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berichtet, die auf Ersuchen der Vereinigten Staaten ge heim geführt werden. Es wurde hinzugefügt, daß die Regierung der Vereinigten Staaten nicht der Ansicht sei, daß solche Verhandlungen öffentlich in vorteilhafter Weise geführt werden könnten. Von amtlicher deutscher Seite ist die ganze Sache noch verschwiegener behandelt wor den, indem nicht einmal eine so knappe Mitteilung darüber gegeben worden ist wie die vorliegende amerikanische Notiz. Man sieht, daß die so viel beschimpfte „Geheim diplomatie" manchmal doch von allen Beteiligten als un entbehrlich anerkannt wird. Zeigten. X „Es leben die Deutschen!" Nach Meldungen aus Paris, die wegen ihrer Herkunft allerdings nicht unver dächtig sind, ist die Lage in Antwerpen infolge des Auf tretens der Flamen sehr gespannt. Ein Zug, der neulich sich zu einem für einen flämischen Dichter errichteten Denk mal begab, stieß Rufe: „Es leben die Deutschen! Es lebe von Vissing!" aus. Die Stadtverordneten von Antwer pen haben den Veranstaltern der in Brüssel verbotenen flämischen Versammlung mitgeteilt, daß die Veranstaltung flämischen Versammlung mitgeteilt, daß diese Veranstaltung offiziös im Rathaus empfangen würden. Man glaubt, daß der Gouverneur der Provinz seinerseits die Veranstal tung verbieten wird und befürchtet ernste Unruhen. Großbritannien. X Unruhen in Ulster. Die Hauptstadt von Ulster, dem protestantischen Teile Irlands, Belfast, war der Schauplatz von Unruhen. Eine Gruppe, die der »monistischen Par tei angehören soll, und deren Mitglieder die Eigenschaft als Staatsangehörige Englands zu behalten wünschen, drang in eine kleine Straße des katholischen Viertels ein und begann einen heftigen Kampf gegen die Katholiken. Diese mußten sich zurückziehen, aber trotzdem griffen die Unionisten die Häuser an und schlugen die Fensterscheiben ein. Polizei mußte einschreiten und das Feuer gegen die Angreifenden aus beiden Parteien eröffnen. Polen. X Polnische Arbekterverbände gegen Rußland. Aus Warschau sind Nachrichten aus Paris gelangt, nach denen die polnischen Arbeiterverbände eine Propaganda zu gunsten der Schließung der polnischen Grenzen für die Ausfuhr von Nahrungsmitteln ins Werk setzen, um den Abfluß zu großer Sendungen nach Rußland zu verhindern. In Cholm soll ein Eisenbahnzug mit Nahrungsmitteln von polnischen Eisenbahnbeamten angehalten und mehrere Waggons abgekoppelt worden sein. Die Polizei habe ein paar Dutzend Eisenbahnbeamte verhaftet und sei des wegen von den übrigen Beamten angegriffen worden. Sie habe mit Schüssen erwidert und mehrere von den An greifern verletzt. Schließlich hätten Truppen herangezogen werden müßen. Rußland. X Die harmlose Sowjetrcgierung. Der russische Außen minister Tschitscherin erklärte einem amerikanischen Journalisten, die Sowjetregierung habe den Gedanken einer Weltrevolution nur in den ersten Monaten ihrer Existenz gehabt und in Friedenszeiten werde sie eine derartige Politik nicht beibehalten. Es bestehe immer ein großer Unterschied zwischen der Sowjetrcgierung und der dritten Internationale. Diese tritt für die Weltrevolution ein, aber dadurch sei die Sowjetregierung keinesfalls festge legt. Sie wolle sich nicht in die Angelegenheiten anderer Länder einmischen. — Es fällt ein wenig schwer, an eine solche Bekehrung der russischen Regierung zu glauben, die doch als erstes Grundprinzip die agitatorische Ausbreitung des Bolschewismus verfolgt, augenblicklich aber die von ihr bekämpften Mächte zur Hilfeleistung braucht. Trau, schau — wem? X Ein englisch-amerikanischer Hilssvertrag. In Lon don ist nach vorläufig noch nicht amtlich bestätigten Mel dungen zwischen den Beauftragten der Sowjetrepublik, englischen Wirtschaftsgruppen und dem amerikanischen Standard-Oil-Konzern ein Wirtschaftsabkommen abgeschlossen worden, wonach diese Gesellschaft der russi schen Regierung einen Kredit im Werte von ungefähr 30 Milliarden Papiermark bewilligt. Die russische Negie rung begibt sich des Rechts, mit Konkurrenzkonzernen ohne Einverständnis der amerikanisch-englischen Gruppen Wirt schaftsverträge abzuschließen. Die Gesellschaft erhält außerdem Konzessionen im Uralgebiet und Petro leumkonzessionen. Der Giand unseres Bahnbetriebes. Was die Eisenbahner sagen. Unsere Eisenbahn ist ersichtlich bestrebt, aus dem Zu stande der Abgerissenheit, der infolge des Kriegs einge treten ist, herauszukommen. Die ausgefahrenen und lange nicht reparierten Wagen kommen allmählich in besserer Verfassung aus den Reparaturwerkstätten heraus, der Ver kehr wird durch Vermehrung der Züge gehoben, stellen weise soll sogar demnächst eine kleine Verbilligung der Fahrpreise eintreten. Daß die alten glänzenden Verhält nisse der Vorkriegszeit noch lange nicht erreicht werden können, versteht sich von selber; dazu sind die eingerissenen Schäden zu groß, die Abnutzung zu stark, nicht zu vergessen die Ablieferungen an die Entente. Es kommt dazu, daß die Eisenbahnverwaltung oder, besser gesagt, der Staat in den goldenen Jahren, da die Bahn noch Überschuß machte, wenig an die Zukunft gedacht hat. Hätte man damals einen ergiebigen Reservefonds geschaffen oder bloß die Repara turwerkstätten ständig zeitgemäß entwickelt, so hätte die heutige Generation ein elichteres Arbeiten. Es ist eine irrige Voraussetzung, daß man heute alle Schwierigkeiten, die heute den Betrieb belasten, auf die Angestellten- und Arbei terschaft schiebt, wie es, wenigstens teilweise, in Artikeln geschah, die jüngst durch die Presse gingen. Gestegen sind natürlich auch die Personalausgaben, nicht nur infolge der Valutaverhältnisse und der allgemei nen Gehattssteigerungen, sondern auch infolge der Zu nahme der Kopfzahl. Die Umwälzung hat der Achtstun dentag gebracht. Früher wurde in zehn Stunden gearbei tet, wozu oftmals noch drei bis vier Stunden Hausarbeit kamen. Dadurch wurde eine Personalvermehrung unum gänglich. Die Eisenbahn konnte sich auch der Ehrenpflicht nicht entziehen, Bearyte, die als Kriegsverletzte, zum Teil Schwerbeschädigte, zurückkamen, sowie solche, die von pol nischer Willkür und französischer Gewalt flüchteten, in ihrem Betriebe zu behalten und zu beschäftigen. Man konnte die Opfer des Krieges und der Nachkriegszeit nicht auf die Straße setzen. Während des Krieges sind ferner Bahnüberwachungsabteilungen eingerichtet worden, die mit dem eigentlichen Bahnbetriebe nichts zu tun haben; in folge der vielen Unregelmäßigkeiten wurden sie nachher beibehalten. Das alles belastet natürlich den Haushalt der Eisenbahnverwaltung nicht unerheblich. Unter diesen Umständen wird man es verstehen und nicht etwa als ein Zeichen schlechter Verwaltung oder bösen Willens der Angestellten ansehen dürfen, wenn die Eisenbahn heute noch mit einem Defizit abschließt, trotz der vermehrten Einnahmen durch Erhöhung der Tarife. Wir dürfen froh sein, wenn es in absehbarer Zeit gelingt, den Etat zu balanzieren und inzwischen den Wagenpark und Baulichkeiten wieder auf die Höhe zu bringen. Der neue Sultan von Bagdad. Nach manchem Hin und Her hat es der Emir Fessal, vorher ein kleiner Beduinenscheich, nun doch erreicht, daß er als Herrscher des Irak, d. h. des südlichen Mesopota mien, anerkannt worden ist. Der britische Oberkommissar hat das Wünschenswerte veranlaßt. Wie drahtlich ge meldet wird, überreichte er dem Könia Fessal eine Botschaft des britischen Königs, worin dieser seinen Glückwunsch da zu ausspricht, daß Bagdad wieder der Sitz eines arabischen „König" nichts anderes als ein britischer Vasall. Es stellt König Fessal. den Irak zu erfüllen. — In Königreiches ge worden ist. In der Botschaft des britischen Königs heißt es weiter: Der Vertrag, der bald zwischen uns abgeschlossen werden wird, um endlich das zu weihen, was wir in den dunklen Tagen des Krie ges beschlossen haben, wird, wie ich zuversichtlich hoffe, uns in den Stand setzen, unsere feierlichen Verpflichtungen und die Einlei tung einer Zeit des Friedens und derWohlfahrt für Wahrheit ist der neue eine bloße Redensart vor, wenn davon gesprochen wird, daß Bagdad jetzt wieder „Sitz eines arabischen König reiches" sei. Zwischen Harun al Raschid und Fessal klafft eine ebenso breite Kluft wie zwischen dem heutigen Nizam von Haidarabad und dem Großmogul Akbar der Vorzeit. Wenn jetzt ein Vertrag zwischen England und dem Irak in Aussicht gestellt wird, so heißt das auf Deutsch: man wird von London aus dem König Fessal schriftlich zu ver stehen geben, was er zu tun und zu lassen hat, widrigen falls er sich die etwaigen Folgen selbst zuzuschreiben haben wird. Zu diesem Zwecke ist ihm ja der britische Ober- kommissar als älterer Bruder zur Seite gesetzt, der ihn mehr oder minder sanft am Gängelbande leiten wird, so daß er den rechten Weg nicht verfehlt. Nah und Kern. O Eifenbahndiebstähle. Die Frankfurter Kriminalpoli zei ist umfangreichen Diebstählen bei der Eilgutabfertigung auf die Spur gekommen. Es wurde festgestellt, daß Ziga rettensteuerbanderolen im Gesamtwerte von 428 000 Mark unterschlagen wurden. 15 Personen wurden in Hast ge nommen. „ O Jagdreviere für französische Offiziere. Zur Aus übung der Jagd durch Jagdgesellschaften, die sich aus Offizieren der französischen Besatzungsarmee zusammen setzen, sind für dieses Jahr im ganzen besetzten hessischen Gebret neun Jagden der allgemeinen Ausnützung durch Einheimische entzogen. O Große Schadenfeuer. Ein Großfeuer im Dorfe Kehr berg im Kreise Greifenhagen hat 16 Familien obdachlos gemacht. Als Ursache des Großfeuers vermutet man Brandstiftung. — In Wasungen bei Meiningen sind bei einem Großfeuer 20 Häuser und fast ebensoviel Scheu nen mit der gesamten Ernie abgebrannt. O Opfer der Berge. In der Zeit vom 1. April bis 15. Juli sind in den Tiroler Bergen 28 Personentöd lich verunglückt, 78 Abgestürzte haben mehr oder minder schwere Verletzungen erlitten. Zwei von einer Tour in das Dachsteingebiet nicht zurückgekehrte Wiener Touristen sind von einer Rettungsexpedition an der Süd wand des Torsteines erfroren aufaeftrnden worden. O Neue Goldfunde in Alaska. Die „Chicago Tribune" meldet aus Seattle, daß ein neues Goldlager bei Girwood in Alaska entdeckt worden sei. Das Tor des Lebens. Roman von Anny Wothe. CopvriLkt 1910 b^ ^nn;' VVotke, Sein Schwager Professor Gehrmann scheint es nicht zu be merken. Freilich, der denkt nur an seine Bücher und alten Handschriften. Gewiß hat er irgend ein altes, wertvolles Buch in der Tasche, in dem er dann heimlich liest, sobald er sich eine ! Minute frei glaubt. Doch nein, heute tut er dem Schwager unrecht. j Gehrmann hat sich ja von dem Tisch der Alten losgemacht f und sitzt, die Studentenmütze auf den grauen Locken, dort mitten j unter der Jugend, und wirklich — Professor Hellwig hält die Hand über die Augen — sieht er denn recht? Seine Jüngste, seine Ditta, thront auch dort als Fuchsmajvr an der langen Tafel, den weißen Stürmer auf die blonden Locken gedrückt! Die Füchse, die dummen Bengels, Himmeln sie gerade so an, i wie in der Heimat. „Füchse, hoch mit einem Ganzen!" schallt es jetzt herüber, und „Prosit zu dem Ganzen!" kommt es aus dem Munde des reizenden Fuchsmajvrs zurück. Von den Füchsen erhebt sich bald der eine und bald der ! andere, um seinem Leibbursch respektvoll einen „Familienganzen" f zu weihen. l Da muß Professor Hellwig auch hin, es läßt ihm keine Ruhe; bei den Füchsen ist es immer am lustigsten. Mit Jubel wird er empfangen. Die Füchse wißen, der ist trinkfest, der Alte. „Fuchsmajor und Füchse erlauben sich, auf das Wohl des bierehrlichsten Alten Herrn ganz besonders zu trinken!" ruft Ditta, gegen ihren Vater das Glas erhebend. „Du Range!" lacht der vergnügt zurück, und tut ihr Be scheid. „Silentium!" gebietet Ditta, den Stürmer etwas in den Nacken schiebend und mit leuchtenden Augen um sich blickend. „Silentium für den Fuchsmajor!" mahnt der Präside. „Liebe Fridunen, verehrte Kneipgenoffen!" beginnt Ditta lächelnd. Alles jubelt ihr zu, dann aber folgt atemlose Stille; nur verwehte Walzerklänge schweben vom Tanzplatz herüber. „Als ich kaum laufen konnte," fährt Ditta fort, „war es mein höchstes Glück, Vaters Studentenmütze und das bunte Band ergattern zu können, um, stolz damit geschmückt, den - jungen Fridunen entgegenzugehen, die in unser stilles Haus am j grünen Rhein kamen, den alten Philister zu grüßen. Vater er- > Gäninarn und Mariaspring, und der beiße gegenüberzustehen und ihr zu sagen, wie stolz es mich macht, daß mein Vater einer der ihrigen gewesen, und wie glücklich wir alle sein würden, wenn nach wie vor die Fridunen unser Haus am Rhein als eine Zufluchtsstätte ansehen möchten, aus der sie rasten können zu jeder Zeit, wo ihnen immer opferbereite, treue Freundesherzen fchlagen. Das herrliche Fest, das wir hier mit erleben durften, hat es wieder gezeigt, wie alle Fridunen eine einzige große Familie bilden, in deren Kette kein Glied fehlen darf. Zu dieser Familie gewissermaßen mit zu gehören, macht mich stolz und glücklich, und an dieser Stelle gelobe ich feierlich," schloß sie, einen Schelmenblick um sich werfend, „niemals einen anderen als einen Fridunen, zu ehelichen, wenn es das Schick sal bestimmt haben sollte, auch mich in den Stand der heiligen Ehe treten zu lassen ... Gegeben am 28. Mai zu Mariaspring." Sie kam nicht weiter. Brausender Jubel erschütterte die Luft. Die Studenten umringten sie, und zahlreiche Hände streckten sich ihr entgegen. Hoch empor hob Ditta das Glas mit dem schäumenden Naß, und ihre schelmischen blauen Augen strahlten hell aus, als sie jauchzend den jungen Musensöhnen entgegenrief: „Vivat, crescat, floreat Fridunia!" „Hurra hoch!" schallte es von allen Seiten. „Hoch!" „Silentium pro me!" rief der Präside in den Jubel hinein. Schwungvolle Worte waren es, mit denen er dann jedem Fridunen eine so herrliche Frau wie „Rednerin" wünschte. Ein Salamander auf Ditta machte ihr junges, leicht über schäumendes Herz schneller klopfen vor Lust und Stolz; als dann aber das alte, herrliche Lied: „An den Rhein, an den Rhein, Zieh' nicht an den Rhein, Mein Sohn, ich rate dir gut!" laut unter dem grünen Eichenhain ihr zu Ehren emporstieg, da wurden ihr die Augen feucht, und sie sagte leise zu ihrem alten Freunde Fips, der sie mit strahlenden Blicken umfing: „Fips, Sie sind ein Esel, wenn Sie nicht den nächsten Walzer mit mir tanzen. Wollen Sie?" Ob er wollte! Am liebsten hätte er sie alle mit ihr getanzt, aber Ditta war für Gerechtigkeit, und allen Füchsen hatte sie auch schon einen Tanz versprochen. „Schämst Du Dich gar nicht," flüsterte Mirjam, die soeben vorüberging, ihrer Schwester zu, „wie ein alter Bierstudent da mit den Füchsen zu kneipen? Ich finde es unbegreiflich von Papa, daß er das leidet!" „Hab' Dich man nicht so!" lachte Ditta zurück. „Du hast es ja daheim auch oft getan. Weißt Du wohl, wie der Bend heim noch in Bonn studierte?" Mirjam wandte sich erzürnt ab. Weiterschreiten und jetzt — nein, das war doch zu arg — da schleppte sie gar Tante Babett zu ihrem Vater, der mitten unter den Studenten saß, und der drückte seiner alten Jugendfreundin scherzend den Stürmer auf den glatten Scheitel, während die Studenten begeistert das unterbrochene Lied noch einmal von vorn begannen. Mirjam wollte nichts hören. Langsam stieg sie den schmalen Weg, der zur Burgruine, der Pleffe, führte, hinan. „Siehst die Mädel so frank und die Männer so frei, Als wär' es ein adlig Geschlecht. Gleich bist du mit glühender Seele dabei, So dünkt es dich billig und recht!" scholl der Gesang der Studenten ihr nach, und etwas wie Heim weh faßte plötzlich ihre Seele. Warum war sie denn fortgegangen von ihrem grünen Rhein, hierher, wo der eine war, der sie nicht mehr kannte, Und mit dem zusammen sie einst so jugendfroh das alte Lied ge sungen. „Und zu Schiffe, wie grüßen die Burgen so schön Und die Stadt mit dem ewigen Dom! In den Bergen, wie klimmst du zu schwindelnden Höh'n find blickest hinab in den Strom!" klang der Gesang. Mirjam beschleunigte ihre Schritte. Sie wollte das Lied nicht hören, das alte, längst vernarbte Wunden wieder aufriß. Entfliehen wollte sie den Tönen, die jetzt so warnend zu ihr emporklangen: „Und im Strome, da tauchet die Nix' aus dem Grund, Und hast du ihr Lächeln geseh'n, Und sang' dir die Lurlei mit bleichem Mund, Mein Sohn, so ist es gescheh'n." Mirjam atmete schwer. „Lurlei" hatte sie einst der eine genannt, der sie längst vergessen, und „Lurlei" hatte heute ein heißer Mund ihr zugeflüstert, als sie in Sibos Armen im Tanze dahingeschwebt war und sein Herz schlagen fühlte an ihrem Herzen. Warum kam und ging die Glut in ihrer Brust so stür misch?' Warum fand sie nicht Ruhe und Rast? „Dich bezaubert ihr Laut, dich betört der Schein, Entzücken faßt dich und Graus. Nun fängst du nur immer: „Am Rhein ,am Rhein", Und kehrest nicht wieder nach Haus " verklang der Gesang der Studenten. Wie gejagt, klomm Mirjam den steilen Pfad hinan. In der alten Ruine flatterte ein scheuer Frühlingsvogel empor, dann spann wieder Frau Einsamkeit ihre duftigen Schleier.