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Wilsdruffer Tageblatt : 30.10.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192110303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19211030
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19211030
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-10
- Tag 1921-10-30
-
Monat
1921-10
-
Jahr
1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 30.10.1921
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ferenz bildete die Lage der Kartoffelversorgung und die Preisentwicklung aus dem Kar' -iselmarkt. Von einem Vertreter des Reichsministers für die Ernährung und Landwirtschaft wurde ein überblick über die Ernte und die bisherige Kartoffelbewegung gegeben. Er teilte den oben angegebenen Ernteausfall und die zur Volksernährung erforderliche Zahl von 8 Millionen Tonnen mit und sagte weiter, daß die seit dem 1. September bewegten Mengen sich auf 35 Millionen Zentner belaufen und unter der bis zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahre beförderten Menge nur um ein Geringes Zurückbleiben. Die Ursachen der Schwierigkeiten. Die Meinung der Konferenzteilnehmer ging fast ein beitlich dahin,, daß die in diesem Jahre besonders starke Nachfrage nach Kartoffeln in den westlichen und südlichen Landesteilen, in denen die Ernte teilweise eine Mißernte ist, sowie die Unmöglichkeit, aus fremden Ländern, wie Holland und Dänemark, Kartoffeln einzuführen, Mitwirken. Die ungünstige Preisentwicklung wurde im wesent lichen auf die die allgemeine Teuerung verursachende, fort schreitende Entwertung des deutschen Geldes zurückgefübrt. Von einzelner Seite wurde darauf hinge- wiesen, daß an der ungüunigen Versorgungslage auch das starke Verfüttern von Kartoffeln die Schuld trage. Maßnahmen zur Abhilfe. Die Mehrheit der Konferenz entschied sich für die Durchführung folgender Maßnahmen: Mit allen Mitteln muß eine Besserung der Wagengestellung für die östlichen Überschußgebiete angestrebt werden, um das Angebot zu steigern und hierdurch die Preisbildung günstig zu beein flussen. Jede Attsfuhr ist zu unterlassen und durch strenge überwachungsmaßnahmen zu verhindern. Die Verarbei tung von Kartoffeln in Stärkefabriken, Trocknereien und Brennereien ist möglichst zu verhindern und auf Kartoffeln, die zur menschlichen Ernährung nicht geeignet sind, zu be schränken. Wildem Aufkauf soll dadurch begegnet werden, daß die Landesregierungen durch Verordnungen zu er mächtigen sind, den Ankauf von Kartoffeln von der Er laubnis einer von der Landesregierung zu bestimmenden Behörde des Auskaufsgebietes abhängig zu machen und daß die Eifettbahn zu ersuchen ist, nur solche Sendungen zu befördern, die von Aufkäufern ausgegeben werden, die sich im Besitz eines Erlaubnisscheines befinden. In den Fällen, in denen von der Landwirtschaft oder Händlern der Preis in einer Weise gesteigert wird, der den Ge stehungskosten und der Marktlage in keiner Weise entspricht, soll von den Vorschriften der Verordnung gegen Preistrei berei vom 8. Mai 1918 sowie des Gesetzes über Verschär fung der Strafe wegen Schleichhandels, Preistreiberei und verbotener Ausfuhr lebenswichtiger Gegenstände vom 18. Dezember 1920 nachdrücklichst Gebrauch gemacht wer den. Die Länder sollen die Strasverfolgungsbehörden in diesem Sinne anweisen. Die Rückkehr zur Zwangswirtschaft, die auch von eini gen Seiten angeregt wurde, sand keinen Anklang. Sollten sich die an diese zu ergreifenden Maßnahmen geknüpften Hoffnungen nicht erfüllen und dringende Notstände ein treten, so ist die Mehrheit der Konferenz der Ansicht, daß von dem Reichsminister für Ernährung und Landwirt schaft eine Bestandsaufnahme zwecks weiterer gesetzlicher Maßnahmen für die Sicherung der Versorgung der Be völkerung und eine neue Konferenz anzuordnen sei. Der dringende Not st and, von dem die Rede ist, braucht eigentlich nicht einzutreten, er ist schon vorhanden. Der immer wieder als Ursache des Übels angeführte Wagenmangel kann nach den Darlegungen der Regie rungsvertreter nur sehr bedingt Mitwirken. Es darf natürlich auch in dieser Beziehung keine etwaige Ver säumnis auch nur noch eine Stunde andauern. Ob die übrigen geplanten Maßnahmen ausreichen werden, müssen die nächsten Wochen zeigen. Aber gezaudert darf nicht werden, denn Winter und Frost stehen vor der Tür — ein „Zu spät" könnte verhängnisvolle Wirkungen haben. MH Briand redeis abermals. „Frankreichs Recht" auf — deutsches Privateigentum! In einer Rede vor dem Senat, an die sich ein Ver trauensvotum für Briand schloß, kam er abermals auf Deutschland zu sprechen. Die deutsche Abrüstung sei Vollendet, meinte er, aber Frankreich müsse trotzdem auf der Hut bleiben — d. h. seinen Militarismus weiter ent wickeln. Briand war sogar der Meinung, die Unpartei lichkeit (!) der oberschlesischen Entscheidung müsse in aller Welt anerkannt werden. Das Wiesbadener Abkommen enthalte für Frankreich nur Möglichkeiten, aber keine Verpflichtungen. Auch Die finanzielle Frage streifte Briand und meinte, daß bei einem Staatsbankrott Frankreich ein Recht auf Deutschlands gesamte Reichtümer habe, auch wenn sie sich im Privatbesitz befänden. Sogar eine deutsche politische Partei suchte Briand sich aus, die in diesem Falle bezahlen müsse; das sei die Deutsche Volks partei. Der Senat war natürlich entzückt ob dieser er- staunlichen Weisheit. . Nah LMZ) Fern,. O Lahmlegung der Rheiuschisfahrt. Der ganz abnorm niedrige Wasserstand des Rheins hat viel ernstere Folgen, als man bisher annhm. Es wird die Ansammlung einer riesigen Schiffsflotte von Neuwied bis unterhalb Rhein- 'brohl gemeldet. Die Zahl der Bergschleppzüge, die wegen der Wasserverhältnisse bei Neuwied warten müssen, mehrt sich ständig. Millionenschäden sind bereits durch diesen unfreiwilligen Aufenthalt entstanden. O Ehrenbezeigung vor der amerikanischen National hymne. Der Bürgermeister von Andernach gibt bekannt, daß auf Befehl der amerikanischen Besatzungsbehörde die männliche Bevölkerung der Stadt, sobald die amerika nische Nationalhymne gesungen wird, die Ehrenbezeigung durch Abnahme der Kopfbedeckung erweisen muß. (_) Zum Attentat auf Auer. Die polizeilichen Erhebun gen über das Revolverattentat auf den bayerischen Land- tagsabgeordneten Auer haben, wie aus München be richtet wird, bisher zu keinem Ergebnis geführt. Die bay erische Staatsregierung hat für die Ergreifung der Täter eine Belohnung von 10 000 Mark ausgesetzt. Eine Be lohnung von 5000 Mark setzte der sozialdemokratische Verein München aus. O Mlllionenspendcn eines Deutschamerikaners. Unter den Deutschamerikanern, die ein warmes Herz für ihre Heimat haben und das durch reiche Hilfsfpenden bekunden, zeichnet sich besonders ein gebürtiger Westfale, Herr Henry Heide in Newyork aus, der dieser Tage feinen 75. Geburts tag begehen konnte. Der greise Jubilar hat bereits durch die Vermittlung des deutschen Roten Kreuzes viele Millio nen zu verschiedensten Zwecken gestiftet. Am 6. Oktober hat er wieder 2 Millionen Mark zur Unterstützung der Kinderspeisungen in Deutschland gespendet. O Passagierverkehr unter deutscher Flagge. Der von der Hamburg - Amerika - Linie zurückgekaufte Dampfer „Hansa" hat jetzt nach erfolgtem Umbau seine erste Reise von Hamburg nach Newyork angetreten. Es handelt sich um den früheren Schnelldampfer „Deutschland", der be reits einmal vor dem Kriege umgebaut worden ist und nach seinem ersten Umbau den Namen „Viktoria Luise" führte. Das Schiff ist in erster Linie für Passagiere 3. Klasse eingerichtet. O Termin im Klantekonkurs. Die erste Gläubigerver sammlung im Konkurs des verkrachten Wettkonzerngrün- ders Klante hat in Berlin unter großem Andrang statt gefunden. Klante, der früher Reisephotograph und Zeitungsausträger war, zahlte noch 1919 nur 20 Mark Steuern, 1920 aber als Besitzer eines Rennstalls, mehrerer Villen und dreier Automobile eine halbe Million Mark. In seinem Privatleben hat er Riesensummen verschleudert. Der Zusammenbruch des Wettkonzerngründers begann Ende Mai dieses Jahres. Die Gesamtsumme der Aktiven wurde vom Konkursverwalter auf etwa 23 Millionen Mark festgestellt, für vorrechtslose Forderungen durften aber nur 17 Millionen Mark verbleiben, was einer Quote von 3316 Prozent entsprechen dürfte. Gegen eine Reihe von Personen sind im Zusammenhang mit dem Konkurs Strafanträge gestellt worden. O Munitionsexplosion. In der Munitionszerlegungs anstalt Bodenhagen bei Kolberg explodierte ein großes Gebäude, in dem Geschosse und Explosivstoffe lagerten. Acht Arbeiter und mehrere Frauen wurden schwer verletzt. Vermischtes. Die Begabung linkshändiger Kinder. Bei der Untersuchung über die Linkshändigkeit geistig minderwertiger Kinder hat Gordon, wie die Umschau mitteilt, festgestellt, daß in solchen Anstalten der Prozentsatz Linkshändiger wesent lich höher war (18,2) als in normalen Schulen, daß ferner die Linkshändigkeit in ersteren häufiger mit Sprachfehlern verbunden war als die Rechtshändigkeit. Bei Zwillingen war der Linkshändige gewöhnlich schlecht entwickelt, hoch gradig nervös, und in einerLentspreckenden Anstalt, während der Rechtshändige vollständig normal war. Bei Zwillingen beiderlei Geschlechts ist in nahezu einem Drittel der eine links-, der andere rechtshändig. Unter normalen Kindern ist der Linkshändige meist — im Gegensatz zu dem geistig minderwertigen — der Bedeutendere und Fähigere. Spon taner Wechsel der Linkshändigkeit zur Rechtshändigkeit beim Schreiben war bei geistig Minderwertigen meist Anzeichen des Fortschritts in den Schularbeiten und in der Intelligenz. Ein afrikanischer Häuptling im Kino. Der Emir von Katsena, der eingeborene Herrscher der Provinz Katsena, in der englisch-afrikanischen Besitzung Nigeria, hat mit zwei seiner Frauen und seinem Gefolge in London Station ge macht, um die Sehenswürdigkeiten der Weltstadt zu be sichtigen. Den tiefsten Eindruck vermittelte ihm der Besuch eines Kinotheaters. „Ich glaube, in einem Traum zu leben," rief er ein über bas andere Mal seinem englischen Dolmetscher zu, „es scheint zu schön, um wahr zu sein!" Ader das Erstaunen wandte sich zum Entsetzen, als auf der Leinwand ein Automobil erschien und in rasender Fahrt aul das Publikum lossteuerte. Der Emir und seine Be gleiter sprangen entsetzt von den Stühlen und rannten dem Ausgang zu, gefolgt von dem Dolmetscher, der seine liebe Noi hatte, den afrikanischen Herrschaften klar zu machen, daß das Auto nur im Bilde existiere. Die falschen Schmiede. Die neue deutsche Sechzig pfennigmarke, die drei Schmiede und einen Schmiedelehr ling bei der Arbeit zeigt, wird von Briefmarkenkennern einer vernichtenden Kritik unterzogen. Es wird darauf hingewiesen, daß der im Hintergrund stehende und der rechts stehende Schmied den Hamm«: falsch halten, näm lich als Linkshänder. Falsch gezeichnet sind auch die auf- gekrempten Hemdärmel, da es keinen Schmied in den Sinn kommt, seine Hemdärmel nach außen umzuschlagen. Es ist ferner bei den Schmieden nicht gebräuchlich, daß der Lehrling das Eisen hält, während drei starke Schmiede darauf losschlagen. Und endlich und schließlich wird jeder Schmied lachen, mindestens aber lächeln, wenn er das Eisen sieht, wie es auf dem Markenbilde gezeigt wird: in der Lage, in der es sich befindet, könnte es überhaupt nicht sachgemäß bearbeitet werden. Der Künstler, der das Bild entworfen hat, ist also wahrscheinlich nicht vor die rechte Schmiede gekommen, als er nach Modellen Aus schau hielt Belgische Volksabstimmung über Wagner. Die Frage der Wiederaufnahme her Wagnerschen Musikdramen in die Spielpläne der internationalen Oper, die in so ziemlich allen Ländern der Entente bereits zugunsten des Wagner- schen Kunstwerkes entschieden wurde, ist für Belgien immer noch offen und hat in mehreren belgischen Städten recht befremdliche Erscheinungen gezeitigt. In Gent hat man sich beispielsweise in dieser Angelegenheit zu einem Ple biszit entschlossen und die Bevölkerung aufgefordert, über die Frage: „Wollt ihr in Zukunft noch deutsche Opern hören?" in geheimer Wahl abzustimmen. Das Publikum hat sich nahezu einstimmig für Wagner ausgesprochen, und infolge der Abstimmung befindet sich bereits eines seiner Musikdramen in Neueinstudierung. L Der gemütvolle Barer. Ein Mann in Ehicago, der wegen Mordes zum Tode verurteilt war und gehängt werden sollte, erzielte im letzten Augenblick die Revision seines Prozesses und wurde freigesprochen. Er erbat sich den Strick, an dem er gehängt werden sollte, um eine Schaukel für seine Kinder daraus anzufertigen. Die Bitte wurde ihm gewährt, und so werden die braven Kinder sich mittels des Strickes fröhlich unterhalten, der eigentlich für Vaters Hals bestimmt war. Neueste Meldungen. Ausgelieferte Postämter. Berlin. Auch die Reichspost erleidet durch die oberschle- sische Entscheidung der Botschafterkonferenz sehr erhebliche Ein buße« innerhalb ihres Betriebes. Es scheiden aus dem Ver bände der Reichspost aus und kommen an Polen 8 Postämter 1. Klasse, 8 Postämter 2. Klasse, 36 Postämter 3. Klasse und 86 Postagenturen. Rückzahlungen des Zollausschusses der Nhcinlandkommission. Köln. Der leitende Zollausschuß der Interalliierten Rhein landkommission hat der Handelskammer zu Köln mitgeteilt, daß er grundsätzlich beschlossen habe, die Summen zurückzu- zahlen, die nach seiner Meinung vom 8. März bis 30. Septem ber 1921 zu viel erhoben worden feien. Alle Anträge auf Rück zahlung müssen den leitenden Zollausschutz vor dem 1. Dezein- ber 1921 erreichen. Französische Drahtverhaue in Hindenburg. Hindenburg. Das Gymnasium und die Schule, in denen die französischen Truppen untergcbracht sind, wurden mit Mayweryauen umgeben. Das Vorbeigehen auf ven vor den Kasernen liegenden Bürgersteigen ist, soweit sie durch Stachel drahtverhaue abgesperrt sind, untersagt. Die ausgestellten Mili tärposten haben den Auftrag, diese Anordnung zur Durch führung zu bringen und nach dreimaligem Anruf aui sieden zu schießen, der sie nicht beachten sollte. Bayerische Lebcnsmittelreservc. München. Zur Versorgung der minderbemittelten und not leidenden Bevölkerungskreise mit verbilligten Lebensmitteln wird unter der Leitung der Bayerischen Landes-Bauern kammer nunmehr die Schaffung einer Landesreserve ange strebt, aus der die großen Städte und die Jndustriebezirke be liefert werden sollen. An di: Landwirtschaft wurde eine neue Bitte gerichtet, der Landesreserve jede Unterstützung angedeihev zu lassen. ' Brotausfuhr aus Sachsen nach Böhmen. Dresden. Seit einigen Tagen wird die in der letzten Zeit von beiden Seiten nur mild gehandhabte Paßkontrolle an der sächsisch-böhmischen und schlesisch-böhmischen Grenze von deut scher wie von tschechischer Seite aus wieder verschärft, vornehm lich aus dem Grunde, weil infolge eines Versehens der deut schen Zollbehörde in den letzten Tagen eine ziemlich umfang reiche Brotaussuhr aus Sachsen nach der Tsckecko-Slowakei eingesetzt hatte. Ungehinderte Kohlenausfuhr aus Böhmen. Prag. Die Blättermeldung, daß die Kohlenausfuhr nach Deutschland verboten sei, entspricht, wie das Tschechoslowakische Pressebureau mitteilt, nicht den Tatsachen. Falls einige Dienst stellen die Annahme solcher Sendungen verweigerten, sei dies in irriger Auslegung der gegebenen Aufträge erfolgt, worüber sie bereits belehrt worden seien. Ein Bündnis Persiens und Afghanistans gegen England Rotterdam. Nach einer Meldung ist durch Vermittlung eines Sowjetvertreters zwischen Persien und Afghanistan ein Devensivöündnis abgeschlossen worden, in dem beide Parteien einander Hilfe versprechen für den Fall, daß sie von einer ande ren Macht angegriffen werden. Das Abkommen richtet sich gegen Gefahren, die, wie die Bolschewisten sagen, von englischer Seite drohen. Russische Handelsgesellschaft für Ausfuhr London. Im Unterhause wurde von Regierungsseite erklärt, der britische Agent in Moskau habe einen Bericht erstattet, in dem bestätigt werde, daß in Rußland eine Gesellschaft errichtet worden sei, die den Auftrag habe, die Handelsgeschäfte mit fremden Ländern zu führen. Aus Stadt und Land. Mitteilungen für diese Rubrik nehmen wir immer dankbar entgegen. Wilsdruff, am 29. Oktober. — Der November steht vor der Tür, der bekannte Monat des Dunstes und Nebels, des Regens, Sturms und Schmutz schnees. Nach der schönen, klaren Herbstwitterung, die uns der Oktober gab, sollte man als vorsichtiger Mensch vom November eigentlich in diesem Jahre eine ganz besonders schlechte N-vLe im voraus befürchten — denn einmal mutz das schlechte Wetter doch schließlich kommen. Aber selbst, wenn der November hinsichtlich der Witterung sich erträglich erweist, ist und bleibt er trotzdem ein mürrischer und ungenießbarer Geselle. Es sehlt ihm einerseits die leuchtende Frische des Herbstes, andererseits der kalte und klare Wintersrost. Als unglückliche Mischung dieser beiden Eigenschaften führt er meistens ein wenig ansprechendes Regiment. Die Tatsache ferner, daß unter seinem Zzepter das Abnehmen der Tage ganz besonders fühlbar in Erscheinung tritt, ist ebensalls nicht geeignet, ihm besonders viel Freunde zu erwerben. Nur die junge, vergnügungssüchtige Welt begrüßt vielleicht allensalls des Novembers Regiment, denn er bringt wieder alles das in reicher Fülle, wozu im Sommer Zeit und Gelegenheit sehlte: Bälle, Kränzchen, Tanzstunden, Vereins- seste und dergleichen. O Zur Wetterlage. Ein engbegrenzter Tiefdruckwirbel, der am Ende der dritten Oktoberwoche auf der Nordsee erschien und mit ziemlich starker Geschwindigkeit ostwärts vordrang, hatte schwere Stürme an der deutschen Nord- und Ostseeküste zur Folge. Die Stürme machten sich bis nach Mitteldeutschland bemerkbar. An verschiedenen Orten traten am 23. Oktober früh kurze aber heftige Gewitter auf. Im weiteren Verfolg der Woche trat ein -merklicher Temperatursturz ein. In ganz Nord- und Mitteldeutsch land sank das Thermometer mehrsach bis auf den Null punkt. Aus dem Schwarzwald und dem Taunus wurden sogar Schneefälle gemeldet. Die allgemeine Wetterlage hat sich auch jetzt noch nicht völlig beruhigt. Bei Winden aus westlicher Richtung ist an der Küste und in Mittel deutschland auch weiterhin mit Niederschlägen zu rechnen. — Rücktritt des Arbeitsmivisters Jäckel. Minister Jäckel hat heule, wie der Teiunion Sachsendienst erfährt, dem Ministerpräsidenten Buck mitgeteilt, daß er im Laufe des November von seinem Amte zurücktreten werde. — Unser beliebter Taschenfahrplan (Winter i92l/22) liegt für unsere Abonnenten der heutigen Nummer gratis bei. Weitere Exemplare sind in unserer Geschäftsstelle zu haben. ««r — 42. Stiftungsfest des „Anakreou". Ein Lied in die sonnige Welt! Sind die Zeiten auch immer noch trüb und will noch kein belebender Hoffnungsstrahl auf kommen, auS freier Brust erklingt frisch und froh das Lied zur Erhebung und Erheiterung. Die Liebe und Treue zum deutschen Lied, sie haftet fest im Herzen — wenn auch dis Welt sonst alles nahm! Von dieser Zuversicht geleitet, strebt auch der Gesangverein „Anakreon" unter der Leitung seines Liedsrmeisters Herrn Lehrer Gerhardt rüstig weiter und legte gestern abend im „Adler" Proben seines Könnens ab. Der Erfolg war in jeder Hinsicht ein befriedigender. Die auserlesene Vortcagsfolgc ließ Gutes erwarten und erfüllte auch alle Voraussetzungen. Obenan standen einige Musikstücke der Stadtkapelle unter Leitung des Herrn Direktor Römisch, die gleich dem Walzerintermezzo für Streichinstrumente sauber geboten wurden und viel Beifall auslösten. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Schneidermeister Dachsel, sprach freundliche Worte der Begrüßung und begründete, weshalb sich der „Anakreon" die Pflege des gemischten Chores als obersten Leitgedanken wählte. Und dann erklang „Das erste Lied" von Willi, „Sonnenschein" von Robert Schumann, „In die Ferne" von E. Hermes, „An Wilsdruff", eine ansprechende Komposition des Herrn Lehrer Gerhardt und „Frohsinn", ein Walzerringelreim von Gumbert. Und man konnte mit Freuden bei all den Liedern ein erfolgreiches Vorwärtsschreiten feststellen, zumal das Verhältnis der Männerstimmen zu dem ziemlich starken Damenchor ein ausgeglicheneres geworden ist. Starken Beifall erzielte ein Doppelquartett des Vereins mit dem Mozart'schen »Abendruh" und dem stimmungsvollen Abt'schen Liede „An Agathe" („Wenn die Schwalben heimwärts ziehn"); ebenso fanden zwei reizende Frauen-
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