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In Königshütte sind auch einige Straßen der bisher freien Südstadt von den Insurgenten besetzt worden. In den nördlichen Kreisen mußten mehrfach polnische Vor stöße zurückgewicsen werden. Die Dörfer Neudorf und Prus kau sowie Amalienhof wurden von polnischen Artillerie stark beschossen. Starke Polnische Angriffe werden aus der Gegend von Krappitz gemeldet. Besonders bildet der Bahnhos von Kandrzin das Ziel polnischer Vorstöße, doch blieben der Personen- und Gütcrbahnhof in der Hand der deutschen Ver teidiger. Die heftigen Angriffe der Aufständischen in der Gegend von Alt-Kosel wurden durch drei Panzerzüge unterstützt. Aus dem Bahnhofe Tarnow itz sind, ähnlich wie in Kattowitz und Beuthcn, von den Aukrübrern 13 Lokomotiven gestoblen worden. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Kohlcnmangel und Reiseverkehr. Durch die Unterbrechungen der oberschlesischen Koh lenzufuhr besteht die große Gefahr, auch bei den Rcichs- eisenbahnen eine Beschränkung der Züge für die nächsten Wochen in Erwägung zu ziehen, wenn die Kohlenzufuh ren nicht bald sich bessern. Die Pläne, im Juli und August die Züge zu vermehren, lassen sich wahrscheinlich unten- den augenblicklichen Verhältnissen nicht durchführen. Aufbesserung der Altrentner. Ein Altrentnergesetz wird demnächst dem Reichstage zugehen, das hauptsächlich die Renten der Kapitulanten mit mehr als 18jähriger Dienstzeit wesentlich aufbessern wird. Reform der Reichsversicherungsordnung. Auf eine Eingabe des Gewerkvereins christlicher Berg arbeiter gab das Reichsarbeitsministerium die Antwort, der Minister beabsichtige durch einen dem Reichstage zu gegangenen Entwurf eines Gesetzes über Änderungen der Neichsversicherungsordnung eine Verbesserung der Lage der gegen Krankheit versicherten Personen dadurch herbei zuführen, daß der Grundlohn stufenweise nach der ver schiedenen Lohnhöhe der Versicherten durch die Satzung festgesetzt wird. Die nächsten Arbeiten des Reichstags. Nach einer Vereinbarung der Regierung mit dem Reichstagspräsidium soll versucht werden, möglichst alle vorliegenden Gesetze, die bereits in Ausschutzbehandlung sind, bis Anfang Juli zu verabschieden, um im Spätsom mer für die neuen Steuergesetze Raum zu schaffen. Zunächst sollen dem Reichstage nur die Körperschaftssteuernovelle, Börsensteuernovelle, Umsatzsteuernovelle zugehen, in der Erwartung, diese Novellen bis zum Juli zu verabschieden. Die große Finanzreform kommt erst im Herbst. Vor der Pause möchte man erledigen die Entschädigungsgesetze, das Volksentscheidgesetz, das Fernsprechgebührengesctz ; und das Jugendwohlfahrtsqesetz und die kleineren Ge setze. Vorsichtige Einführung weltlicher Schulen. Gegen die überstürzte Einrichutng weltlicher Schulen wendet sich eine Verfügung des preußischen Kultus ministers Becker an sämtliche Regierungspräsidenten und an das Provinzialschulkollegium in Berlin. Der Minister sagt, es bedeute eine unnötige Beunruhigung des Schul wesens und eine empfindliche Störung der Schularbeit, wenn jetzt die vom Religionsunterricht befreiten Kinder in besonderen Schulsystemen vereinigt und in wenigen Monaten durch die Einrichtung der weltlichen Schulen von neuem umgruppiert würden, wenn Lehrer und Schul räume gewechselt, die Schulwege verlegt würden usw. Die Sache der weltlichen Schule würde durch die Voreiligkeit nur geschädigt. Günstiger Fortschritt der bayerischen Wafsenablieferung. In München sind Montag etwa 600 Maschinengewehre zur Ablieferung gelangt. Zwanzig von der Reichstreu- Handgesellschaft errichtete Sammellager sind über das ganze Land verteilt, und ein großer Transportapparat ist in Be- weauna gesetzt worden, um die Waffen von überall Ler so rasch wie möglich den nächsten Sammellagern zuzuletten, die unter scharfe polizeiliche Bewachung gestellt sind. Die Auflösung der Einwohnerwehren wird erfolgen, sobald die Entwaffnung bei den einzelnen Organisationen beendet ist. Eine vorzeitige Auflösung würde die ordnungsmäßige Durchführung der Aktion in Frage stellen. Die bayerische Regierung hegt keine Zweifel, daß es ihr gelingen wird, die Bedingungen des Ultimatums zu erfüllen. Sie soll auf die Vorhaltungen der Alliierten geantwortet haben, die Entwaffnung werde bis Ende dieses Monats beendet. Schweven X Umgestaltung der Einfuhrzölle. Das schwedische Parlament hat die durch die Regierung vorgelegten Ge setze auf Erhöhung der Einfuhrzölle für eine große Anzahl Fabrikgüter verworfen. Der Vorschlag der Regierung wurde gemacht, um die Industrie gegen die Unterbietung anderer Länder mit niedrigerer Valuta zu schützen. Ein Vorschlag, die Einfuhrzölle auf baumwollene Artikel und Eisenwaren zu erhöhen, wurde ebenfalls verworfen. Aus finanziellen Gründen schlug die Regierung dann vor, die Einfuhrzölle auf Luxusartikel, wie Seide, Teppiche, Pelze, Früchte usw. zu erhöhen. Die beiden Kammern wurden zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenberufen, wo rin der Vorschlag angenommen wurde. Die neuen Zölle Werden sofort in Kraft treten. Türkei. X Die griechisch-türkischen Wirren. Die türkische Re gierung übermittelte den alliierten Kommissaren eine Note, in der sie ihren Dank für dasJnteresse zum Ausdruck bringt, das diese der unglücklichen türkischen Bevölkerung bewei sen, die Opfer der griechischen Banden geworden sei. Die Note hofft, daß die Kommissare wirksame Maßnahmen ergreifen werden, um diejenigen, die sich noch in der Kriegszone befinden, vor dem sicheren Tode zu bewahren. Die Note zählt 34 türkische zerstörte Ortschaften auf, in denen die türkische Bevölkerung zum größten Teil ermordet worden sei. Aus Zn- und Ausland. Berlin. Dem Vernehmen nach ist der Leutnant Krull aus Befehl der Staatsanwaltschaft verhaftet worden. Er soll verdächtig sein, seinerzeit den tätlichen Schuß auf Rosa Luxem burg abgefeuert zu haben. Straßburg. Die Kommission zur Prüfung der Verpflich tungen Deutschlands in bezug auf die sozialen Einrich tungen Elsaß-Lothring-ens beendete ihre Arbeiten und übersandte ihre Vorschläge dem endgültig bestimmenden Völkerbundrat. London. Bei der Einnahme Wladiwostoks hat General Semenow beträchtliche Unterstützung von feiten japanischer Streitkräfte erhalten. Es sind Vorbereitungen auf brei ter Grundlage für weitere Operationen in Sibirien geplant. Weit- un- VolksVirischaft. Der Stand der Mark. Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für 100 Gulden, lOO dänische, schwedische, norwegische, österreichische, ungarische oder tschechische Kronen, 100 schweizerische, belgische und französische Frank, 100 italienische Lire, sowie für 1 Dollar und 1 Pfund Sterling gezahlt wurden. <.Brief" --- angeboten; „Geld" -- gesucht.) Danach war also die Mark in Pfennigen ungefähr wett in: Holland 7,7; Italien 23,9; England 8,2; Amerika 6,6; Frankreich 15,1. Börsenplätze 7 6. 6. 6. Stand 1. 8. 14 Geld Brief Geld Bries Lolland . .. Gulden 2217,75 2222,25 2217,75 2222,25 170 Mr. Dänemark .. Kronen 1146,35 1148,65 1146,85 1149,15 112 , Schweden .. Kronen 1480,00 1484,00 1486,00 1489,00 112 , Norwegen .. Kronen 981,50 983,50 983,00 985,00 112 , Schweiz ... Frank — — 1130,35 1132,65 72 , Amerika ... Dollar 66,23 66,37 65,55Vr 65,69 Vr 4,40, England .. . Pfund 250,70 251,30 250,70 251,30 20,20, Frankreich . . Frank —— — 533,45 534,55 80 , Belgien.... Frank 529,45 530,55 532,95 534,05 80 , Italien .... Lire — — 331,15 331,85 80 , Dt.° Österreich Kronen 14,78 14,82 14,78 14,82 85 , Ungarn.... Kronen 27,27 27,33 27,72 27,78 85 , Tschechien.. . Kronen 93,40 93,60 93,25 93,35 85 , Mag auch die Liebe weinen. .. 16) Roman von Fr. Lehne. EopvriLsit ISIZ dv Oreiner k Lomm, Lettin VVZO. In spitzigen, dünnen, manieriert großen Buchstaben stand auf dem zartgrauen, lila umrandeten Bogen zu lesen: „Wertes Fräulein Berger, ich bin nicht abgeneigt, Ihrem Angebot näher zu treten. Meine drei Kinder sind zu unterrichten, zwei Töchter von dreizehn und zehn Jahren, sowie ein Knabe von sieben Jahren. Wollen Sie mir gefälligst Ihre Gehaltsansprüche Mitteilen, sowie Ihre Zeugnisse und Photographien einsenden. Eintritt würde 15. September erfolgen." Dieses Schreiben schob Frau Maria unbemerkt ihrem Sohne zu. Der las es durch, preßte die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. Sie nickte trotzig, ihre Augen glühten, das Gesicht war bleich. j Lore seufzte; sie war arg beschäftigt mit ihren Briefen und hatte der Mutter sonderbares Verhalten gar nicht bemerkt. „Ach, ja, wer die Wahl hat, hat die Qual! Hier, nach England, zu einer deutschen Großkaufmannsfamilie, das wäre —" „Nein, Lori, auf keinen Fall laste ich Dich ins Ausland, wenigstens jetzt noch nicht!" unterbrach Frau Maria sie, „ich muß mich erst allmählich an den-Gedanken einer Trennung ge wöhnen. So besteht doch die Möglichkeit, daß wir uns Weih nachten Wiedersehen." Das junge Mädchen fiel ihr um den Hals. „Ach, verzeihe, Mama. Ja — suche Du mir aus. Was denkst Du?" Zum Scheine las Frau Maria nochmals alle Schreiben der Reihe nach durch — ihr Entschluß war längst gefaßt. Sie reichte der Tochter den zartgrauen Bogen mit dem lila Rand. „Dies halte ich für das Richtigste." ,Mutter, Du wolltest —" rief Erich erschreckt, doch recht zeitig unterbrach er sich. Lore sagte: „Ach, Schloß Lengefeld — wo liegt das eigentlich?" Sie suchte den Poststempel. „Ach, bei einer kleinen Stadt warum soll ich gerade da hin?" „Das will ich Dir sagen, mein Kind. Weil ich mir denke, daß Schloß Lengefeld ein Herrensitz ist. Du wirst dort sicher viel im Freien sein, in guter Landluft, treibst vielleicht Sport mit den Töchtern, hast gute Verpflegung — alles, was Deiner Gesundheit zuträglich ist. Du hast manches darin entbehren müssen — siehst Du, darum wünsche ich es." „Und Du glaubst, Mutterle, daß Lore das alles gerade auf Schloß Lengefeld finden wird?" fragte Erich mit Betonung. „Ja. Und sollte es wirklich nicht so sein, kann sie ja jeder zeit wiederkommen." Er war mit dem Beschluß der Mutter gar nicht einver standen. In der Schwester Gegenwart konnte er aber nicht da gegen reden; doch nachher, als er die Gelegenheit fand und allein mit ihr war, machte er kein Hehl aus seiner Meinung. „Ich gebe das auf keinen Fall zu, Muttex!" „Aber ich wünsche es, mein Bub! — Ich betrachte es als eine Fügung Gottes." „Ich nur als einen Zufall, dem man am besten aus dem Wege geht. Warum willst Du die Vergangenheit nicht ruhen lassen? Es hat keinen Zweck — was willst Du denn?" „Das weiß ich selbst noch nicht. Vorerst nur, daß Lori in das Haus ihres Vaters kommt ... Erich, drei Kinder hat er, und darunter einen Buben — einen Sohn, Erich!" Erich verstand die Mutter sofort — hatte sie wirklich den Gedanken noch gehabt, daß Er schüttelte energisch den Kopf. „Mutter, was gehen mich diese Kinder un? Und wenn es drei Söhne wären, mich kümmerte es nicht. Aber Lore soll nicht dahin gehen. Bedenke, was daraus entstehen könnte." „Was fürchtest Du, mein Bub? — Wir haben doch nichts zu befürchten!" Sie lächelte in eigener Weise. „In dem ein fachen Fräulein Lora Berger wird niemand die Komtesse Eleo nore Allwörden vermuten, die Lore im Grunde doch ist." „Mutter, wir sind doch sonst in allem immer einer Meinung gewesen — so gib mir doch hier nach! Mir widerstrebt es, Lore da eine doch immerhin untergeordnete Stellung einnehmen zu sehen, wo ihr doch von rechtswegen ein ganz anderer Platz zu kommt." „Es ist ja nicht für immer, Erich." Er sah sie scharf an. „Mutter, Du beabsichtigst etwas." „Nein. Nichts," entgegnete sie mit unheimlicher Ruhe, „warum soll Lori denn nicht das Haus ihres Vaters, ihn selbst und ihre — Geschwister kennen lernen?" „Und Du willst sie dort Demütigungen aussetzen, die ihr mit tödlicher Sicherheit von der Gräfin kommen werden?" „In keiner Stellung bleiben ihr solche erspart. Sie wird Nah und Fern. o Jubelfeier der Gesellschaft für Volksbildung. Die Feier ihres 50jährigen Bestehens beging in Berlin die Gesellschaft für Volksbildung. Zur Begrüßung waren die Vertreter der Ministerien, der Stadt Berlin und der be- ireundeten Verbände in großer Zahl erschienen. Die Fest rede hielt der Vorsitzende Dr. Pachnicke über das Wesen und Wirken der Gesellschaft. O Eine Million für Wohlfahrtszwccke. Zum Andenken an den Tod des Dr. Hugo Ritter v. Matthey hat dessen Witwe für die Arbeiter und Angestellten der Mattheyschen Lokomotivsabrik eine Million Mark gestiftet. O Zwei Flieger tödlich verunglückt. Ein schweres Flie gerunglück hat sich in Berlin-Johannistal ereignet. Auf dem dortigen Flugplatz startete ein Albatros-Doppeldecker, mit zwei Monteuren als Besatzung, zu einem Fluge nach Oberschlesien. Der Zweck des Fluges war, in den dortigen Jndustriebezirken Flugzettel gegen die polnische Invasion abzuwerfen. Kurze Zeit nach dem Aufstieg schlug plötzlich eine Riesenstichflamme aus dem Motor und entzündete die Tragflächen und das Fahrgestell, so daß der Apparat lichterloh brennend zur Erde stürzte. Der Absturz erfolgte in der Nähe von Adlershof. Die von Augenzeugen des Unfalls benachrichtigte Ortsfeuerwehr fand bei ihrem Ein treffen nur noch die verkohlten Körper der beiden Flug zeuginsassen und das Gerippe des Apparates vor. O Buchmesse in Frankfurt a. M. Anknüpfend an alte Frankfutter Messetraditionen wird das Frankfurter Meß amt während der Frankfurter Messen, erstmals während der Herbstmesse dieses Jahres, die vom 25. September bis 1. Oktober stattfindet, wieder Buchmessen veranstalten O Braunkohlenvorkommen bei Berlin. Bei Tiefboh rungen, die die Stadt Berlin gegenwärtig zwecks Anlage eines neuen Wasserwerkes an der Oberspree im staatlichen Forst von Erkner ausführen läßt, wurde ein mächtiges Braunkohlenflöz entdeckt. O Wenn man mtt einem Niesenvermögcn aus den „NmmMl" geht. Einer deutschen Dame, die sich besuchs weise in Kopenhagen aufhielt, wurde im „Tivoli", der be kannten großen Vergnügungsstätte der dänischen Haupt stadt, während des Feuerwerks eine Handtasche gestohlen, in der sich 200 000 Mark, 6000 dänische Kronen und 5000 Franken befanden. Es ist nicht unmöglich, daß die Dame sich auch noch wegen Kapitalschmuggels vor den deutschen Behörden zu verantworten hat, da sie nach ihrer eigenen Aussage die dänischen Kronen und Franken mit deutschem Geld in Kopenhagen gekauft hat. O Ein Dichtergrab zu verkaufen. „Das Grab des be rühmten römischen Dichters Vergil, des Verfassers der nicht minder berühmten „Aenels", mitsamt dem Grundstück, auf dem sich die letzte Ruhestätte des Poeten befindet, wird für 100 000 Lire zum Verkauf gestellt." Also meldet man aus Rom. Man braucht sich jedoch über diese Nachricht nicht sonderlich aufzuregen und über Grabschändung und ähn liches zu schimpfen, denn das in Frage stehende Grab, das sich bei Neapel am Posilipo befindet, ist alles andere eher als „historisch" und hat sozusagen nur Phantasiewert. O Zur Katastrophe in Pueblo, über die Zahl der Opfer, die die Überschwemmungskatastrophe in Pueblo (Colorado) gefordert hat, lauten die Angaben sehr ver- z schieden. Nach den ersten Meldungen sollten 500 Men- ? scheu ums Leben gekommen sein. Die „Chicago Tribune" sprach dann gar von 1200 Todesopfern. Aus den neue sten Berichten aber erfährt man, daß die Anzahl der um gekommenen Personen sich aus nicht mehr als 250 be laufen dürfte. Nach dem Bericht eines Augenzeugen brach die Regenflut mit socher Plötzlichkeit und solcher Gewalt herein, daß alle auf den Straßen befindlichen Passanten unrettbar verloren waren und ganze Häuser von ihren Grundmauern losgerissen wurden. Die Katastrophe hat nicht nur die Stadt Pueblo betroffen, sondern auch eine Reihe anderer Ortschaften im Staate Colorado, so die Städte Marsball, Louisville und Haveland. O Peulenpest in Mexiko. Nach einer Meldung aus Mexiko haben sich in Tampico vier neue Fälle von Beulen pest und drei Todesfälle ereignet. Bisher beträgt die Ge samtzahl der gemeldeten Fälle in Tampico vierzig. Es sind strenge sanitäre Maßnahmen getroffen worden. sich auf Lengefeld auch nicht schmerzlicher fühlen als anderswo. — Doch genug, mein Bub. Wir wollen uns weitere Worte darüber ersparen. Ich wiederhole, daß ich das als von Gott ge wollt betrachte. Lori wird ja nie etwas erfahren." Frau Berger hatte ihren Willen durchgesetzt. Trotz der heimlichen Hoffnung Erichs, daß die Wahl der Gräfin All wörden vielleicht nicht auf Lori fiel, wurde die Schwester enga giert und am vierzehnten September reiste sie" ab. Mit einer fast schmerzlichen Innigkeit schloß Frau Maria die Tochter beim Abschied in die Arme — es war ja die erste Trennung ... „Du schreibst mir gleich, Lore, hörst Du? Verschweige mir nichts!" flüsterte sie mit erstickter Stimme, „das Geringste aus Deiner Umgebung hat Interesse für mich — auch das, was Dir wohl kaum der Beachtung wert erscheint. Ich will mir genau im Geist vvrstellen können, wo Du weilst, wie die Menschen sind, mit denen Du zu tun hast." Und Lori nickte, unfähig, ein Wort zu sprechen, mit tränen- überströmtem Gesicht. Daß ein Abschied so schwer sein konnte! Das Herz wollte ihr fast brechen. Immer und immer wieder wandte sie sich um nach der geliebten Gestalt der Mutter, bis sie ganz ihren Blicken entschwunden war. Erich begleitete sie nach der Station; ihm ward selbst das Herz schwer, und in seinen Augen schimmerte es feucht, als ihm der Zug die Schwester entführte. Schweigend saßen Mutter und Sohn beim Abendessen gegenüber. Die Speisen blieben beinahe unberührt; es wollte nicht schmecken. Das Haus war ihnen weit und leer geworden z — Lore fehlte überall. Der Abend war noch schön und mild. Erich stand auf, ! brannte sich seine kurze Pfeife an und hing sich das Gewehr über die Schulter. „Ich gehe nicht weit, Mutter," bemerkte er auf den fra genden Blick Marias, „nur bis zum Kreuzweg, vielleicht nach den Fichtenschonungen. Auf jeden Fall bin ich bald wieder da." Die kleine Magd Rosa, ein Ostern erst konfirmiertes Mäd chen aus dem Dorfe Steinfurt, mußte heute alles allein besorgen. Frau Maria rührte nicht eine Hand. Schwerfällig ging sie hinaus und setzte sich auf eine Bank neben dem Hauseingang. Sie war müde. Schwarz und schweigend lag der Wald vor ihr. Wie ge spenstische Riesen standen die Bäume, ungewiß und groß, fast