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Wilsdruffer Tageblatt : 06.11.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192111062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19211106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19211106
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-11
- Tag 1921-11-06
-
Monat
1921-11
-
Jahr
1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 06.11.1921
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VcmpMMiffecn und Landstraßen durch starke französische Kräfte ab gesperrt. So stehen in Wreske an der Hauptstrecke nach Breslau 200 Mann und 2 Panzerautos. Auch die Bahnkontrolle ist sehr stark, sowohl auf polnischer wie aus deutscher Seite. Das fremde Gold. Die geheimnisvollen Kreditverhandlungen. Das Verlangen der Entente nach deutschen Goldzah- luugen ist die beherrschende Triebfeder der europäischen Politik. Deutschland aber hat längst kein Gold mehr, und je kritischer die Zeiten werden, um so brennender wird die Frage, woher wir das verlangte und vor allem auch ver sprochene Gold nehmen sollen. Seit längerer Zeit schon steht eine Möglichkeit im Vordergründe der Erörterungen, wie man das mangelnde deutsche Gold durch fremdes Gold ersetzen kann, das wir uns allerdings zum Teil bei denen borgen müssen, denen wir cs schon schuldig sind. Die deutsche Industrie hat die Verhandlungen über die Kredite, die sie auf ihr Konto im Auslande aufnehmen will, um den Ertrag dem Reiche zur Verfügung zu stellen, in der Stille eifrig fort gesetzt, und eben wegen der selbstverständlichen Geheim haltung dieser Vereinbarungen dringen auch nur unge wisse und vielfach bestrittene Nachrichten darüber in die Öffentlichkeit. So heißt es, daß zwischen verschiedenen amerikanischen Finan'gruppen und den Vertretern der deutschen Industrie Fühlung in der Frage einer Gold anleihe genommen worden ist, ohne daß bisher irgendein greifbares Angebot dabei herausgekommen wäre. Ein ein ziges liegt allein vor von einem sehr kapitalkräftigen eng lischen Finanzkonzern. Das Angebot beziffert sich aus 25 Millionen Pfund. Diese Summe ist jedoch nicht mit 500 Millionen Goldmark gleichzusctzen, da es sich bei dem englischen Angebot naturgemäß nm Papierpfund handelt, die wesentlich schlechter als Goldpfund stehen. Sollte dies englische Angebot zu einem Abschluß führen, dann wäre dadurch zwar noch nicht die ganze nächste fäl lige Rate von 500 Millionen Goldmark am 15. Januar 1922 gedeckt, aber doch ein bedeutender Bruchteil von ihr. Ebenso geheim wie diese Angelegenheit wird die Mission des Staatssekretärs Dr. Bergmann behandelt, der dem amerikanischen Schatzsekretär Mellon« neue Vorschläge für die deutschen Reparationszahlungen unterbreitet haben soll, obwohl auch hiervon an amtlichen Stellen nichts bestätigt wird. Schließlich hat sich auch der Reichswirtschastsrat mit diesem Problem in ein gehenden Debatten befaßt, die sich auch auf die Erfassung der Sachwerte erstreckten. Wie stark diese Fragen auch die gesamte innere Politik beeinflussen, werden die jetzt im Reichstage ein geleiteten Steuerdebatten zeigen. Bemerkenswert erscheint Labei vor allem im Hinblick auf die parteipolitische Rück wirkung, daß die Sozialdemokratie, wie aus einer Äuße rung des „Vorwärts" zu entnehmen ist, jetzt nicht mehr auf die sofortige Durchführung dieser ihrer grundsätzlichen Forderung besteht, sondern sich brrcitfinden läßt, diesen Schritt zurückzustellen, bis sich ein Ergebnis der Jndustcw- kredite überblicken läßt. Höchst ungünstig wird das ganze Problem natürlich durch die wilde Börsenspekulation beeinflußt, die nur die ausländischen Devisen (mit anderen Worten das nölige fremde Gold) über alle Maßen ver teuert. Durch wahnwitzige Börsenmanöver wie z. B. die Ausstreuung von Gerüchten über neue Putschpläne, ja so gar von einem angeblichen Mordanschlag auf den Reichs kanzler, wird eine Panikstimmung erzeugt, die z. B. an der Bremer Börfe den Dollarkurs bis auf 275 Mark hin- auftrieb, während er an der Berliner Börse auch ohne solche Fälschungen am Freitag zeitweise die katastrophale Höhe von über 240 erkletterte. Deutscher Reichstag. M. Sitzung.) EL Berlin, 4. November. Die heutige Sitzung begann mit der Erledigung einer langen Reihe kurzer Anfragen. Aus eine Anfrage der Deutsch- nationalen wegen Störung von Negimentsseiern erwiderte ein Regierungsvertreter, diese Angelegenheit sei Sache der Länder, und eine Antwort der Länder auf die Anfrage sei noch nicht eingegangen. Auf die Anfrage der Deutschnatio- nalcn wegen der Durchführung des Reichstagsbeschlusses ge gen die Massencinwanderung fremdstämmigcr Elemente wurde regierungsseitig erwidert, daß die Länder hierzu noch keine Stellung genommen hätten. Auf eine weitere Anfrage der Deutschnationalcn Wegen Gewalttaten gegen rechtsstehende Kreise in 21 Fällen wurde regierungsseitig die gleiche Antwort erteilt. Die Ruhegehälter für Minister. Auf eine Anfrage der Unabhängigen, ob der ehemalige Reichskanzler Fehrenbach ein Ruhegehalt von 45 000 Mark be ziehe, wurde regierungsseitig zustimmend geantwortet und gleichzeitig erklärt, daß die Berechnung aus Grund der NeichS- gesetze erfolgt sei und noch mehrere Minister, die länger als zwei Jahre ihr Amt als Minister bekleidet haben oder länger als zehn Jahre im Dienste waren, entsprechende Abteile sol cher Ruhegehälter bezögen. In dieser Beziehung wurden ge nannt die Herren von Krause, Scholz, Gras Posadowsch und Wallraf. Nachdem noch verschiedene andere Anfragen ihre Beant wortung gefunden hatten, wurde, da inzwischen über eine Stunde vergangen war, die Behandlung dieses Punktes der Tagesordnung abgebrochen und zum nächsten Punkt der Tagesordnung, der Interpellation M ü lle r-Franken (Soz.) über die Deutschen Werke übergcgangen. Diese Inter pellation wird in der 'geschästsordnungsmaßigen Frist beant wortet werden. Erste Lesung der Steuervorlagen. Stellv. Reichsfinanzminister Dr. Hermes: In der Rede, die Dr. Wirth am 1. Juni gehalten hat, ist auf die ungeheuren Lasten hingcwiescn worden, die dem deutschen Volke durch das Londoner Ultimatum auserlegt worden sind. Es ist dabei betont worden, das; alles versucht werden müsse, durch die Tat zu beweisen, daß unsere ganze Leistungsfähigkeit in de» Dienst der Erfüllung unserer Verpflichtungen gestellt werden soll. Diesem Gedanken suchen die vorliegenden Steuergesetz entwürfe zu entsprechen. Bei ihrer Aufstellung wurde davon ausgcgangen, daß jede Steuerquelle bis aufs äußerste erschöpft werden müsse, daß jedoch eine Überspannung der steuerlichen Belastung zum Zusammenbruch unseres Wirtschaftslebens führen und damit die Quellen, ags der die Einnahmen fließen sollen, -verstopft werden. Ich bin mir bewußt, daß diese Steuern die ungeheuer- lichstc Belastung darstellen, die je einem Bolle zugcmutct wor den ist. Riesenhaft wie der Kampf, in dem das deutsche Volk mehr als vier Jahre fast der ganzen Welt gegenüberstand, sind auch die Folgen für uns, da wir schließlich der Über macht erlegen find. Ich habe aber die Zuverficht, daß die neuen Steuerlasten, die jetzt vom deutsch» Volle verlangt werden müssen, von ihm getragen werden können, wenn alle Kräfte, die im deutschen Volke ruhen, vereinigt und zur höch sten Leistung angespannt werden. Die neuen Einnahmen müssen möglichst rasch und ohne erbebliebe Störungen des Wirtschaftslebens rum Fließen ge bracht werden. Die Entwürfe benutzen die bestehenden Steuer gesetze zum weiteren Ausbau. Anregungen für neue Steuern sind vielfach gegeben und geprüft worden. Ihre Verwirkli chung ist aber im gegebenen Augenblick nicht möglich, da die Mittel dringend gebraucht werden, und zu Versuchen einst weilen keine Zett ist. Die Kohlensteuer mußte noch zurück gestellt werden, da der Reichskohlenrat besondere Vorschläge gemacht hat, die sich zu einer neuen Vorlage verdichten sollen. Besitz und Verbrauch müssen in der ganzen Steuerpolitik in gleichem Matze betroffen werden. Die Besitzsteuer bildet den Hauptteil der Vorlage, da das Not- opser die Geldentwertung nicht hinreichend berücksichtigen konnte. Als Ersatz für das Neichsnotopfer soll ein lausender Zuschlag zur Vermögenssteuer auf 15 Jahre eintreten, jedoch soll die Veranlagung zu dieser Steuer erst 1923 geschehen, da die Einkommensteuer jetzt alle Kräfte der Finanzämter in An spruch nimmt. Für 1922 soll daher ein weiterer Prozentsatz ves Reichsnotopfers an die Stelle dieser Steuer treten, der namentlich die Erwerbsgesellschaften treffen soll. Auf Bedürf tigkeit der Länder und Gemeinden ist wesentlich Rücksicht ge nommen, namentlich bei der Nmsatzsteue r. Damit ist aber auch für das Reich die Möglichkeit erschöpft, den Ländern und Gemeinden aus Steucrqueüen noch wettere Zuwendungen zu machen. Ich rechne auf einen Steuerertrag von etwa 40 bis 42 Milliarden mehr als bisher, glaube aber nicht, daß dieser Be trag zur Deckung der Ultimatumsfordrrungen ausreicht. Diese Forderungen belaufen sich auf etwa 115 Milliarden. An Ein nahmen stehen dem 61,2 Milliarden gegenüber, so daß hier schon ein Fehlbetrag von mehr als 53 Milliarden besteht, und zwar nur im ordentlichen Haushalt. Dazu kommt noch das Extraordinarium, die Unterbilanz unserer Betriebsver waltungen, so daß hier noch 57,2 Milliarden ungedeckt sind. Insgesamt werden 110 Milliarden gebraucht, wozu noch die Beamtenerhöhungen hinzukommen. Für 1922 werden die Einnahmen auf 97,7 Milliarden, die Ausgaben auf 182 Milliarden geschätzt. An Kontributionen dürften aber noch 67 Milliarden hinzukommen. Dazu dürsten noch die Betriebsverwaltungen besonders in Rechnung zu stellen fein. Nun ging der Minister des Näheren auf die Kon tributionen ein, wobei er die Notwendigkeit der Sachleistun gen betonte und die Schwierigkeit der Devisenbeschaffung an gesichts des Standes unserer Valuta schilderte. Diese Valuta sei gerade in den letzten Tagen aufs neue schwer erschüttert worden. Das deutsche Wirtschaftsleben sei aber nicht müßig gewesen, matz darum der Reichstag das Seine tun, um den Vorlagen rasch zur Annahme zu verhelfen. Auch im Aus lande mehren sich die Stimmen der Einsichtigen, die einsehen, daß auf dem eingeschlagenen Wege Europa nicht gesunden kann. Ich hoffe, so schloß der Minister, von Ler Einsicht unserer besitzenden Klassen, daß sie sich der Notwendigkeit der neuen Stouervorlage nicht verschließen werden. Die Aufgabe ist groß und schwer, mag die Not des Vaterlandes die Partei rücksichten überbrücken. Damit war die heutige Sitzung zu Ende. Den Parteien soll Gelegenheit gegeben werden, die Ausführungen des Mi nisters näher zu würdigen. Die Fortsetzung der Steuerbera- tuna findet am nächsten Montaa statt. Neueste Meldungen. Die Verordnung vom 29. August bleibt bestehen. Berlin. Im Rechtsausschuß des Reichstages wurde ein Antrag der Dcutschuationalen, der Deutschen Volkspartei, der Unabhängigen Sozialdemokratie und der Kommunisten auf Aufhebung der Verordnung des Reichspräsidenten vom 29. August mit 14 gegen 13 Stimmen abgelehut. Internationale freigewerkschaftliche Front. Berlin. Der Allgemeine Deutsche Gewertschaftsbund un8 der Afabuud treten in einer Kundgebung für die Bildung einer internationalen freigewerkschaftlicheU Einheitsfront ein, um den sozialen Fortschritt und die deutschen Gewerkschaften auch im polnischen Oberschlesien zu schützen. Die Grenzrcguliernng in Oberschlesien. Oppeln. Interalliierte Kreise rechnen damit, daß die Grenzregnlierungsarbeit in den nächsten Tagen begonnen und rasch beendet wird, dagegen glaubt man, die Wirtschastsver- handlungen würden noch einige Zeit verschoben werden. Aus interalliierten Kreisen hört man ferner, daß die Interalliierte Kommission in den letzten Tagen des Januar Oberschlesien werde verlassen muffen. Frachtermäßigungen bei der Elbe-Schiffahrt» Hamburg. Der Besserung in den Betriebsverhältnissen der Elbe-Schiffahrt ist eine beträchtliche Ermäßigung der Frachten erfolgt. Die Sätze ab Hamburg nach den mittel- eMschen Plätzen wurden um 3,25 Mark, nach den sächsischen Stationen um 3,35 Mark für 100 Kilo ermäßigt. Die erinög- lichte größere Ladefähigkeit hat der Elbe-Schiffahrt ihre volle Leistungsfähigkeit wicdergegeben. Unruhen wegen Kartoffelnot befürchtet. Harburg a. d. Elbe. Die Kattoffelnot wird immer schlim mer. Schon feit Tagen ist die Anfuhr von Kartoffeln sehr ge ring. Der Preis pro Zentner ist stellenweise bis auf 120 Matt gestiegen, und in vielen Verkaufsstellen gibt es über haupt keine Kartoffeln mehr. Der Bevölkerung bat sich eine große Erregung bemächtiat Letzte Drahtberichte des „Wilsdruffer Tageblattes". Versammlungsskandal in München. München, 5. Nov. (tu.) Gestern hat es in München wieder einen großen Verfammlungsskandal gegeben. Die Na- tional-Sozialisten hatten eine große öffentliche Versammlung im Hofbräühaus einberusen, in der der Parteiführer Itler das Wort nahm. Als er Protokolle aus dem November 1918 zur Verlesung brachte, kam es zu einem großen Tumult; es wurde mit Maßkrügen geworfen, Stühle wurden zerschlagen und auch Revolverschüsse -bgcgcben. Landespolizei und Schutzmann- schasten mußten den Saal räumen. Die Polizeidirektion hat Er hebungen eingeleitet. Kartoffeln für Tirol. München, 5. Nov. (tu.) Die bayrische Regierung hat eine Notstandsaktion zur Versorgung von Tirol mit Kartoffeln eingeleitet. Die ungarische Entthrvnungsfrage. Wien, 5. Nov. (tu.) Die ungarische Nationalversamm lung hat die Beratung der Entthronungsfrage gestern nicht zu Ende geführt. Sie werden heute und, wenn möglich, morgen, Sonntag, fortgesetzt werden. Der Ministerpräsident erklärte, gegenüber dem Zwange, dem sich Ungarn fügen müße, gebe es nur eine Sache, festzuhalten am Frieden. BenaDmg für den 23. Lomlag nach Mnitam Von Pfarrer Lange, Röhrsdvrf. Titus 2,7: Allenthalben stelle dich selbst zum Vorbild guter Werke! Was man an den Menschen sieht, wirkt mehr, als was man aus ihrem Munde hört. Wie viele Gestalten treuer Er zieher und guter Freunde stehen vor unserer Seele: ihre Worte haben wir zum weitaus größten Teil vergessen; ihr Bild ist uns geblieen! Sie sprechen noch zu uns, sie sind unsere stillen Erzieher, unsere Tröster, unsere Wegweiser. Wird, was wir sind und andern vorleben, auch Gutes wirken in der Stille? Werden wir gute Absichten und wahre Worte wieder ver derben durch den Eindruck unserer Person? Hat unsere Um gebung an uns etwas gesehen, was ihr Achtung abnötigt und sie zum Guten lockt? Oder haben wir durch aufgeregtes, ver drossenes, geärgertes Wesen, durch Leidenschaftlichkeit oder Gleichgültigkeit die Wirkung des Guten, die wir vielleicht red lich gewollt haben, ins Gegenteil verkehrt? Allenthalben, sagt der Apostel, stelle dich zum Vorbild guter Werke! Ja, das ist es, was am meisten durchschlägt, das Bild eines völligen Cha rakters, eines ganzen Mannes, eines Menschen Gottes, der „vollkommen ist, zu allem guten Werk geschickt." Aus Stadt und Land. Mitteilungen für diele Rubrik nehmen wir immer dankbar entgegen. Wilsdruff, am 5. November. LH Die Jugend und wir. Die Gerichtsverhandlungen reden eine erschütternde Sprache vom moralischen Niedergang unserer Jugend. Wir entrüsten uns über die Tatsachen, wissen wohl auch manches treffende Wort zur Sache zu sagen, bedenken aber nicht, daß fchlechtbewachte Jugend verderben mußte in einer Zeit, in der Gesetzesübertretungen zur Lebensnotwendigkeit geworden waren. Jetzt geht Lie Saat auf, die wir fäten. „Böse Beispiele verderben gute Sitten." In dem alten Spruch li^Zt mehr als eine Erfahrungsregcl, er warnt und droht zu gleich. Wir haben mehr oder weniger bestimmte Begriffe von allen menschlichen Tugenden — wie wir sie von den andern er warten, aber unser strenges Urteil, unsere schöne Geste der Un bestechlichkeit sind Schall und Rauch, wenn wir selbst als An geklagte vor unserem Gewissen stehen. Wort und Beispiel formen die Menschen, wir sind viel mehr Produtte unserer Um gebung als unserer Erziehung; wir befinden uns, bewußt oder unbewußt, in fortwährender geistiger Umformung, und an dieser arbeitet jeder lebendige Eindruck mit, selbst wenn wir uns ihm direkt widersetzen. Jeder Mensch, mit dem wir in Berührung kommen, jedes Buch, das wir lesen und vermeint lich ganz vergessen, jeder Vorfall, der uns erfreute oder er-, schlitterte — dies alles und noch vieles andere verändern dau ernd die Sinfonie unferes Geistes. Erkenne Lich selbst! Liebe deinen Nächsten! Das sind die praktischen Grundlagen jeder Religion, jedes lebenswerten Lebens, jeder wahren Kultur. Wir wissen, daß das Leben Kampf ist nach außen und bei ernst- haftenMenfchen auch nach innen. Letzterer ist der schwerere. Wie er immer und immer wieder ausfÄlt, soll uneröttett bleiben. Jedenfalls, die Jugend kann ihn ohne treue Führung nicht bestehen! ks—t. lD Zur Wetterlage. Das Wetter der letzten Oktober- und der ersten Novembertage war in Deutschland über wiegend trübe und regnerisch. Unter dem Einfluß eines sehr starken Tiefdruckgebietes warm die Niederschläge in Nord- und Mitteldeutschland ziemlich ergiebig. Starke NordweMürme richteten an der Küste bedeutenden Scha den an. Nach dem Vorübergang des stärksten Tiefdruck wirbels Hätte sich das Wetter vorübergehend auf; es trat allgemein eine ziemlich starke Abkühlung ein, so daß die Durchschnittstempemturen zumeist unter den normalen Werten lagen. Die Luftdruckverteilung ist n^ch wie vor außerordentlich unregelmäßig. Uber Schottland liegt be reits ein neues ausgeprägtes Ties. Bei Winden aus vor wiegend westlichen Richtungen ist daher mit einer Fort dauer des trüben, regnerischen Wetters zu rechnen. — Türen zumachen! Jetzt, wo die Witterung zunehmend rauher und die Kohlenfeuerung täglich kostspieliger wird, hat der Mahnruf: „Türen zu!" wieder volle Berechtigung. Besonders die Kinder sollten streng angewiesen werden, jede geöffnete Tür wieder zu schließen. Vor allem die Haustür! Nur wenige Leute machen sich den rechten Begriff von der Durchkühlung eines ge heizten Hauses bei windigem Wetter infolge offenstehender Haus tür. In wenigen Minuten ist die Temperatur des Treppen hauses um einige Grade gesunken. Die Folge ist, daß bald darauf auch die Zimmerfluren und die Zimmer selbst (und zwar vom Erdgeschoß bis zum obersten Stockwerk) stark abgekühlt sind. Eine bei kaltem stürmischem Wetter offen stehende Haustür kostet allen Mietsparteien des Hauses teures Kohlenmaterial und ver mehrte Arbeit des Einheizens. Daher ist der Ruf: „Türen zu!" für die jetzige Zeit und besonders für die kommenden Monate voll berechtigt. — Neuer Gesetzentwurf. Das Gesamtministerium hat in seiner Freitagssitzung beschlossen, dem Landtage den Entwurf eines Gesetzes über die Altersrentenbank vorzulegen. — Stadtverordnetenwahl bett. Als Wahllokal für den 1. Stimmbezirk (Stadtteil links der Tharandt-Freiberg-Meißner Straße) ist der Stadtverordnetensitzungssaal im Rathaus, für den 2. Stimmbezirk (Stadtteil rechts der genannten Straßen) Zimmer 2 des Verwaltungsgebäudes bestimmt worden. (Vgl. Amtl.) — Fahrraddiebstahl. Gestern abend in der 9. Stunde wurde aus dem Hausflur des Gasthofs „Weißer Adler" ein angeschlossenes Fahrrad Marke „Adler" mit schwarzem Gestell, braunen Korkgriffen mit grauen Celluloidzwingen und Torpedo freilauf mit doppelter Uebersetzung gestohlen. Sachdienliche Mit teilungen erbittet die städtische Polizei Wilsdruff. — Wieder- gesunden wurde von der Polizei unter einem Kartoffel haufen aus Wilsdruffer Flur das vor ca. 14 Tagen vor dem Laden des Friseurs Pollack gestohlene Rad, ohne daß es bisher möglich war, den Dieb zu ermitteln. — Eisenbahngüterverkehr. Zur Gewinnung von Waren raum für den Kartvffelversand ist die Annahme von Frachtstück gut für Sonnabend und Montag, den 5. und 7. November, verboten. Ausgenommen leichtverderbliche Nahrungsmittel, ins besondere Kartoffeln und Obst. Ferner sind gesperrt Bahnhof Oppeln bis auf weiteres für Frachtstückgut Ort und Uebergang und sämtliche Düsseldorfer Bahnhöse für Eil- und Frachtstück- gut. Aufgehoben ist die Sperre für Güter nach Glauchau. — Der 27. November regelmäßiger Tanztag. Das Mini sterium des Innern bestimmt, daß als regelmäßiger Tanztag im Sinne von 8 4 der Verordnung über Tanzvergnügungen vom 8. Dezember 1910 an Stelle des 20. November (Toten sonntag) der 27. November 1921 tritt. — Die diesjährige Kartoffelernte wird nach Angaben des sächsischen Wirtschaftsministeriums auf 26 Millionen Tonnen gegen 30 Millionen Tonnen im Vorjahre geschätzt. — Die Händler auf dem Lande werden für die Mittel und Kleinstädter immer mehr zu einer Gefahr. Die Mittel und Kleinstädte haben keine Markthallen, sie sind auf den direkten Bezug vom Lande vielfach angewiesen. Wie mancher will sich eine Gans oder ein Huhn beim Bauer erstehen. Man wird handelseinig. Wenn aber der glückliche Käufer seinen Sonntagsbraten ein paar Tage später abholen will, da ist der Händler aus der Großstadt dagewesen, hat den Käufer Über boten und der Besitzer hat sich verleiten lasten, sein Versprechen um der höheren Einnahme willen zu brechen. Der Landbewohner sollte wahrhaftig mit mehr Gemeinsinn darauf bedacht sein, daß die ohnehin schon starke Mißstimmung zwischen Stadt und Land nicht noch verschärft wird. — Notgeld. Kürzlich wurde auch an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß mit Ende September dieses Jahres das von
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