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Wilsdruffer Tageblatt : 09.07.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192107091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19210709
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19210709
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-07
- Tag 1921-07-09
-
Monat
1921-07
-
Jahr
1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 09.07.1921
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gen seiner Truppen mit bewegten Worten der Anerken nung, die in schwierigen und undankbaren Verhältnissen Außerordentliches geleistet hätten. Für ihn als Führer sei es sehr schwer gewesen, dieses eilig zusammengerufene Volksaufgebot zu disziplinieren, da unter der Fülle der Zusammengeströmten natürlich auch ungeeignete Elemente gewesen seien. Es muffe jedoch anerkannt werden, daß der gute Geist in der Truppe und die Kameradenaerichte die regelwidrigen Requisitionen und Plünderungen sehr rasch verhindert hätten. Zum Schluß betonte der General, daß die Unterstützung des oberschlesischen Befreiungs kampfes durch deutsche Volksgenossen aus allen Teilen des Reiches für ihn das größte Erlebnis nach dem Ende des Krieges war. Die nationale Einigkeit, die in Oberscblesicn von allen Parteien gehalten worden sei, hätten ihm den Rücken gedeckt. Der Selbstschutz habe sich ein hohes Ver dienst erworben, weil er weite Landstriche Oberschesiens vor der polnischen Invasion geschützt hat. Eine amerikanische Anleihe? Sicherstellung durch die beschlagnahmten deutschen Werte. In Newyorker Finanzkreisen wird davon gesprochen, daß Deutschland demnächst Amerika Eröffnungen wegen der Aufnahme einer Anleihe machen werde. Deutschland wünsche, daß die in Amerika beschlagnahmten deutschen Güter der Aufsicht eines Rates deutscher und amerikanischer Kuratoren übergeben werden sollen, die auf Lebenszeit er nannt werden sollen. Dies würde die Ausgabe einer An leihe von 800 Millionen Dollar gestatten, die durch Privat banken garantiert werden würden. Es verlautet, daß Deutschland in dieser Richtung die Zustimmung verschiede ner Banken und verschiedener deutscher Eigentümer er halten habe, deren Güter in Amerika beschlagnahmt wor den sind. Die Bankiers seien dieser Lösung nicht abge neigt, unter der Voraussetzung, daß die finanziellen Ope rationen zur Basis den Dollar und nicht die deutsche Mark haben werden. Der Fortgang der Verhandlungen hängt von der Haltung Washingtons ab. Vertagung des Reichstages. l133. Sitzung.) Berlin, 7. Juli. Eine Anzahl kleinerer Vorlagen wurde heute ohne Erörte« rung in allen drei Lesungen verabschiedet, nachdem gestern in vorgerückter Stunde der Gesamt-Nachtragsetat erledigt worden war. Unter den heutigen Vorlagen befand sich das deutsch russische Ergänzungsabkommen über die Heimschassung der bei derseitigen Kriegsgefangenen und Zivilinternierten. Der Ent wurf über die Errichtung von Betriebsverbänden in der Bin nenschiffahrt und die Errichtung von Kleinschisferverbänden wurde in zweiter Lesung angenommen. Bei der dritten Lesung des Gesetzes über anderweitige Festsetzung der Leistungen und Beiträge in der Invalidenversicherung wurde die Vorlage in der Ausschußfassung angenommen. Beim Gesetz über dieWochenhilseundWochenfürsorge, das als dann an die Reihe kam, wiederholte die Abg. Frau Agnes (U. Soz.) ihre abgelehnten Anträge aus Erhöhung der Unter stützung. Nachdem noch die Abg. Frau Wurm (U Soz.) und die Abg. Frau Teusch (Zentr.) gesprochen hatten, wurde die Abstimmung einstweilen ausgesetzt, da die Anträge der Abg. Frau Agnes noch nicht Vorlagen. Weiter beschloß das Haus, die Genehmigung zur Straf verfolgung der Abgeordneten Hoellein (Komm.) und Römer (Deutschn.) wegen Beleidigung nicht zu erteilen. Hier aus folgte die gemeinsame Beratung der Gesetze über Verdrängungsschädcn, Kolonialfchädcn und Auslandsfchaden. Die erste Vorlage bezieht sich aus diejenigen Deutschen, die aus den verlorenen Gebieten und Elsaß-Lothringcn und dem Osten verdrängt worden sind. Verbunden mit den Vorlagen ist eine Entschädigungsordnung, durch die die Organisation über das Verfahren der Behörden geregelt wird, von denen die Entschädigungen und Vergütungen für jeden Schaden aus An laß des Krieges und des Friedensschluffes zu bewilligen sind. Hierzu gehört außerdem der Ersatz für Aufwendungen für rechtswidrige Verurteilung, Verhaftung, Internierung, Ver hinderung der Ausfuhr und Ausweise, der Ersatz für Gewalt akte, Brand, Erpressung sowie der Ersatz für Verlust an Er- wcrbseinkommen, für verlorene und beschädigte Sachen und eine Pauschalsumme als Ersatz für den Verlust der Existenz. Der Ersatz beziffert sich für alle drei Gesetze auf 18 Milliarden Mark. Nach einigen Auseinandersetzungen wurde das Ver- drängungsschädengesetz genehmigt, ebenso das Kolonialschäden- gesetz und das Auslandsschädengesetz. Die dazu gehörigen Ent- Mag auch die Liebe weinen... 43) Roman von Fr. Lehne. Lop^riekt 1913 dz? Oreiner üc Lomp., Lettin W 30. Da schrie sie schmerzlich aus, aber mitleidslos fuhr er fort, indem er zornig auf sie herabsah: „Ja, Jutta, Du warst mir das Höchste, das Heiligste — warst die Sonne in meinem Leben, das arm genug an Freuden ist. Und Du selbst hast den Altar, den ich Dir errichtet habe, zerstört. Kein Gott kann wieder ausrichten, was Du so leicht fertig vernichtet hast! Zuerst glaubte ich, daß ich's nicht ertragen könnte — da dachte ich daran/ er schlug auf seinen Gewehr kolben. Sie stöhnte auf und warf einen scheuen Blick auf ihn, wagte, nach seiner Hand zu fassen, doch er schob sie unwillig hinweg. „Ja, daran habe ich gedacht — dann aber sagte ich mir: um ein schlechtes Weib —? Nein! Du bist ein Mann, komme drüber weg! — Und ich bin drüber weggekommen —" sprach er, den Mund verziehend, mit einem tiefen Atemzuge. Ihr Schluchzen rührte ihn nicht. Hart sprach er weiter: „Von Anfang an bist Du Dir ja klar gewesen: heiraten werde ich den armseligen Förster nicht! Es sollte Dir eine an genehme Zerstreuung sein, gelangweilt hast Du Dich hier ... Und der Tor — er glaubte Dir, Deinen Lockungen, Deinen Versprechungen! — Wenn Du dann zuletzt wenigstens noch den traurigen Mut gehabt hättest, mir zu sagen: es kann doch mit uns beiden nichts werden, ich habe mich getäuscht, füge Dich drein, dann wußte ich Bescheid! — Du aber gehst hin und verlobst Dich plötzlich mit einem Mann, den Du — gleichviel, ich will lieber nicht wiederholen, wie Du manchmal über ihn geurteilt hast verlobst Dich mit Herrn von Hellwig ohne äußeren Zwang. Und das wird mir so recht überraschend und hinterhältig beigebracht — — so, als ob der unbedeutende Mensch da in seiner Försterei —" er verstummte vor Grimm. Sie rang verzweifelt die Hände. „Nein, nein, Erich, so nicht, ich wollte Dir schreiben, ich suchte Dich — so höre doch —" „Nein, ich will nichts hören, genug," unterbrach er sie. „Erich, ich bin schwach und furchtsam — Du weißt das nicht. Aber so schlecht, wie Du denkst, bin ich doch nicht," wim merte sie und sah scheu zu ihm empor, der da wie ein erbar mungsloser Richter vor ihr stand. Schließungen nebst einige:: in der ^eurigen Vertändlung geueu- ten Anträgen wurden angenommen, ebenso die Entschädigungs ordnung. Alle Gesetze wurden hieraus auch in dritter Lesung genehmigt. Die Vorlage über die Wochenhilse und Wochenfürsorge wurde unter Ablehnung der Anträge der Unabhängigen ange nommen. Sodann wurde der Gesetzentwurf über das Reichs- wirtschaftsgcricht dem Rechtsausschuffe überwiesen. Abg. Brandes (U. Soz.) berichtete über die Verhandlun gen des Ausschusses für Volkswirtschaft betreffend die Erwerbslosensürforgc. Abg. Plettner (Komm.) erklärte u. a„ die Erwerbslosigkeit kann nur durch den Sturz des kapitalistischen Systems vermin dert werden. Wenn die Gewerkschaften nicht die 10 Punkte anerkennen, die von den Arbeitslosen aufgestellt sind, werden die Arbeiter über diese weggehen und ihren Kampf ohne sie führen. Als der Redner in seinen weiteren Ausführungen aus einen Zuruf der Rechten erwiderte, die Mitglieder der Rechten seien abgefeimte Demagogen, wurde ihm ein Ordnungsruf zuteil. Abg. Dißmann (U. Soz.) wies auf die Notlage der deutschen Werftarbeiter hin. Etwa 30 000 Mann seien von der Ent lassung bedroht. Wir haben den Reedern, fuhr der Redner wrt, 12 Milliarden in den Rachen geworfen, aber wo ist die Kontrolle darüber, wo das Geld geblieben ist. Reichsarbeitsminister Brauns erwiderte, die Regierung wolle in dem einen Falle — dem von Elbing — nochmals ver- mcheu, eine Einigung herbeizusühren. Nach weiteren Bemer- ungen des Abg. Plettner (Komm.) und des Abg. Simon- Franken (U. Soz.) wurde die Vorlage angenommen. Ein An- lrag Müller-Franken (Soz.), wodurch arbeitslos gewordenen (lrbeitern de/ entgangene Lohn durch die Kartelle oder durch Konventionen ersetzt werden solle, die durch Materialsperre eine Stillegung veranlaßt haben, wurde bei Auszählung des Hauses mit 129 Stimmen gegen 108 Stimmen abgelehnt. Nachdem noch einige unwesentliche Punkte teils erledigt, teils auf eine spätere Zeit hinausgeschoben worden waren, ver- mgte sich das Haus bis zum 6. September. General Stenger freigesprochen. Crusius zu Z Jahren Gefängnis verurteilt. , 8 Letpzig, 7. Juli. In dem sechsten Kriegsbeschuldigtenprozeß wurde gestern das Urteil gefällt. Es lautete gegen Major Crusius wegen fahrlässiger Tötung auf zwei Jahre Gefängnis und Verlust des Rechtes zum Tragen der Offiziersuniform. Die Untersuchungshaft von fast fünf Monaten wird aus die Strafe angerechnet. General Stenger wurde freigesprochen. In der Urteilsbegründung wurde sestgestellt, daß General Stenger am 21. August 1914 in einer Unterredung mit seinem Stabe eine abfällige Kritik über das heimtückische Verhalten verwundeter und gefangener Franzosen geübt habe. Er habe dabei der Meinung Ausdruck gegeben, daß bei diesem hinter listigen Verhalten der Franzosen eine entsprechende Vergeltung deutscherseits zu erwarten sei. Die Form eines Besehls habe der General nicht gewählt. Später soll er den Ossizicren und Truppen zugerusen haben, daß keine Gefangenen gemacht wer den sollen. Mag er solche Äußerungen auch getan haben, so steht doch fest, daß ein bestimmter Befehl nicht gegeben worden ist. Das Mißverständnis muß auf das Konto des Majors Crusius gesetzt werden. Mit Ausnahme des 1. Bataillons, bei dem Crusius stand, war in keinem einzigen Truppenteile ein Erschießungsbefehl Stengers bekannt. Es scheiden aber bei Crusius alle Fälle aus, die sich auf den 26. August beziehen, denn am Abend dieses Tages war er seiner freien Willens bestimmung infolge seines Geisteszustandes beraubt. Anders vagegen am 21. August. An diesem Tage war der Angeklagte nicht derart geistesgestört, daß er nicht Herr seiner Entschließun gen gewesen wäre. Wenn der Angeklagte behauptet, cs habe sich seitens General Stenger um einen bestimmten Be seh! gehandelt, so habe er nicht richtig zugchört oder nicht richtig aufgesaßt: wäre er überlegt und aufmerksam gewesen, so Hüt ten die schwerwiegenden Folgen vermieden werden können, denn er mußte wissen, daß es sich um die Tötung von Verwun deten oder Gefangenen handelte, die wehrlos gemacht waren und nicht mehr die Kraft hatten, für ihr Vaterland einzutreten. Strafmildernd mußte in Bettacht gezogen werden, daß sein Geisteszustand nicht normal war, strafschärfend aber war, daß er durch seine Maßnahmen das Ansehen des deutschen Heeres schädigte. In Paris hat, wie nicht anders zu erwarten war, die Frei sprechung Stengers bereits die übliche „Entrüstung" hervor gerufen. In besonders scharfer Form verleiht der „Matin" die ser Entrüstung Ausdruck. * Die Reichsregierung und die sächsische Regierung haben dir olircibebörde in Leipzig beauftragt, die Vorgänge nach Ab' zwischen seinen Augenbrauen sich vertieft hatten. Ein schmerz licher Zug lag um seinen Mund, den sie früher nie gesehen. Ein tiefes Weh und heiße Reue erfüllten sie. Wenn er sie jetzt in seine Arme gerissen, jauchzend hätte sie ihn geküßt und alles vergessen — aber er sah ihre brennende Sehnsucht nicht! „So, Jutta von Eggert, jetzt sind wir quitt! Wir haben uns nichts mehr zu sagen. Ich wünsche Dir, daß Du so glücklich werden mögest, wie Du es verdienst," er lachte ein wenig. Es überlief sie bei diesem Lachen, so schaurig klang es ihr in die Ohren. Und er dachte daran, wenn er ihr jetzt gesagt, wer er eigentlich war, wen er Vater nannte — es wäre der richtige Abschluß dieser Komödie gewesen! Doch wozu das! Er pfiff seinem Hund, faßte seinen Gewehrriemen fester und schritt weiter, ohne sich nach ihr umzusehen, die ihre Arme um den Stamm einer Buche schlang, ihre Wange an die harte Rinde drückte und ihm mit fast irrem Blick nachstarrte, bis er in der grünen Waldesdämmerung verschwunden war. Einundzwanzig st es Kapitel. Die Vorstellung war zu Ende. In der Garderobe war Lori Berger schweigend ihrer Herrin behilflich, den seidengefütterten Mantel umzulegen, die auch kein Wort sprach. Beide waren noch tief ergriffen von dem Drama des fliegenden Holländers, das erschütternd an ihnen vorübergerauscht war. Schweigend schritten sie die breiten Freitreppen des Hof theaters hinunter, an deren Füße ihnen mit ehrerbietigem Gruß ein Herr entgegentrat. „Ah, Graf Allwörden." Frau von Matthes streckte, freudig überrascht, dem Lega tionsrat Rüdiger von Allwörden die Hand entgegen, die er ass seine Lippen führte. „Waren Sie auch im Theater?" „Ja, gnädige Frau, und zwar mit meinem Bruder. Ich bin ihm vorausgeeilt, um Sie noch zu erreichen; denn ich hatte Sie erst nach der Aufführung gesehen. So mußte ich auf das Ver gnügen verzichten, Sie schon früher zu begrüßen." Er reichte auch Lori die Hand. Berückend schön sah sie aus. Wie Schnee lag der duftige, weiße Spitzenschleier auf ihrem dunklen Haar; ihre Augen leuchteten in sanftem Glanz aus dem wunderschönen Gesicht, das einen feierlichen Ausdruck trug. Graf Ottokar trat da zu der kleinen Gruppe. Lori sah ihn zum ersten Male wieder, und sie war erschrocken, wie alt er ge schlich des Prozesses sestzustellen. General Stenger war ver Verlassen des Gebäudes freudig begrüßt worden, während die Entente-Vertreter mit Psui-Rufen empfangen wurden. Es sollen Vorkehrungen getroffen werden, um die Wiederholung wattiger Vorkommnisse auszuschließen. Der siebente Prozeß. Der neue Kriegsbeschuldigtenprozeß, der inzwischen vor dem Reichsgericht begonnen hat, knüpft unmittelbar an den Stenger-Prozeß an. Angeklagt ist der jetzt beim Reichsivehr ministerium beschäftigte Oberleutnant Adolf Laube aus Charlottenburg, der im August 1914 einen französischen Haupt mann, nachdem ihm die Epauletten abgerissen worden waren, niedergeschossen haben soll. Der Oberreichsanwalt erblickt in dieser Tat, vorausgesetzt, daß sie sich als wahr erweist, vor sätzlichen Mord. Der Angeklagte bestreitet jede Schuld und schildert den Sachverhalt folgendermaßen: In den Kämp fen bei Saarburg habe er einen französischen Hauptmann, der bewaffnet war, gefangen genommen. Der Hauptmann habe sich aber geweigert, die Waffen abzugebcn, und um sich ge schlagen, so daß er (Laube) zur Seite geflogen sei. Verschiedene Leute seiner Kompagnie hätten nun gerufen: „Schießt doch den Franzosen nieder!" Er habe das verwehrt und nochmals auf den Gefangenen cingerodet. Als dieser Hann nach mehreren Soldaten, die ihm den Säbel abschnallcn wollten, mit der Faust geschlagen habe, habe ein Musketier ihn über den Haufen ge schossen. Ein Befehl dazu sei von keiner Seite gegeben worden. Neueste Meldungen. Rcichstagsarbcit im Herbst. Berlin. Für die Herbsttagung des Reichstages steht die Beratung von Steuervorlagen auf der Tagesordnung der ersten Sitzung . Der Präsident erhielt die Erlaubnis, die Sitzung noch etwas hinauszuschieben, falls die Steuervorlagen bis dahin noch nicht eingegangen sein sollten. Weiter erhielt er die Er mächtigung, den Reichstag erheblich früher einzuberusen, falls Vorgänge auf dem Gebiete der auswärtigen Politik dies er forderlich machen sollten. Kein Kriegszustand Griechenland—Rußland. London. Nach einer Meldung aus Smyrna hat Tschitscherin den griechischen Premierminister drahtlos gefragt, ob die Nach richt von einer griechischen Kriegserklärung an Rußland auf Wahrheit beruhe. Ministerpräsident Gunaris habe in seiner Antwort die Meldung für vollkommen unrichtig erklärt. Grie chenland befinde sich nur mit den Kemalisten im Kriegszustand. Englisch-irische Verhandlungen. London Der politische Mitarbeiter des „Evening Standard" vernimmt, daß nach der neuen Konferenz mit den südlichen Unionisten in Dublin der Jrenführer De Valera und seine Kollegen nach London zu der vorgeschlagencn Konferenz mit Lloyd George gehen wollen. Sie wünschen jedoch einen neu tralen Vorsitzenden, am liebsten Smuts. Einem Waffenstill stand in Irland steht das Hindernis entgegen, daß De Valera die Kampfgruppen der Sinnfeiner nicht in der Hand hat. Japan in Ostsibirien. London. Im Unterbause sagte der Unlerstaatssekretär des Äußern in Beantwortung einer Anfrage, die englische Regie rung sei von der japanischen Regierung benachrichtigt worden, daß diese angesichts der unruhigen Verhältnisse in Ostsibirien gezwungen sei, Garnisonen in Wladiwostok, Sachalin und ver schiedenen Orten der Seeprovinz zu unterhalten, bis ein be- sriedigendes Abkommen mit der gesetzmäßigen russischen Regie rung erzielt sei. Soviel die britische Regierung wisse, sei die Insel Sachalin von Japan nicht annektiert worden. Der amerikanische Friedensbcschluß. Washington. Hier wird zurzeit die Frage geprüft, ob eine Frievensproklamation notwendig ist. Die Friedensentschließung des Kongresses stellt nach amerikanischer Auffassung für den Augenblick weder den Frieden her noch die diplomatischen Be ziehungen. Dies könnte erst geschehen durch einen Sonderver trag, falls die amerikanische Regierung nicht beabsichtige, den Versailler Vertrag als Grundlage für den Frieden zu benutzen. Ein solcher Vertrag müßte die Wiederaufnahme normaler Be ziehungen mit Deutschland vorsehen, einschließlich der Fragen des Verfalles der deutschen Güter, der amerikanischen An sprüche auf Schäden, die Deutschland verursacht habe, der ame rikanischen Ansprüche auf Schiffe unid Patente, die während des Krieges beschlagnahmt wurden, der Paßregulierung und des Ersatzes von Ausgaben durch die amerikanischen Besatzungs truppen. -t- Teurere Zündhölzer. Die Zündholzindusttte-Geselljchaft sagt in einer Veröffentlichung, trotz der Aufhebung der Höchst preise für Zündhölzer sei für den Verbraucher mit einer Preis Herabsetzung in nächster Zeit nicht zu rechnen, Vielmehr mit furchten das Gesicht, die Augen hatten einen müden, erloschenen Blick. Mit warmen, herzlichen Worten begrüßte er Lori. Man sprach über die Vorstellung, wie großartig die Dar stellung der Oper gewesen war. Da warf der Legationsrat die Frage aus, ob man nicht noch ein Stündchen gemütlich zusammen verplaudern wolle. „Ja, und zwar bei mir, wenn die Herren einverstanden sind und noch ein Glas Tee bei mir trinken wollen! Ich würde mich freuen," bemerkte Frau von Matthes lebhaft. Man nahm an; die vier Menschen schritten am Hoftheater entlang, bogen in die Marschallstraße ein, gingen am Armee museum vorüber, durch das Hofgartentor, bis nach der Königin- straße, in der Frau von Matthes wohnte. Es war ein schöner Winterabend. Silbern glitzerte das Mondlicht auf dem Schnee. Eine erquickende, klare Luft wirkte doppelt wohltuend nach dem Aufenthalt im Theater; deshalb hatte man verzichtet, diese kurze Strecke zu fahren. Es fügte sich, daß Rüdiger neben Lori ging. Er hatte sie sehr lange nicht gesehen, hatte auch vermieden, sie zu suchen und zu treffen — er wollte mit seiner törichten Liebe fertig werden. And doch hatte er ihren Anblick entbehrt. An der unsinnigen Freude, mit der er sie heute abend im Theater plötzlich entdeckt hatte, fühlte er, daß er sie doch nie vergessen konnte, daß seine Liebe ihn ganz erfüllte und immer tiefer und stärker ge worden war. Unauffällig betrachtete er Lori. Wie schön sie war! Aus dem leicht ausgeschnittenen, weißen Kleide reckte sich ihr weißer Hals so anmutig und trug so stolz den feinen, rassigen Kopf mit dem dunklen Haar, dessen seltene Schönheit jetzt, nachdem es modern aufgesteckt war, viel mehr zur Geltung kam, als in der schlichten Zopffrisur. Ihr wunderbar rein und edel geschnittenes Profil war ihm noch nie so ausgefallen; er wurde nicht müde, sie zu betrachten. Jede Linie entzückte ihn. Er hatte sich beeilt, um die Damen ja nicht aus den Augen zu verlieren. Auf eine Frage Loris bemerkte er jetzt: „Allerdings hatte es Mühe gekostet, meinen Bruder einmal ins Theater zu führen; er gibt sich seinem Kummer zu rückhaltslos hin." „Und nun mußte er mich so unvermutet sehen, mich, deren Anblick ihn doch wieder an alles erinnern muß," seufzte sie, „dieser Gedanke ist sehr bedrückend für mich." „Dazu ist keine Ursache, Fräulein Berger." „Und wie geht es Sissi? Ich habe ost Sehnsucht nach ihr —"
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