Volltext Seite (XML)
haben. Nach einer weiteren Havasmeldung aus iton- -tantinovel berichtet der Korrespondet des türkischen Blattes „Vakit" auch die Einnahme von Uschak durch die Türken; ferner soll dem amtlichen Bericht von Angora .-ufolge Fedhie Hamidieh von den Türken genommen wor- öen sein, die auf Jneaoel vormarschieren. polLMcke Kunäfcdau. Minderung der Getreideumlage verlangt. Der Reichslandbund hat an die Reichsregierung und die preußische Regierung folgendes Telegramm gerichtet: Infolge anhaltender Trockenheit droht für Sommer getreide in vielen Gegenden Mißernte. Daher Erfüllung der Getreideumlage ohne schwere Wirtschaftsschädigung vieler Orte nicht möglich. Bitten daher, durch besondere Kommissionen im Wege der Lokalbestchtigung Umlage schleunigst nachprüfen zu lassen und entsprechend den ver änderten Verhältnissen herabzusetzen. Schiffer über die Kriegsbeschuldigten. In seiner Remscheider Rede berührte Reichsjustiz minister Dr. Schiffer auch die Frage der deutschen Kriegs beschuldigten und der Leipziger Urteile. Dabei sagte er u. a.: Das Reichsgericht hat die Angeklagten nach bestem Wissen und Gewissen abgeurteilt. Aber nicht diese Män ner waren es, sondern unter Anklage stand in Leipzig der Krieg. Deshalb ist es eine grauenhafte Ungerechtigkeit, bei uns allein die Männer zu suchen und auf die Anklage bank zu bringen, die sich besondere Grausamkeiten zu schulden kommen ließen. Wenn überhaupt die Kriegsver brecher zur Verantwortung gezogen werden sollen, dann müßte das von allen Seiten geschehen. Deshalb verlangen wir, daß alle, die an dem Kriege schuldig sind, vor die Schranken eines unparteiischen Gerichtshofes gezogen wer den, dann werden wir sehen, ob unser Vaterland in der Art, wie es den Krieg geführt hat, vor anderen Völkern nicht bestehen kann. Frankreich. X Stürmischer Beginn des Arbeiterkongresses. ner Kon greß des Französischen Allgemeinen Arbeitsbundes hat in Lille begonnen. Der Kongreß hat eine außergewöhnliche Bedeutung, weil er über den Anschluß an Moskau ent scheiden soll. Gleich zu Beginn kam es zu stürmischen Zwischenfällen. Als sich ein Redner der Minderheit zur Tribüne begeben wollte, wurde er von den Anhängern der Mehrheit aufgchalten. Es kam zu ernsten Zusammen stößen, in deren Verlaus zahlreiche Revolverschüsse fielen. Zwei anarchistische Delegierte sind schwer verwundet wor den. Außerdem wurde ein Gewerkschaftssekretär am Arm verletzt. Sie mußten den Sitzungssaal verlassen. Auch andere Verwundete wurden aus dem Sitzungssaal ent fernt. Rußland. X Hunger und Politik. Der bolschewistische Volkskom missar Kamenew erklärte in einer Sitzung der Volkskom missare in Moskau: „Wir können für die 25 Millionen, die jetzt Hunger leiden, nicht Nahrung schaffen, ebenso wenig für Moskaus 140 000 Arbeiter. Wenn wir jedoch erreichen könnten, unser kommunistisches Heer mit Nah rung zu versorgen und einige größere Fabriken mit nur 20 000 Arbeitern in Gang zu setzen, würden wir über eine Partei verfügen, die stark genug wäre, jeden Widerstand niedcrzuschlagen." Diese Rede hatte einen allgemeinen Ausstand der Arbeiter zur Folge. Sogar die Menschr- wistische Partei forderte in einer Proklamation die Ar beiter auf, zu den Waffen zu greifen. Diese Proklamation beantwortete die Sowjetregierung wiederum mit der Er klärung des Belagerungszustandes. Zustizminister a. D. v. Beseler 1*. Der letzte Justizminister des alten Preußen. Im Alter von 80 Jahren ist der frühere preußische Justizminister v. Beseler in Berlin gestorben. Er wurde 1905 als Nackkolaer Dr. v. Schönstedts als Justizminister Mag auch die Liebe weinen... 60j Roman von Fr. Lehne. OopvriLdt 1913 bv Orelner öe Oomp., Lettin IV 38. Ich preise mein Geschick, daß es mir diese Frau wieder zugeführt hat, die mir einen solchen Sohn und eine solche Tochter erzog." Er faßte die Hand Marias und legte zärtlich und re spektvoll seine Lippen darauf, und Frau Maria wurde rot wie ein junges Mädchen. Den Oberförster erfaßte eine ihm selbst unbequeme Rüh rung, als er diese zarte Huldigung und zugleich Abbitte sah! Nachher, als das gräfliche Paar wieder gegangen war, ent wickelte Frau von Eggert eine fast fieberhafte Gesprächigkeit. Sie habe sich immer gedacht, daß hinter den Bergers etwas be sonderes stecke. — Die Frau habe stets so etwas Vornehmes, Apartes gehabt. Die Tochter — gab es wohl ein schöneres Mädchen und eines von feinerem Benehmen und Anstand? Und den Förster habe jedermann doch immer für etwas anderes als einen Unterbeamten gehalten! „Du kannst gar nicht anders, Eggert, als Deine Zustim mung geben — schon um des Herzogs willen —" „Die hat Jutta längst! Sie mag ruhig Berger heiraten." „Aber nicht, wie Du wolltest — als verstoßene Tochter! Du bist es Hoheit schuldig Und bedenke doch: Jutta allein trägt die Schuld," setzte sie zögernd hinzu, „Ernestine, der sich Jutta anvertraute, hat mir alles wiedergesagt, und sie selbst hat es Dir eingestanden. Du kannst Erich Allwörden nicht für Juttas Eigenmächtigkeit strafen " Der Oberförster mußte doch lächeln, welch ein beredter An walt feine Frau geworden war, nachdem sie vor wenigen Tagen erst dem Förster beinahe den Tod gewünscht hatte ... Weiberlogik! Wie schnell die Frauen doch umzustimmen sind! Am nächsten Abend — es war schon spät — die Däm merung hatte bereits ihre feinen, grauen Schleier um alles ge sponnen — da schritten Lori, Jutta und Erich auf die Ober försterei zu. „Vater sitzt am Schreibtisch!" flüsterte Jutta, die nach den Fenstern seines Arbeitszimmers spähte. Beim Schein der Pe troleumlampe sah sie den geliebten Kopf über die Arbeit ge neigt. — Tränen feuchteten ihre Augen. — „Wartet Ihr hier, bis ich Euch rufe." Sie schlüpfte in den Hof; die Hunde, die dort frei umher liefen, erkannten sie und sprangen freudig an ihr empor. Ein nach Berlin berufen, Jahre 1917 trat er in ven Ruhestand. Max Beseler wurde am 22. September 1841 in Rostock als Sohn des Rechtslehrers Georg Beseler ge boren. Er studierte in Heidelberg und Berlin und trat 1863 in den preußischen Justizdienst ein. 1892 wurde er zum Präsidenten des Amtsgerichts I Berlin ernannt, 1897 zum Oberlandesgerichtspräsidenten in Kiel, 1904 in Bres lau. Am 21. November 1905 wurde er zum preußischen Justizminister ernannt. Die Sensationsprozesse, die in Beselers Ministerschaft fielen, so namentlich die Prozesse, die sich an die Eulen burg-Affäre anknüpften, gaben der Öffentlichkeit vielfach Anlaß, an der preußischen Justiz und der Amtsführung des Justizministers Kritik zu üben, fo daß sich Beseler wiederholt genötigt sah, sich zu rechtfertigen. Aus dem inneren Dienstbetrieb der preußischen Justizverwaltung sind aus der Zeit Beselers besonders bemerkenswert vis Bestrebungen zur besseren Durchbildung des juristischen Nachwuchses. Hierhin gehört vor allen Dingen die Ein führung von Klausurarbeiten für die Assessorenprüfung. Ein Erlaß Beselers, der die Anstellung der Assessoren im Justizdienst regelte, wurde teilweise heftig angegriffen als Versuch, die Anstellungsbedingungen zu erschweren. Am 22. September 1916 konnte er feinen 75. Geburtstag noch im Amt als Justizminister feiern. Anläßlich des großen Amterwechsels am 5. August 1917 trat er zurück. Sein Nachfolger wurde der Reichstagsabgeordnete Dr. Spahn. Reichsiagsabg. Karl Trimborn 1*. Der Staatssekretär a. D. Geheimrat Trim born, Vorsitzender der Zentrumsfrakton des born, Vorsitzender der Zcntrumsfraktion des tei, ist in Bonn an den Folgen einer Operation gestorben. Einige Tage nach dem Hinscheiden ihres bedeutenden Sozialpolitikers Professor Dr. Hitze verliert die Zentrums- Partei wieder einen hervorragenden Mann. Trimbor» war ein geborener Kölner und übte dort den Beruf eines Rechtsanwalts aus; seit 1896 ge hörte er dem Reichs tag und dem preu- ßifchen Landtag au. Während des Krie ges war er im Ge neralgouvernement Belgien Referent für die Abteilung Unter richt und Kunst, widmete sich aber seit Juli 1917 wie der vollständig der parlamentarifchen Tätigkeit. Er trat als Staatssekretär des Innern in das Kabinett des Prin zen Max von Vaden ein. Nach dem durch die Umwälzung her- vorgerufenen Rück Trimborn tritt dieses Kabinetts bekleidete er keinen Negierungs posten mehr. Er stand auf dem rechten Flügel des Zen trums, trat früher besonders sozialpolitisch hervor, später aber auch als gewandter und kenntnisreicher Redner auf allgemeinpolitischem Gebiet. Nach dem Tode Gröbers wurde er zum Vorsitzenden der Reichstagssraktton und der Pattei gewählt. Er ist 66 Jahre alt geworden und starb infolge einer kürzlich vorgenommenen Operation. Die Zentrum spartet sieht durch seinen Tod eine Lücke ent stehen, die sie nicht leicht zu schließen vermögen wird. Der griechisch-türkische Krieg. Siegesmeldungen von beiden Seilen. Wie in allen Kriegen der neueren und wahrscheinlich auch der älteren Zeit laufen von den Zusammenstößen zwischen Griechen und türkischen Nationalisten einstweilen Siegesmeldungen von beiden Seiten ein. Das vom Krieg untrennbare Bedürfnis der Stimmungsmache ist bekannt lich im Orient von jeher in ausgezeichnetem Maßstabe ge handhabt worden. Meldungen aus Athen berichten über unwider stehlichen Vormarsch der Griechen. Man wollte den ge samten türkischen Generalstab mitsamt dem Chef nebst 30 000 Mann gefangen haben. Das hat sich mittlerweile schon als erfunden herausgestellt. Die Griechen bleiben aber dabei, die türkischen Streitkräfte gesprengt und zu regelloser Flucht gedrängt zu haben. Der Krieg werde bald zu Ende fein. Auf der anderen Seite verlautet aus Konstantinoel, die kemalistischen Streitkräfte sollen Vie griechische Front durchbrochen haben und auf beiden Flügeln im siegreichen Vorschreiten begriffen sein. Nach einer in Paris verbreiteten Havasmeldung aus Jsmid setzen die Türken ihren siegreichen Angriff auf Biledschick, Jeni Schehir und Jnhissar fort. Die türkischen Truppen sollen Afiun, Karahissar und Tulu Bunar bereits besetzt haben. Nach einer weiteren Havasmeldung aus Kon stantinopel berichtet der Korrespondet des türkischen Blattes „Vakit" auch die Einnahme von Uschak durch die Türken: ferner soll dem amtlichen Bericht von Angora zufolge Fedhie Hamidieh von den Türken genommen wor- ven sein, die auf Jnegoel vormarschieren. Welt- und Volkswirtschaft, Der Stand der Mark. Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für 160 Gulden, IVO dänische, schwedische, norwegische, österreichische, ungarische oder tschechische Kronen, 100 schweizerische, belgische und französisch« Frank, 100 italienische Lire, sowie für l Dollar und l Pfund Sterling gezahlt wurden. („Brief" --- angeboten; „Geld" — gesucht.) Danach war also die Mark in Pfennigen ungefähr wert in Holland 7,0; Italien 28,6; England 7,4; Amerika 5,5; Frankreich 13,6. Börsenplätze 26. 7. Geld I Brief 25. 7. Geld § Brief Stand 1.8. 14 Holland . .. Gulden 2437,75 2442,45 2437,55 2442,73 170 Mk. Dänemark .. Kronen 1183,80 1191,20 1192,80 1196,20 112 . Schweden . . Kronen 1583,40 1586,60 1603,35 1606,65 112 . Norwegen . . Kronen 1008,95 1011,05 1013,95 1016,05 112 . Schweiz . . , Frank — — 1293,701296,30 72 . Amerika . . . Dollar 78,29 V- 78,45 V- 78,79 V- 78,95 V- 4,40. England .. . Frankreich . . Pfund 279,95 280,55 281,20 281,80 20,20. Frank — — 608,85 610,15 80 Belgien.... Frank — 593,40 594,60 80 , Italien .... Lire — 343,65 344,35 80 , Dt.-Osterreich Kronen 9,23 9,24 9,93 9,97 85 ' Ungarn.... Kronen 22,37 22,43 23,47 23,53 85 Tschechien.. . Kronen 99,95 100,25 99,60! 99,80 85 ' * Bevorstehende Preissteigerung der Lebensmittel, über die Ernährungslage und die Lebensmittelteuerung erklärte der württembergische Ernährungsminister, daß in den nächsten Monaten eine nicht unwesentliche Preissteigerung bei allen Lebensmitteln zu erwarten sein werde, die eine Rückwirkung auf die Löhne ausüben werden. Die Industrie solle sich in folgedessen zur rechten Zeit darauf einstellen. 4 Oberschlesiens Wirtschaftseinheit mit Deutschland. Aus Oberschlesien wird ein Anziehen aller Preise aus dem Eisen markte gemeldet. Nachdem der Tiefstand überwunden ist, ver suchen zwar einzelne Abnehmer noch Aufträge zu alten Notie rungen anzubringen, sie stoßen aber bei den Werken aus strikte Ablehnung. Mit der Ausnahme des Güterverkehrs von Ober schlesien nach den übrigen deutschen Gebieten stießen dem Re vier erfreulicherweise wieder umfangreiche Aufträge zu. Die ser Vorgang liefert erneut den Beweis, daß das gesamte ober schlesische Jndustrierevier nur bei einem ungeteilten Verbleib bei Deutschland seine wirtschattliche Existenz finden kann. Polen hat während des Ausstandes nicht vermocht, das Revier mit Aufträgen zu versehen. Die Werke mußten daher aus schließlich auf Laaer arbeiten, und es war die Gefahr, in den leiser, scharfer Zuruf brachte sie zur Ruhe. Sie klopfte an das Fenster der Küche, in der die alte Ernestine bei der Abend suppe saß. „Ernestine — ich bin wieder da!" Die Alte unterdrückte einen erschreckten Ausruf; eiligst kam sie herausgetrippelt. „Mein Püppchen, mein Täubchen!" Die Hellen Tränen liesen ihr über die Wangen. „Wo ist Mama? Ruse sie, ich will sie sprechen, ehe ich zum Vater gehe." Und Frau von Eggert empfing ihre Tochter, als sei nichts vorgefallen. Sie machte ihr keine Vorwürfe; sie küßte sie und weinte. Dann schlich sich Jutta hinein zu ihrem Vater. Vorsichtig klinkte sie die Tür auf; er hatte das leise Geräusch überhört — mit einem Male fühlte er sich umschlungen, fühlte die tränen nassen Wangen seines Kindes an den seinen. „Vater, lieber Vater," sie fühlte sein Widerstreben, fühlte, wie er sich von ihr losmachen wollte, doch sie ließ ihn nicht. „Vater, sage kein Wort! Laste mich wieder Dein Kind sein! Ich bin doch Deine Einzige, Du willst mich doch glücklich sehen. Aber ich bin es nur, wenn Du mir verzeihst — dann fehlt mir nichts mehr — jeden Tag meines Lebens will ich Dir danken!" Sie flehte in rührenden, herzbewegenden Tönen — sie ließ nicht ab von ihm, und ein wunderbar weiches Gefühl überkam ihn, als er in das schmale, blasse Gesichtchen, in die tränen vollen Augen seiner geliebten Tochter blickte. Sie war ja die einzige! Und Gott hatte es so wunderbar gefügt, daß ein Auf lehnen zwecklos gewesen wäre. Aber noch sagte er mit der alten Strenge: „Jutta, Du hast uns schwer gekränkt! So schnell kann ich das nicht vergessen!" „Graf Allwörden hat seine Frau noch viel mehr gekränkt — und sie hat ihm doch verziehen. Und Erich verzieh ihm auch." Unwillkürlich mußte er lächeln; es sah Jutta ähnlich, daß sie ihm gegenüber diesen Trumpf ausspielte! „Ja, Papa, ich weiß alles. Der Legationsrat Graf All wörden, Erichs Onkel, hat Lori und mich von der Frau Pastor abgeholt, er hat mir alles erzählt! Vater, er liebt Lori, denke, er hat sich mit ihr verlobt, als sie noch die einfache Gesell schafterin war und er noch gar nicht wußte, daß sie seine Nichte sei — aber Frau Berger, ich meine, die Frau vom Grafen Ottokar Allwörden," verbesserte sie sich, „ist gegen die Ver lobung," sie erzählte davon, sroh, daß der Vater ihr zuhörte, und dann fragte sie plötzlich: „Vater, liebes, gutes Papachen, er wartet draußen! Darf er nicht hereinkommen?" „Wer — der Legationsrat?" Sie erglühte. „Nein, Erich — Du hast ihn doch immer schon gern ge habt! Und die Mama ist auch nicht mehr gegen ihn " „Wollt Ihr mich so ganz hinterrücks überfallen?" grollte er halb besiegt. Aber Jutta war schon draußen, und an Erichs Arm be trat sie wieder das Zimmer. „Herr Oberförster! Mein Vater ..." Der Angeredete wehrte ab. „Schon gut, Erich." Und dann sprach er mit ihm — nur wenige Worte, aber die zauberten einen Freudenschein auf das ernste Gesicht des jungen Mannes, und Jutta fiel ihrem Vater jubelnd um den Hals. Neunundzwanzig st es Kapitel. Einige Wochen später fand in der Schloßkapelle von Lenge feld in aller Stille die Trauung des Grafen Ottokar Allwörden mit Frau Maria statt. Graf Rüdiger ,der Oberförster und die beiden erwachsenen Kinder waren zugegen. Nun nahm Maria den Platz ein, der ihr von allem An fang an zugekommen war! Doch keine stolze Genugtuung er- füllte sie — nur Demut und Darkbarkeit, weil Erich und Leonore zu ihren Rechten gekommen waren; dies war ja ihr einziger Wunsch gewesen! Der Oberförster war überrascht von ihrer hoheitsvollen Erscheinung. Sie trug den Familienschmuck der Allwördens, der in ihrem weißen Haar und auf der schwerseidenen Robe funkelte — so hatte es Graf Ottokar gewollt. Nach der Trauung trat Rüdiger auf sie zu. Er sah sie groß und ernst an. Wie fragend. Und nach kurzem Zögern streckte sie ihm die Hand ent gegen — zum ersten Male. Er führte sie ehrerbietig an seine Lippen. Das bedeutete den Frieden — auch zwischen ihnen! Doch das Wort, aus das er hoffte, sprach sie nicht aus. Er nahm kurzen, schmerzlichen Abschied von dem geliebten Mädchen und reiste wieder ab. Der Legationsrat hatte die Nachricht mitgebracht, daß Gräfin Lella sich mit einem italienischen Marchese verlobt habe, den ihre pikante, rotblonde Schönheit geblendet hatte. Ottokar teilte Lella mit, daß er seine Familie wieder gefunden, daß seine Tochter Leonore es gewesen sei, die unter dem Namen Lore Berger, ihr selbst unbewußt, in dem väter lichen Hause als Erzieherin geweilt. Er wünschte Lella für die Zukunft alles Glück.