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MsdnOrÄgeblatt Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 fÜs UNd ^MgLgLNd Postscheckkonto Leipzig 28614 Dieses Blast enthält Vie amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtraks zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Nr. 223 Freitag de« 23. September 1921. 80. Jahrgang. Amtlicher Teil Freitag den 23. September IS2I vormittags 9 bis 1 Uhr Ausgabe der neuen Brotmarken. Die Abholung der Marken har unbedingt an dem bekanntgemachten Tage zu er folgen. Kinder bis 12 Jahre erhalten keme Marken. Wilsdruff, am 21. September 1921 ssir Der Stadlrat. Grumbach. Freitag den 23. September 1921 vormittags von 9 bis 11 Uhr Birnen- Berkans bei Herrn Lösel, Wein- und Baronsbirnen Pfund 0,75 Mk. Nachmittags von 2 bis 5 Uhr Brotmarkenansgabe im Gemeindeamt in der üblichen Reihenfolge. Grumbach, am 21. September 1921. K8N Der Gemeindeoorstand. Kesselsdorf. Die Ausgabe der neuen Brotmarken und Kohlenksrrten erfolgt am Frei tag den 23 September 1921 vormittags 10 bis 12 Uhr im Gemeindeamt. Die Ausgabe der neuen Kohlenkarten erfolgt gegen Rückgabe der alten Kohlenkarten. Kesselsdorf, am 22. September 1921. LSI? Der GemeindevorsianS. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die holländische Thronrede kündigt eine Flottenvettneh- rung zur Verteidigung Niederländisch-Jndiens an. * Lord Curzon richtete eine scharfe Note nach Moskau gegen Wühlereien der Sowjetregierung in Turkestan, Persien und Indien. * Bulgarien hat die Zwangsbewirtschastung für Getreide aufgehoben. * Präsident Harding ließ den Friedensvertrag der Ver einigten Staaten mit Deutschland dem Senat zugehen. Neue Zahlungen. Am 31. August hat das Reich an die Alliierten die erste Reparationsrate in Höhe von einer Milliarde Goldmark bezahlt, und die Erörterung, unter welchen Bedingungen diese Milliarde aufgebracht worden ist, ist in Deutschland noch nicht zur Ruhe gekommen. Aber schon unternimmt, als Erinnerung daran, daß, im Vergleich mit den noch zu leistenden Zahlungen bisher wenig geschehen ist, die Pari ser Garantiekommission einen Besuch in Berlin. Zugleich veröffentlicht der Pariser „Temps" eine Mahnung. Er erinnert daran, daß die nächste Rate am 15. November fällig wird, die übernächste am 15. Januar. Es handelt sich dabei einmal um die 26prozenttge Abgabe von der deutschen Ausfuhr, aus der nach dem französischen Blatt : 300 Millionen Goldmark für die Reparation erwartet wer den, und um die erste Quartalszahlung der 2-Milliarden- rate, die 1922' fällig wird, also um 500 Millionen Gold mark. Alles in allem werden also nach dieser französischen Rechnung 800 Millionen Goldmark im Laufe von rund drei Monaten aufzubringen sein. Man weiß, daß die Aufbringung der ersten Goldmil liarde auf das deutsche Wirtschaftsleben Rückwirkungen übelster Art gehabt hat, daß — um nur dieses eine wich tigste Beispiel zu erwähnen — die deutsche Valuta auf einen so niedrigen Kursstand gesunken ist, wie sie ihn bis her noch nicht erreicht hatte. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß jede der ungeheuren Zahlungen, die Deutschland noch bevorstehen, ungünstige Wirkungen auf unfere Währungsverhältnisse haben und immer erneut die Kette, die Geldentwertung, Preissteigerung und . Lohner höhung bilden, ablaufen lassen wird. Aber diese erste Zahlung fand insofern unter besonders ungünstigen Be- dingungen statt, als die Pariser Garantiekommission ver langt hatte, daß die Zahlung inDollar stattfinden solle und die Reichsbank deshalb bei ihren Geldankäufen auf diese eine Währung angewiesen war. So war es natür lich, daß die Börsenspekulation gerade den Dollar besonders hoch treiben würbe, um bei den Reichsankäufen Gewinne zu erzielen. Die Reichsbank war, wenn sie sich auch durch Kreditabkommen mit neutralen Bankhäusern zu wehren suchte, doch ziemlich wehrlos dieser Ausbeutung preisgegeben, eben weil sie für den Reparationszweck nur Dollar ankaufen durfte und günstige Kaufgelegenheiten in anderen Währungen nicht benutzen konnte. Eine weitere Folge war es dann, daß der französische Frank und das englische Pfund Sterling gegenüber dem Dollar im Kurse fielen und daß also die Empfänger der deutschen Reparationszahlungen selbst ebenso wie Deutsch land, wenn auch nicht in dem gleichen Umfange, geschädigt wurden. Schon damals kamen aus Paris Meldungen, daß man nach Möglichkeiten suche, Deutschland für die weite ren Zahlungen Bedingungen zu geben, die weniger un günstige Wirkungen haben würden. Jetzt scheint man die sen Gedanken soweit durchdacht zu haben, daß man an seine Ausführung gehen will, denn es wird gemeldet, die Garantiekommission werde in Berlin der Reichsregierung eine Abänderung der Zahlungsart in der Weise Vorschlä gen, daß die künftigen Zahlungen in Dollar, Franks oder Pfund Sterling geleistet werden können, wie es Deutsch land jeweils für zweckmäßig erachte. Ob weitere Vor schläge in Berlin gemacht werden sollen, darüber ist einst weilen nichts bekannt. Es würde allerdings nicht ganz unmöglich erscheinen, daß die gesamte Wirtschaftslage Deutschlands zur Sprache kommt und daß diese Aussprache dann praktische Folgen hat. In Frankreich sind in den letz ten Tagen mit beachtenswertem Interests die Gerüchte be sprochen worden, nach denen der Bankrott Deutschlands Levorstehen soll. Angeregt ist diese Erörterung wohl durch eine Rede, die der französische Wiederaufbauminister Loucheur vor kurzem gehalten hat und in der er den deutschen Bankrott amunolgte mit Der Bemerkung, Frankreich müsse sich ein Anrecht auf Vie deutschen Zolleinnahmen sichern, um für jeden Fall Deckung seiner Ansprüche zu finden. Diese Lösung, die Locheur für die Schwierigkeiten der Nepara tionsfrage findet, mag wohl in den Kreisen der franzö sischen Nationalisten Beifall gefunden haben, die noch hef tiger als bisher die Besetzung des Ruhrge biets fordern, aber es wäre doch denkbar, daß die von der Garantiekommission, in der fischen Nationalisten Beifall gefunden haben, aber es wäre doch denkbar, daß sie von der Garantiekommission, in der ja neben den Franzosen auch die anderen Ententestaaten vertreten sind, nicht angenommen ist und daß man sich hier nach anderen Möglichkeiten umsieht, die Forderungen der Alliierten mit den deutschen Bedürfnissen in Einklang zu bringen. Man wird freilich nicht optimistisch sein dürfen. Eine Erleichterung, der Zahlungen, die Deutschland auf erlegt sind, ist nicht zu erwarten, im besten Fall wird es sich darum handeln, erträgliche Zahlungsformen zu finden. Vernmtungsn über die MgLerlmgsbLldzrHß m. Berlin, 21. September. Der Entschluß des sozialdemokratischen Parteitages in Görlitz, sich einer Verständigung und einer gemeinsamen Arbeit in den Regierungen von Preußen und dem Reich nicht länger zu widersetzen, hat natürlich eine Flut von Gerüchten gezeitigt. So wurde gemeldet, Verhandlungen in dieser Rich tung seien bereits eingeleitet. Dr. Wirth sollte angeb lich vom Reichskanzleramt zurücktreten und an seine Stelle würde der jetzige sozialdemokratische Reichstagspräsident Loebe berufen werden, der Führer der Deutschen Volks partei Dr. Stresemann würde die Außenpolitik des Reiches übernehmen, der jetzige Außenminister Dr. Rosen Gesandter im Haag oder in Washington werden. Das Reichsfinanzministerium erhielte der Sozialdemokrat Keil, das preußische Finanzministerium ein Vertreter der Vollspartei. Preußischer Ministerpräsident werde das Zentrumsmitglied Dr. Porsch, als preußischer Kultus minister sei S1 egerwald, der jetzige Ministerpräsident, ausersehen. Rathenau soll auf seinem Posten als Wiederaufbauminister verbleiben, während der Sozialde mokrat Professor Radbruch die Justizpflege des Reiches in die Hand nehmen werde. Gegenüber diesen Vermutungen erklärt der Vorwärts, daß sie allesamt zurzeit ohne tatsächlichen Hintergrund seien, und von parlamentarischer Seite wird das bestätigt. Alle Behauptungen seien zum mindesten verfrüht, wenn nicht gänzlich unrichtig. Verhandlungen schwebten augen blicklich überhaupt nicht. Vor dem Zusammentritt des Reichstages und des preußischen Landtages seien Be schlüsse nicht zu erwarten. Als äußerst fraglich wird es hingestellt, ob die Sozialdemokratie geneigt sei, Dr. Wirth als Reichskanzler fallen zu lassen, selbst nicht um den Preis der Anerkennung Loebes durch die übrigen Par teien. Politische Rundschau. Deutsches Reich.' Verhandlungen über die Sanktionen. Wie aus London gemeldet wird, schreiten die Sank tionen und die Auslegung der im August getroffenen Ent scheidung Les Obersten Rates betreffenden Verhandlungen zwischen der britischen und der französischen Regierung und zwischen den Alliierten und Deutschland sehr be friedigend fort. Der französische Botschafter sprach im Auswärtigen Londoner Amt vor und erörterte die Frage mit dem ständigen Unterstaatssekretär. Nach einer Infor mation aus französischer Quelle war der Botschafter der Meinung, daß der britische Gesichtspunkt über Lie Frage der Modalitäten tatsächlich derselbe ist wie der französische Gesichtspunkt. Nur Einzelheiten seien noch zu erörtern Tagung der Deutschen Volkspartei. Zur Tagung der Reichstagsfraktion Ler Deutschen Volkspartei in Heidelberg sind außer den meisten Neichs- tagsabgeordneten der Partei auch einige preußische Land tagsabgeordnete nach Heidelberg gekommen. Der Indu strie- und Handelsausschuß trat zusammen, um die Wir kungen der neuen Steuervorlagen aus Handel und Indu strie zu besprechen. Zu der Aussprache hatten Vie Neichs- tagsabgeordnelen Dr. Curtius. Dr. Cremer und Finanz minister a. D. Becker Vorträge angcmeldet. Die Beratun gen sind streng vertraulich. Ludendorff gegen den Revanchekrieg. Der „Matin" veröffentlicht ein Interview des Gene rals Ludendorff, das dieser dem Sonderkorrespondenten dieses Blattes Sauerwein gewährt hat. Ludendorff er klärte: Ein Revanchekrieg Deutschlands ist für unbestimmte Zeit vollständig unmöglich. Frankreich besitzt eine mit allen Kampfmitteln reich ausgestattete Armee. Dagegen haben wir durch die Zerstörung der deutschen Kriegsindu strie jede Möglichkeit verloren, neue Kriegsausrüstungeu zu schaffen. Es ist eine absurde Einbildung, zu glauben, daß Deutschalnd eine moderne Armee im geheimen or ganisieren könnte. Die große Frage der Zukunft ist fol gende: Werden Lie Völler Europas und besonders Frank reich, England und Deutschland den festen Willen finden, die Vergangenheit zu vergessen, um gemeinsam unter Be rücksichtigung der Interessen aller Völker Europa wirt schaftlich wieder aufzubauen? Wenn sich ein solcher Wille nicht finden sollte, wie ich es leider befürchte, so wird Ler furchtbare Zusammenbruch von ganz Europa unvermeid lich sein. Deutsch-Österreich. X Sturm gegen die Börse. Am Börsengebäude sammel ten sich 2000 bis 3000 Personen, meist christlich-soziale Ge werkschaftler, um die Räumung und Schließung der Börse zu verlangen. Die Sicherheitswache verhütete schwere Ausschreitungen. Eine Abordnung der Demonstranten be gab sich zur Polizeidirektion, wo ihr erklärt wurde, daß allen Ungesetzlichkeiten im Spekulantentum entgegengetre ten werden würde. Es sind 31 Winkelbändler verhaftet worden. Llngarn. X Die westungarische Republik. Das amtliche Buda pester Depeschenbureau schreibt: Die Nachricht Wiener Blätter von der angeblichen Ausrufung einer selbständi gen westungarischen Republik und einer Mobilisierung in Ungarn sind vollständig erfunden. Abgeordneter Friedrich, von dem Wiener Blätter behaupten, er hätte die Republik ausgerufen, befindet sich in Budapest. Holland. X Zur Verteidigung Indiens. Die Thronrede der Königin enthält ernste Worte über die internationale Lage. Es wird ein Flottengesetz hauptsächlich zur Verteidigung Indiens angekündigt. In Vorbereitung befindet sich fer ner ein Gesetzentwurf über die Möglichkeit der Befrei ung von solchen Personen, die aus Gesinnnngsbedenken sich gegen den Militärdienst sträuben. Diese Frage hat ge rade am Tage der Eröffnung der Generalstaaten einen Zwischenfall hervorgerufen. Als die Königin die Thronrede zu verlesen begann, riefen einige Perfonen von der Tri büne herab: Hermann Groenendaal muß aus dem Gefäng nis entlassen werden! Groenendaal befindet sich seit Mo naten in Militärhast wegen Dienstverweigerung aus Gc- wissensbedenken und hatte mehrere Wochen jegliche Nah rung zurückgewiescn. Spanien. X Verluste in Marokko. Zwei starke spanische Abtei lungen, die am 16. Melilla verlassen haben, um die Insur genten nördlich und südlich von Gurugu zu vertreiben, mußten mit schweren Verlusten wieder nach Melilla zurück kehren. Das Artilleriefeuer der Riffleute ist intensiver ge worden. Melilla wird bombardiert; Granaten, die ins Zentrum der Stadt fallen, fordern Opfer der Bevölkerung Rußland. X Nngern-Sternbergs Hinrichtung. Die Sowjetregie rung gibt bekannt: „In Nowonikolajewsk hat eine öffent liche Gerichtsverhandlung gegen den weißgardistischen Führer Baron Ungern stattgefunden. Baron Ungern wurde zum Tode verurteilt. Das Urteil ist vollstreckt wor den. Die Anklage wurde gegen ihn erhoben: 1. wegen Unterstützung und Durchführung der räuberischen Pläne Japans gegen die Sowjetrepublik; 2. wegen der Vorberei tungen zum Stmze der Sowjetmacht und zur Errichtung der Monarchie in Sibirien unter Michael Romanow; 3. wegen des Massenmordes an russischen Bauern und Arbei tern in Sibirien nnd der Ermordung chinesischer Revolu tionäre." — Der Baron Ungern-Sternberg wurde in den Wirren der letzten Jahre viel genannt und soll znczeit auch in Deutschland tätig gewesen sein.