Volltext Seite (XML)
Amtlicher Teil Der Stavtrat. Wilsdruff, am 12. Juli 1921. 4824 Arbeitsministerrum. 529 X k tragt. Rybnik, mit der mg der deutschen Interessen in Oberschlesien beauf- Landrat Lukaschek hat sich als Leiter des schlesischen Ausschusses um die deutsche Sache in Oberschlesten ausgezeich nete Verdienste erworben. stärker als vor ihrer letzten Abberufung. In der Tat wird auch nach anderen Meldungen die Besetzung der Grenze nach Polen hin durchgeführt. In Beuchen hat sich die Stimmung wieder beruhigt. Der bisherige französische Ortskreiskontrolleur General Le Comte Denis ist von seinem Posten abberufen. Die Abberufung des Generals Le Rond wird in Berliner Ententekreisen bestätigt, über die Per son seines Nachfolgers verlautet noch nichts Bestimmtes. Fest steht nur, daß es wieder ein Franzose sein wird, ver mutlich aber kein General, sondern ein Zivilfunktionär. Der neue Plebiszitkommissar. Dresden, den 13. Juli 1921. Brenntors zur VemrMng fsr des Wister. Preis der Zentner 13 Mark. — Zimmer Nr. 2. Berichtigung. In der in Nr. 160 der Sächsischen Staatszeitung vom 13. Juli 1921 abgedruckten Veröffentlichung, Abänderung der Bekanntmachung des Arbeitsministeriums vom 20. September 1920 zur Verordnung über Aufbringung der Mittel für die Knhlen- wirtschaftSstellen vom 31. Mai 1920 betreffend, hat als Termin für die Herabsetzung der Beiträge der 1 Juli 1921 und nicht, wie in der Sächsischen Staatszeilung irrtümlicher weise abgedruckr ist, dec 1. Juni 1921 zu gelten. Der bisherige deutsche Plebiszitkommissar Dr. Urbanek rst von seinem Amte zurückgetreten. Der Zwölferausschuß hat daher den bisherigen Leiter des schlesischen Ausschusses, Land rat Dr. Lukaschek, früheren Landrat in Rybnik, mit der Vertretung der deutschen " ' ' Die Teilung der Erde. Nachdem sich der Weltkrieg auch für den Bund der Sieger als ein recht schlechtes Geschäft herausgesteltt hat, versuchen jetzt die Angelsachsen, den Gedanken des Frie dens als Ausgleich für die erlittenen Verluste um so ge schickter geschäftlich auszubeuten. Die vom Präsidenten Harding angeregte Konferenz zur Besprechung der Ab- rttstungsfrage stellt sich bei näherer Betrachtung als ein Versuch dar, im allerengsten Kreise der Auserwählten die jenigen Gebiete des Erdballs auszuteilen, die überhaupt noch verfügbar oder Gegenstand widerstreitender Inter essen sind. Die für den Herbst in Aussicht genommene Konferenz wird wahrscheinlich an Umfang und Bedeutung über das hinausgehen, was man auf Grund der ersten Meldungen von ihr erwartete. Die Hauptbeteiligten bleiben, ganz gleich, welchen Rahmen die Teilnehmerliste erreichen wird, selbstverständ lich Amerika und England. Die Angelsachsen, die den Krieg von vornherein als ein Geschäft ausgefaßt haben, beab sichtigen anscheinend bei der erst jetzt beginnenden Aus beute — denn die Versailler Friedensverhandlungen haben nur Bestehendes zertrümmert, aber auch dem Sieger keine neuen Werte geschaffen — niemanden anders an die Krippe heranzulassen, die zum allergrößten Teile durch die Opfer anderer Nationen fo reich gefüllt worden ist. Der ursprüngliche Gedanke, sich nur über eine Be schränkung der Rüstungen zur See zu verständigen und im Zusammenhangs damit die brennenden Probleme des Stillen Ozeans einer Lösung näherzubringen, ist bereits erheblich erweitert worden. Nunmehr soll auch die Frage der Rüstungseinschränkungen zu Lande auf die Tages ordnung gesetzt werden, und es sollen außer Japan und Frankreich wahrscheinlich auch noch andere Teilnehmer zu dieser Konferenz zugelassen werden. Dabei wird es Wohl ebenso einige Rangstufen geben, wie sie auf der Versailler Friedenskonferenz bestanden haben. Schon dort machte man den Unterschied zwischen den alliierten Hauptmächten und der großen Schar der übrigen Staaten, die dem Kreise der Verbündeten angehörten, ganz zu schweigen natürlich von den besiegten Mittelmächten. Bei der Weltabrüstungs konferenz in Washington wird äußerlich ein solcher Unter schied vielleicht weniger auffällig in die Erscheinung treten, dafür aber sachlich Wohl um so deutlicher. Der Sinn der Hardingschen Einladung würde sich ja in sein Gegenteil verkehren, wenn die Angelsachsen den anderen Staaten irgendwelche volle tatsächliche Gleichberechtigung zuge stehen wollten! Ernstlich in Frage kämen für einen solchen Anspruch nur Frankreich und Japan. Aus der Tatsache, daß Frankreich trotz einigen Kolonialbesitzes im Fernen Osten keinesfalls in Konkur renz nrit den Seemächten treten kann und will, wo es sich um rein maritime Fragen handelt, geht ohne weiteres hervor, daß der ganze große Apparat der Abrüstungs konferenz im letzten Grunde zu nichts anderem dienen soll, als eine Art Rückversicherungsvertrag zwischen den beiden großen angelsächsischen Weltmächten gegen den einzigen ' Staat, der ihnen im Osten gefährlich werden kann, gegen Japan, zu schließen. Diese aufstrebende Macht wird selbstverständlich aus der Washingtoner Konferenz ebenfalls beteiligt sein, aber Amerika und England werden unter der freundlichen Duldung Frankreichs dafür zu sorgen wissen, daß dort die japanischen Bäume nicht in den Himmel wachsen. Und alles das wird in Frieden und Freundschaft vor sich gehen. Die wohlwollende, ja sogar ireudiae Zustimmung der Franzosen wird davon ab hängig sein, daß die Konferenz gleichzeitig Die Aufgave auf sich nimmt, durch eine Kontrolle über die Rüstungen Deutschlands und Rußlands die unbezähmbare Angst der Franzosen vor neuen kriegerischen Verwicklungen mit Deutschland zu beruhigen. Jedenfalls hat Briand bereits jetzt bei den Reden, in denen er im französischen Parla ment zu der Einladung Hardings im zustimmenden Sinne Stellung nahm, angekündigt, daß Frankreich bereit sei, alles für die Sicherung des Friedens und die Beschrän kung der Rüstungen zu tun, daß es aber auch von seinen furchtbaren Leiden, seinen Sorgen und seiner Sicherheit in Washington sprechen werde. Deutschland dürfte bei der bevorstehenden Tei lung der Erde schwerlich zugezogen werden, obwohl auch wir gerade im Stillen Ozean eine Reihe wohlberechtigter Ansprüche anzumelden hätten, die uns auf Grund lang jähriger Kulturarbeit in den deutschen Kolonien niemand streitig machen dürfte. Die Teilung der Welt wird also von vornherein an Mängeln leiden. Sie wird nicht dem wirklichen Kräfteverhältnis der Nationen entsprechen, so lange Deutschland unberücksichtigt bleibt. Sie wird des halb trotz Abrüstung und Friedensidee nicht die letzte Tei lung seiU, wie sie auch nicht die erste ist. Die imperialisti schen Bestrebungen der jetzigen Herren der Erde werden nicht die letzte Entscheidung treffen, sondern die wirtschaft lichen und kulturellen Kräfte, die von keinem andern Lande der Welt in fo starkem Maße wie von Deutschland aus strahlen, werden das Ergebnis der kommenden Washing toner Tagung künftig einmal richtigstellen müssen. g- Hardings Programm. Nach den bisherigen Meldungen werden sowohl Briand wie auch Lloyd George persönlich an der in Washington ge planten Konferenz teilnehmcn. Es verlautet, der dritte Jahres tag des Waffenstillstandes, der 11. November, solle der Eröff nungstag sein. Auch Italien hat bereits dem Präsidenten Harding die Mitteilung zugehen lasten, daß es seiner Ein ladung Folge leisten werde. Der Abrüstungskonferenz ist ein ausgedehntes Programm zugedacht; es handelt sich zunächst darum, alle Möglichkeiten zu beseitigen, die zu internationalen Reibungen führen könnten. Nur wenn dies geschehen ist, kann eine wirksame Abrüstung verbürgt werden. Zweitens will sich die Washingtoner Konferenz auch damit beschäftigen, die Verwendung giftiger Gase in einem künftigen Kriege zu ver hindern und den Gebrauch von Flugzeugen möglichst einzu schränken. Als dritter Punkt wird in Washington die Frage der offenen Tür in Sibirien und China behandelt werden. Die Wünsche Englands. England bringt für die große Konferenz eine Anzahl be sonderer Wünsche mit, die aus einer Rede Lloyd Georges klar hervorgehen, in der er u. a. sagte: In den Vereinigten Staaten sehen wir immer ein Volk, das unseren eigenen Zielen und Idealen sehr nahe steht und mit dem zu überlegen und zu sammenzuwirken nicht nur unser Wunsch ist und in unserem Interesse liegt, sondern auch ein tief eingewurzeltes Instinkt gebietet. Wir wünschen die Handhabung der offenen Tür in China, um dem chinesischen Volke eine wahrhafte Gelegenheit zu sckakken für kriedlame Entwickluna. A —haben im „Wilsdruffer Tage MÄOVAßAAU blatt", das einen weitver MV vöSWT Zweigtenu. kaufkräftigen Leser vdwvNVM v ^eis besitzt, große Wirkung Kleine Zeitung für eilige Leser. * Der vierte Polenaufstand in Oberschlesien soll am 17. Juli beginnen. * In Holland bildete sich eine vorläufige Kommission, die es sich zur Aufgabe macht, in allen Städten Komitees zu bilden, um gegen die Besetzung der Rheinlande durch schwarze Trup pen Einspruch zu erheben. * Die Türken haben in den Küstengewässern des Marmara- meeres Minen gelegt. * Lloyd George wie Briand beabsichtigen, an der Harding schen Abrüstungskonferenz in Washington persönlich teilzu nehmen. * Rcichsjustizminister Schiffer verteidigte in einer Aussprache das Reichsgericht gegen die Beleidigungen Briands. * Amerikanische Ftnanzleute wollen in Berlin mit der Re- aieruna über die Festigung des Markkurses verhandeln. Vorboten -es polenaufstan-es» Neue Überfälle. — Der kritische 17. Juli. Nach Aussagen von Flüchtlingen nimmt der Terror der polnischen Insurgenten in den Kreisen Rybnik und Pleß von Tag zu Tag an Umfang zu. In den Orten ziehen am Tage polnische Banden umher, die mit Re volvern bewaffnet sind, während sie nachts Karabiner tragen. In einer der letzten Nächte wurden zwei be ladene Möbelwagen eines Kaufmanns in die Lust ge sprengt. Polnische Insurgenten überfielen den Förster Heine aus Loslau, räumten feine Wohnung aus und mißhandelten ihn aufs schwerste. Durch die Insurgenten wird bekannt, daß der vierte Aufstand schon am 17. Juli beginnen wird. Ihre Führer fordern die deutsche Ein wohnerschaft auf, die Gegend bis zum 15. Juli zu räu men. Wer diesem Räumungsbefehl nicht nachkomme, werde über die Grenze nach Polen verschleppt. Selbstverständlich hat diese Androhung eine Massen flucht der Deutschen zur Folge. Der englische General Henniker erklärte, die pol nische Grenze würde jetzt gesperrt werden und zwar durch Truppen aller drei in Oberschlesien vertretenen Mächte. Jetzt seien die englischen Truppen 60 Prozent Nie Ehre -es Reichsgerichts. Briands Angriffe — Schiffers Antwort. Der französische Ministerpräsident hat in der franzö sischen Kammer bei einer Erklärung über die Abberufung der französischen Abordnung aus Leipzig schwere Angriffe gegen die Ehre des deutschen Reichsgerichts ausgesprochen. Er hat dabei gedroht, daß Deutschland für diese Urteile büßen solle. Angesichts dieser Vorstöße, die nur ein Glied in der Kette der von französischer Seite gegen uns gerich teten Angriffe find, hat der deutsche Reichsjustizminister Dr. Schiffer das Schweigen, das auf deutscher Seite diesen fortgesetzten französischen Beleidigungen gegenüber gewahrt wurde, endlich einmal gebrochen und auf dies alles eine deutliche Antwort gegeben. Da der Deutsche Reichstag augenblicklich vertagt ist, wo sonst die Gelegenheit zu einer solchen Antwort gegeben wäre, hat der Minister in einem Kreise von Politikern, Ministern, Abgeordneten, sowie in- und ausländischen Journalisten eine Ansprache gehalten, in der er gegen das Verhalten Briands Protest einlegte. Wenn Briand, so sagte er, die Leipziger Prozesse als Komödie bezeichnet, so muß er darauf hingewiesen werden, daß er in einer un verantwortlichen Weise mit der Ehre seiner Mitmenschen spielt, und daß er ohne jeden Beweis dem höchsten deutschen Gerichtshof die Ehre abspricht. Genügt es Herrn Briand tatsächlich, daß die Urteile von Leipzig nicht mit seinen Wünschen und mit der öffent lichen Meinung in Frankreich übereinstimmen, um diesen Prozeß als Komödie zu bezeichnen? Das würde zu treffen, wenn das Reichsgericht sich bei seinen Urteilen von solchen Wünschen und Meinungen beeinflussen ließe. Dazu gibt sich ein deutsches Gericht nicht her. Auch im Friedensvertrag wird nicht verlangt, daß jeder Angeschuldigte verurteilt wird, sondern nur die jenigen, die durch den Prozeß als schuldig erwiesen wer den. Wir müßten von Briand verlangen, daß er im ein zelnen angibt, in welchen Punkten die deutschen Urteile ihm als irrig erscheinen. Wir haben aber genug unpar teiische Zeugnisse darüber gehört, daß das Ver fahren von Leipzig durchaus einwandfrei ist. Die öffent liche Meinung in Frankreich hat sich auch oft genug zu solchen Urteilen im Widerspruch befunden, die in Frank reich selbst gefällt wurden. Nur dadurch, daß die Reichs- gerichtsprozefle einseitig gegen Deutsche geführt werden, wird eine Art Theater aus ihnen, aber keine Komödie, sondern ein ernstes Drama. Wnen Briand diesen Makel beseitigen will, so muß er seine eigenen Landsleute, die Kriegsverbrechen begangen haben, unter Anklage stellen. Wenn er dies nicht will, so soll er auch darauf verzichten, durch neue Angriffe den Völkerhaß immer von neuem auf zupeitschen. Ein neutrales Urteil. Ein berühmter holländischer Jurist, Dr. jur. G. van Slooten, der vor kurzem in Leipzig den Verhandlungen gegen General Stenger und Major Crusius beiwohnte, erklärte gegenüber dem Berichterstatter des Amsterdamer „Telegraf": Der Verlauf der Prozesse in Leipzig und die Art und Weise, wie die Debatten geführt wurden, stimmten io ziemlich mit der^ Behandlung vor den nieder- 80 Jahrgang. Nr 163 Freitag den 15. Juli 1921. Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Postscheckkonto Leipzig 28614 Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Erscheint seit dem Jahre 1841 «rfthelnl täglich mit Aufnahme der Sonn« und Festlage nachmittags 5 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis bei Selbstabholung monatlich 4^0 Ml., durch unsere Austräger zugetragen In der Stadt monatlich 5 Ml., auf dem Lande LIZ Ml-, durch die Post bezogen vierteljährlich IZ.rs Ml. mit Austestungsgebühr. Aste Postanstalten und Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Zm Faste höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreise«!. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Znsertionspreis 1 Ml. für di- Sgefpa»°n- Korpuszelle oder deren Raum, Reklamen, di- rspaltige Korpuszellc 2.« Ml. Bei Wiederholung und Zahresaustrag entsprechender Preisnachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil snur von Behörden) die 2 gespaltene Korpuszeile Z Mk. Nachweisungs-Gebühr 50 Pfg. Anzeigenannahme bi« vormittags 1V Uhr. Für di- Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir leine Garantie. Zeder Rabatt, anspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät.