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Wilsdruffer Tageblatt : 31.08.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192108315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19210831
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19210831
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-08
- Tag 1921-08-31
-
Monat
1921-08
-
Jahr
1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 31.08.1921
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vre Feiern verliefen ruhig. Dagegen kamen anläßlich der Gegendemonstration der Linksradikalen Zwischenfälle vor. In mehreren Zügen, zusammen 12 000 Mann, Potsdamer und Auswärtige, marschierten sie am Nachmittag durch die Stadt, um sich dann auf mehrere Lokale zu verteilen. Unterwegs nahmen sie an verschiedene schwarz-weiß-rote Fahnen und Schleifen Anstoß, die anläßlich der Tannen bergfeier ausgehängt oder angelegt worden waren. Zwei Reichswehrsoldaten gerieten auf irgendwelche Weise mit den Demonstranten in Streit; die Meldungen über diesen Vorgang sind nicht klar. Die Soldaten mußten flüchten und wurden verfolgt. Auf einer Brücke über den Kanal traten den Verfolgern die Polizeiwachtmeister Iwan und Wolff entgegen. Beide wurden angegriffen und ver prügelt. Wolff, schwerverletzt, griff zum Revolver und gab fünf Schüsse ab, von denen zwei seiner Angreifer ge tötet wurden: die Arbeiter Regener aus Steglitz und Hensel aus Berlin. Darauf gelang es der Polizei, die Straßen abzusperren. Inzwischen hatten die Demonstranten am Schloß schwarz-weiß-rote Fahnen verbrannt. Man bereitete sich zum Abmarsch vor, als die Nachricht von der Erschießung der beiden Leute eintraf. Verschiedene Jugendliche machten Miene, darauf das Schloß zu stürmen, wurden aber von besonnenen Elementen zurückgehalten. Eine Abordnung begab sich sofort zum Polizeipräsidenten von Zitzewitz, der strenge Untersuchung des Falles zusagte. Die verlangte Zurückziehung der Schutzpolizei konnte nicht genehmigt werden, aber die Abhaltung einer Versamm lung im Lustgarten, entgegen dem ursprünglichen Verbot, wurde süllschweigend geduldet. Darauf zerstreuten sich die Demonstranten, nachdem schon ein Teil von ihnen mit der Eisenbahn Potsdam wieder verlassen hatte. Am Abend war Potsdam wieder ruhig. Die schwarz weiß-roten Fahnen waren verschwunden. Die Staatsan waltschaft begann sofort die Untersuchung mit der Ver nehmung der Augenzeugen. Die Leichen sollen obduziert werden. Der schwerverletzte Wachtmeister Wolff liegt im Potsdamer Versorgungslazarett. Nay Fern. O Ein Chemnitzer Großindustrieller verunglückt. Kom merzienrat Ladewig, Inhaber einer Maschinenfabrik zu Chemnitz, wollte sich von Chemnitz aus in seinem Auto mobil in Begleitung einer Verwandten nach Leipzig be geben, um an einer Sitzung des Messevorstandes teilzu nehmen. Am Eingänge des Dorfes Gruhna kam dem Wagen von Leipzig her ein anderer Kraftwagen entgegen, der eine große Staubwolke aufwirbelte. Unmittelbar darauf liefen zwei Jungen über die Straße, von denen einer von dem Auto erfaßt und ein Stück mitgeschleist wurde. Um den Jungen nicht zu überfahren, lenkte der Führer scharf nach rechts, wobei er einen Kilometerstein anfuhr. Kommerzienrat Ladewig und seine Begleiterin wurden aus dem Wagen geschleudert. Während die Ver wandte des Kommerzienrats mit Hautabschürfungen da vonkam, hatte dieser selbst schwere innere Verletzungen er litten, an denen er bald darauf starb. O Ludwig Thoma gestorben. In Tegernsee ist an Herz schwäche infolge einer Operation der bekannte Mitarbeiter des „Simplizissimus" Ludwig Thoma gestorben. Er ist 54 Jahre alt geworden, war Rechtsanwalt von Beruf, in Oberammergau geboren und wird als scharfer Satiriker Und bayerischer Erzähler in der Erinnerung fortleben. O 2000 Zentner Getreide verbrannt. Große Getreide- Vorräte sind durch Brände in Thüringen vernichtet wor den. So verbrannten in Jschershausen etwa 2000 Zentner Getreide und wertvolle landwirtschaftliche Maschinen. Vermischtes. „Ich bin der Dieb." Eine wirksame Strafe mußte, wie man aus Hamm berichtet, ein jugendlicher Bergmann über sich ergehen lassen, der auf der Zeche „Sachsen" zwei Taschenuhren gestohlen hatte. Es wurde ihm ein Plakat umgehängt mit der Aufschrift: „Ich bin der Dieb, der meinen Kameraden die zwei Uhren gestohlen hat." Dann stellte man ihn auf einen auf dem Zechenplatz befindlichen Stuhl, wo er so lange stehen bleiben mußte, bis während des Schichtwechsels die ganze Belegschaft an ihm vorbei gezogen war. Lufttorpedos mit Fernlenkung. Interessante Ver suche mit einer neuen Waffe des Luftkrieges sind kürzlich in aller Sülle in Villacoubay bei Paris unter Aus schluß der Öffentlichkeit gemacht worden. Gleichwohl ist ein englisches Blatt in der Lage, Einzelheiten über diese Versuche mitzuteilen. Es handelt sich um mit Schrauben flügeln versehene Torpedos, die in Gestalt von Fernflug zeugen in die Lust geschickt werden und sich führerlos durch ihre eigene Triebkraft bewegen. Sie werden von der Erde aus durch drahtlose Telegraphie gelenkt. Diese Lenkung, die zuerst noch unvollkommen war und der sich mannigfache Schwierigkeiten in den Weg stellten, ist jetzt so verbessert worden, daß die Torpedomaschinen Liber große Entfernungen dirigiert werden und alle möglichen Manöver ausführen können. Eine weitere Verbesserung spricht sich in der Methode aus, die es einem Piloten, der in einem Flugzeug die Torpedos begleitet, ermöglicht, diese nach Gefallen zu lenken. Dadurch ist man imstande, die Lenkung des eine bestimmte Höhe erreichenden Torpe dos von der Landstation aus dem Flugzeugführer zu übergeben, der das vor ihm fliegende Torpedo bis zum Ziel lenkt. Man ist außerdem heute in der Lage, diese fliegenden Torpedos mehrere hundert Meilen weit gegen ein großes Objekt, etwa eine Stadt oder ein Militärlager, abzufeuern. — Das ist allerdings eine merkwürdige Vor bereitung für den Weltfrieden, um den sich ja auch Frank reich angeblich so angelegentlich bemüht. Ein deutsches Mefseschifs. Zur Förderung des Wie deraufbaus des deutschen Handels, deutscher Industrie und Wirtschaft ist geplant, bei genügender Beteiligung ein deut sches Messeschiff einzurichten und nach den in Frage kom menden Ländern, besonders Mittel- und Südamerika fah ren zu lassen. Ms zu der im nächsten Jahre in Hamburg stattfindenden Überseewoche könnte ein solches Schiff fertig eingerichtet sein und als würdiger Abschluß dieser Woche seine erste Reise antreten. Die Kosten würden bei ge nügender Beteiligung für die am Exporthandel beteiligten Firmen kaum höher sein als bei Beschickung der inländi schen Messen, dagegen wäre es für die ausländischen Käu fer der Länder, in denen ein Verlangen nach deutschen Waren vorliegt, geradezu ideal, wenn man ihnen eine der- artige Ausstellung sozusagen vor die Tür brächte. 4 Das Meer als Kraftquelle. Zur Benutzung von Ebbe und Flut, zum Zwecke, aus dem Meere neue Kraftquellen zu erschließen, ist in Hamburg der „Verband Flutwerke Nordsee" gegründet worden, der sich zum Ziele setzt, unter Ausschluß eines wirtschaftlichen Betriebes Bestrebungen dieser Art zu prüfen und nach Möglichkeit zu fördern. Den Vorsitz im Vorstand, dem zahlreiche Fachleute und Ver treter der Wissenschaft angeyören, yat Bürgermeister a. D. Dr. Schröder-Hamburg übernommen. Die Geschäftsfüh rung liegt in den Händen eines Zivilingenieurs und des Oberstleutnants a. D. von Zeska. Die Bestrebungen des Vereins werden von vielen Seiten unterstützt, so auch durch den Oberpräsidenten, den Regierungspräsidenten, Landräte und Bürgermeister der Provinz Schleswig-Hol stein. Pfadfinder auf der Südpolexpedition. Sir Ernest Shackleton wird in der nächsten Zeit wieder eine Expedi tion zum Südpol unternehmen. Diesmal dürfen zwei Pfadfinder, die sich in der Pfadfinderbewegung besonders ausgezeichnet haben, zur Belohnung mitfahren. Unter den Knaben herrschte über diese Möglichkeit, als „Kajüten junge" in Gesellschaft eines so berühmten Mannes wie Shackleton eine weite Reise machen zu können, Helle Be geisterung. Jetzt ist bestimmt worden, wer die zwei Aus erkorenen sind. Die Wahl fiel auf einen jungen Mann von neunzehn Jahren aus Aberdeen und einen Jüngling von siebzehn Jahren aus Kirkwall auf den Orkney-Inseln. Der letztere hat seine Insel noch nie verlassen und noch nie in einem Eisenbahnzug gesessen. Gutes Geschäft auf -er Leipziger Messe Leipzig, 29. August. Am ersten Messetage betrug die Zahl der Messeab zeichen und Ausweise annähernd 85 000. Sonderzüge brachten Scharen von Personen nicht nur aus dem In land, sondern auch aus dem Auslande wie Österreich, der Schweiz, der Tschechoslowakei, aus Dänemark, Holland und Schweden. Der Verkehr setzte in sämtlichen Messe ausstellungsstätten schon am frühen Morgen lebhaft ein. Auf der Textilmesse hört man, daß vielen Firmen bereits der erste Messetag Aufträge auf längere Zeit gegeben hat trotz der anziehenden Preise. In Gebrauchsporzellan wurde das Geschäft als gut bezeichnet, ebenso in Bureau bedarfsartikeln. In der Tabakmesse verspricht man sich ein noch besseres Geschäft als im Frühjahr, da viele neue Geschäftsverbindungen angeknüpft sind. Auch auf der Tech nischen Messe war bereits am frühen Morgen in allen Hallen der Besuch außerordentlich rege, besonders in der neuen Krupphalle mit ihren auf die Friedenswirtschaft eingerichteten Erzeugnissen. Dem entsprach auch das Ge- sMft. In einzelnen Zweigen wurden nicht unbeträcht liche Bestellungen vergeben. Alles in allem darf man sagen, daß das Messegeschäft in diesem Jahre früher ein zusetzen beginnt als sonst. Neueste Meldungen. Beerdigung Erzbergers erst am 2. September. Berlin. Die Beerdigung Erzbergers, die bekanntlich nun mehr in Biberich, dem Hauptort seines Wahlkreises, stattfinden soll, ist dem Vernehmen nach auf Freitag, 2. September ver schoben worden. Bis dahin dürfte der Katholikentag in Frank furt sein Ende erreicht haben, so daß allen führenden Männern der Zentrumspartei Gelegenheit zur Teilnahme geboten ist. Die Verfolgung der Mörder Erzbergers. Offenburg. Zu dem Mordanschlag auf Erzberger erhält die Ofsenbuger Zeitung noch folgende Mitteilungen: Die bei den Täter gingen in einem so geringen Abstand hinter den beiden Abgeordneten her, daß man sie allgemein für ihre Söhne hielt. Es wird berichtet, daß die beiden Täter wieder holt im Vorbeigehen die Zimmer des Abgeordneten Erzberger beobachteten. Das wurde auch unmittelbar, bevor sie am Frei tag morgen in den Wald gingen, gesehen. Nach der Tat flüch teten sie in der Richtung nach dem Kniebis und fragten den Straßenwart nach der Wegrichtung. Die angesetzten Polizei hunde verfolgten die Spur der Täter ebenfalls, so daß die Fluchtrichtung scststeht. Das ganze Kniebisgebiet ist von Gen darmerie umstellt. Beabsichtigter Anschlag auf eine Eifenbahnbrücke. Bielefeld. In einer unmittelbar an dem Viadukt der Bahn Köln—Hannover—Berlin gelegenen Ziegelei fanden spielende Kinder eine Sprengstoffladung. Sofort vorgenom mene Nachgrabungen förderten drei Kisten des sehr gefähr lichen Sprengstoffes Donamit und etwa 20 Meetr Zündschnur zutage. Der Zweck der Vergrabung ist noch nicht klar; es liegt aber die Vermutung nahe, daß ein Attentat aus die Brücke geplant war. Schießerei zwischen Stahlhelmleuten und Kommunisten. Magdeburg. Bei der Stahlhelm-Fahnenweihe in Wuelfer- stedt kam es bei den beiderseitigen Umzügen zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen den Stahlhelmleuten und aus Hal berstadt, Oschersleben und Braunschweig gekommenen Kommu- insten und Unabhängigen. Gleich zu Anfang wurde ein 61- jähriger Oberpostsekretär aus Magdeburg durch Kopf- und Beinschuß getötet. Die Schießerei nahm dann einen immer größeren Umfang an. Es gab zahlreiche Verwundete. Zusammenbruch eines bedeutenden Sportkonzerns. Dortmund. Auch den westdeutschen Sportkonzern Uebbing u. Co. in Dortmund hat jetzt sein Schicksal erreicht. Die Staatsanwaltschaft hat das Geschäft geschlossen und die Ge schäftsräume unter Siegel gelegt. Die Schulden des westdeut schen Sportkonzerns werden auf rund sechs Millionen Mark geschätzt. Die Kaffe enthielt jedoch nur 3,30 Mark, da Uebbing sie vor seiner Abreise aus Dortmund geleert hatte. Uebbing beschäftigte 19 Hauptageuten, von denen jeder wieder mit einer mehr oder weniger großen Zahl von Unteragenten arbeitete. Uebbing hatte auch einen Rennstall, der aus 13 Pferden be stand, von denen jedoch nur ein einziges Uebbing gehörte, wäh rend die übrigen 12 unbezahlt im Stalle standen. Schwere kommunistische Ausschreitungen. Halberstadt. Gelegentlich eines Regimentsfestes der ehe maligen Vli. Seydlitz -Kürassiere kam es hier zu schweren Ausschreitungen. Den Anlaß hierzu soll eine von einem Ober sten gehaltene Rede gegeben haben. Um die Mittagszeit, als nur vereinzelte Personen im Festsaal anwesend waren, erschie nen etwa 200 Kommunisten und richteten große Verwüstungen an. Die Schupo stellte die Ruhe wieder her. Zum Schutze der Republik. Berlin, 30. Aug. (tu.) Heute Dienstag um 12 Uhr werden vom Reichsminister des Innern dem Reichsrate die Aussührungsbestimmungen zu der Verordnung des Reichsprä sidenten vom 29. August vorgelegt werden. Unmittelbar nach Erlast dieser Bestimmungen werden vom preustischen Ministerium des Innern mit allem Nachdruck die Maßnahmen ergriffen werden, die zur Ausführung dieser Bestimmungen notwendig sind. Die Sitzung des Völkerbundsrats. Berlin, 30. Aug. (tu.) Am gestrigen Nachmittag 4 Uhr wurde die Sitzung des Völkerbundsrates eröffnet. Alle Mit glieder des Rats waren anwesend. Präsident Ishi ergriff sofort das Wort und begann die Verlesung seines Berichtes über Ober schlesien. Trotz ihrer Wichtigkeit hat die erste Sitzung nur 2/» Stunde gedauert. Ishi setzte die oberschlesische Frage aus einander und erinnerte an die Bedingungen, unter welchen die Abstimmung stattfand. Er entwickelte alsdann die verschiedenen Punkte, worüber der Rat entscheiden sollte. Auf seinen Antrag beschloß der Rat einstimmig, die Regelung der Oberschlesien- Frage zu übernehmen. Die Leiche Erzbergers nach Biberach überführt. Oppenau, 30. Aug. (tu.) Gestern wurde die Leiche Erzbergers nach Biberach überführt. Am Nachmittag fuhr dann Frau Erzberger über Freudenstadt nach Biberach ab. Auch ihr im Kriege gefallener Sohn soll nach dort überführt werden. Aus Stadl und Land. MM««»««« Dr » »tz—x »tr Um»« «m««». W i l s d r u ff, am 30. August. — Schöne Spätjommertage. Die zweite Hälfte des August hat uns neben fruchtbarem Regenwetter eine Reihe schöner Spätsommertage gebracht, die zum Wandern durch Wald und Flur so recht geeignet sind. Die reichlichen Niederschläge haben eine günstige Wirkung auf den Stand der Felder ausgeübt und lassen die Kattoffel- und Rübenfelder wieder in frischerem Grün erscheinen. Auch für die Bearbeitung der abgeernteten Getreide felder ist der Regen von Nutzen gewesen, hat er doch den Boden gelockert und das Kmackern für die Herbstbestellung erleichtert. Auf den Feldern sieht man jetzt überall neben schnatternden Gänseherden das friedliche Bild des ackernden Landmannes. Das Ausnehmen der zeitigen Kartoffeln ist auch vielfach schon beendet und hat, wie man hört, ein durchschnittlich gün stiges Ergebnis gehabt. In den Obstgärten hängt überall das reifende Obst an den Bäumen und zeigt durch Umfang und Farbe, daß es aus den letzten Regengüssen ebenfalls noch Vor teil gezogen hat. Im Walde ist es die blühende Heide, die das Auge fesselt und im Verein mit den duftenden Kiefern und bunt schillernden Ebereschen den Spaziergang an den prächtigen Spät sommertagen zu einem erlesenen Genuß macht. — Verlängerung der Polizeistunde in Sachsen. Am Mon tag hat das sächsische Ministerium des Innern nun auch ihrer seits die Verlängerung der Polizeistunde in Sachsen verfügt. Die Polizeistunde wird einheitlich auf 1 Uhr nachts festgesetzt. Da gegen dürfen Vorführungen in Theatern, Lichtspielhäusern und sonstigen öffentlichen Schauspielräumen nicht über 12 Uhr nachts ausgedehnt werden. Die Ortspolizeibehörden werden ermächtigt, im Falle besonderen Bedürfnisses die Polizeistunde im Einzel falle, jedoch in der Regel nicht über 2 Uhr nachts hinaus zu verlängern. Das Bedürfnis soll stets anerkannt werden für Wahlversammlungen und öffentliche Versammlungen der Be rufe, deren Tätigkeit sich bis in die späten Abendstunden hinein erstreckt. Die Befugnis der Polizeibehörden, die Polizeistunde im Einzelfalle auf einen früheren Zeitpunkt festzusetzen, bleibt wie bisher bestehen. — Die Feuerglocke des Rathauses rief gestern abend in der 8. Stunde in ungewohnter Weise zur Bekämpfung eines Schadenfeuers. Man nahm zunächst allgemein an, daß es sich um ein auswärtiges Feuer handelte, da die vom Rate beschlos senen neuen Alarmvorschriften noch nicht bekanntgemacht worden waren, wurde aber durch unmittelbar folgende Glockensignale von der Jakobi- und Nikolaikirche eines anderen belehrt. Im Maschinenraum der Ratsmühle waren Holzspäne in Brand ge raten und die Flammen züngelten bereits durch den Exhaustor. Lediglich dem Umstande, daß der Brand vom Ehrenfriedhof aus bemerkt und von herbeigeeilten Leuten mit Minimaxapparaten und Herrn Branddirektor Birkner mit einer Schlauchleitung so fort energisch bekämpft und unterdrückt werden konnte, ist es zu danken, daß größerer Schaden verhütet wurde. Auch die übrige Feuerwehr war rasch zur Stelle; die neue Alarmierung hatte trotz der allgemeinen Unkenntnis vorzüglich gewirkt. — Der Sonnabend-Abend der Haaß-Berkow-Spiele wirb ein Abend voll Weihe und seelischer Stärkung sein. Theophilus, eine Faustnatur, verschmäht die Bischofswürde und verschreibt sich nach> gewaltigem Seelenkampfe dem Bösen und tut dies vor allem, um Macht zu gewinnen. Doch die Blumen am Wege ersterben vor seinen Tritten und von tiefer Reue gepackt sucht er wiederum das Heiligtum. Orgelton. Innig geschmückt, voll bunter Blumen der Marienaltar. Hier stürzt er nieder und schüttet sein bekümmert Herz aus. Und leise hebt das Gnaden bild an zu leben und löst seine Seele als Fürbitterin beim Jesuskinde aus den Banden des Teufels. — Die Dichtung nach der Helmstedter Handschrift ist seiner Idee nach nichts anderes als der Urfaust, der strebende Mensch, der sich durchringt zu Sieg und Erlösung. — In den Lindenschlöstchen-Lichtspielen kommt morgen „Der Henker von St. Marien" zur Vorführung, ein Mysterium, reich an spannenden Momenten. Eva May spielt die Haupt rolle. (Vgl. Ins.) — Bundesfest der evang. Iungmännervereine Sachsens. Vom Sonnabend, den 3., bis Dienstag, den 6. September, findet das Bundesfest der evangelischen Iungmännervereine Sachsens mit Sport- und Schwimm-Wettkämpfen inMeißen statt. Auch der Wilsdruffer Verein wird sich daran beteiligen. Am Sonntag, vormittags 8,30 Uhr, findet ein Festgottesdien im Dom statt, bei welchem der Bundesvvrsitzende, Oberkirchen rat Reimer aus Dresden, die Predigt halten wird. Die Bundes tagung beginnt Montag früh 7 Uhr. Mag das Fest einen ge segneten Verlauf nehmen. — Der Landtag und die Teuerungszulagen für die säch sischen Beamten. Der sogenannte Vertretungsausschuß des Landtags wird am Dienstag zu einer Sitzung zusammentreten und zur Frage der Teuerungszulagen der sächsischen Beamten, die ja bekanntlich jetzt im Reiche für die Reichsbeamten auf gerollt worden ist, Stellung zu nehmen. — Der Steuerabzug. Das Landesfinanzamt teilt mit, daß der bei der Lohnzahlung einzubehaltende Steuerbetrag nach einem Erlaß des Reichsministers der Finanzen von jetzt ab auch bei wöchentlichen und monatlichen Lohnzahlungen, also nunmehr in allen Fällen, auf volle zehn Pfennig nach unten abzurunden ist. Die bisher bei Lohnzahlungen für eine Woche oder einen längeren Zeitraum vvrgeschriebene Abrundung auf eine volle Mark nach unten ist nicht mehr statthaft. — Eine schwere Schädigung Sachsens durch die Reichs regierung. Die Reichsregierung hat ohne Wissen der sächsischen Regierung und der in Frage kommenden Industrie mit der Schweiz eine Abmachung getroffen, auf Grund der der Schweiz ein Einfuhrkontingent von 800 000 bis 1 Mill. Meter hoch wertiger Schweizer Stickereien eröffnet wird, gültig bis 1. April 1922. Die Reichsregierung hat damit den Grundsatz durch brochen, daß keine Luxuswaren nach Deutschland hereingelassen werden sollen, auf der anderen Seite hat sie der Vogtländischen Spitzenindustrie damit eine ungeheuerliche Schädigung zuge fügt. Wie die „L. N. N." melden, wird die sächsische Regie rung gegen die Aufhebung des Einfuhrverbotes durch das Reich, die eine ganz einseitige Maßnahme zugunsten der Berliner Wäschekonfektion darstellt, in Berlin ganz energisch protestieren. Dieser Protest ist umsomehr notwendig, als die Reichsregie rung gegen allen Gebrauch sich vorher überhaupt nicht mit der sächsischen Regierung und der sächsischen Industrie in Verbin dung gesetzt hat. Nach einer Berechnung des genannten Blattes kann bei der Kontingentierung nach Metern, die zolltechnisch
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