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Wilsdruffer Tageblatt : 26.05.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192105267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19210526
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19210526
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-05
- Tag 1921-05-26
-
Monat
1921-05
-
Jahr
1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 26.05.1921
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rund unter Berufung auf Artikel 103 der Verfassung die strenge Weisung gerichtet, daß es unbedingt notwendig sei, den Charakter der Anschlußbeweguug als eine reine Pri- vatveranualtung zu wahren. Es sind alle amtlichen Or gane angewiesen worden, daß jede mittelbare oder un mittelbare Unterstützung der Anschlußabstimmung zu unterbleiben hat. Großbritannien. X Serbisch-englische Verlobung. Blättermeldungen zu folge ist Prinzregent Alexander von Serbien soeben von Belgrad nach London abgereist, wo er sich mit der Prin zessin Mary, Tochter des englischen Königspaares, ver loben soll. Die Verbindung würde natürlich erhebliche politische Bedeutung Haden, sie würde den Südslawenstaat (und iy der Folge Teile der kleinen Entente) aus dem französischen Fahrwasser in das englische bringen. Tat sächlich ist auch die Vorkriegspropaganda für den Zusam menschluß der Südslawen ganz von Engländern (Selon- Watson, Steed usw.) geleitet worden. Pikant ist es immer hin, daran zu erinnern, daß ganz England den Vater des Bräutigams als „Meuchelmörder" bezeichnet und jeden Verkehr mit ihm ablehnt! Belgien. X Fortgesetztes Anwachsen des Heeres. Der belgische Kriegsminister hat der Presse einen Bericht über die Hee resausgaben und die Stärke der Armee übergeben. Daraus gebt hervor, daß die Zahl der Offiziere seit 1914 von 4000 auf 5348 angewachsen ist. Die Zahl der Mannschaften ist von 59 654 auf 114 725 gestiegen. Die Ausgaben für das Heer betragen in desem Jahre nahezu 1100 Millionen Franken. Italien. X Ernste Warnung an Frankreich. Des Ministerpräsi denten Giolitti Blatt, die Turiner „Stampa", schreibt an ausfallender Stelle: „Italien verlange von Frankreich, daß es ein für allemal auf den Plan der europäischen Vorherr schaft Verzicht leiste, auch sei es für Frankreich am Platze, eine Einigung mit Deutschland anzustreben und in der Wiedergutmachungsfrage möglichst Maß zu halten, sonst gebiete es das Interesse Italiens, die Politik Englands zu unterstützen. Nah und Fern. O Verzeichnis der Postorte im besetzten Gebiet. Ein Verzeichnis der Postanstalten im besetzten Gebiet wird vom Reichspostministerium vorbereitet. Es wird auch eine An gabe der Zollorte enthalten. Das Verzeichnis kann beim Postamt bestellt werden. Es soll gegen Erstattung der Selbstkosten geliefert werden. O Umbau der Feste Koburg. Die Vollendung des vor zehn Jahren begonnenen Umbaues der Feste Koburg war infolge Fehlens von Mitteln in Frage gestellt. Nunmehr hat Bayern die noch fehlende Summe von über 3 Millionen Mark gewährleistet, so daß der endgültigen Fertigstellung nichts mehr im Wege steht. O Spatzen gesucht! In der Harzstadl Altenau gibt es Finken, Zeisige und andere Vögel, aber keinen einzigen Sperling. Versuche, den Sperling anzusiedeln, blieben er folglos. Man nimmt an, daß die Bleidämpfe einer benach barten Schmelzhütte die Sperlinge vertrieben haben. Da das Hüttenwerk jetzt seine Arbeit eingestellt hat, will man noch einmal einen Versuch mit Sperlingen machen. O Absturz eines Mondsüchtigen. In einem Anfall von Mondsucht stürzte der Fliegeroberleutnant Erich Fries in Fürth, der Sohn des Oberstudiendirektors Fries-Augs burg, vom Dache des Bergkranzhotels in Oberstdorf im Allgäu tödlich ab. O Elektrische Ströme als Brandursache. Das Tele graphenamt in Karlstad in Schweden ist in der Nacht zum Pfingstsonntag abgebrannt, wie man vermutet, insolge starker, vagabundierender elektrischer Lust- und Erdströme. O Franzensbad an eine amerikanische Gruppe verpachtet. Das böhmische Heilbad Franzensbad ist auf 55 Jahre an eine amerikanische Gruppe verpachtet worden. Diese plant, eine Aktiengesellschaft zu gründen und 30 000 Aktie» zu je 50 Dollar auszugeben. O Filmexpcdition nach Grönland. Die erste Filmexpe- dition nach Grönland ist am Pfingstsonntag von Kopen hagen abgefahren. Die Expedition, die unter der Führung des bekannten Polarforschers Knut Rasmussen steht, soll nach Norden bis an Tuhle gehen und fährt dann mit Hundeschlitten über das Inlandeis bis Hudson-Bai. über all sollen ethnographische Bilder ausgenommen werden. O Valutaschmnggel in Österreich. Die Wiener Polizei verhaftete einen bulgarischen Staatsbürger türkischer Na tionalität namens Nissim Presenti, der im Auftrage einer Wiener Gesandtschaft einen großen Valutaschmuggel für eine auswärtige Gesandtschaft durchführte. In dem Ge päck Prcsentis, das die Siegel einer Gesandtschaft trug, wurden zwölf Millionen österreichische Kronen vorgesun- dcn. Es wurde festgestellt, daß Prescuti auch für einen italienischen Staatsbürger Valutaschmuggel durchführte. Die Polizei hat weiter festgestellt, daß der betreffende Ge sandte selbst die Siegelung der Gepäckstücke vorgenommen und daher an dem großen Schmuggel, der größtes Auf sehen erregt, direkt beteiligt ist. Der Gesandte ist der Ver treter einer außereuropäischen Macht. O Das Kriegererholungsheim in Davos. Die Auf rechterhaltung des deutschen Militärsanatoriums in Davos ist gesichert. Eine Anzahl deutscher Banken und Groß- unternchmungen hat insgesamt 50 000 Mark gezeichnet; weitere Zeichnungen sollen noch in Aussicht stehen. O Der Präsident des schweizerischen Nationalrates ver- unglückl. Nach einer Meldung aus Bern ist der Präsident des schweizerischen Nationalrates, Gustav Müller, bet einem Unfall schwer verunglückt. Er hat sich eine schwer« Gehirnerschütterung und eine Wirbelverletzung zugezogen Die Verletzungen sind lebensgefährlich. O Einstein Gast Lord Haldanes. Wie die englischen Blätter melden, wird Professor Einstein während seines Aufenthaltes in London, wo er im Kings College einen Vortrag über die Relativitätslehre hält, Gast Lord Hab danes sein. Lord Haldane, ehemaliger englischer Kriegs' Minister, wurde vor dem Weltkriege viel genannt wegen seiner Bemühungen, engere Beziehungen zwischen Deutsch land und Enaland anzubahnen. Neueste Meldungen. Gefahr für Kattowitz. . .Berlin. Aus führenden Kreisen der oberschlesischen Fw . bei den Berliner Großbanken außerordentlich ernste Nachrichten über die Lage speziell im Kattowitzer Be- Stadt Kattowitz ist feit Tagen ohne Wasser, Lebensmittel und Elektrizität. Alle Eisenbahnwagen und Lo- romouvrn sind vom Militär reguiriert. Die Industrie vesinoer sich in einer verzweifelten Lage und ist dem Erliegen äußerst nahe. Sie erleidet Verluste, die in die vielen Millonen gehen, und erwartet auf das bestimmteste, daß die Entente für diese Schäden aufkommen wird. Fürsorge für oberschlcsische Flüchtlinge. Berlin. Nach ein.er Mitteilung des Reichskommissars für Zivilgefangene und Flüchtlinge werden die infolge der Ereig nisse in Oberschlesien im unbesetzten Schlesien eingetroffenen Flüchtlinge sofort in Obhut und Fürsorge der zuständigen Stellen übernommen. Die Heimkehrerlager Neiße und Lams- dors haben alle Vertriebenen ausgenommen und versorgt, so weit sie nicht unmittelbar in Privatquartiere eingewiesen wer den konnten Die Verteilung auch der Lagerinsassen auf die Wohnungen der Zivilbevölkerung ist dann so rasch durchge- führt worden, daß die vorgenannten Heimkehrlager wiederum für die Übernahme etwaiger neuer Flüchtlinge selbst in arotzen Mengen gerüstet sind. Betricbseinschränkungen. Bochum. Ebenso wie eine Anzahl rheinisch-westfälischer Werke gibt nun auch der Bochumer Verein bekannt, daß in folge des geringen Auftragsbestandes und des Nachlüssens im Eingang neuer Aufträge Betriebseinschränkungen unvermeid lich geworden seien. Neue russisch-englische Verhandlungen. London. Der Sowjetunterhändler Krassin ist in Stock holm eingetroffen, um über Berlin nach London zu reisen. Dort will er einen Haupthandelsverband und vielleicht auch eine Sowjetbank schaffen. Forderungen der belgischen Eisenbahner. Brüssel. Die Führer des sozialistischen Eisenbahnsyndi kates haben beschlossen, ihre Forderungen aufrecht zu erhalten. Ein allgemeiner Streik steht zwar nicht unmittelbar bevor, da die Führer weiter verhandeln wollen, aber man bleibt aus alles vorbereitet. Scheitern russischer Verhandlungen in Rom. Rom. Dem Vernehmen nach hat die russische Handels mission von der Konsulta ihre Pässe gefordert, um nach Ruß land zurückzukehreu. Sie erklärt, daß ihr die gebotenen Ga rantien nicht ausreichend erscheinen für die Erfüllung ihrer Aufgabe. Letzte Drahtberichle des .Wilsdruffer Tageblatte«". Die Entwaffnungsfrage der bayrischen Einwohnerwehren vor der Lösung. München, 25. Mai. (tu.) Der gestern abgehaltene Mi- nisterral über die Einwohnerfrage hat sich bis in die späten Abendstunden hingezogen und wie die „Münchner Neuesten Nachrichten" zu berichten wissen, wohl zwar zu Richtlinien, aber nicht zu irgend welchen endgültigen Beschlüssen geführt. Heute vormittag finden zunächst Besprechungen mit den Parteien statt. Auch mit der Reichsregierung wird noch ein Meinungsaustausch gepflogen. Die Erledigung und Lösung der ganzen Angelegen heit ist in den allernächsten Tagen zu erwarten. In Ueberein stimmung mit den eigenen Informationen der Telunion aus zu verlässiger Quelle berichtet die Korrespondenz der bayrischen Volkspartei, daß man in Regierungskreijen das feste Vertrauen habe, daß in der Einwohnerwehrfrage im Einvernehmen mit der Reichsregierung eine Lösung gefunden wird, die der gegenwär tigen Lage und den Interessen des Landes gerecht wird. Die „München-Augsburger Abendzeitung" teilt noch mit, daß die Fortsetzung der Ministerratbesprechung schon für Freitag in Aus sicht genommen ist. Arbeitsaufnahme im vberfchlesischen Industriegebiet. Lonbon, 25. Mai. (tu.) Reuter vernimmt aus polnischer Quelle, daß laut den letzten Berichten aus Oberschlesien 80 Pro zent der Arbeiter im Industriegebiet die Arbeit wieder ausge nommen haben. Die Ausständigen übergeben ihre Stellungen an die alliierten Truppen. Die Demobilisierung geht weiter. Uebergreifen des Prager Metallarbeiterstreiks. Prag, 25. Mai. (tu.) Es ist zu befürchten, daß der Me tallarbeiterstreik auf andere Branchen übergreift. Die national sozialistischen Eisenbahner beschlossen, Lieferungen, welche bei Firmen bestellt wurden, die sich der Aussperrung angeschiossen haben, nicht zu erledigen. Der Vorstand der sozialistischen Union der Eisenbahnbediensteten hat eine Solidaritätskundgebung für die Metallarbeiter beschlossen. Eine Vertrauensmännersitzung der Metallarbeiter hat eine Kundgebung beschlossen, nach welcher keinerlei Konzessionen gemacht werden dürfen. Heute finden große Kundgebungen der Ausgesperrten in Prag und in den Vorstädten statt. Aus Stadl und Land. MMeiliui,-» tür »>-<- «udri» wir imw« dankbar Wilsdruff, am 25. Mai. — Der Arbeitsplan des sächsischen Landtages. Der Land tag, der am Dienstag seine Sitzungen nach den Pfingstferien wieder ausgenommen hat, wird nunmehr voraussichtlich noch etwa fünf Wochen zusammen bleiben. Plenarsitzungen sind zu nächst für Donnerstag und Freitag dieser Woche und Dienstag nächster Woche vorgesehen, in denen u. a. die Vorlagen über die Kreditbeschaffung für notleidende Gemeinden, Anträge auf Flur schutz, die Grundsteuer, Aufhebung der Schulgemeinden usw. be handelt werden sollen. An größeren Vorlagen, die noch vor dem Beginn der großen Sommerferien erledigt werden sollen, liegen vor: Das Gemeindewahlrecht, das Steuerrecht der Religivns- gesellschaften, das Staatsbankgesetz, die Grundsteuer, die Ge werbesteuer, das Gesetz über die Umgestaltung der Polizei und die Vorausgenehmigung dringender Staatsbedürfnisse für 1921. — Gegen die Einführung einer städtischen Gewerbesteuer in Wilsdruff. Nachdem der Staat alle Halbwegs einträglichen Steuern für sich in Anspruch nimmt, ist den Gemeinden herz lich wenig geblieben. Dabei wachsen mit den gemeindlichen Auf gaben die Ausgaben und das Ende des Geschäftsjahres bringt Fehlbeträge hier wie dort. Die Deckung derselben mutz auf irgend eine Art versucht werden und fast alle Gemeinden sind jetzt, nach dem sich die Lage durch die festgelegte Nichtbesteuerung des reichssteuerfreien Einkommensteiles für die Stadtsäckel noch ver schärft hat, auf der Suche nach neuen Steuerquellen. Die Wünschelrute schlägt dabei wohl bald hierhin und bald dorthin, aber auch sie scheint niemals das Richtige zu treffen. Um unserer Stadt zu den bitter notwendigen Mitteln zu verhelfen, ist der Entwurf einer städtischen Gewerbesteuer ausgearbeitet worden, da die vom Staate vorgesehene Gewerbesteuer, an der die Ge meinden mit 50 Prozent partizipieren sollen, aller Voraussicht nach für das laufende Geschäftsjahr nicht mehr in Betracht kommt. (Nach neuesten Meldungen soll jedoch das Gesetz über die Gewerbesteuer noch vor den Sommerferien im Landtage er ledigt werden. D. Schriftl.) Gegen den Entwurf nahm gestern abend eine vom Gewerbeverein einberufene von über 100 Per sonen besuchte Versammlung, der auf Antrag nur MilßAeder des Vereins und sonstige Gewerbetreibende beiwohnen konmen, Stel lung. Herr Stadtrat Schlichenmaier gab die vorgesehenen Bestimmungen bekannt, nach denen eine dreifache Besteuerung des Gewerbes erfolgen soll mit einer Abgabe auf den Reinver dienst, einer Kopfsteuer aller in Gewerbebetrieben beschäftigten Personen und einer Raumsteuer für die zum Betriebe benötigten Räume nach Größe. Akademisch gebildete freie Berufe (Aerzte, Rechtsanwälte, Ingenieure, Künstler usw.) sollen von der Steuer befreit sein. Von allen Rednern wurde der Entwurf aufs schärfste bekämpft, da er in dreifach ungerechter Weise nur die Sonder- besteuerung einer einzelnen Gruppe anstrebe. Herr Breuer wollte besonders die Interessen der Kriegsbeschädigten wie der Kriegsteilnehmer überhaupt gewahrt wissen. Nach längeren Ausführungen der Herren Stadträte Wehner und Lotzner und Stadtverordnetenvorsteher Oberl. Hientzsch, die einer seits die Steuervorlage in dieser Aufmachung auch nicht gut- heißen konnten, aber auf der anderen Seite als Stadtvertreter die bittere Notwendigkeit beleuchteten, der Stadtverwaltung die nötigen Mittel zu schaffen, wurde auf Antrag des Herrn Tischler obermeister Geihler einstimmig folgende Entschließung ge faßt, die an die städtischen Kollegien weitergegeben werden soll: „Die heute abend tagende Versammlung des Gewerbevereins, welche von 104 Gewerbetreibenden besucht ist, erhebt entschieden Protest gegen die vorgesehene Gewerbesteuer, ist überhaupt gegen jede Steuer, die nur einzelne Erwerbszweige trifft. Die Ver sammlung kann sich nur mit einer Steuer einverstanden erklären, die alle Einwohner gleichmäßig entsprechend ihrer Leistungsfähig keit heranzieht." Mit Dankesworten und der Aufforderung an alle Nichtmitglieder, dem Gewerbeverein beizutreten, schloß der Vorsitzende, Herr Uhrmachermeister Nicolas, die Ver sammlung. — Missionsfest in Sora. Nächsten Sonntag hält der Wils druffer Missionszweigverein sein Iahresfest in der Kirche Sora ab. Pf. Herz, Reichstädt, wird in dem liturgisch ausgestatteten Gottesdienst predigen. In der Nachversammlung wird der frühere Missionar von Deutschostafrika, Pastor Michel, Bries nitz, den Hauptvortrag halten. Wenn irgend möglich, werden Posaunisten aus Dresden die Feiern mit ihren Gaben auszeichnen. — Pionierstammtisch von Wilsdruff und Umgegend. Als die Pioniere von Wilsdruff und Umgegend in der Himmelfahrts- nacht nach ihrem zwar verregneten, aber doch so schön verlaufenen Meißner Pioniertage auseinandergingen, gelobten sie: „Wir halten auch weiterhin fest und treu zusammen!" Ihrem Gelöbnis getreu, hatten sich am letzten Sonnabendabend, einem wunder baren Frühlingsabcnd, eine Anzahl Pioniere nebst Frauen nach Rodes Gasthaus in Grumbach zum 1. Pionierstammtisch be geben. Nach begrüßenden Worten des Leiters des Stammtisches führte er kurz folgenden Gedankengang aus: Unser Leben ist ein kurzes. Die Menschen — dies gilt ganz besonders den euro päischen Kultur- und Christenvölkern — sind auf vollständig fal schem Wege, wenn sie sich in Hatz, Neid, Mißgunst, Geldgier, Klassen- und Standesunterschieden das Leben verbittern, anstatt sich allgemein ein glückliches Dasein in gegenseitiger Liebe (Nächstenliebe) und Hilfe, Sichverstehen und Insichaufgehen zu suchen. Allseitige Bravorufe belohnten die edel gedachten Worte des Sprechers. Datz sie auf fruchtbaren Boden gefallen waren, bewies der ganze Verlauf des Abends. Wie eine große Familie, in der alle Mitglieder sich so recht verstehen, ging es zu. Es wurde gesungen und getanzt, gescherzt und gelacht, und dabei der schön verlebten Stunden in Meißen gedacht. Man beschloß, jeden Monat einen solchen Abend zu veranstalten. Der nächste wird in der Wilsdruffer Parkschänke abgehalten, wobei die Vogelsche Hauskapelle konzertieren wird. Hochbefriedigt gingen alle in später Mitternachtsstunde bei schönstem Mondenschein nach Hause. Es fehlte diesmal noch mancher Pionier, was für den 1. Abend zu entschuldigen ist; zum nächsten beim Wirt zur „Goldenen Laus" darf keiner fehlen! — Jeder Stammtischabend wird im „Wilsdruffer Tageblatt" veröffentlicht. Alle Pioniere von Wjlsdruff und Umgegend werden deshalb gebeten, allabend lich den Inseratenteil ihrer Heimatzeitung einzusehen, damit sie keinen der gemütlichen und in menschlicher Natürlichkeit gehal tenen Stammtischabende verpassen. — Die Lieferung von Holzhäusern für Frankreich. Die Reichsregierung hat bekanntlich als Kriegsentschädigung für die zerstörten Gebiete in Frankreich die Lieferung von 25 000 Holz häusern angeboten. An dieser Lieferung hat auch Sachsen ein besonderes Interesse, als sich hier eine blühende Holzhäuser- Industrie vorfindet. Wie wir hören, werden die Aufträge von der Reichsregierung aber nicht schlüsselmäßig vergeben, sondern die Arbeiten werden zum freien Wettbewerb ausgeschrieben Infolgedessen hat jeder Bundesstaat und auch jede Firma Recht und Gelegenheit, sich am Bewerb um Aufträge zu beteiligen. — Die Reichsregierung und der Religionsunterricht in den sächsischen Volksschulen. Der sächsische Landtag hatte bekanntlich vor einiger Zeit gegen die Stellung der Bürgerlichen den Be schluß gefaßt, die Reichsregierung zu ersuchen, dafür Sorge zu tragen, daß der Religionsunterricht aus den Volksschulen end gültig ausgeschieden werden könne. Daraufhin hat nunmehr der Reichsminister des Innern dem sächsischen Landtage folgenden Bescheid zugehen lassen: „Die Beseitigung des Religionsunter richts aus der Volksschule könnte nur auf dem Wege der ver fassungsändernden Gesetzgebung erreicht werden. Ich möchte zu nächst der Reichsregierung einen entsprechenden Gesetzentwurf Unterbetten. Nach Lage der Sache würde dieser mit Sicherheit abgelehnt werden. Auch im Reichsrat und Reichstag, für dessen Beschlußfassung die Vorschriften des Artikel 76 der Reichsver fassung maßgebend wären, würde der Gesetzentwurf keine Aus sicht auf Annahme haben. Ich bin schon auf Grund dieser Er wägungen nicht in der Lage, dem Antrag zu entsprechen, und sehe daher davon ab, meine eigene Stellung zum Beschlutz des sächsischen Landtages sachlich darzulegen." — Die „Auslösung" des Landespreisamtes. Wie wir zu verlässig hören, soll das Landespreisamt bis zum 1. Oktober dieses Jahres planmäßig abgebaut werden, doch machen sich offenbar politische Bestrebungen bemerkbar, die Landespreisprü fungsstelle (2. Abteilung des Landespreisamtes) in irgend einer Form aufrecht zu erhalten. Es scheint festzustehen, daß die Re gierung auch entschlossen ist, dieses Amt weiter bestehen zu lassen. Sie ist sich aber noch nicht klar darüber, ob die Preisprüfungs stelle als selbständiges Amt weitergeführt oder einer anderen Be hörde angegliedert werden soll. — 28er-Artillerie-Regimentstag. Am 28. und 29. Mai wird in Bautzen der Regimentstag des ehemaligen 2. Feld artillerieregiments Nr. 28 und seiner Feldformationen (Feldartil lerieregiment Nr. 245 und Reserve-Feldartillerieregiment Nr. 23 und Kolonnen) abgehalten. Zu diesem Tage werden sich zahl reiche Angehörige der Regimenter dort einfinden, um dieser Ta gung und besonders der Enthüllung des Denkmals für bie Ge fallenen beizuwohnen. Der Festausschuß ist möglichst für freie Quartiere besorgt. Anmeldungen für Quartiere sind zu richten an Karl Friedrich, Bautzen, Wettinstraße 27. — Fünfundsiebzig Jahre Feuerwehr. Die freiwilligen Feuerwehren können in diesem Jahre auf ein 75jähriges Be stehen zurückblicken. Im Jahre 1841 hatte man in Meißen mit regelrechter Schulung eines „Freiwilligen Lösch- und Rettungs korps" den Anfang gemacht, doch fand diese Gründung keine Nachahmer. Der 1. Mai 1846 wurde ein Markstein in der Ge schichte des Feuerlöschwesens. Damals gründete der Baumeister Christian Hengst in Durlach in Baden ein „Pompierkorps", das militärisch organisiert und ausgebildet wurde. Die Schulung der
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