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Erscheint seit dem Jahre 1S41 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Herman« Lässig, für de» Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Ersch-m« iüqlich mi! Ausnahme der Sonn- und Festtage nachmittags 5 Uhr siir den folgenden Tag. Bezugspreis bei Selbstabholung monatlich 4 MH, durch unsere Austräger zugelragen in der Stadt monatlich 4.40 Ml., auf dem Lande 4.L0 Ml., durch die .Post bezogen vierteljährlich 1Z.SV Ml. mi, Zustellungsgebühr. Alle Postanstalten und Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Fm Falle höherer Gewalt, Krieg ober sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Ziegelstein- «nd Schamottesteinbrnch, lagernd an der früheren Ziegelei von Prätorius, soll verkauft werden. Angebote über Menge und Preis sind an Herrn Stadtrat Wehner zu richten. Wilsdruff, am 14. Juni 1921. E Der Stadtrat. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Der deutsche Wiederaufbauminister Rathenau hatte in Wiesbaden mit dem französischen Wiederaufbauminister Lou- cheur über die schwebenden Fragen mehrere Besprechungen. * Der Reichsarbettsminister hat die Geltung der gegen wärtigen Höchstsätze der Erwerbslosenfürsorge, die ursprünglich nur für die Wintermonate gelten sollten, bis 3t. Juli 1921 verlängert. * Vor dem Sondergericht in Berlin begann der Prozeß gegen den zahlreicher Straftaten angeklagten Kommunisten Hölz. * Korfanty-Offiziere sprachen die Drohung aus, daß jeder Versuch, ihre Leute zu entwaffnen, zum Unheil ausschlagsn müsse. * Auf Grund der Verhaftung eines britischen Konsulats angestellten droht der englische Gesandte in Warschau mit der Abreise. * König Konstantin ist auf einem Kriegsschiff in Smyrna eingetroffen. * Ein griechischer Torpedojäger hat Karamussal an der Küste des Marmarameeres und Ineboli bombardiert. Oie Konferenz von Wiesbaden Nur unter heftigem Erröten hat die deutsche Regie rung die Tatsache bekanntgegeben, daß Dr. Rathenau, unser Wiederaufbauminister, am Sonntag in Wies baden eingetrosfen und dort dem französischen Wieder aufbauminister Loucheur begegnet ist. Zwei Tage lang hatte sie diese von Paris aus angekündigte Reise aus das bestimmteste geleugnet — warum, weshalb, niemand kann es wissen, niemand kann es sagen. Erst als am Montag ausführliche französische Berichte über den Verlauf der Sonntagskonferenz Vorlagen, ent- fchlotz man sich, das Geheimnis preiszugeben, ein Verfah ren, dessen Seltsamkeit von der öffentlichen Meinung natürlich heftig kritisiert wird. Man weist darauf hin, daß wir mit dieser Sorte von diplomatischer Geheimniskräme rei schon die trübsten Erfahrungen gemacht hätten, und gibt feiner Verwunderung darüber Ausdruck, daß auch ein so erfahrener Paktikus, wie Herr Dr. Rathenau, sich von die- fen veralteten Methoden im Umgang mit Verhandlungs gegnern nicht freizumachen weiß. Der bisherige Präsident der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft wird sich wohl darauf berufen können, daß in feiner langjährigen und reichhaltigen Geschäftspraxis Vertraulichkeit, wenn sie ein mal vereinbart wurde, auch stets von beiden Seiten peinlichst gewahrt worden ist. Aber die Amtsstelle in der Wilhelmstraße hätte die Pflicht gehabt, ihn darauf vor- zuberciten, daß er im Umgang mit französischen Unter händlern nur auf ein sehr geringes Maß von Diskretion rechnen dürfe. Er wäre dann nicht von der Tatsache über rascht worden, daß Herr Loucheur, kaum, daß die erste fünfstündige Unterredung mit dem deutschen Reichsminister beendet war, seinen journalistischen Vertrauensmännern vom „Matin" und „Petit Parisien" alles haarklein er zählte, was er soeben mit Herrn Dr. Rathenau geredet hatte. Die Franzosen fühlen sich aller internationalen Rücksichten, aller geschäftlichen Förmlichkeiten überhoben. Und wir? Doch das sind schließlich Nebenerscheinungen, die der sachlichen Bedeutung der Wiesbadener Konferenz keinerlei Eintrag tun können. Herr Loucheur kennzeichnet sie als einen allgemeinen Gedankenaustausch, von dem aus man unter günstigen Umständen auch in den Einzelheiten der Wiederherstellungsfrage einander näher kommen könnte. Der amtliche deutsche Bericht spricht davon, daß Überein stimmung in dem Bestreben geherrscht habe, die Aufgabe des Wiederaufbaues der zerstörten Gebiete in großem Ausmaß und im beschleunigten Tempo weiterzuführen. Im übrigen beschränkt er sich darauf, ganz kurz die Fragen zu nennen, über die in der Sonntagskonferenz „in östündiger persönlicher Aussprache" verhandelt wurde: Sachleistung, Arbeitsleistung und Finanzierung. Ungleich ausführlicher sind die französischen Mitteilungen gehalten. Hier wird zunächst verraten, daß Rathenau wiederholt auch auf Obsr- schlesien zu sprechen kommen wollte, daß aber Loucheur diese Bemühungen abgewehrt habe, weil er mit Politik nichts zu tun habe. Dagegen habe der deutsche Minister die wirtschaftliche Lage Europas in aller Ausführlichkeit schildern können und ebenso seine Abneigung gegen die 26prozentige Ausfuhrabgabe. Sowohl in der Frage der festen Jahresleistungen, wie in der Regelung der Krcdit- frage soll Rathenau andere vom Inhalt des Ultimatums abweichende Vorschläge augedUttet haben, ohne jedoch schon endgültige Pläne vorlegen zu können. Dabei habe Herr Loucheur „sehr aufrichtig" zu verstehen gegeben, daß Deutschland auf keinen Fall eine Garantie der Verbündeten iür seine etwaigen Anleihen erhalten würde. Und als Dr. Rathenau zu den Sachleistungen überging, mit denen Deutschland bekanntlich einen sehr erheblichen Teil seiner Wiederherstellungsschulden abzutragen gedenkt, scheint Herr Loucheur noch mehr Wasser in den ach ohnehin schon so dünnen Wein der deutschen Leistungsmöglichkeit hineinge tan zu haben. Während nämlich das Londoner Abkom men bestimmt, daß deutsche Sachlieferungen und franzö sische Bezahlungen dafür sich in ihren Jahresbeträgen decken sollen, betonte Herr Loucheur die Notwendigkeit, die französischen Zahlungen für mehrere Jahre abzustufen; andernfalls hätte Frankreich nur ein geringes Interesse an den deutschen Sachleistungen. Er würde es sür besser hal ten, wenn Deutschland sich zu Materiallieferungen als Vorschuß auf spätere Zahlungen Frankreichs verstehen wollte. Mit anderen Worten: Frankreich hat schon diese erste persönliche Aussprache mit einem Mitgttede der deut schen Regierung dazu benutzt, um den Versuch zu machen, sich noch über die Bedingungen des Ultimatums hinaus gehende finanzielle Vorteile zu sichern. Dr. Rathenau ist ja Geschäftsmann genug, um die Tragweite dieser Zu mutungen von vornherein zu erkennen. Daß er aber sonderlich angenehm berührt sein mag von dem Verhalten seines Vertragsgegners, das doch einigermaßen an gewisse Gepflogenheiten bei Pferdekäufen erinnert, wird ganz be stimmt nicht anzunehmen sein. Ganz wie sein Herr und Meister Briand, der Minister präsident, begleitet auch Herr Loucheur das Geschäft, das er in Wiesbaden abzuschließen oder zu fördern gedenkt, mit mancherlei Schmeichelworten für den deutschen Unter händler. Er habe Herrn Rathenau als einen Mann ken nen gelernt, der von den besten Absichten beseelt sei und den ehrlichen Willen kundgegeben habe, Deutschlands Unterschrift zu respektieren. Doch müsse man erst die Er örterung der einzelnen Fragen abwarten, um sich eine Meinung über die möglichen Ergebnisse dieser Unterredun gen bilden zu können. Dieser Meinung wird zweifelsohne auch Herr Dr. Rathenau fein und deshalb um so vorsichti ger in der Wiedergabe seiner persönlichen Eindrücke in Wiesbaden verfahren. Nach der Möglichkeit eines unmittelbaren Gedanken austausches von Regierung zu Regierung haben unsere letzten Reichskabinette schon seit Jahren Verlangen ge tragen, daß sie jetzt — freilich erst nach Annahme des Ulti matums — gewährt wird, ist wohl mit Freude zu begrüßen, doch wäre dieses Zugeständnis viel zu teuer erkauft, wenn es mit der Übernahme von Verpflichtungen, die gar noch über das Ultimatum vom S. Mai hinausgehen, bezahlt werden müßte. politische Rundschau. Deutsches Neich. Die weittragenden deutschen Geschütze. Die Interalliierte Militärkontrollkommission hat die deutsche Regierung um Auskunft über den Verbleib der sehr weittragenden Geschütze ersucht, die im Kriege von dem deutschen Heere verwendet worden sind. Ihre Anfrage ist wie folgt beantwortet worden. Während des Krieges sind im ganzen 7 sehr weittragende Geschütze erbaut worden. Von ihnen sind 4 während des Krieges unbrauchbar ge worden und zerstört worden. Bei Kriegsabbruch waren noch 3 solcher Geschütze vorhanden, von denen ein Rohr Ende April 1919 in Essen zerschnitten, das zweite am 18. November 1919 auf dem Versuchsplatz Meppen ge sprengt, das dritte am 22. November 1919 in Magdeburg zerschnitten worden ist. Die Teile dieser drei Rohre sind verschrottet. Aufhebung außerordentlicher Gericht. Die außerordentlichen Gerichte in Arnsberg, Dort mund, Elberfeld, Münster, Wesel, Stendal, Altona, Flens burg und Meinigen sind aufgehoben worden. Die Aus hebung weiterer außerordentlicher Gerichte steht bevor. Gegen die Zurückhaltung von Deutschen in Avignon. In Vielen größeren Städten Deutschlands sanden am Sonntag Protestkundgebungen gegen die Zurückhaltung von 115 deutschen Kriegsgefangenen in Avignon durch Frankreich statt. Tausende von Personen beteiligten sich in Berlin, Leipzig, Breslau, Hamburg usw. an Umzügen und l Versammlungen, in denen Entschließungen, welche die Un gerechtigkeit der französischen Regierung verurteilen, gefaßt wurden. Proteste sollen an den Papst, den Völkerbund und sämtliche Regierungen des Auslandes gehen. Keine Hinausschiebung der Entwaffnung in Bayern. Zu der durch die Presse gegangenen Meldung, daß die Botschafterkonferenz sür die Auflösung und Entwaffnung der bayerischen Einwohnerwehren weitere Fristen in Aus sicht genommen habe, hat die Reichsregierung sofort amt liche Erkundigungen eingezogen und die Mitteilung er halten, daß die Nachricht unzutreffend sei. Die Botschafter- i konferenz hat sich in ihren letzten Sitzungen mit der Frage der bayerischen Einwohnerwehren überhaupt nicht befaßt und insbesondere eine Hinausschiebung der Termine nicht beschlossen. Demokraten und Deutsche Volkspartei. In Magdeburg fand eine Vertrauensmännerversamm lung der Deutschen Demokratischen Partei des Wahlkreises Magdeburg-Anhalt statt, in der Reichsminister Schiffer sprach. Hinsichtlich der inneren Politik betonte der Red ner, daß die Demokratische Partei die Tür für die Deutschs Volkspartei offen halten wolle zu sachlicher Zusammen arbeit. Nach dem Schlußwort des Ministers wurde eine auf seins Rede bezugnehmende Entschließung gefaßt. Der Proteststreik in Bayern. Der als Protest gegen die Ermordung des Nbg. Gareis ausgerufene Streik hatte sich über die Grenzen Münchens ausgedehnt und sich auch auf Nürnberg, Koburg und andere Orte verbreitet. Dennoch konnte von einer all gemeinen Arbeitsruhe nicht die Rede sein, zur Hauptsache wurden die großen industriellen Werke betroffen, teilweise auch die Straßenbahnen, die Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke. Die Zeitungen waren vielfach am Erscheinen verhindert. Die sozialistischen Parteien propagierten den Streik. Eine große Kundgebung auf der Theresienwiefe, der die geschlossene Teilnahme an dem Begräbnis folgen sollte, wurde verboten. — In Berlin wurden Montag eine Anzahl Versammlungen der Sozialdemokratie ver anstaltet, in der Protestentschließungen gegen das Attentat, aus Gareis gefaßt wurden. An die Versammlung schloß sich ein Demonstrationszug und eine gemeinsame Schluß kundgebung. Hergt über Vie jetzige Regierung. Auf dem Landesparteitag der Deutschnationalen Volkspartei für Baden führte der frühere Minister Hergt u. a. aus, die heutige Reichsregierung sei nur eine Regie rung von Glücksrittern. Sie hätte bei ihrer Programm erklärung bestimmte Wege zeigen, nicht nur Schlagworte geben müssen. Man mußte die verschiedenen Stände zu- sammcnbringen, denn sie müssen alle zur Erfüllung des Ultimatums eingeschaltet werden. Wenn ein solches Regie- rungsprogramm verkündet worden wäre, wäre der Stand punkt, den die Deutsche Volkspartei eingenommen hat, er klärlich gewesen. Das Regierungsprogramm, das Dr. Wirth gegeben hat, sei eine Enttäuschung gewesen. Großbritannien. X Polnisch-britischer Zwischenfall. Die Londoner Blät ter beschäftigen sich mit einem in Warschau entstandenen Konflikt. Infolge der zeitweiligen Zurückhaltung eines Angestellten des britischen Paßbureaus durch die polnischen Behörden hat der britische Gesandte eine Entschuldigung von der polnischen Regierung gefordert. Ministerpräsident Witos drückte sein aufrichtiges Bedauern über den Zwi schenfall aus. Der britische Gesandte bestand auch darauf, daß sich der für den Vorfall verantwortliche Präsident des polnischen Kriegsgerichts innerhalb kurzer Zeit entschul dige. Wenn diese Entschuldigung nicht erfolge, werde der britische Gesandte seine Pässe fordern. Frankreich. X Die Rcichsgerichtsurteile im französischen Senat, über die Urteile, die das Reichsgericht bis jetzt gegen die Kriegs beschuldigten gefällt hat, wird demnächst der französische Senat in öffentlicher Sitzung verhandeln. Senator Du plantier hat dem Ministerpräsidenten Briand mitgeteilt, daß er raschestens von ihm Auskunft haben möchte, über die Maßnahmen, die die Regierung zu ergreifen gedenkt, damit die deutschen Kriegsbefchuldigten gemäß den Be stimmungen von Versailles bestraft würden Hölz vor seinen Richtern. 8 Berlin, 13. Juni. Heute begann hier vor dem Sondergericht der Prozeß gegen den vielgenannten Techniker Max Hölz, der seit den Tagen des Kapp-Putsches wiederholt in seiner sächsischen Heimat und in den letzten Monaten in Mitteldeutschland und in Berlin während der unheilvollen kommunistischen Aufruhrbewegung als Bandenführer und Attentatsschürer eine ebenso große wie gefährliche Rolle gespielt hat. Die Zahl und Art der Ver- brechen, die ihm vorgcworfen werden, ist so groß und mannig faltig, daß die Aufzählung als kurzgefaßter Abriß des Straf gesetzbuches gelten könnte. Mord, versuchter Totschlag, Aust rühr, Landfriedensbruch, Hochverrat, Freiheitsberaubung, Raub, Erpressung, Brandstiftung, Verbrechen gegen das Sprengstosfgcsetz usw. sind nur einige besonders schöne Nummern aus der langen Liste.