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Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage nachmittags 5 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis bei Gelbstabholung monatlich 4 MH, durch unsere Austräger zugstragen in der Stadt monatlich 4.40 MH, auf dem Lande 4.S0 MH, durch die Post bezogen vierteljährlich 1Z.50 Ml. mit Zustestungsgebühr. Aste Postanstalien und Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Im Faste höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen Hai der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Erscheint seit Insertionspreis 4 Ml. für die S gespaltene Korpuszeile oder deren Raum, Lolalprels Pfg., Reklamen 2.Z0 MH Bel Wiederholung und Iahresauftrag entsprechender Preisnachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil (nur von Behörden) die 2 gespaltene Korpuszeile Z MH Rachweisungs-Gebühr so Pfg. Anzeigenannahme bis vormittags 40 ilhr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Feder Rabast anspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. dem Jahre 1S41 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Nr. 124. Dienstag den 31. Mai 1921. 80. Jahrgang. Amtlicher Teil. HA?tsl4l111>1*5ni*H1t11H Um nach Aufhebung der Milchzwangswirtschaft hen Vollmilchbedarf der Kinder, Stillenden, Schwangeren, Kranken usw. ficherzuftellen, wird für die Uebergangszeit auf Grund der Verordnung über den Verkehr mit Milch vom 30. April 1921 (Reichsgesetzblatt S. 498) und unter Hinweis auf die in dieser Verordnung enthaltenen Strafbestimmungen ange ordnet, daß die bis 3. Juli dieses Jahres laufenden Vollmilchkarten bis auf weiteres Gültigkeit behalten. — Die Vollmilch- und Krankenmilchkarten sind von den Kuhhaltern und der Molkerei bevorzugt zu beliefern. Die Kuhhalter und die Molkerei haben Ver kaufszeiten festzusetzen, in denen diese bevorzugten Belieferungen erfolgen. Erst nach dieser Zeit darf freier Verkauf stattfinden. Von unseren Milchwtrtschaftlern und auch von der Molkerei erwarten wir, daß sie alles daransetzen, damit Störungen in der Versorgung unterbleiben. Die Gültigkeit der Milchgutscheine erlischt mit dem 31. dieses Monats. Wilsdruff, am 28. Mai 1921. 4-s4 Der Stadtrat. Iuckerkarten - Ausgabe gebäude Nr. 2. Die Abholung hat unbedingt während der angesetzten Zeil zu erfolgen. Wilsdruff, am 30. Mai 1921. 4-os Der Stadtrat. Wroe-Wilullg der UWiiemch WiirE Alle männlichen Personen im Alter von 20 bis 25 Jahren haben Dienstag de« 31. Mai abends ^8 Uhr am Spritzenhause zu einer Uebung zu erscheinen. Nichterscheinen oder unentschuldigtes Fernbleiben wird nach der Fsuerlösch- ordnung bestraft. Nur schriftliche Entschuldigungen mit genügenden Gründen haben Gültig keit und müssen beim Branddirektor abgegeben werden. 4-or Das Kommando der Pflichtfenerwehr. Kirschenverpachtung. Die Kirschennutzung der Gemeinde Hsrzogswalde soll Sonntag den 5. Jnni nachmittags 2 Uhr im hiesige« Gasthofe bedingungsweise meistbietend öffentlich verpachtet werden. sroo Hsrzogswalde, am 29. Mai 1921. Hartman«, Gemeindevorstand. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Nach den Politisch-Parlamentarischen Nachrichten besteht kein Zweifel mehr, daß Walter Rathenau den Posten des Wiedcraufbaukommissars annehmen wird. * Nach Havasmeldungen hat Korfanty der Interalliierten Kommission in Oppeln mitgcteilt, er lege die Waffen nieder und erkenne die Amtsgewalt der Interalliierten Kommis sion an. * Der egnlische Lordkanzler gab der Meinung Ausdruck, er habe die Überzeugung, daß die Kriegsbeschuldiglenprozesse unter voller Wahrung der Gerechtigkeit gefüürt würden. Das gescholtene Reichsgericht. Der höchste Gerichtshof in Leipzig pflegt sonst allem Zank und Streit der Parteien, der hemmenden Unrast des öffentlichen Lebens entrückt zu sein. Seine Arbeit trägt mehr einen wissenschaftlichen, denn einen Kampfcharakter, und seine durch jahrzehntelange Tätigkeit erworbene Auto rität ist so groß, daß wohl kaum ein zweiter Gerichtshof der Welt sich mit ihr messen kann. In/ die heiligen Hallen seines Wirkungskreises beginnt jetzt Ler Lärm des Tages einzudringen. Das Reichsgericht muß sich mit der Aburteilung der sogenannten Kriegs- verbrecher befassen, weil ein anderer Ausweg, unsere Feinde zum Verzicht auf ihr Auslieferungsverlangen zu bestimmen, nicht zu finden war. Nun hat es den ersten „Fall" hinter sich, der zweite hat sich unmittelbar ange schlossen. Englische Zeugen sind in Leipzig gehört wor den, und hohe Gerichtsbeamte wohnen im Auftrage der britischen Regierung den Verhandlungen bei. Aber schon das erste Urteil wird hüben wie drüben nach Kräften „ge scholten". Deutsche Kritiker empfinden es als eine Schmach, daß hier unter ausländischem Druck ein früherer Ange höriger des deutschen Heeres, obwohl wegen seiner Ver fehlungen in der Kriegszeit von deutschen Militärgerichten abgeurteilt, abermals zu ausgiebiger Gefängnisstrafe ver urteilt wird, während die Siegerstaaten nicht im entfernte sten daran denken, die von ihren Heeresangehörigen an Deutschen begangenen Verbrechen zu sühnen. Und der Gerichtsvorsitzende, der die Verhandlung des zweiten Falles mit Bemerkungen einleitete, die eine scharfe Kritik des Angeklagten erkennen ließen, sah sich deswegen in der Öffentlichkeit Vorwürfen ausgesetzt. Eine schwere Be lastungsprobe für einen Gerichtshof, der bisher unter ganz anderen Bedingungen zu arbeiten gewohnt war. Und das Echo aus England klingt nicht weniger un freundlich. Konnte man den ersten Vorstoß im Unterhaus wegen der gegen Heynen erklärten Gefängnisstrafe von „nur" zehn Monaten noch als Wichtigtuerei abtun, so stellen sich jetzt doch auch schon Preßangrifse ein, die Schlimmeres befürchten lasten. Sogar die nichts weniger als hetzerisch veranlagten „Daily News" sagen, die Deut schen müßten gut verstehen, daß sie der Verantwortung nicht entgehen würden. Wenn der Angeklagte für schuldig befunden werde, dann fordere das Gewissen der Welt, daß Las Unrecht gebührend geahnt werde, und nicht mit lächer lich geringen Freiheitsstrafe. Das erste Urteil des Reichsgerichts sei eine Beleidigung gegen die (britischen) Ankläger, und es sei gefährlich, eine solche Beleidigung zu wiederholen. Die „Times" gehen natürlich noch schärfer ins Zeug: Das erste Gerichtsverfahren ende mit einer skandalösen Rechtsverletzung. Die Gerechtigkeit und die Menschlichkeit verböten es, daß die englische Regierung sich Labei beruhige. Und so weiter. Man sieht, wie rasch das berühmte „Gewissen der Welt" sich meldet, wenn es sich darum handelt, gegen Deutschland etwas zu unternehmen, während es bisher noch immer gänzlich versagt hat, wenn wir uns gegen schwerstes Unrecht, gegen schnödeste Verge waltigung nicht anders mehr zu helfen wußten, als indem vir die Menschheit an ihr Gewissen erinnerten. Aber was ist hier nun zu tun? Bessere Rechtsgarantien als das Reichsgericht hat die deutsche Regierung nicht zu bieten; alle gesetzlichen Vollmachten, deren es bedarf, um die ibm unterbreiteten Fälle nach Möglichkeit restlos aufzuklären, sind ihm eingeräumt worden, und Beauftragte der engli schen Regierung können sich durch persönlichen Augenschein davon überzeugen, ob in Leipzig nur nach Recht und Ge rechtigkeit oder nach anderen Rücksichten verfahren wird. Diese Augenzeugen haben freilich noch nicht gesprochen; die Leute, die im britischen Unterhaus das erste Reichsgerichts urteil als eine Schande bezeichneten, werden von der über drei Tage ausgedehnten Verhandlung in Leipzig zu der Stunde kaum mehr als flüchtig hingeworfene telegraphische Berichte kennengelernt haben. Möglich allerdings auch, daß sie selber ein Empfinden für die Merkwürdigkeit dieses ganzen Vorganges gehabt haben, der Deutschland dazu zwingt, „olle Kamellen" aus längst vergangenen Kriegs- sahren hier wieder an die große Glocke dieses höchsten Ge richtshofes zu hängen, um die in anderen Ländern längst kein Hahn mehr kräht. Unter „Kriegsverbrechern" wird sich Wohl auch der gewöhnliche Mann in England ganz etwas anderes vorgestellt haben, als diesen Unteroffizier Heynen, der, unter äußerst schwierigen Kriegsverhältnissen sozusagen „behelfsmäßig" mit der Leitung eines Gefange nenlagers betraut, auf Widerstand stieß und sich in dieser für ihn selber gewiß nicht ungefährlichen Lage schlecht und recht zu helfen suchte. Vielleicht hat diesmal die englische Regierung ein Ein sehen und tritt von vornherein der neuen Verhetzung, die sich hier anzeigt, mit dem gebotenen Nachdruck entgegen. Oder soll wirklich die Auslieferungskampagne, kaum über wunden, von neuem ausgenommen werden? Englische Stimmen über die Leipziger Prozesse. Der britische Lordkanzler hielt bei einer Versammlung der Grotiusgesellschaft in London eine Ansprache über das Völker recht, in deren Verlaus er auch auf die Prozesse gegen die deut schen Kriegsbeschuldigten zu sprechen kam. Der Lordkanzler führte aus, es sei nicht seine Sache, irgendwelche Bemerkungen zu dem ersten ergangenen Urteil zu machen, aber der sich in einer schwierigen Lage befindliche Präsident des Gerichts hofes habe einige Bemerkungen von großem Werte gemacht. Es sei eine Überraschung gewesen, daß der Präsident Worte der Verurteilung gefunden habe, als das „rohe preußische System" mit Nachdruck vön dem militärischen Sachverständigen vertreten wurde, und gleichfalls sei es überraschend gewesen, daß der Präsident in der Urteilsbegründung gesagt hat, daß Leute wie der Angeklagte, die den guten Rus der deutschen Armee beschmutzt haben, sie in der ganzen Welt verhaßt ge macht haben. Es läge nicht in der Absicht der Alliierten, die „dlooä^ assirs" in die Länge zu ziehen, um die Glut dieses unglücklichen Krieges weiter glimmen zu lassen. Aber er dürfe wohl annehmen, daß das Ergebnis der Leipziger Prozesse eine kleine Garantie dafür bieten würde, daß eine Erneuerung der schlimmsten Kriegsgreuel wahrscheinlich vermieden werden würde. „Moocks Lsei26" nennt man die Gerichtsverfahren, die von dem Richter Jeffreys geleitet wurden, der nach Westengland gesandt worden war, um die Rebellen des Herzogs Monmouth nach ihrer Niederlage im Jahre 1685 zu verurteilen, über 300 Personen wurden nach kurzer Verhandlung hingerichtet, 1000 Personen als Sklaven auf die amerikanischen Pflanzungen verschickt. Der Sonderberichterstatter des „Daily Telegraph" in Leip zig schreibt zu der aus London berichteten Neigung der briti schen Öffentlichkeit, die Verhandlungen in Leipzig als parteiisch zugunsten der deutschen Kriegsbeschuldiglen an zusehen, es sei eine Forderung der Gerechtigkeit, anzuerkennen, daß nicht ein einziger Engländer, der den Verhandlungen bei wohnte, geneigt ist, sich dieser in England herrschenden An sicht anzuschließen. Im Gegenteil, die in Leipzig anwesenden Engländer scheinen einstimmig der Ansicht zu sein, daß so wohl die Richter, als auch der Anklagevertreter die Verhand lungen vollkommen unparteisch sührten. Entspannung in Oberschlesien. Korfanty fügtsich. Es bestätigt sich, daß das englische Vorgehen auf die polnischen Hitzköpfe abkühlend gewirkt hat. Mit den Fran zosen waren sie heimlich einig, und die Italiener waren zu schwach. Nun aber England auf dem Plan erscheint, ändert sich das Bild. — Wer hätte das früher gedacht? Nach einer Havas-Meldung hat Korfanty mitgeteilt, daß er die Waffen niederlegt und die Amtsgewalt der Interalliierten Kommission anerkennt. Das Eintreffen der vier ersten englischen Bataillone 3200 Mann) war auf Sonntag angekündigt. Ferner be seht die bestimmte Aussicht, daß zwei weitere Bataillone n Gesamtstärke von 1600 Mann einige Tage später nach Oberschlesien kommen werden. Diese Truppen sollen auch mit Artillerie ausgerüstet werden. Bei Groß-Stein steht ein Panzerzug der Aufständischen, der abgeschnitten sein soll. Wie von zuverlässiger Seite mitgeteilt wird, sollen Lokomotiven und Wagen französischen Ursprungs sein. Man kennt ihre Nummern. Der englische Kreiskontrolleur von Rosenberg sowie der französische und italienische Beigegebene des Kreiskon trolleurs sind in Oppeln eingetroffen. Sie haben Rosen berg endgültig verlassen mit der Begründung, daß sie ohne jede Autorität seien, um auch nur den geringsten Schutz für die Ausrechterhaltung der Ordnung in Rosen berg noch auszuüben. Dieses ist der erste Fall, daß die Behörde eines Kreiskontrolleurs gänzlich ausgelöst wird. Polnische Gewalttaten. In den letzten Tagen ist noch an verschißenen Punkten gekämpft worden. Wie die polnische Zeitung „Dziennik Poznanski" selbst zugibt, haben polnische Insurgenten den Bahnhof Rosenberg und einige Privatgebäude in die Lust gesprengt. Die Besatzung von Leschna wurde von den Polen schwer angegriffen und konnte sich nur mit Mühe halten. Die Insurgenten verloren bei diesem Angriff 29 Tote. Allen Anzeichen nach hatten die Polen nördlich und südlich von Rosenberg sich bedeutend verstärkt. In der Gegend von Cosel wurde von den Polen stark geschossen. Die Stadt Groß-Strehlitz ist mit Ausnahme des Bahnhofs frei von Insurgenten. Auf Groß-Stein schossen die Aufständischen von Ottmütz her mit Artillerie. Im ganzen Südabschnitt des Aufstandsgebietes herrschte lebhafte polnische Feuertätigkeit. In Nuda (Kreis Hin denburg) haben die Deutschen beschlossen, erneut aufs dringendste um Hilfe zu bitten gegen die rohen Mißhand lungen Deutscher seitens der Polen. So sind die Ge meindebeamten Ochmann und Lukaszyk, der Förster Scho ner und der Verkäufer Pietryga derartig verprügelt wor den, daß sie schwere Verletzungen davongetragen haben. Ferner ist der Kesselmeister Lischka vom Elektrizitätswerk in Nikolai mißhandelt und abgesührt worden. Der Rek tor Schnürbel und der Lehrer Seipel wurden von den jugendlichen Insurgenten festgenommen und verprügelt. Der polnische Ortskommandant und der polnische Batail lonskommandeur von Nuda haben selbst erklärt, daß sie gegen die halbwüchsigen Burschen'wöllig machtlos sind. Bayern und das MLmaium. München, 28. Mai. Im Haushaltsausschuß des Bayerischen Landtages teilte Ministerpräsident Dr. von Kahr mit, daß die mit der Reichsregierung eingeleiteten Verhandlungen über die Ausführung des Ultimatums noch nicht zum Abschluß ge bracht werden konnten. Infolge der Abwesenheit des Reichskanzlers von Berlin hätten diese Verhandlungen eine Verzögerung erfahren, so daß der bayerische Minister rat und auch die Koalitionsparteien bisher nicht in der Lage waren, zu der Angelegenheit abschließend Stellung zu nehmen. Der Ministerpräsident erklärte, daß er erst am Montag in der Lage sei, dem Landtagsausschuß die angekündigten Mitteilungen zu machen. Die Vertreter der Sozialdemokraten und der Unab hängigen protestierten gegen diese Haltung des Minister präsidenten. Die Sozialdemokraten verlangten nicht nur die sofortige Versicherung des Ministerpräsidenten, daß die Entscheidung in einer dem Interesse des gesamten deut schen Volkes entsprechenden Weise getroffen werde, sondern wünschten auch eine Erklärung des Ministerpräsidenten