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Amerika unö 0er Krieve. Deutschland mag sich selbst schützen. Bei den Verhandlungen im amerikanischen Senat über den Frieden mit Deutschland kam es zu interessanten Äußerungen. Es wurde u. a. ein Zusatzantrag zum Friedensvertrag mit Deutschland abgelehnt, der das Zu sammengehen der Vereinigten Staaten mit anderen Mächten empfiehlt zu dem Zweck, Deutschland gegen jeden nicht herausgeforderten feindlichen Einfall zu schützen. Ein zweiter Antrag, der verlangte, daß die Vereinigten Staaten für den Fall, daß Deutschland ohne Herausforderung seinerseits angegriffen würde, aus freiem Antriebe ihre Hilfe anbieten, wurde ebenfalls abge- lehnt. Auch die Fürsprache des Senators Hitchcock war ver geblich, welcher erklärte, die militärische Partei Frank reichs könnte für den Frieden der Welt eine ernste Gefahr werden. Lodge und andere Republikaner widersprachen dem Antrag mit der Begründung, daß man sich darauf verlassen könne, Deutschland würde für seine eigenen Interessen sorgen. Man glaubt also drüben, daß nur der Sieger, nicht aber der Entwaffnete schutzbedürftig sei. Die Schuld am Kriege. Wenn auch diese Anträge naturgemäß unter den Tisch fielen, sind sie doch bezeichnend für die Auffassung, die in manchen Kreisen Amerikas in letzter Zeit uni sich greift. Sehr energische Kräfte sind jetzt in Amerika am Werke, um das Volk über Wilsons Scheinfrieden aufzuklären. So ist z. B. jetzt in den Vereinigten Staaten eine Schrift er schienen, die sich bemüht, unter dem Decknamen August Schinderhans die Wahrheit über den Weltkrieg zu ver breiten. Aus seinem Inhalt sei folgendes mitgeleilt: „In Versailles ist der feigste Friede unterzeichnet, den je die Weltgeschichte gesehen, unterzeichnet unter den dro henden Mäulern von tausend geladenen Kanonen. Es ist nur heimtückischer und verlogener Unverstand, der behaup tet, Deutschland hat den Krieg verursacht. Wo hat Deutsch land jemals die Freiheit irgend eines Volkes bedroht? Das kann keiner der Lügner beweisen. Die Beunruhi gung lag allein aus seiten der Entente. Amerika war während des ganzen Krieges nie neutral. Aber die hem- mungs- und zügellos bestochene Presse nahm jederzeit die Partei der Räuber-Entente, während das amerikanische Volk sich niemals am Weltkriege beteiligen wollte. Es läßt sich mit dem besten Willen kein Schatten eines Be weises dafür erbringen, daß das kleine Deutschland irgend welche bösen Absichten auf irgend einen Teil Amerikas hatte.- Engrarw und Wiesbaden. Der Wunsch nach gleichen Vorteilen. Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Tele graph" schreibt, ein interalliiertes Einvernehmen über das Wiesbadener Abkommen werde vielleicht erzielt werden, jedoch nicht ohne sehr sorgfältige und materielle Abände rungen. Auf britischer Seite bestehe keineswegs die Ab sicht, Frankreich bei seinem berechtigten Wunsch, den Wie deraufbau seiner zerstörten Gebiete mittels deutscher Unter stützung zu beschleunigen, Schwierigkeiten zu bereiten. Zu gleich suche jedoch das britische Schatzamt für Großbritan nien das Maximum von erreichbaren Reparationen zu sichern und aus diesem Grunde könne es aus keine britischen Rechte verzichten. Der britische Vertreter müßte sich daher in der Hauptsache von zwei Faktoren leiten lassen: 1. der etwaigen nach teiligen Wirkung des Wiesbadener Abkommens in seiner augenblicklichen Gestalt auf Deutschlands Zahlungsfähig keit und 2. von dem Umfang, in dem das Wiesbadener Abkommen Frankreich Priorität gewährt. — Ein anderes englisches Blatt, „Daily Mail", wußte bereits zu berich ten, daß zwischen Deutschland und England Verhandlun gen schwebten, um eine Ablösung der Reparationsver pflichtungen durch Sachleistungen auch England gegenüber zu vereinbaren. Das ist jedoch eine verfrühte Behauptung. In dieser Frage ist es bisher nur zu unverbindlichen Vor besprechungen zwischen Rathenau und dem englischen Bot schafter in Berlin gekommen. Oer Streit um die Besatzungsrosten. Die Amerikaner am Rhein. Wie „Chicago Tribune" meldet, scheinen zwischen den Amerikanern und den Vertretern der übrigen Mächte hin sichtlich der Anerkennung der Rechte Amerikas aus Bezahlung seiner Besatzungskosten Meinungsverschieden heiten zu bestehen. Die Amerikaner berufen sich darauf, daß sie nicht 240, sondern bereits 300 Millionen Goldmark für die Besatzung ausgegeben hätten und daß die Ent- schädigungszahlungen Deutschlands, dem Friedensver- trage gemäß, in erster Linie zur Befriedigung der An sprüche aller Staaten dienen sollten, die Besatzungstrup pen am Rhein stehen haben. Dagegen stellt sich die Entschädigungskom mission auf den Standpunkt, daß Amerika den Ver sailler Vertrag nicht ratifiziert habe, und daß es, da die Ratifizierung des deutsch-amerikanischen Sondervertrages vor der Tür stehe, Sache der Amerikaner sei, sich mit Deutschland selbst über diese Angelegenheit aus einanderzusetzen. Ferner wird aus Washington gemeldet: Senator McKinley trat im Senat dafür ein, daß Amerika Trup pen am Rhein belassen solle, da das amerikanische Interesse an de» europäischen Angelegenheiten eine nominelle amerikanische Truppenmacht am Rhein erfordere. Er sagte wörtlich: „Das wird dazu beitragen, das Gleich gewicht in Europa wiederherzustellen, und wird eine gute Anlage sein." poüiifche Rundschau. Deutsches Reich. Für den Anschluß Pyrmonts. Bei der Volksabstimmung über den eventuellen An schluß Pyrmonts an Preußen wurden bei 55 Prozent Wahlbeteiligung 2546 Stimmen für und 640 Stimmen gegen den Anschluß an Preußen abgegeben. Die Entschei- oung unterliegt nun noch der Zustimmung in den beiden Landtagen von Wald--' und Preußen. Die Entschädigung der Ausländsdeutschen. Das Entschädigungsverfahren für die Verdrängten, die Auslands- und Kolonialdeutschen sollte nach den Reichstagsbeschlüssen bereits am 1. Oktober d. Js. ein setzen. Da jedoch die in den Gesetzen vorgeschriebenen Ausführungsbestimmungen bisher von der Reichsregie rung noch nicht erlassen worden sind, ist eine Stockung ein getreten, die in den Kreisen der Geschädigten eine begreif liche Erregung verursacht hat. Mehrere Abgeordnete haben daher eine Anfrage an die Reichsregierung gerichtet, worin sie Auskunft wünschen, ob die Regierung bereit ist, die Aussührungsbestimmungen zu den Entschädigungsgesetzen unverzüglich dem Ausschuß des Reichstages vorzulegeu. Die Berliner Stadtverordnetenwahlen. Nach dem bisherigen Wahlergebnis werden in der neuen Stadtverordnetenversammlung die Parteien die fol gende Zahl von Sitzen erhalten: Unabhängige 43, Mehr- yeitssozialisten 47, Kommunisten 21, Demokraten 17, Deutsche Volksparlei 35, Deutschnationale 41, Wirtschafts partei 11. Zentrum 8. Deutichiottate 1. X Heeresrrsparnisse. Im s inanzausschuß der Kammer erklärte Kriegsminister Barthol!, in Marokko habe General Lyautey einer HcrabseVo'7, > s Mannschaftsbestandes uni 000 M"-" - int, wodurch man etwa 8 Millionen ^-rank zu ersparen hoffe. Anderseits konnten vre «renne für die Levantearmee nicht weiter vermindert werden. Der Minister fügte hinzu, es seien bereits starke Abstriche an den Ausgaben für die Dienstzweige der Zentralverwaltung vorgenommen worden. So sei nahezu die Hälfte der weib lichen Angestellten gekündigt und der größte Teil der in Paris gemieteten Bureaus aufgegeben worden. X Ein vieldeutiges Wort. In Paris hat Marschall Foch dieser Tage zu Ehren des amerikanisclsen Botschafters ein Frühstück veranstaltet. In Erwiderung auf eine An sprache des Marschalls sagte Botschafter Herrick u. a., jetzt, wo der Krieg beendet sei, handle es sich darum, den Frie sen zu gewinnen. Das sei eine höchst schwierige Aufgabe. Der Friede könne nur gewonnen werden, wenn alle Forde rungen, die der Krieg verursacht hatte, befriedigt seien und wenn die Sicherheit und Wohlfahrt derer, die ihr Blut für sie Sache des Rechts vergossen hätten, vollständig gewähr leistet sei. — Meint Mr. Herrick damit auch, daß die ame rikanischen Forderungen an Frankreich und England erst bezahlt sein müssen, über deren Streichung man in Washing- on so ganz anders denkt als in Paris und London? Großbritannien. X Der unbekannte Krieger. General Pershing legte n der Westminster-Abtei die Medaille des amerikanischen Kongresses auf das Grab des britischen „unbekannten Kriegers" nieder. Lloyd George, der dabei eine Ansprache hielt, erklärte, diese Ehrung werde als ein feierliches Ver sprechen gedeutet werden, daß die beiden mächtigen Völker, sie Kameraden in dem großen Kriege waren, Kameraden bleiben, um einen dauerden Frieden zu verbürgen. Der englische König hat an den Präsidenten Harding ein herzlich gehaltenes Telegramm gerichtet, worin er mitteilt, saß die Absicht bestehe, dem namenlosen Krieger das Vik- wriakreuz zu verleihen. X Kein englisch-russischer Handel. Die englische Han selsabordnung, die sich einige Zeit in Moskau aufgehalten bat, wird in den nächsten Tagen über Petersburg nach selsingfors zurückkehren. Es scheint, daß die Abordnung u der Ansicht gelangt sei, der allgemeine Verfall Sowjet- ußlands sei so tief, daß regelmäßige Handelsbeziehungen nit Rußland erst nach längerer Zeit wieder ausgenommen '.«erden können. Türke X Kemals Sieg. Aus Konstantinopel wird gemeldet: -sie Kemalisten hatten einen heftigen Angriff auf der Front ifiun Karahissar in der Richtung auf Dumlu Punar be sonnen, um die Eisenbahnlinie Eskischehir—Smyrna ab- nschneiden. Der Angriff, der mit zwei Divisionen Jn- anterie und einer Kavalleriedivision ausgeführt wurde, mt bereits dazu geführt, daß die Eisenbahnlinie an zwei Stellen erreicht wurde. An der Front von Eskischehir haben die Türken noch nicht angegriffen. Zn- und Ausland. Lüdenscheid. Die Täter, die seinerzeit das Attentat aus 2r. Stresemann nach seiner Rede auf dem Lüdenscheider volks- -arteilichen Patteitage verübt haben, sind verhaftet worden. (Zs sind im ganzen fünf Personen und sämtlich eingeschriebene Mitglieder der KPD. Die Hauptperson, von der auch die Schüsse abgegeben worden sind, ist ein gewisser August Schmidt. Wien. Eine im steyerischen Grenzort Wattegg siidöstlich Fohring eingefallene ungarische Bande wurde nach langem Fenerkamps durch Alpenjäger und Gcndarmeriepatrouillen zu- lückgeworseu. Paris. Der Generalsekretär des Internationalen Arbeits- -<mtes, >der bekannte sozialistische Abgeordnete Thomas, hat in Mandat als Abgeordneter der französischen Kammer liedergelegt. Madrid. Gras Romanones erklärte, niemand denke daran, die Regierung im Parlament anzllgreiseu, aber die Verant wortlichkeit für das Marokko-Unglück müsse fcstgeftellt werden. Bombay. Der Aufstand in Malabar breitet sich aus. Die Offensive der Engländer soll binnen kurzem beginnen. " Der dritte Schuß. Kriminalroman, einer wirklichen Begebenheit nacherzählt von H. A. v o n B y e r n. Den schattigen Waldweg entlang sprengte in federndem Galopp ein Reiter, ihm zur Seite auf einer eleganten, schnittigen Fuchsstute, eine junge Dame. Einige Holzarbeiter nahe am Wege ließen die knarrende Säge ruhen und lüfteten, als das Paar vorüberkam, ehrerbietig die Mützen. Der Reiter, eine schlanke, breitschultrige Gestalt, das Bild kraftvoller Männlich keit, hatte bei dem Gruße der Arbeiter sich ihnen zugewandt, warf einen raschen Blick aus seinen Hellen, braunen Augen auf die Gruppe und winkte dankend mit der Reitpeitsche. Seine Gefährtin quittierte durch ein leichtes Neigen des Kopfes. — Wohlgefällig blickten die Arbeiter den rasch sich Entfernenden nach, bis sie eine Wegbiegung ihren Blicken entzog. „Donnerlittchen!" Da konnte man seine Freude haben, da war eins das andere wert! — Recht hatte die junge Gnä dige, daß sie sich unter den vielen Bewerbern den Leutnant Ramminger ausgesucht hatte. Wenn er auch nicht vom Adel war, aber nobel war er und freundlich und gut gegen jedermann. Geld brauchte er ja nicht zu haben, das hatte die alte Gnädige im Ueberfluß. Dafür war er ein tüchtiger Landwirt, sollte sogar Oberinspektor an einem großen Gute gewesen sein. — In acht Tagen wird Hochzeit sein. Ganz Dobra freut sich schon darauf." Während die Arbeiter noch ihre Ansichten über den Bräu tigam der Tochter ihrer Gutsherrin austauschten, verfolgte das Paar seinen Weg rasch weiter. Es war ein sommerlich warmer Herbsttag. Leise taumelten die ersten welken Blätter zur Erde, und silberglänzend schimmer ten die Stämme der alten Buchen. Gedämpft nur klang der Husschlag der Pferde, das Knarren des Lederzeuges. Ramminger und seine Braut schwie gen, aber das Glück leuchtete aus den Augen der beiden jungen Menschen. Der Weg stieg bergan, und die Pferde fielen in eine lang samere Gckngart. Schaumflocken lösten sich vom Gebiß, leise klirrten die silbernen Schmuckplättchen des Zaumzeuges. „Wir können die Pferde ruhig verschnaufen lassen, Ruth; unsere Absicht, Sartorius zu überraschen, erreichen wir doch." Ramminger zog seine Uhr und warf einen Blick darauf. „Frühestens um elf Uhr kann der Wagen an der Heide mühle sein, bis dahin haben wir noch vollauf Zeit." „Gott, Sartorius!" antwortete Ruth, „sag' bloß, Werner, wie kann man mit einem Staatsanwalt Freundschaft schließen?" Ramminger lachte, daß die festen, weißen Zähne unter seinem kastanienbraunen Schnurrbart blitzten. „Du bist doch ein rechtes Kind. Weshalb in aller Welt soll denn ein Staatsanwalt nicht ein Mensch sein wie jeder andere?" „Warum? Ja, meinst Du nicht auch, daß ein Mann, dessen Beruf darin besteht, den Verfehlungen oder Verbrechen anderer nachzuspüren " „Das ist Aufgabe der Polizei; der Staatsanwalt prüft nur das Material und erhebt, wenn es notwendig ist, die Anklage!" „Ack geh' doch mit Deinen juristischen Spitzfindigkeiten! Du weißt ganz genau, wie ich es meine!" „Aber Kind, ich muß doch meinen Freund in Schutz nehmen!" „Schön. Aber muß nicht ein Mann, der von Berufswegen den öffentlichen Ankläger vertritt, unwillkürlich gegen mensch liches Elend verhärten? — Wird seine Tätigkeit nicht auch auf sein Privatleben, seinen Charakter abfärben?" „Gewiß, es ist kein leichtes Amt, das Sartorius bekleidet, doch, glaube mir, es gehört auch ein gut Teil Mut und Selbst verleugnung dazu, um unbeirrt seinen Weg zu gehen, nicht nur das Unrecht, sondern das Recht zu finden." „Zugegeben, lieber Werner, aber wie ost werden unschul dige Menschen durch qualvolle Untersuchungen, ungerechtfertigte Verdächtigungen bis aufs Blut gepeinigt " „Folter ausgeschlossen!" warf Ramminger ein. Ruth ließ nicht locker: „Und wie oft ist es schon vorge kommen, daß völlig Schuldlose durch den Uebereifer des Staats anwalts, durch seine Voreingenommenheit " „Jetzt wirst Du aber wirklich ungerecht", fiel Ramminger ein, „Du meinst wohl durch einen zu hoch gespannten Ehrgeiz, durch übertriebenes Mitgefühl —" „Nenne es, wie Du willst, das sind Wortklaubereien, durch die die Tatsache nicht aus der Welt geschafft wird!" „Du wolltest vorhin noch etwas sagen, ich unterbrach Dich." Einen Augenblick sann das Mädchen nach. — „Ja, also: Wie ost ist nicht schon durch diesen falschen Ehr geiz, dies übertriebene Pflichtgefühl, wie Du es nennst, ein Menschenglück für immer zerstört worden!" „Auch der Staatsauwalt ist nur ein irrender, fehlender Mensch, Irrtümern unterworfen; sein Wollen aber ist jeden falls rein und lauter, er dient der Gerechtigkeit und damit dem Wohle der Menschheit." Ein kurzes Schweigen trat ein, bis Ramminger wieder be gann: „Da wird sich mein armer Hellmut wohl kaum Deiner Sympathien erfreuen." In Ruths Augen leuchtete es auf: „Er ist Deis Freund und unser Gast!" „Verzeih'! — Uebrigens, Ruth, Du wirst in Sartorius einen prächtigen Menschen kennen lernen, der in seinem persön lichen Verkehr äußerst anregend wirkt. — Er hat auch künst lerische Neigungen, malt zum Beispiel, namentlich Portäts—" „Verbrecher-Physiognomien vermutlich. — Woher stammt nun eigentlich Eure Bekanntschaft?" „Wir haben uns auf der Universität kennen gelernt; er studierte Jus und ich Landwirtschaft, Kameralia." „Was gab es da Gemeinsames zwischen Euch?" „Die Liebe zur Natur vor allem! — Wie manchen Nach mittag und Abend haben wir auf weiten Spaziergängen durch Wald und Heide verbracht, gemeinschaftliche Reisen unter nommen — und dann unsere beiderseitige Iagdpassion, die Liebe zu Wald und Wild! — Später dienten wir bei demselben Regiment, machten unsere Uebungen zusammen, wurden zu gleicher Zeit Reserveoffizier, und nachher fügte es der Zufall, daß Sartorius an das hiesige Landgericht versetzt wurde. — Wie schon erwähnt, ist Hellmut ebenso wie ich ein leidenschaft licher Jäger, durchaus weidgerecht, und so kam's, daß ich ihn mit Genehmigung Deiner Mutter nach Dobra eingeladen habe." „Und wer ist zuerst auf diesen genialen Gedanken ge kommen?" neckte Ruth. „Ja, das ist Dein Verdienst!" „Nun sag' mal, Werner, wie sieht der Herr Staatsanwalt eigentlich aus?" „Na, wie stellst Du ihn Dir vor, Kleine?" „Ach, weißt Du, groß, hager, dunkel, Schnurrbart englisch verschnitten, Kneifer, Helle, scharfe Stimme." Ramminger lachte laut auf: „Ausgezeichnet!" „Siimmt's ungefähr?" „So ziemlich das gerade Gegenteil. Hellmut ist knapp mittel- groß, glatt rasiert, blond, dunkelblaue Augen, leise, kaum merk- s sich akzentuierte Stimme, hat Hände wie eine Dame, richtige ! Künstlerhände, die aber höllisch sicher sind, wenn es gilt, einem ; braven Bock die Kugel auf Blatt zu setzen. — Uebrigens sehe ! ich dort den Förster — entschuldige, bitte, einen Augenblick — ! „Herr Jansen!" rief er dann nach dem Kahlschlag, über den der j Grünrock mit langen Schritten einer Dickung zuging. Der Angerufene blieb stehen, wandte den Kopf nach der i Straße zurück, und auf einen nochmaligen Zuruf schob er den Drilling, der am Riemen lässig an seiner Seite hing, in die Höhe und näherte sich dann, das Altholz durchquerend ,rasch der Stelle zu, wo das Paar zu Pferde hielt. ; Es war eine schlanke, noch jugendliche Gestalt. — Das ' schmale Gesicht erhielt durch die stark gebogene, weit vor- l springende Nase etwas Kühnes, Adlerartiges, aber es zeigte eine ! auffallend blasse Farbe, nur die straffe Muskulatur der hochauf- ' gerichteten Gestalt deutete auf eine kernfeste Gesundheit hin. Jansen grüßte militärisch und blickte mit seinen dunklen, ! scharfen Augen unter dichten schwarzen Brauen fragend zu seinem künftigen Brotherrn empor.