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Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Wochenblatt fM Wilsdmff UNd klNMgeNd Postscheckkonto Leipzig 28614 Dieses Blatt enthalt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des (Stadtrats zu Wilsdruff, -es Forstrentamts Tharandt Verleger «nd Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Nr. 167. Mittwoch den 20. Juli 1921. 80. Jahrgang. VorlMNg der Stcuerkarten (MW 25. Juli ab bel der hiesigen Sladlsteuerkaffe zu erfolgen. Wilsdruff, am 19. Juli 1921 «sw Amtlicher Teil. der Steuerpflichtigen der iii!iliii!ili»l!iii<i>Illllil!ll«lillllllllllllllllliiilliillllliiiiii!iuiiiiiiiiii«iiiiiiiiiiiiiiiiiii!!iiiiiii!ii«»!ii!ii!i!ii»i»ililiiiiiliiiiiii»iii»lll!»li»llllllllil Stadt Wilsdruff hat vom Der Stadtrat Nir kill» MW, UtW öi; 10 W MmillG MuM». IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIllIIIIIIIIIIlllIIIIIII«llIIIIIlIllIIIIIIIIIIIIII»IlIIIIIIIIIIIIIIlIIIIIl»IIII!IIIII»»IIIIIIII»»IIIIIlIIIIIIII»II»IIII!IIIIIIII».i1II»IIIII» Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die deutsche Negierung bietet der Reparationskommission wieder 41 Millionen Goldmark in verschiedenen europäischen Werten an. * Der französische Botschafter hat eine Note überreicht, in der die deutsche Regierung für die Zustände in Oberschlesien verantwortlich gemach wird. * Die Sozialdemokratische Partei veröffentlicht den Entwurf eines neuen Parteiprogramms. * Als französische Verstärkung für Oberschlesien ist eine In. santeriediviston aus dem Rheinland ausersehen worden, für die als Ersatz neue schwarze Truppen nach dem Rhein kommen. * Die zur eventuellen Besetzung des Ruhrreviers einberuse- neu belgischen Soldaten werden jetzt zurückbeordert. Die Rück, berusung hat am 15. Juli begonnen. * Der Irenführer Devalera gab eine Erklärung ab, in der er sagte, er habe nur eine Forderung aufzustellen, nämlich die der Anerkennung deS Selbstbestimmungsrechtes der irischen Nation. * Das dänische Ausfuhrverbot für Getreide wird wahr scheinlich mit dem 1. Dezember d. I. ausgehoben werden. * Die Ententemächte drohen Ungarn mit Gewaltmaßnah- men, falls eS nicht alsbald Deutsch-Westungarn an Österreich übergibt. * Die polnische Regierung hat beschlossen, die Zwangswirt schaft für Kohle vom 1. Oktober ab aufzuheben. Die Einfchrän- kungen der Ein- und Ausfuhr von Kohle sollen indes aus- recht erhalten bleiben. * Die Italiener haben an der Küste Kleinasiens Truppen ge landet. * Reuter meldet aus Helstngfors, dort seien zuverlässige Nachrichten eingetroffen, daß die Sowjetregierung eine allge- meine Mobilmachung angeordnet habe. Haltet den Dieb! Der Volksmund erzählt, daß es bei Gaunern MV Nanditen manchmal vorkomGt, daß einer, der eben etwas gestohlen hat, sich unauffällig in die Schar der Verfolg« mischt und am lautesten von allen ruft, »Haltet den Dieb . so alt und abgeschmackt diese Kriegslist sein mag, durch sie man glaubt, den Verdacht am leichtesten von sich ab- zuwälzen, so wird diese Methode doch auch heute noch so gar in der hohen Politik angewendet. Alle Welt weiß, öaß an den himmelschreienden Zuständen in Ober schlesien nächst den polnischen Ausrührem die Fran zosen den Hauptteil der Schuld tiagen, weil sie nicht nur stillschweigend dulden, daß die polnischen Insurgenten die deutschen Bewohner des Landes in unerhörtester Weise bedrängen, sondern weil sie selbst seit langem schon ihre ganze oberschlesische Politik offen daraus anlegen, ent gegen der klaren Entscheidung, die in der Volksabstim mung getroffen wurde, das Land in die Hände der Polen zu spielen. Gerade aber, weil sie selbst die Hauptschuld an dem Chaos tragen, das über das unglückliche Land her eingebrochen ist, versuchen sie um so eifriger, die Verant wortung dafür der gänzlich unbeteiligten deutschen Re gierung aufzuladen. , Mit einer Note, die an Entstellungen und Verdreh ungen alles bisher Dagewesene übersteigt, haben sie jetzt abermals versucht, den Nachweis zu führen, daß alle ober schlesischen Greuel nur auf unser Konto kämen und daß sie infolgedessen genötigt seien, ihre eigene Machtstellung zur Abwehr angeblicher deutscher Übergriffe in Oberschlesien noch zu verstärken. Die neue Note, die der französische Botschafter in Berlin dem deutschen Außenminister über reichte, behauptet zunächst, daß in Oberschlesien von deut scher Seite eine Menge Mordtaten und Überfälle ver übt würden. So wird z. B. der Tod des französischen Ma jors, der bei den letzten Unruhen in Beuthen ums Leben kam, uns in die Schuhe geschoben, obwohl damals sofort nachgewiesen wurde, daß der tödliche Schuß nur von einem Polen oder gar von einem Franzosen abgegeben worden sein konnte. Von den zahllosen polnischen Greueltaten, die in mehreren deutschen aktenmäßigen Veröffentlichungen einwandfrei nachgewiesen wurden, ist natürlich nicht die Rede. Weiter wird behauptet, daß die deutschen Selbst schutzformationen nicht entwaffnet und nur zum Schein beurlaubt seien, und sich samt dem General Höfer noch in Mittel- und Niederschlesien aushielten. Auf wie schwachen Füßen diese Behauptung steht, geht daraus hervor, daß, wie allgemein bekannt ist, General Höser sich schon längst in Koburg aufhält, und daß von deutscher Seite einwandfreie Berichte über die Auflösung und Ent waffnung des Selbstschutzes vorgelegt worden sind, haben doch an dieser Entwaffnung selbst französische Offiziere teilgenommen. Worauf die ganze Note hinaus will, erkennt man am besten daran, daß sie einmal behauptet, die Verant wortlichkeit der deutschen Regierung für das an- aeblicke Wciterbeftebcn des Selbstschutzes in Oberschlesien bleibe in vollem Umfange erhalten und unter diesen Um ständen könne natürlich eine endgültige Lösung der ober- lchlesischen Frage nicht nach einer kurzen Prüfung durch eine Sachverständiqen-Kommission zugelassen werden, da man deutsche Angriffe und als Abwehr dagegen dann wohl auch polnische Angriffe zu befürchten habe. Man sieht, daß die Franzosen offenbar eine ungünstige Entscheidung über Oberschlesien bereits jetzt vorbereiten und uns — ähnlich wie man es beim Versailler Friedensvertrag mit der Frage der „Schuld am Kriege" gemacht hat — die Ver antwortung dafür zuschieben wolle. Man spricht von der schweren deutschenBedrohungund schweigt davon, daß die polnischen Jnsurgententruppen in der Tat alle ihre Waffen behalten haben und größtenteils noch im Lande selbst verstreut stehen. Darüber hinaus stellte der französische Botschafter ot die deutsche Regierung die Forderung, sie möge all, Selbstschutzorganisationen auflösen und von der Grenz, Oberschlesiens entfernen, weiterhin alle Maßregeln tres fen, damit die Entscheidungen der alliierten Mächte ir Oberschlesien keinen Widerstand finden, und schließlich fm die schnelle Beförderung von Verstärkungen sorgen, di, nach Oberschlesien gesandt werden sollen. Diese Verstär kungen bestehen zunächst in einer Division franzö sischer Truppen, die, „um der drohenden Gefahr zu be gegnen", schleunigst nach Oberschlesien geworfen Werder sollen, und mit der die Franzosen nichts anderes irr Sinne haben, als ihre eigene polenfreundliche Politik, un gehindert durch den Einfluß der neuerdings verstärkten englischen Truppen in Oberschlesien weiter zu verfolgen Damit wird den Polen erneut Gelegenheit gegegeben, ihre > Angriffsorganisationen für den bevorstehenden vierten Aufstand in aller Ruhe auszubauen. Die Franzosen aber suchen das Verbrechen, welches sie durch die Unterstützung der polnischen Insurgenten aus sich laden, dadurch zu be mänteln, daß sie als angebliche Ursache ihrer Maßnahmen eine gar nicht bestehende Angriffsgefahr von deutscher s Seite an die Wand malen und hinter der deutschen Re gierung herrufen: „Haltet den Dieb". Es ist sehr bemerkenswert für die ganz außerge wöhnliche Unverfrorenheit, mit der die französische Regie rung in diesem Falle vorgegangen ist, daß selbst ein großer Teil der französischen Presse gegen diese Note schwere Be denken äußert und vor allen Dingen bezweifelt, ob wohl England und Italien sich mit diesem Schritte einver standen erklären würden. Der deutsche Außenminister hat dem französischen Botschafter schon beim Empfang der Note deutlich zu verstehen gegeben, daß dieselben Klagen, die die Franzosen gegen uns Vorbringen, seit langem von den Deutschen in Oberschlesien gegen die Polen erhoben werden. Die endgültige Beantwortung der fran zösischen Note wird natürlich erst nach eingehender Be ratung durch die deutsche Reichsregierung erfolgen kön nen. Wie ernst die Situation ist, geht daraus hervor, daß der deutsche Reichskanzler dieser Tage dem eng lischen Botschafter in Berlin erklärt haben soll, wenn die oberschlesische Frage in einem für Deutschland ungünstigen Sinne gelöst würde, und wenn die Sanktionen weiter auf recht erhalten blieben, so werde er nicht länger an der Spitze des Kabinetts bleiben können. Es mag dahinge stellt bleiben, ob der deutsche Kanzler — derselbe, dem das französische Kabinett immer wieder ausdrücklich sein Ver trauen bekundet hat — diese Äußerung wirklich in dieser Form getan hat, jedenfalls ist es für die Stimmung in Ken deutschen politischen Kreisen bezeichnend, daß man die Gefahr nicht als ausgeschlossen ansteht, daß Dr. Wirth gerade durch die Gewaltpolitik der ihm angeblich so ver trauensvoll gegenüberstehenden französischen Regierung gestürzt werden könne. Die Aufgabe der deutschen Regierung ist es, bet der Beantwortung dieser unerhörten Note erneut mit allem Nachdruck darauf hinzuweisen, daß die deutsche Regierung nach dem Friedensvertrag keinerlei Machtbefugnisse, aber auch keinerlei Verantwortung in Oberschlesien hat, und daß diese Verantwortung in vollem Umfange ausschließ lich auf den Schultern der Franzosen liegt. Dem betrüge rischen Rufe: „Haltet den Diebl" gegenüber muß sie den Mut haben, zum Schutze der schwerleidenden Provinz und zur Verteidigung des deutschen Rechtsstandpunktes in der oberschlesischen Frage vor aller Welt festzustellen, wo die wirklichen Übeltäter sitzen. Lin „Markstein". Englisch-französische Auseinandersetzungen. Die französische Note an Deutschland in der ober- schlesischen Frage hat eine sehr bedenkliche Wendung in der internationalen Behandlung dieses zurzeit brennend sten europäischen Problems hervorgerusen, denn Frank reich beabsichtigt natürlich, seine Bundesgenossen auf dem von ihm eingeschlaaenen Wege mit fick zu ziehen, findet aber damit wenig Anklang. Gleichzeitig mit der Note, die in Berlin übergeben wurde, hat Frankreich eine lange Er klärung veröffentlicht, die in London übergeben wurde und in der mitgeteilt wird, daß England sich mit dein baldigen Zusammentreten einer Sachverständigenkonferenz in Paris einverstanden erklärt hat, nachdem die verbünde ten Kommissare in Oberschlesien eine Verständigung über einen gemeinsamen Teilungsvorschlag für unmöglich er- klärt haben. Auch die französische Regierung ist damit ein verstanden, daß sofort ein Sachverständigenausschuß in Paris zusammentritt, um alle Setten des oberschlesischen Problems zu prüfen und für den Obersten Rat entweder einen gemeinsamen Vorschlag oder einen sehr detaillierten Bericht zur Vorbereitung der Erörterung des Obersten Rates auszuarbeiten. Zum Schluß wird betont, daß der Schritt Laurents in Berlin nur dann volle Wirkung haben werde, wenn er durch Schritte der Botschafter Englands und Italiens unterstützt werde. Das französische Blatt „Figaro" bezeichnet diese in London übergebene Note als den Markstein einer völlig neuen Orientierung der französischen Politik. In der Tat ist es höchst eigentümlich zu beobachten, daß Briand, der eben noch für eine baldige Lösung der oberschlesischen Frage eintrat, nunmehr in der an Deutsch land gerichteten Note die Entscheidung wieder hinaus zuschieben sucht. Er scheint mit diesem Vorschlag zunächst allein auf weiter Flur zu stehen, jedenfalls hat bisher noch kein Vertreter der andern alliierten Mächte sich dem Schritt des französischen Botschafters in Berlin über Oberschlesien angeschlossen. Aus dem Versuch Briands, die Entscheidung über Oberschlesien auf unbestimmte Zeit hinauszuzögern, läßt sich folgern, daß die Informationen, die er über die Hal tung Englands erhalten hat, für die von Frankreich ange- strebte polensreundliche Lösung wenig günstig sein müssen. In der englischen Presse findet die Abneigung gegen Briands Politik deutlichen Ausdruck. Selbst das deutschfeindliche Blatt „SundayTime s" sagt über die französischen Absichten, Deutschland durch weitere Gebiets abtrennungen zu schwächen: „Es ist klar, daß wir mit solchen Plänen im Prinzip und in der Praxis nicht übereinstimmen. Wir glauben nicht, daß eine große Nation wie Deutschland aus die Dauer mit Gewali niedergehalten werden kann. Wir glauben vielmehr, daß alle solche Maßnahmen den Augenblick der Abrechnung nur be schleunigen werden. Wir meinen, daß die Polen schon mehr Land geschluckt haben, als sie verdauen können, und da sic auch bankerott sind, so sind sie ungeeignet, ein hochentwickeltes Industriegebiet zu verwalten, das das Produkt deutschen Gei stes und deutschen Kapitals ist." Die liberale „Daily News" sagt: „Es solle den wärm, sten Freunden Frankreichs schwer, die französische Stellung, nähme gegenüber Oberschlesien ohne Beunruhigung anzusehen. Die definitive Lösung der Frage hätte längst durchgeführt werden müssen. Alle alliierten und assoziierten Mächte, außer Frankreich, hätten die Notwendigkeit einer Beschleunigung an. erkannt." Briand gibt Wirth auf? Nach den vielen schönen Vertrauenserklarungen 8ek Franzosen für den deutschen Reichskanzler liest man jetzt, die offensichtliche scharfe Wendung gegen das Kabinett Wirch, die in der oberschlestschen Note zum Ausdruck kam, werde darauf zurückgeführt, daß Briand das Ka binett Wirth aufgegeben habe. Die Breslauer Rede und die Auslassungen Schiffers hätten Briand zu der Über zeugung gebracht, daß Wirth ihm doch nicht so folge, wie er geglaubt habe. Die französische Regierung sei sich gewiß, auch einem nationalistischen deutschen Kabinett ihren Willen aufzwingen zu können. Das „Echo de Pa ris" meint, die Warnungen der Ängstlichen, die den Sturz des Kabinetts Wirth und die Störung der Verhandlungen zwischen Rathenau und Loucheur befürchten, müßten un gehört bleiben. — Vor Tische las man's andersl Jetzt hat der Reichskanzler das Wort. Aach der „Säuberung". Polnischer Terror nach wie vor. Die traurige Komödie der „Säuberung" Oberschle siens von den polnischen Insurgenten ist längst beendet, aber die Zustände haben sich trotzdem nicht geändert. Wie könnten sie das auch, da ja doch nur der deutsche Selbst schutz zum Verlassen des Landes gezwungen wurde, während die Polen mjt ihren Waffen größtenteils ivi Lande blieben. Besonders im Landkreise KaltoWitz ist die Gefahr nicht vermindert worden, sondern scheint nach täglich einlaufenden Meldungen über Raubüber fälle, Einbrüche usw., immer größer zu werden. In einer Anzahl von Orten bestehen Gemei ridewachen, die sich nur aus Polen zusammensetzen. In Antonirn- hütte finden sich die Insurgenten der umliegenden Ort schaften zu Versnmmlunaen zusammen, die teils öffentlich