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Beilage zum Wilsdruffer Tageblatt. Nr 177 Sonntag -en 31. Juli 1921. 80. Jahrgang BelrMWsiir den!». Smtag mch DiMatis Von Pf. Knauth, Unkersdorf. Psalm 104,24: „Herr, wie sind Deine Werke so groß und viel? Du hast sie alle weislich geordnet und die Erde ist voll Deiner Güter." Ihr Menschenkinder, sehet die Vögel unter dem Himmel; sie singen dem Schöpfer ihr Lied am Morgen und Abend. Sehet die Lilien auf dem Felde und die Bäume im Walde: Mich, ruft der Baum in seiner Pracht, mich, ruft die Saat, hat Gott gemacht! Gebt unserm Gott die Ehre! — Und ihr wolltet ihm nicht die Ehre geben? Ihr wolltet stumm bleiben? Sehet die Vögel unter dem Himmel an und die Lilien aus dem Felde und lernt Gott vertrauen. Der Allgütige vergißt keine seiner Kreaturen, auch nicht die kleinste. Wie herrlich hat er der kleinsten Blume das Kleid geschmückt; welche Sorge auf sie ver wandt, die doch so schnell vergeht. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie? Wenn sich in eurem Leben Gottes Güte und Weisheit verbirgt, daß ihr sie nicht mehr recht erkennen könnt, geht hinaus in seine große, weite Schöpfung. Da lernt, wie er alles weis lich ordnet, wie er nichts vergißt und versäumt in seinem Re- gimente. Geht hinaus und hört die Predigt, die aus Wald und Feld, von den Bergen und Tälern mit tausendmaltausend Stimmen an euch ergeht: „Sorget nicht, klaget nicht! Gott ist ein guter Gott und er weiß und hat alles, was ihr bedürft." Laßt da draußen eure Sorge und kehrt heim mit befreitem Herzen! Laßt da draußen euer Grämen und Grübeln, und bringt aus der Schöpfung heim ein neues kindliches Vertrauen, einen fröhlichen und getrosten Mut. — Gott laste es Dir, lieber Leser, gelingen! Amen. politische Rundschau. Deutsches Reich. Waffenabgaben-Verbot des Reichswehrministers. Laut einer Verordnung des Reichswehrministeriwns mehren sich die Fälle, in denen Zivilisten an die Truppen teile des Reichsheeres mit der Bitte herantreten, ihnen Waffen und Ausrüstungsstücke angeblich zur Bildung von Selbstschutzaltteilungen für Oberfchlesien zu überlassen. Das Reichswehrministerium verbietet die Abgabe von Waffen. In Zukunft sind derartige Personen sofort vor läufig festzunehmeu. Reichsschulstatistik. Entsprechend den Wünschen des Reichstages wird auf Veranlassung des Reichsministeriums des Innern eine Reichsschulstatistik vorbereitet. Die Erhebung selbst soll den Ländern überlassen bleiben. Durch das statistische Reichsamt werden einheitliche Grundlagen für die Sta tistik aufgestellt werden. Ebenso soll die Zusammen stellung und Veröffentlichung der Ergebnisse einheitlich er folgen. Geschädigte Ausländsdeutsche. .... . Alle im Auslande geschädigten Deutschen haben das größte Interesse, das vom Reichstag verabschiedete Krwgs- schädengesetz kennenzulernen. Der Bund der ^Ausländs deutschen hat das Gesetz verbreiten lassen. Alle Landes verbände im Reickc. sowie sämtliche Ortsgruppen des Bun des der Ausländsdeutschen verfügen über dieses für dte Zukunft der Ausländsdeutschen entscheidende Dokument. Die Ausländsdeutschen im Reiche und im Auslande wer den im eigenen Interesse darauf aufmerksam gemacht. Eisenacher Anschlußbestrebungen. In der Frage des Anschlusses des Eisenacher Landes an die Provinz Hessen-NassaU sprach eine Abordnung aus Eisenach beim Preußischen Minister des Innern vor. Der Minister verwies die Erschienenen auf die Neichsverfassung die allein die Voraussetzungen regele, unter denen Gebiets veränderungen der Länder erfolgen könnten. Das Schwer gewicht liege hiernach in dem Willen der beteilgten Be völkerungskreise. Schon von einer früheren Preußischen Regelung sei erklärt worden, daß die der Erfüllung eines von breiten Bevölkerungsmassen getragenen - Wunsches keine Hindernisse in den Weg legen werde. Krisis in der bayerischen Koalitionsregierung. Der bayerische Landtag hat gegen die Stimmen der Bayerischen Volkspartei dahin entschieden, daß entgegen der vom Kultusminister Matt vertretenen Regierungs auffassung der Verordnungsentwurf über Schulpflege, Leitung und Aufsicht an den Volksschulen verfassungsge- inäß in allen seinen Teilen der Genehmigung des Land- wges unterliegt. Die Stellung des Kultusministers gilt infolge dieser Niederlage als erschüttert. Gefährdete Rechtslage im Saargcbiet. Die Interalliierte Regierungskommission des Saar gebietes beabsichtigt, die gegenwärtig im Saargebiet gülti gen deutschen Justizgesetze in verschiedenen Punkten zu ändern. Da das Saargebiet staatsrechtlich dem Deutschen Reiche angehört, wenn auch die Ausübung der Souve ränität zeitweilig dem Völkerbunde als Treuhänder über tragen ist, so bestehen an der Zulässigkeit solcher Änderun gen begründete Zweifel. Soeben weisen wieder die ört lichen Vertretungen von Saarbrücken und Ottweiler dar auf hin, daß die Regierungsvorlage auf Abänderung der deutschen Justizgesetze unannehmbar und daß die Umbil dung des Saargebietes zu einem besonderen Staatswesen nach dem Friedensvertrage unzulässig sei. Deutschland und das Memelgebiet. Eine Anfrage im Mcmeler Staatsrat wünschte den so fortigen Abschluß eines Wirtschaftsabkommens mit Deutschland. Der Staatsrat stimmte dem Vorschlag zu, daß eine Kommission des Staatsrates nochmals beim Ober- kommisfar vorstellig werde, daß diese Verhandlungen schleunigst ausgenommen werden. Deutsch-Österreich. X Schieberprozeß gegen höhere NegierungSbeamte. Eine Anzahl höherer Beamter des österreichischen Volksbe kleidungsamtes, darunter der Leiter des Amtes sowie eine Reihe von Geschäftsleuten befinden sich in polizeilicher Untersuchung. Sie werden beschuldigt, seit Jahren große Schiebungen in Volksbekleidungsstücken unternommen zu haben.— Oie Versorgung -er Alipensionäre. Aufbesserung derBezüge. Der Reichstag hat vor seinem Auseinandergehen das Altrentner-Gesetz verabschiedet, durch das die vor dem Kriege aus der Wehrmacht ausgeschiedenen Militärper sonen und ihre Hinterbliebenen in ähnlicher Weise versorg: werden sollen, wie die Kriegsbeschädigten und Kriegs hinterbliebenen. Damit ist auch den Kriegsbeschädigten früherer Kriege, besonders denen von 1870-71 eine wesent liche Aufbesserung ihrer Bezüge gesichert. Das Gesetz, das im Reichstag einige Änderungen erfuhr, hat die Zustim mung aller Parteien gefunden. Bei der Beratung wurde auch die Frage gestreift, wie sich die Regierung zu einer Abänderung des Neichsversorgungsgesetzes selbst stelle. Die Regierung hat, wie schon früher, erklärt, daß sie erst dann in eine Nachprüfung eintreten könne, wenn das Reichs versorgungsgesetz vollständig durchgeführt sei und seine Auswirkungen sich klar erkennen ließen. Gegenwärtig sei eine Abänderung nicht möglich, weil sie zu einem Zusam menbruch in der Umanerkennung der Renten und so zu einer Schädigung der Kriegsbeschädigten führen müsse. Der Regierungserklärung wurde von allen Parteien zuge- stimmt. Deuischtan-s neue Geegeltung. Der Dampfer „Hindenburg" in Südamerika. Uber die erste große Fahrt des neuen deutschen 12 000- Tonneir-Dampfers „Hindenburg" bringt der Hambur gische Corrcspondent einen fesselnden Bericht, aus dem hervorgeht, daß der alte Ruhm der deutschen Handels schiffahrt trotz des Raubes der deutschen Handelsflotte auch jenseits des Ozeans bereits wieder in neuem Glanze erstrahlt und daß die alte deutsche Seegeltung auch nach dem schweren Zusammenbruch der Nation sich wieder em porringt. Der Kapitän des Dampfers erzählte nach diesem Bericht über seine Fahrt u. a. folgendes: Bahia war der erste Hafen, den „Hindenburg" er reichte. Der Empfang durch Deutsche, Brasilianer und Be hörden war großartig. Man merkte die Freude, daß man nicht mehr allein von Engländern und Amerikanern ab hängig war. Schon hier machte sich der Hunger nach deut schen Waren vom ersten Augenblick an bemerkbar. Deutsch war während des Aufenthalts des „Hindenburg" wieder „obenauf". „Wir", so äußerte Kapitän Krützfeld sich wört lich, „hatten uns auf einen ganz anderen, so kalten Emp fangston eingestellt, der natürlich sofort bis in den tiefsten Bunker versenkt wurde." War der Aufenthalt in Bahia schon herzerfreuend, so sollte sich die Wciterfahrt, die telegraphisch von Hafen zn Hafen gemeldet wurde, sozusagen zu einer Neueroberung Südost-Amerikas für das Deutschtum gestalten. Ms der „Hindenburg" in die herrliche Advent-Bai von Rio de Janeiro einzog, wimmelte es von Booten, Barkassen, klei nen Dampfern, so daß der Dampfer sich kaum hindurch winden konnte. Kaum hatte „Hindenburg" am Pier an gelegt und das Fallreep ausgelegt, da waren diese schon gestürmt, jeder Deutsche wollte der erste sein, der seine Hand auf die Reeling legte. Ununterbrochen ertönten Be geisterungsrufe: „Hoch Hindenburg! Hoch Deutschland!" Eine Abordnung der brasilianischen Regierung, an ihrer Spitze der zukünftige, neuerwählte Bundespräsident und Vertreter der brasilianischen Kaufmannschaft und der Schiffahrt besichtigten das Schiff. Auch in Montevideo, Uruguays Hauptstadt, war nichts zu finden von dem von der Entente in die Welt hinaus posaunten Deutschenhaß. Im Gegenteil, der Heißhunger nach deutschen Waren, die Sehnsucht nach der Wiederauf nahme der Handelsverbindungen mit Deutschland trat " Ilse vou Krafft. Von M. Eitner. (Nachdruck verboten.) Und wieoer ging ye uoer oen Kirchhof, durch die kleine Pforte in den Park hinein. Die Sonne war ganz nahe am Untergehen. Wie flammendes Gold ging es von ihren letzten Strahlen aus, legte sich über die Vuchengänge und über das Wasser hin, an dessen Oberfläche sich jetzt die Goldfische sammelten, als wollten sie sich des letzten Grußes der Tageskönigin freuen. Und das flammende Gold, das von der unter gehenden Sonne ausströmte, legte sich auch über die Fenster des Schlosses hin, daß ein blendender Glanz von ihnen , ausging, als wohne da hinter ihren Scheiben ein großes, wunerbares Glück. Und das war doch Lüge — Lüge. Auf einem efeuumrankten Steinig in einer kleinen Ein buchtung des.linken Buchenganges, ließ Ilse sich nieder. Sie legte die Hände über das Gesicht und schluchzte laut auf Sie konnte nicht anders, sie mußte schluchzen. Es war, als habe eine wilde Gewalt sie erfaßt, die sie durchschüttelte und durchrüttelte. Alles in ihr schrie gradezu nach Liebe, nach Glück. War sie Frau geworden, um sich noch einsamer zu fühlen, als sie vorher gewesen mar? Und war die Einsam keit, die sie jetzt beängstigend umfing, nicht tausendmal schlimmer als die, welche sie im Haus ihrer Verwandten empfunden hatte? O, über das Elend des Alleinseins in der Ehe! Das macht die Seele müde und machte doch das Herz wi.d. Lich jemand zu eigen gegeben haben für das ganze Leben, und dann doch so allein dastehen, so entsetzlich allein! O, über das Elend! Warum hatte Herbert von Krafft ihre Hand begehrt? Warum hatte er sie an seine Seite herangezogen, wenn doch kein IneinanderHineinleben sich vollzog, wenn seins Frau für ihn nur die Herrin des Schlosses war, nur di» Mutter seines Knaben, aber nicht das Weib, das seinem Herzen so nahestand, daß er sein innerstes Empfinden mit lhm teilen mußte? Warum? Warum? Ilse dachte zurück. Als sie vor Jahren Herbert zum ersten Male bei Ge legenheit einer großen Jagd auf Neudorf sah, hatte seine Persönlichkeit, sein ruhiges, fast überernstes Wesen sofort Eindruck auf sie gemacht, einen Eindruck, den bis dahin noch kein Mann auf sie gemacht hatte. In stillen Stunden war es wie Sehnsucht über sie ge kommen, daß ihre Empfindung Erwiderung finden, daß Herbert sich zu ihr neigen möchte und sie an seiner Seite mit hinausnehmen, fort aus den Verhältnissen, die sie quälten und drückten seit der Stunde, da sie auf Neudorf eine Zuflucht hatte finden müssen. Ihre Eltern wären beide bei einer Eisenbahnkatastrophe verunglückt, als sie zehn Jahr alt war. Sie war nach Neu dorf geholt worden, weil Frau Hardenberg die Schwester ihrer Mutter war, hatten doch zwei Brüder Hardenberg zwei Schwestern geheiratet. Immer war sie wie eine Last angesehen worden, die man anstandshalber auf sich nehmen mußte, und die erst weniger drückte, als sie erwachsen war und sich im Hauswesen nützlich machen konnte. Das Ent schädigungskapital, das von der Bahn gezahlt wurde, hatten die Verwandten für ihre Erziehung und ihren Aufenthalt in Anspruch genommen und zur Anschaffung einer even tuellen, nötigen Aussteuer. So manche Nacht hatte sie unter heißen Tränen durch wacht und unter Händeringen gefragt, ob es denn nie anders werden würde, ob auf der Erde kein bißchen Glück für sie erblühen könnte. Sie wußte, daß zu wiederholten Malen bei ihren Ver wandten um ihre Hand angehalten worden war, die Sache aber abgeschnitten worden war, ohne daß ihre Meinung eingeholt wurde. Sie hatte sich nicht darüber aufgeregt, denn unter denen, die ihre Hand begehrten, war keiner gewesen, dem sich ihr Herz zuneigte, und sie wollte nicht, nein, sie wollte nicht Frau werden, ohne den Mann, dem sie ihre Hand reichte, auch wirklich zu lieben. Da war Herbert in ihr Leben hineingetreten, und ihm neigte Lch ihr Herz zu, und sie litt unter der Selten heit und Flüchtigkeit seines Erscheinens. Nun wurde er plötzlich Majoratsherr von Kaltenborn. Fast scheu zog sie sich zurück, als er in dieser neuen Stellung seinen ersten Besuch auf Neudorf machte. Er kam schneller wieder, als sie erwartet hatte. Er machte ihr nicht den Hof, er zeigte sich nicht anders, als er sich früher gezeigt hatte, und sie war geradezu bestürzt, als der Onkel ihr eines Tages sagte, daß der Majoratsherr von Kaltenborn um ihre Hand angehalten habe, und daß sie gegen diese Verlobung nichts einzuwenden hätten. Wie ein Sturm war es durch ihr Herz hingebraust. Sie wollte so glücklich sein und hatte doch nicht den Mut dazu. Sie fragte sich wieder und wieder: „Liebt er dich wirt lich?" und sagte sich dann: Weshalb sollte er meine Hand nehmen wollen, wenn er mich nicht liebt, er, dem doch jedes Haus offen stand, der überall ein willkommener Schwiegersohn gewesen wäre. Wenn er sie an seine Seite rief, die keinen großen Namen, kein Vermögen hatte, so mußte er sie doch lieb gewonnen haben. Sie war seine Braut geworden, ohne der großen Liebe, die in ihrem Herzen lebte, nach außen Ausdruck zu geben. Herberts Wesen ließ keine Gefühlsäußerungen zu. Und sie war sein Weib geworden, voll Vertrauen auf seine Liebe, vollHofinung aus ein Glück, das ihrem weiteren Leben einen wunderbaren Glanz verleihen mußte. Ihr Vertrauen und ihre Hoffnung starben hin und wurden zuschanden. Was Herbert ihr gab, war nicht die Liebe, die sie er hofft batte, „und, der Glanz, den sie wie in der Ferne sich yarre uoer lyr Leven breiten sehen, blieb aus. Das war kein Zusammenleben, wie sie es sich gedacht hatte. Hier lag eine Kluft zwischen Mann und Weib, di« sie elend machte. Erst zwei Jahre war sie verheiratet, und hinter ihr lag es wie eine Ewigkeit des Alleinseins. Sollte das so weitergehen von Jahr zu Jahr, big die Haare weiß, die Glieder müde wurden? Nein! Das war nicht zu ertragen. O, wie sie die Frau Krause in der kleinen, niedrigen Stube beneidete, um die ihr Mann liebend bemüht warl Und wie sie die Toten auf dem Kirchhof beneidete, die aller Einsamkeit entrückt waren, die nicht mehr empfanden, wie furchtbar schwer Erdenleid drücken kann! Mit beiden Händen strich sie die Haare aus der Stirn zurück, als wären sie eine unerträgliche Last. Und dann, wie von plötzlichem Entschluß getrieben, eilte sie zum Schloß zurück. Sie flog fast durch die Buchengänge, als handele es sich um Leben und Tod. Flüchtig blickte sie in das Kinder zimmer hinein, sagte nur: „Ich komme gleich." Dann fragte sie den Diener, ob ihr Mann vom Vor werk zurück sei, und erhielt zur Antwort, daß er vor un gefähr fünf Minuten in sein Zimmer gegangen sei. Er ging, ohne sie zu sehen und ohne ihr ein direktes Wort zu sagen, und er kam zurück, ohne nach ihr zu sehen, ohne ihr ein freundliches Wort zu sagen. Sie betrat hastig sein Zimmer. Herbert schickte sich gerade an, sich wieder an den Schreibtisch zu setzen, und unwillig wandte er seinen Blick der Tür zu. Eben wollte er abwehrend sagen, wie er das schon oft getan hatte: „Ich habe jetzt keine Zeit, habe dringend zu tun," aber der Ausdruck in den Zügen seiner Frau ließ ihn stutzen und hielt die abwehrenden Worte zurück. „Was ist geschehen, Ilse?" fragte er. „Was gibt es?" „Es ist nichts geschehen, was nicht täglich bei uns vorkommt, es gibt nichts Besonderes." „Nun — und?".... „Herbert!" stieß sie hervor, und das klang wie der Hilfeschrei eines tödlich Verwundeten, „laß mich nicht so viel allein! Ich ertrage das nicht." „Ich verstehe dich nicht, Ilse. Ich habe dir von Anfang an erklärt, daß ich die Zeit, die nicht durch Außendinge ausgesüllt wird, für meine schriftlichen Arbeiten brauche, und diese Arbeiten sind kein Kinderspiel, die verlangen Ruhe und Sammlung." „Und warum muß ich dem allem fernstehen? Warum sprichst du mir nicht von deinen Arbeiten?" „Du würdest ihnen doch kein Interesse abgewinnen," entgegnete Herbert schroff, „würdest sie auch nicht verstehen." Nicht ein Wort mehr kam über ihre Lippen; aber in ihren Augen lag ein Ausdruck, der ihn an ein weidwundes Reh erinnerte. Der Ausdruck störte ihn. und er wollte etwas zu, (Fortsetzung nächste Seite.)