster herunter und sah hinaus: „Das ist ein Gendarm! — Halten, Kutscher!" „He, Herr Wachtmeister! " Hinter den Fichten regte es sich und auf einen nochmaligen Anruf kam der berittene Beamte näher, die Hand an den Helm legend. „Sie kennen uns wohl?" „Zu Befehl, Herr Staatsanwalt!" „Wie kommen Sie denn hierher?" „Auf Anordnung des Herrn Kriminalkommissars Stork, er fing mich ab, als ich heute in aller Frühe bei meinem Pa- trouillenritt durch Dobra kam." „Na, und was wollen Sie denn hier?" „Die Försterei beobachten; drüben auf der anderen Seite steht der Inspektor." „Aha," warf der Landgerichtsrat ironisch ein, „vermutlich, damit der lahme Förster nicht entwischt! — Aber unter diesen Umständen ist es wohl am besten, wenn wir gleich zur Försterei fahren, sei es auch nur, um den Herrn Kriminalkommissar von weiteren unnötigen Maßregeln abzuhalten und ihn gründlich von seinem Irrtum zu kurieren." „Sie können sich gleich anschließen," beorderte Sartorius den Gendarm, dann setzte sich der Wagen, gefolgt von dem Reiter, wieder in Bewegung, um wenige Minuten fpäter an der Försterei zu halten. Vor dem Hoftor standen bereits Stork und neben ihm der Iagdgehilfe. Die Herren stiegen aus. „Nun, liegt etwas Neues vor?" fragte Sartorius. „Ja, aber leider nichts Erfreuliches, Herr Staatsanwalt! Ich habe gestern eine unverzeihliche Dummheit begangen, die sich nicht wieder gut machen läßt!" „Sehen'Sie's endlich ein, daß Ihr Verdacht geradezu un sinnig war?" triumphierte der Untersuchungsrichter. „Das meinte ich damit nicht, Herr Landgerichtsrat, im Gegenteil, mein Verdacht könnte durch das Geschehene nur be stätigt werden!" „Aber wieso denn?" drängte Sartorius. „Ich habe gestern unterlaßen, Schindler zu verbieten, daß er sich heute vor uns nach der Försterei begibt!" „Na, und was ist dabei, ich verstehe nicht?" „Meine beiden wichtigsten Entlastungszeugen sind ver schwunden!" „Was denn?! — Wer denn?! — Doch nicht der Förster?!" „Nein, der nicht. Aber die beiden Hunde, die heute Nacht gewildert haben; Schindler hat sie auf Befehl des Försters erschießen müßen, die Kadaver liegen gleich hier um die Ecke." „Donnerwetter! — Das ist allerdings fatal!" rief Sar torius erregt. „Und wo ist denn jetzt Ramminger, was sagt er denn zu dieser Geschichte?" „Was soll er sagen? Er ist mit dem Sekretär zusammen losgegangen, um zu versuchen, ob er mit „Kora" und „Treffs" Hilse nicht doch etwas findet." Der Staatsanwalt zog die Brauen zusammen: „Ich glaube, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Wo ist denn der Förster?" „Er liegt zu Bett," bemerkte Schindler, „sein Fuß macht ihm viel Schmerzen." „Also los, dann führen Sie uns zu ihm!" entschied der Untersuchungsrichter. Es war, wie der Forstgehilfe gesagt hatte. Beim Eintritt der Herren lag Jansen angekleidet auf seinem Bett und ver suchte aufzustehen. „Bleiben Sie nur ruhig liegen," meinte Doktor Abresch, „ich bin Arzt und habe gehört, daß Sie Ihren Fuß verletzt haben, laßen Sie doch bitte mal sehen!" — Damit entfernte er die Binde, die Fuß und Unterschenkel verhüllte. Ein stark geschwollenes und entzündetes Gelenk wurde sichtbar. Die Geschwulst hatte sich bereits bis tief hinab, auf den Fuß selbst, erstreckt; auch die Gewebe des Unterschenkels bis zum Knie waren geschwollen und mit Blut unterlaufen. Der Mann hatte ganz offensichtlich eine schwere Ver letzung, und dör Landgerichtsrat blickte mit einem boshaften Lächeln nach Stork hinüber. Jansen stöhnte zwischen den zusammengebißenen Zähnen. „Unangenehme Geschichte, was?" sagte der Arzt, der mit kundiger Hand das Bein eingehend untersuchte. „Und mit diesem Fuß haben Sie noch Gehbewegungen machen können? — Unglaublich!" — „Schlecht genug ging's ja, Herr Doktor, und ich hab' aus gestanden wie ein Vieh!" Doktor Abresch schüttelte den Kopf: „Mir ein Rätsel, wie Sie auch nur einen Schritt zuwege gebracht haben. Von einer Verstauchung kann gar keine Rede sein, Verehrtester, Sie haben sich den Unterschenkel dicht über dem Knöchelgelenk gebrochen, — außerdem ist natürlich ein ordentlicher Bluterguß da, mög lich war's also, daß doch noch eine geringfügige Verstauchung vorliegt; haben Sie denn, nachdem Sie den Fuß verstaucht hatten, wie Sie sagen, noch irgend eine unvorsichtige Bewegung gemacht?" „Das stimmt auch, Herr Doktor! — Ich schleppte mich gestern abend, nachdem ich Schindler zum Gartentor hinaus gelaßen hatte, nach dem Hause. — Da springt „Unkas", ein junger, großer Tolpatsch von Hund, an mir in die Höhe, ich kann das schwere Tier nicht aushalten, trete scharf zur Seite, knicke ein und breche auch gleich zusammen. Auf allen Vieren habe ich mich dann bis ins Zimmer geschleppt." „Wann war denn das?!" warf Stork ein. Jansen sandte einen schnellen Blick nach dem Sprecher, ehe er entgegnete: „Die genaue Zeit kann ich nicht angeben, ich habe nicht nach der Uhr gesehen, jedenfalls war's stockdunkel und kurz nach dem mich Schindler verlaßen hatte." Doktor Abresch tauchte den Umschlag in das neben dem Bette stehenden Waschbecken und hüllte den verletzten Fuß wieder ein: „Ich werde Ihnen nachher einen Notverband an legen, das übrige muß dann Ihr Arzt in die Hand nehmen." „Wir halten es für notwendig, in Ihrer Wohnung eine Haussuchung vorzunehmen, Herr Förster," wandte sich jetzt der Untersuchungsrichter an Jansen, „es sind da einige Umstände aufzuklären —" „Ganz wie die Herren belieben," lautete die ruhige Ent gegnung, „ich vermute, daß es sich um den Unglücksfall handelt, mit dem ich allerdings nicht das Mindeste zu tun habe." „Sie halten es also für unmöglich, daß der Mann mit seiner Verletzung eine längere Strecke zurücklegen konnte?" begann der Landgerichtsrat. (Fortsetzung folgt.)