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Wilsdruffer Tageblatt : 04.10.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192110046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19211004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19211004
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-10
- Tag 1921-10-04
-
Monat
1921-10
-
Jahr
1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 04.10.1921
- Autor
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-Wer es kann auch einmal der Augenblick kommen, wo auch unsere Geduld ein Ende hat! (Zustimmung.) Abg. Thiel (D. Volksp.) nimmt den Ruf zur Sammlung aus, bedauert aber, daß die Ausnahmebestimmungen ihrer gan zen Tendenz nach sich gegen die Rechte gerichtet haben. Der Redner wendet sich lebhaft gegen die sozialdemokratische und kommunistische Presse und verliest zahlreiche Zitate aus diesen, die man als verhetzend bezeichnen müsse. Nur was zur Links presse schwört, wird gestattet, alles andere verboten! Warum verbietet man nicht die Demonstrationen, die sich gegen fried liche Versammlungen richten? Aber es mehren sich die Fälle, wo die Straßen von Demonstranten besetzt und die friedlichen Bürger beim Verlassen der Versammlung tätlich angegriffen werden. Redner führt eine Reihe von Fällen an, in der die Verhetzung der Arbeiter zu den wüstesten Szenen geführt habe, darunter den Fall in Wilmersdorf bei Bernau, und richtet namentlich gegen die sozialistischen Jugendorganisationen Vor würfe, wendet sich dann gegen den Vorwurf einer Bewuche rung des Volkes durch die Landwirtschaft und bedauert, daß den Landwirten durch wilde Aufläufer Überpreise gezahlt wer den, die natürlich genommen werden. Die breiteste Öffentlich keit hat ein Recht darauf, zu erfahren, wie sich die Preisbildung bei der Landwirtschaft gestaltet. Die Regierung hat in jedem Falle die Pflicht, hier für Aufklärung des Volkes zu sorgen. Redner kommt dann auf die Unruhen der Kommunisten im Siegerland zu svrechen, durch die ein Schaden von zirka 30 Millionen verur sacht und die Erfüllung unserer Reparationspflichtcn gefährdet worden fei. Und wie könne mau alle ehemaligen Angehörigen irgend eines Regiments blindlings mit den Erzberger-Mör dern gleichstellen? Auch wir bekämpfen die Auswüchse, aber in den Zusammenschluß der alten kameradschaftlichen Vereinigun gen sehen wir eine Notwendigkeit. Der Redner Polemisierle gegen den Abg. Scheidemann und den Reichskanzler. Er Ivie der Reichskanzler wollen zu einer Entspannung hinleiten, glauben sie wirklich, daß der von ihnen eingeschlagene Weg zu diesem Ziele führt? Warum verteilte der Reichskanzler nicht gleichmäßig Licht und Schatten, warum mußte aus seiner Ge denkrede Herr Erzberger als Parteimann und nicht als Staats mann herausschaueu? Wir glauben, daß die arbeitswilligen Volksgenossen sich alle auf dem Boden der Verfassung zusam menfinden und jeder an seinem Teil am Wiederaufbau des Vaterlandes Mitarbeiten können. Damit werden wir auch zur Überbrückung der Gegensätze kommen. Schwinden aber mutz der Kampf gegen das schwarz-wciß-rote Zeichen, das uns von Jugend ans Herz gewachsen ist. Reichsminister des Innern D'r. Gradnaucr will nicht auf alle Einzelheiten des Vorredners eingehen, um so weniger, als dies Sache der Einzelregierüngen ist. Zweifel los war unser öffentliches Leben zurzeit aufgewühlt, wir müssen uns aber darüber klar sein, daß alle diese Ereignisse eine Folge der unseligen Tat von Griesbach gewesen sind. Ge nau wie nach dem Kapp-Putsch zur Abwehr reaktionärer Be strebungen alsbald eine gewaltige Linksbewegung einsetzte, war es auch hier der Fall. Nur Griesbach war die Veranlassung der Ausnahmebestimmungen. (Große Unruhe, Proteste rechts.i Die Unterstellung, als ob diese Bestimmungen sich gegen ave richten sollten, die nicht zur Regierungskoalition gehörten, treffe nicht zu. Sie sollten sich nur gegen Elemente richten, welche die Sicherheit der Republik gefährdeten, das sind die Grundsätze, die mich bei der unange nehmen Aufgabe, diese Bestimmungen durchzuführen, geleitet haben. Ich habe wirklich kein Vergnügen daran, die Gazetten zu genieren, Sie, meine Herren von der Rechten, tragen die alleinige Schuld! (Lärm, Proteste.) Auch gegen die Linke wäre ich nötigenfalls eingeschritten, übrigens habe ich auch Blätter der Linken verboten, das Verbot des Präsidenten richtete sich aber in Wirklichkeit gegen den Rechtsbolschewismus, das wollen wir nicht vergessen. Ich begreife nicht, daß sich die Her ren von der Rechten mit einem Male so über die Angriffe auf die Preßfreiheit aufregen! (Großer Lärm rechts, Präsident Rießer läßt den Platz vor der Tribüne räumen.) Ich selbst habe mich in dieser Angelegenheit ganz zurückgehalten und die ganze Sache dem Reichsratsausschuß übertragen. Dabei wurde da von ausgegangen, daß nicht ein einmaliger Verstoß, sondern nur die ganze Tendenz für das Verbot einer Zeitung maß gebend sein sollte. Auch die Linke mag bedenken, daß der Satz „Gleiches Recht für alle" noch heute der Grundsatz der Regie rung ist. Es ist bereits eine gewisse Entspannung eingetreten, das Verdienst daran nimmt die Regierung für sich in Anspruch, wäre sie nicht so Verfahren, wäre es schlimmer gekommen. Staatsminister a. D. Koch (Dem.) meint, die Leidenschaft müsse in dieser Zeit vor der Lür dieses Hauses haltmachen. Der Kern liege darin, daß in dieser Zeit des schwersten Exi stenzkampfes es Leute gebe, die den Entscheidungskampf zwischen rechts und links aüsfechten wollten. Das sei der Gipfel des Mangels an Einsicht und Besonnenheit. Wir kön nen keine Politik L la Don Quichote brauchen, wir brauchen nur eine Politik der Versöhnung, eine Politik der Mitte. Wir Das Tor des Lebens. Roman von Anny Wothe. Eop^riLkt 1910 ^nnv ^Votbe. üeipris- Er hatte plötzlich die Gewißheit, daß die Frau da vor ihm alles wußte, daß es nichts mehr'zu verbergen gab Heinrike lächelte verächtlich. „Es gibt glücklicherweise noch Mittel, Dich zu zwingen, Deine herzlose Handlungsweise, soweit es noch möglich ist, gut zumachen. Wenn es auch für Irmele seine besondere Ehre ist, den Namen des Mannes zu tragen, der ihre Mutter ins frühe Grab brachte, so soll dem Kinde doch wenigstens sein Recht ge schehen!" Sibo lachte höhnisch auf. „Mache Dich doch nicht lächerlich mit Deinen phantastischen Plänen! Du bist ja gar nicht zurechnungsfähig!" „Mehr als Du denkst! Aber ich bin nicht gekommen, dar über zu streiten, sondern Dir zu sagen, daß Rolf Bandener ein Dokument besitzt, aus dem klipp und klar hervorgeht, daß Du nicht nur der Verführer der Fränze Carsten und Vater ihres Kindes bist, sondern daß Du es auch warst, der sie damals zwang, ihrem Vater das Geld zu stehlen, damit Du es ver brauchen konntest. Es steht aber noch weiter in dem Dokument die an Eidesstatt gegebene Aussage der Fränze Carsten, daß Du es warst, der das arme Weib, um Dich ihrer zu entledigen, in den Rhein stieß. Der Schiffer Bartens ist, wie Du ja selber weißt, Zeuge, daß es so gewesen ist. Er wird sich gewiß, wenn er Dir gegenübergestellt wird, erinnern, daß der fortlaufende Bube, nachdem er sich der Fränze entledigt, Deine Gestalt hatte und den Weg von diesem Hause aus genommen hat." „Schweige, Du Satansweib! Willst Du mich denn ver rückt machen?" „Nein, ich will Dir nur sagen, daß ich Dich jetzt kenne, und daß ich mich schäme, in tiefster Seele schäme, irgendwelche Gemeinschaft mit Dir zu haben! Du hast, wie immer, Glück, indem die Sterbende in letzter Stunde Rolf Bandener noch bat, Dich, Ihren Verderber, zu schonen. Er wird auch meines- und der Kinder wegen davon absehen, als Kläger gegen den einstigen Freund vorzugehen, aber Deine Tat wird dadurch, daß Dich keine öffentliche Strafe trifft, nicht geringer. Sie scheidet uns für immer. Von heute ab trennen sich unsere Wege." „Oho, mein stolzes Schätzelein," höhnte Sibo, befreit auf verurieiien die Kugel, die Herrn Stresemann zugevachl war, genau wie die Tat von Griesbach. National sind wir alle, nicht aber nationalistisch, über die Angelegenheit Weißmann schwebt mysteriöses Dunkel. Nur ist nichts davon bekannt, wer ibn nach Bayern gesandt hat; solange ich Reichsminister war, ist das jedenfalls nicht geschehen. Hoffentlich wird das bevor stehende Neichsgesetz etwaige Wildlingserscheimmgen in ihre Bahnen weisen. Landesregierungen dürfen aber auch keine Agitation gegen die Reichsregierung treiben. Wir können nur im Geiste der Versöhnung leben, möge aus dem Kabinett der Erfüllung ein Kabinett der Versöhnung werden. (Beifall.) Abg. Beyerle (Bayer. Volksp.) betonte, daß wir am Ab schlusse einer unerfreulichen Krise stehen. Auch der Reichskanz ler hätte vielleicht zum Teil klüger getan, die Kunst des Schweigens zu üben. Außerdem hätte sich aber der Rücktritt des Herrn v. Kahr vermeiden lassen. Der Redner widmete dem bisherigen bayerischen Ministerpräsidenten einen bewegten Nachruf. Dann sprach der Redner über den Ausnahmezustand in Bayern, der nach den Tagen der Räterepublik unentbehrlich gewesen wäre. Die Bayerische Volkspartei stehe auf dem Boden der Weimarer Verfassung, sie wird aber energisch für die Achtung der Rechte der einzelnen Länder cintreten. Schließlich wandte sich der Redner gegen die Deutschnationalen, die sich lediglich von Parteiinteressen leiten ließen. Dem deutschnationalen An trag auf Aufhebung der Verordnung des Reichspräsidenten stimmte der Redner zu. Abg. Frau Zetkin (Komm.) schilderte den Gegensatz in der Anschauung zwischen den Kommunisten und den Sozialisten. Auch die Kommunisten wollten die Republik schützen, aber nicht aus die Weise, wie es durch Ausnahmevcrordnungen geschehe. Merkwürdig ist es, daß wir uns in diesem Kampfe in der Ge sellschaft der Herren Hergt und Genossen befinden, der Ver treter aller bisherigen Ausnahmegesetze. Die Rednerin ver langte Amnestie für Max -Hölz (große Unruhe im Hause), wendete sich aber gegen eine Amnestie für Kriegsverbrecher, gegen Erzberger-Mörder und deren Hintermänner Abg. Lev- (Komm. Arbeitsgemeinschaft) erklärte, daß die Ermordung Erzbergers nur eine Fortsetzung der politischen Morde sei, die seit zwei Jahren an der Tagesordnung seien. Die Mörder Erzbergers gehörten jener Kultur an, die seit Ende des Krieges für unsere Gesellschaft bezeichnend sei. Der Red ner schloß mit dem Bekenntnis zur Diktatur des Proletariats. Der Präsident der braunschweigischen Staatsregierung, Minister Oerter (der politisch linksradikal ist) erklärte, Braun schweig habe 54 Polizisten entlassen müssen, die dem „Stahl helm" angehörten. Der „Stahlhelm" maße sich an, die öffent liche Ordnung zu schützen. Das sei aber nicht die Aufgabe pri vater Organisationen. Trotz alledem, was man Braunschweig nachsage, sei festgestellt, daß während der Revolution in Braun schweig, abgesehen von zwei Fällen, keine blutigen Todesfälle vorgekommen sind. Wir werden uns, so fuhr der Redner, zu der Rechten gewandt, fort, von Ihnen nicht zu einer Politik gegen die Arbeiterschaft treiben lassen. Zwei Ordnungsrufe. Nochmals sprach für die Unabhängigen der Abg. Dr, Rosen feld. In seinen Ausführungen gebrauchte er die Wendung „deutschnationale Kanaillen", was den Abg. Dr. Helfferich veranlaßte, den Präsidenten zum Einschreiten aufzufordern. Darauf fiel von der Linken, wie sich später herausstellte, von dem Abg. Kuhnt, die Bemerkung: „Die deutschnationale .Kanaille ist Helfferich." Dieser Zuruf veranlaßte den Abg. Henning (Deutschn.) zurückzurufen: „Frecher Lümmel." Nachdem dieser Sachverhalt sestgestellt war und es sich ergeben batte, daß der Abg. Dr. Rosenfeld mit den „deutschnationalen Kanaillen" nicht Mitglieder des Hauses gemeint hatte, wurde von dem den Vorsitz führenden Vizepräsidenten Bell der Abg. K ubn 1 und der Abg. Henning zur Ordnung gerufen. Abg. Gras Westarp (Deutschn.) wandte sich gegen den Reichskanzler, der die von den Deutsnchattonalen verlangte Ehrenerklärung nicht gegeben habe, bekämpfte hierauf die Aus- > führungen der Abgeordneten Scheidemann und Dr. Rosenfeld. Die Behauptungen Scheidemanns, betreffend die Schuld der Rechten an der Ermordung Erzbergers, bezeichnete der Redner als eine wider besseres Wissen ausgesprochene Unwahrheit. Diese Erklärung und die weiteren Ausführungen des Red ners gaben zu lebhaften Unterbrechungen seilens der Linken Veranlassung. politische NunSschau. Deutsches Reich. Die Novcmberrate der deutschen Zahlungen gesichert. Nach amtlicher Mitteilung haben die Verhandlungen der deutschen Regierungsvertreter mit dem Garantie- komitee über die von Deutschland am 15. Noveuiber zu zahlende erste Quartalsrate der veränderlichen Ja-Hres- atmend, daß nach Heinrikes Eröffnungen ihm gar keine Gefahr drohte — sie waren doch zu dummm, die beiden, Rolf und Hein rike — „Du weißt doch, daß unsere Kirche das Wort Scheidung nicht kennt!" 4 „Aber sie kann mich nicht zwingen, noch irgendeine Ver bindung mit einem ehrlosen, einem gemeinen Verbrecher aufrecht zu erhalten. Als Du damals in Deinen Iugendtagen das erste Mal vom Wege der Pflicht und Ehre abirrtest, da meinte ich, ! es sei meine Pflicht, Dich zu retten, Dich zu halten, Dich zu bessern! Mit Hintansetzung meines eigenen Selbst, meines ganzen Menschen, wurde ich Dein Weib! Nur Dir wollte ich helfen, Dich vom Abgrund zurückhalten, Dich auf den rechten Weg führen, und ich Törin glaubte, es sei mir gelungen, bis ich erkennen mußte, daß Du so gemein, wie die arme Fränze, auch mich betrogst, immer und zu einer Zeit! Das Maß ist aber jetzt voll! Vom heutigen Tage an sage ich mich los von Dir!' Die Kinder nehme ich mit mir, nie wirst und sollst Du sie ! Wiedersehen, denn Du verdienst nicht, daß sie Dein sind!" „Das könnte Dir wohl gefallen, mein Püppchen!" lachte ! Sibo, der immer mehr seine Sicherheit wiederfand, in dem be- s freienden Gefühl, daß Fränze tot war und nicht mehr reden ! konnte. „Das glaube ich, auf und davon, dem sauberen Herrn Doktor in die Arme, der all' das belastende Material gegen ! mich gesammelt hat! Wirklich ein edler Freund, der einem nicht nur die Ehre, sondern auch das Weib stiehlt." „Halt, kein Wort weiter! Wenn er damals nicht gewesen, dann wäre die Geschichte mit der Fridunia wohl anders für Dich ausgefallen, und Du hättest nicht Gelegenheit gehabt, um zukehren. Man hätte Dich schon damals zu den Toten ge worfen. Vielleicht wäre es besser für Dich gewesen, wenn Dich die verdiente Strafe erreicht hätte. Du darfst Rolf Bandener nicht schmähen, der Deinetwegen tausend Schmerzen litt und der Dir doch immer in jeder Notlage treu zur Seite stand. Deinet wegen wandte ich mich einst von ihm, Deinetwegen stieß ich das treueste und edelste Herz zurück, um schließlich einzusehen, daß ich einen Kieselstein für Gold getauscht!" „Willst Du schließlich nicht Deine Frechheit so weit treiben, mir zu sagen, daß Du diesem gemeinen Kerl, der die Beweise, die mich vernichten, gegen mich gebrauchen will, liebst?" ver setzte Sibo lauernd und höhnisch zugleich, die vor Wut hervor quellenden Aügen fest auf Heinrike gerichtet. „So ist es," gab Heinrike zurück. „Ich liebe ihn, tief und rein, ich liebe ihn über alle Maßen, und wenn ich auch nie ihn rate dazu geführt, daß das Komitee die Lemmen -Schätzun gen über den Wert der Ausfuhr vorläufig anerkannt hat. Falls die seit dem 1. Mai 1921 bereits gemachten und bis Ende Oktober noch auszuführenden Sachleistungen berücksichtigt werden, so ergibt sich, daß die nächste Rate vom 15. November gedeckt ist, ohne daß es erforderlich wäre, zu dem Mittel neuer Barzahlungen zu greifen. Siedlungsarbeit in Obcrschlcsicn. Auf dem 26. Bundestag des Bundes Deutscher Boden reformer in Breslau berichtete Ministerialrat Krüger vom Neichsarbeitsministerium über eine Siedlungsaktion für Oberschlesien, die von der Neichsregisrung rmd der preu ßischen Regierung gemeinsam in Angriff genommen werden soll. Die Schaffung von Landarbeiter- und Bau ernstellen, die Vergrößerung kleinerer Betriebe und der Bau von Vergmannswohnungen sollen nach denselben Grundsätzen wie sonst im Reich mit besonderer Beschleuni gung und mit besonderem Nachdruck in Angriff genommen werden. Beschleunigte Entscheidung bei Zeitungsverboten. Zu der Abänderung der Verordnung des Reichs präsidenten zum Schutze der Republik hat der Verein deutscher Zeitungsverleger beim Reichsrat und Reichs minister des Innern beantragt, für eine beschleunigte Ent scheidung des Reichsratsausfchusses für Zeitungsverbote im Falle der Beschwerde über erfolgte Zeitungsverbote Sorge zu tragen, da bei längerer Hinausschiebung der Entscheidung Las Rechtsmittel der Beschwerde mehr oder weniger wertlos werde. Die Einsuhrkontrolle am Rhein. Aus Koblenz wird gemeldet, daß der Kontrollorga nismus, der vorgesehen ist, um die Ausgabe der Einfuhr scheine zu überwachen und der künftig vermeiden soll, daß Deutschland Unterschiede zwischen den Alliierten macht, bald zusammengesetzt werden soll. Nächstens werden in Koblenz Sachverständige zusammentreten, um Einzelheiten bezüglich der Organisation dieser Überwachungskommis sion festzusetzen. Es wird eine Anzahl deutscher Vertreter anwesend sein. Negierung und Presse. Der neue bayerische Ministerpräsident Lerckenseld hatte eine Unterredung mit Vertretern der deutschen Presse, um persönlich Fühlung mit ihnen zu nehmen. Graf Ler chenfeld bezeichnete das Verantwortlichkeitsgefühl gegen über der Öffentlichkeit als gemeinsamen Richtpunkt für Regierung und Presse. Nichts liege ihm ferner, als die Verschiedenheit der politischen Meinung beschränken zu wollen, denn erst aus diesem Kampf der Meinungen er gebe sich das für das gemeinsame Vaterland Notwendige und Beste. Gegen das Zuckermonopol. Ein Beschluß im Rcichswirtschaftsrat. Der Ausschuß des Neichswirtschaftsrates für Land wirtschaft und Ernährung beschäftigte sich mit der Frage der Einführung eines Zuckermonopols. Die geladenen Sachverständigen der Zuckerindustrie machten auf die außerordentlichen technischen Schwierigkeiten aufmerksam. Der Ausschuß faßte einstimmig folgenden Beschluß: „Der Unterausschuß des Reichswirtschaftsmts für Land wirtschaft und Ernährung spricht sich einstimmig dahin aus, daß er die Einführung eines Zuckermonopols zum Zwecke der Erhöhung der Staatseinnahmen nicht empfehlen kann. Einem Raffineriemonopol steht die technische Schwierigkeit der Trennung von Raffinerien und Rohzuckerfabrikcn, einem völli gen Herstellungsmonopol die Tatsache der innigen Verflechtung von Rübenbau und Industrie entgegen. Bei Beschränkung aus ein Handelsmonopol bieten die Lösung der Ausfuhrfrage, die Konkurrenz auf dem Weltmärkte eine Fülle von Schwierigkei ten. Der bureaukratische Betrieb einer Monopolverwaltung ist erfahrungsgemäß nicht nur sehr kostspielig, sondern auch außer stande, sich den jeweiligen Situationen auf dem Weltmärkte so schnell anzupassen, wie dies zur Vermeidung großer Verluste durchaus erforderlich ist. Der Unterausschuß kann sich um so eher gegen die Einführung eines Zuckermono pols aussprechen, als die jetzige Zuckersteuer mit ihren ge ringen Erhebungskosten sehr leicht durch Erhöhung des Steuer satzes zu einer besseren Einnahmequelle unbeschwert von einem kostspieligen Verwaltungsapparat ausgestaltet werden kann." besitzen werde, so soll dieses Bekenntnis hier vor Dir ein Dank für ihn, für seine Treue sein." „Und Du schämst Dich gar nicht, mir das alles ins Gesicht zu sagen?!" „Nein! Seitdem ich mich innerlich dort oben an dem stillen Totenlager ganz frei von Dir gemacht, soll mich nichts mehr hindern, Dir schonungslos den Spiegel vorzuhalten, damit Du selber endlich Deine häßliche Larve erkennst. Du hast mir einst mit heiligen Eiden gelobt, niemals hätte irgend ein Band Dich an das arme Mädchen, das sich so blindlings für Dich opferte, geknüpft. Du hast auch da gelogen, wie Du immer logst. Du hast nicht nur Dein Kind verleugnet, nachdem Du erkannt, daß ein Zufall es Dir ins Haus gebracht, sondern Du hast auch in Deinem brutalen Egoismus verlangt, das unschuldige Kind aus dem Hause zu weisen, aus dem Hause des Vaters, der Feste geben konnte, die weit seine Verhältnisse übersteigen, während das arme Weib mit dem Tode rang. Ich schaudere, wenn ich mir vorstelle, wohin Leichtsinn und Genußsucht, in der Jugend nicht mit der Wurzel ausgerottet, führen können. Von Stufe zu Stufe bist Du gesunken. Durch eigene Schuld ist aus dem liebenswürdigen, leichtfertigen Jüngling, der nur den Schaum des Lebens schlürfen wollte, ein Verbrecher geworden! Nun hat sich des Lebens Tor, von dem mein guter Vater damals auf dem Stiftungsfest der Fridunen sprach, für immer vor Dir verschlossen. Damals, ich empsinde es jetzt ganz deutlich, war schon Dein Treuschwur falsch. Damals konntest Du schon nicht reinen Her zens begeistert mit den Burschen singen: „Halten will ich stets auf Ehre, Stets ein braver Burche sein!" Damals schon hätte der blanke Schläger über Deinem Haupte Dich zerschmettern müssen!" Einen Augenblick wär es totenstill im Zimmer. Unter der Wucht von Heinrikes Anklagen war Sibo haltlos in dem Sessel zusammengesunken. Warum.rief sie auch den Tag herauf, den schwersten seines Lebens, an dem ihm beim „Landesvater" erschreckend zum Be wußtsein gekommen, daß er unwert geworden, das Ehrenzeichen der Friduna zu tragen. Er wollte sprechen, ihr etwas entgegnen, er konnte nicht. Wie schön und ernst sie ihm dünkte in ihrer tiefen, leidvollen Entrüstung, ihrer Verzweiflung, ihrem Schmerz. (Fortsetzung folgt.)
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