Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt
- Erscheinungsdatum
- 1921-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192105267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19210526
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19210526
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-05
- Tag 1921-05-26
-
Monat
1921-05
-
Jahr
1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Was Wird aus OberWefisn? Reichspräsident Ebert verbietet die Freikorps. Es scheint sich zu bestätigen, daß englische Truppen in Oberschlesien vorläufig die öffentliche Ordnung wiederher- stcllen sollen. Das englisch-offiziöse Organ in Köln, die „Cologne Post", teilt mit, die englische Negierung habe Montag beschlossen, in Übereinstimmung mit der franzö sischen Regierung britische Truppen nach Oberschlesien zu entsenden, die bei der Aufrechterhaltung der Ordnung in den unruhigen Bezirken helfen sollen. Die für diese Auf gabe bestimmten Truppen sind vier Bataillone der Nhein- armee. Diese Bataillone werden durch französische Trup pen ersetzt werden. Frankreich dürfte auch Truppen nach Oberschlesien entsenden, um die dortige Garnison zu ver stärken. Englische Blätter sagen, die Alliierten hätten da für zu sorgen, daß ein deutsch-polnischer Krieg vermieden werde. Sie dürsten daher nicht warten, bis die Bewegung in Oberschlesien sich so weit ausdehnt. Es sei jetzt nicht mehr zu zweifeln, daß beide Negierungen, die deutsche und die polnische, bezüglich der Schließung der Grenze in gutem Glauben handelten, aber Wohl nicht die genügende Kontrolle über die lokalen Behörden besaßen, um dieses Ziel zu erreichen. Der einzig mögliche Weg sei daher eine dauernde Aussicht der Alliierten. Französische Druckmittel. In Paris hält mau natürlich an der Geste fest, die Schuld an den entstandenen Wirren Deutschland zuzuschie ben. Obwohl man gut genug über die polnische Verant wortung unterrichtet sein könnte, stellt man sich blind und tanb, bleibt bei der Verhätschelung der Korfanty-Anhänger und läßt Drohungen nach Berlin schwirren. Ministerpräsident Briand hatte im Auswärtigen Ami eine Besprechung mit dem deutschen Botschafter Dr. Maher, in der, wie Havas erklärt, Briand Dr. Mayer ersucht haben soll, die deutsche Regierung auszufordern, auf jeden Ver such eines Angriffs in Oberschlesicn zu verzichten, wenn sie sich nicht Vergeltungsmaßnahmen von feiten der Alli ierten aussetzen wolle. Gleichzeitig erschöpfen sich die Pressemeldungen neuer dings in Verbeugungen vor Loudon, wo angeblich die eng lische Negierung den deutschen Botschafter Sthamer in gleichem Sinne wie Dr. Mayer unterrichtet habe. Ent sprechende Noten seien beiden Botschaftern übergeben wor den. Offensichtlich will Briand um jeden Preis vermeiden, den in der oberschlesischen Frage zwischen England und Frankreich bestehenden Konflikt allzu öffentlich werden zu lassen. * Verbot der Bildung von Freikorps. Um eine Handhabe gegen die Bildung von Freikorps in Oberschlesien zu haben, hat der Reichspräsident auf An trag des Reichsministeriums folgende Verfügung erlassen: ..Verordnung des Reichspräsidenten über das Verbot militärischer Verbände vom 24. Mai 1921: Auf Grund des Artikels 48 der Verfassung des Deut schen Reiches verordne ich zur Wiederherstellung der öffent lichen Sicherheit und Ordnung für das Reichsgebiet fol gendes: 8 1- Wer cs unternimmt, ohne Genehmigung der zuständigen Dienststellen Personen zu Verbänden militäri scher Art zusammenzuschließen oder wer an solchen Ver bänden teilnimmt, wird mit Geldstrafe bis zu 100 000 Mark oder Gefängnis bestraft. 8 2. Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Jede Art der Geldunterstützung solcher Unternehmun gen ist strafbar, ebenso die Werbung und die Aufnahme von Werbeinseraten in der Presse. Die Verordnung be zieht sich auf das ganze Reich mit Ausnahme des Abstim mungsgebietes selbst, in dem die Verwaltung den Alliier ten zusteht, denen auch die Regelung des Selbstschutzes dort unterliegt. Sperrung der Grenze. Die polizeilichen Maßnahmen zur «Sperrung der ober schlesischen Grenze sind durchgesührt. Die Grenze ist ge sperrt. Das preußische Ministerium des Innern entsandte neun Hundertschaften Schutzpolizei an die Grenze, welche den Eintritt von Bewaffneten aus Deutschland hindern und aus Oberschlesien zurückkehrende Bewaffnete entwaff nen sollen. Englische Wünsche Wie von mehreren Seiten aus dem Auslande gemeldet wird, hat der englische Gesandte in Berlin, Lord d'Äbernon, das Ersuchen an die deutsche Regierung gerichtet, sie möge die Reichsbank veranlassen, sofort die Beträge nach Ober schlesien zu senden, die nötig sind, um die Bergarbeiter der Jndustriezone abzulohnen. Gleichzeitig möge die deutsche Regierung dafür sorgen, daß das deutsche Eisenbahnper sonal in Oberschlesien keine Lebensmittelzüge mehr anhalte, die für das Aufstandsgebiet nötig sind. Die Artikel sagen dazu, der englische Standpunkt sei, daß „zwei Unrechte nicht ein Recht ergeben", und daß die Deutschen unklug bandeln, wenn sie ihren Gegnern eine irgendwie geartete Waffe in die Hand gäben. Die Gehälter müßten gezahlt werden, und die Lebensmittel müßten ihr Ziel erreichen. Aber — die Alliierten müßten die Ordnung aufrechterhalten, die Deutschen müßten geschützt, das Resultat der Abstimmung geachtet werden. Je weniger die Deutschen selbst Unrecht begingen, desto leichter machten sie es dem Teil der Alli ierten, die für Recht und Gerechtigkeit einstünden. In dieser Beziehung erwartet man viel von der Ankunft der englischen Truppen in Oberschlesien. Erstaunen in London. Wie das offiziöse englische Bureau „Reuter" erfährt, sprechen maßgebende Kreise in London ihr Erstaunen aus über die Meldung, die französische Regierung habe gefor dert, daß in Berlin ein neuer Schritt unternommen werde, um die deutsche Regierung auszufordern, den Einmarsch von Freiwilligen nach Schlesien zu verhindern. Der bri tische Botschafter in Berlin habe sich in dieser Frage schon verschiedene Male mit vollem Erfolg an die deutsche Regie rung gewandt. Am 19. Mai habe die deutsche Regierung einen Aufruf erlassen, in dem sie die Rekrutierung von Freiwilligen für den Kamps in Oberschlesien unter An drohung strenger Strafen verbietet. Jetzt habe sie in der gleichen Frage eine entsprechende Antwort auf die Note der Interalliierten Militär-Kontrollkommission vom 14. Mai erteilt. Reuter gibt diese Antwort wieder und fährt dann fort: Es ist unnötig zu sagen, daß man in London genau so gut wie in Paris der Meinung ist, das unermächtigte Eindringen von Freiwilligen in das schlesische Abstim mungsgebiet sollte durchaus verhindert und das schlechte Beispiel Korfantys sollte von den Deutschen nicht nachge ahmt werden. Korfanty will nicht weichen. Aus Beuthen meldet das Blatt „Rzeczpospolita" in Warschau, die Behauptungen der deutschen Zeitungen, daß Korfanty und die übrigen Führer des Ausstandes be schlossen haben, die Aufstandsbewegung zu liquidieren, sei unrichtig. Die Ausstandsleitung sei jetzt, nachdem sie ihr militärisches Ziel erreicht hat, nämlich die Besetzung des Gebietes, das unbestreitbar von einer polnischen Mehrheit bewohnt ist, dazu übergegangen, die ganze Zivilverwal tung in diesem Gebiete auszubauen. Wenn auch die Auf ständischen nicht mehr angreifen würden, um ihren Besitz stand zu vergrößern, würden sie doch nicht die Waffen nie derlegen, bis die Grenze in Oberschlesien festgelegt ist, und bis in Oberschlesien reguläre polnische Truppen eingerücki seien. Weitere polnische Tendenzmeldungen, Reichswehrsolda- teu hätten in voller Uniform an den Kämpfen in Oberschlc- sien teilgenommen, sind natürlich falsch. In Oberschlesien befindet sich kein einziger Retchswehr- soldan An der Nordgrenze des Kreises Kreuzburg gegenüber Reinersdorf—Kostau sind auf polnischem Gebiet starke polnische Bandenansammlungen beobachtet worden. Die heftigen Zusammenstöße im Kreise Rosenberg dauern Mag auch die Liebe weinen... 4s Roman von Fr. Lehne. Oop^risät I91Z b;' Oreincr üc Oomp., Lettin WZO. „Ah, sparen Sie alle Entschuldigungen für ihn. Mit ihm werde ich selbst abrechnen. Glauben Sie, ich lasse mich und diese da," sie deutete auf ihr Töchterchen, „und meinen großen Jungen ehrlos machen? Meinen Kindern lasse ich den Vater nicht so leicht nehmen! Und Sie haben Ottokar zu diesem Verzicht gezwungen! Ich kenne Sie ganz genau aus seinen Erzählungen; obwohl er so viel älter ist, als Sie, fürchtete er Sie doch —" „Dazu habe ich ihm nie Veranlassung gegeben — und auch in diesem Fall — es liegt anders als Sie denken. Sie verkennen mich, gnädige Frau!" Er griff nach seinem Hut. „Mein Auftrag ist zu Ende. Wenn Sie diese Schriftstücke geprüft haben, werden Sie finden, daß man Ihnen kein Unrecht zufügen will," er verneigte sich. „Nein, wahrhaftig nicht ! Nur —" Sie brach kurz ab, preßte die Lippen fest aufeinander und achtete nicht auf seinen Abschiedsgruß. Düster starrte sie vor sich hin. Sie wußte wohl kaum, daß er das Zimmer verlassen, daß sie allein war, die Ge danken jagten sich in ihrem Kopf, der das Schwere nickt zu fassen vermochte, das da so jäh, so unvermittelt über sie herein gebrochen war. Und dann raffte sie sich auf; sie hatte ja keine Zeit, sich jetzt ihren Grübeleien hinzugeben. Es war gleich fünf Uhr. Ihr Sohn mußte bald aus der Schule da sein, aus der er immer mit einem gesegneten Appetit heimkam. Sie sorgte für sein Vesper, brühte ihm eine Tasse Kakao, und nicht lange hörte sie auch klingeln. Lori öffnete ihm, sie liebte ihn ja so zärtlich, den großen Bruder, der immer etwas für sie in der Tasche hatte, ein Bild, ein Bon bon oder sonst etwas. Wie immer saß Frau Maria bei ihrem Jungen und ließ sich seine Schulerlebnisse erzählen. „Hast du Aerger gehabt, Mutter, oder ist dir sonst etwas Unangenehmes passiert?" fragte er plötzlich. Sie nickte. Er sah sie an und zeigte dann zögernd ein Zeitungsblatt, das er aus einem seiner Schulbücher nahm. „Hängt das vielleicht hiermit zu sammen mit dem Vater ? Zufällig ist mir beim Buchhändler ein Buch darin eingewickelt worden — willst du es lesen? Mein Blick fiel auf unsern Namen " Und sie las unter den Kunstnachrichten „— viel bemerkt wurde das Porträt der jungen, schönen Gräfin Lella Flotmann von Ottokar von Allwörden, deren pi kanten Reiz der Künstler recht gut getroffen hat—" und nun folgte eine ausführliche Schilderung seiner künstlerischen Qua litäten; dann hieß es weiter, „man habe früher kaum diesen Na men gehört, doch werde man ihn sich für die Folge merken müssen; in der Stille scheine sich da ein Talent entwickelt zu haben, auf dessen weitere Gaben man gefpannt sein dürfe. Der Künstler habe, wie man hört, mit widrigen Familienverhältnissen zu kämpfen gehabt, die seine Schaffenskraft viele Jahre lahm gelegt hatten —" „Das sind wir, Mutter!" sagte er, indem er auf die Worte „widrige Familienverhältnisse" deutete, und fein hübsches, offenes Knabengesicht bekam einen frühreifen und trotzigen Ausdruck. Er streichelte ihre zitternden Hände, Ihre blassen Wangen; er wußte, wie jene Nachricht die Mutter kränken mußte! Danach schien der Vater ja ganz gesund — wenn er schöne Frauen malte, deren Bilder auf Ausstellungen geschickt wurden! And trotzdem küm merte er sich nicht um seine Familie, der er schon seit beinahe zwei Jahren fern! Kurz vor seiner Konfirmation hatte ihm die Mutter gesagt, welche Sorgen sie bedrückten; denn er hatte wohl gefühlt, daß sie litt, und verständnisvoll hatte er ausgenommen, was sie ihm an vertraut, aus welcher hochgeborenen Familie der Vater stammte. Frau Maria nannte sich ja schon seit Jahren einfach Frau All wörden; ein tönender Grafentitel wäre nur ein Hohn für die dürftigen Verhältnisse gewesen, in denen sie lebte! „Er braucht mich nicht mehr!" flüsterte sie, und ihre Augen trübten sich, „jetzt, da er berühmt wird! Und wie hab' ich ihn früher ermutigt, wenn ihn die Verzweiflung über ausbleibcnde Anerkennung, über strenge Tadelsäußerungen packte " Und nun, da der Erfolg kam, schwieg er warf sie bei Seite —. Sie sah nach dem Datum der Zeitung — Es war drei Wochen zurück und dann hatte er den Bruder geschickt, daß er das lästig gewordene Band löse! Aber so leicht sollte ihm das nicht werden! „Weißt du, Mutter, wir schicken Vater diese Zeitung und schreiben, daß " „Nein, Erich! Wir schreiben nicht. Wir fahren selbst nach Lengefeld. Und du sollst auch wissen, was man uns antun will!" Und sie erzählte dem Sohne von Rüdiger Allwördens Besuch. Zweites Kapitel. Verdrießlich warf der elegante, schöne Mann im braunen Samtjackett und fliegender, pastellblauer Künstlerkrawatte den Pinsel weg und wandte der Staffelei, auf der ein halbfertiges Bild stand, den Rücken. „Es geht heute nicht, Lella, beim besten Willen nicht! Das Regenwetter nimmt einem ja jede Stimmung." Ein silbernes Lachen war die Antwort. Laut und hell klang es durch den großen, mit raffiniertem Luxus ausgestatteten Raum, der mehr einem Damenbvudoir als einem Atelier glich, an. Auf feiten der Aufständischen griff ein aus der Bahn linie Kreuzburg—Zembowitz fahrender Panzerzug in den Kampf ein. Dort, wo die Polen bisher gehaltenes Gebiet räumen mußten, wurden die Dörfer von ihnen geplündert. In der Gegend von Landsberg und Altrosenberg ist sämt liches Vieh weggetrieben worden. Die Einwohner wur den mißhandelt. Aus Dupine und Koselwitz wurden deutsch gesinnte Oberschlesier über die Grenze geschleppt. Im Kreise Ratibor gelang es den Polen anläßlich eines Vor stoßes, Angehörige des örtlichen Selbstschutzes auf tschecho slowakisches Gebiet zu drängen. Die deutschen Verteidi- aer sind dem Vernehmen nach entwaffnet worden. politische Rundschau. Deutsches >ie«ch. Ein deutsch-chinesischer Vertrag. Am 20. Mai ist in Peking ein chinesisch-deutscher Ver trag unterschrieben worden, der als Grundlage für einen besonderen Friedensvertrag zwischen beiden Ländern die nen soll. Wie bekannt, hat sich China seinerzeit geweigert, den Vertrag von Versailles zu unterzeichnen. Die Überein kunft macht offiziell dem Krieg zwischen beiden Ländern ein Ende. Sie stellt die Handelsbeziehungen nach dem Grundsatz der Gegenseitigkeit wieder her und bestimmt, daß Deutschland alle Verpflichtungen aus sich nimmt, die für dieses Land aus dem Vertrage von Versailles gegen China entstanden sind. Ihrerseits wird die chinesische Re gierung den Verkauf der mit Beschlag belegten deutschen Besitztümer nicht weitersühren, den Ertrag der bereits ver kauften zurückzahlen und die Bestimmungen betreffs des Handels mit dem Feinde aufheben. Ferien des N cichsw irtschaftsrates. Für die Zeit von Mitte Juli bis Ende August sollen gemäß Vereinbarung zwischen dem Präsidenten und dem erweiterten Vorstand Sitzungsferien des Reichswirtschafts rates eintreten. In dieser Zeit sollen nur dringende Ange legenheiten, die keinen Aufschub dulden, behandelt werden. Bayern entwaffnet. Der bayerische Ministerpräsident wird, wie aus Mün chen gemeldet wird, in der Lage sein, dem nächsten bayeri schen Ministerrat die Mitteilung zu machen, daß die Or gane der Einwohnerwehr auf einen formellen Akt der Re gierung v. Kahr sich loyal in den Dienst der durch Deutsch lands Zwangslage gebotenen Maßnahmen stellen und alles tun werden, um Reibungen zu glätten und etwa dro hende Erregungen zu beschwichtigen. Die französischen Kolonialtruppen in Deutschland. Die München-Augsburger Abendzeitung gibt folgende Zusammenstellung über die schwarzen Truppen in der Pfalz: Neustadt an der Haardt 600 Mann Madagassen, 50 Anamiten, Ludwigshafen 800 Mann Madagassen, Speyer 400 Mann Madagassen, Zweibrücken 550 Mann Mada gassen, Landau 400 Madagassen, 50 Anamiten Bürgerlicher Sieg in Sangerhausen. In dem wiederholt von Putschen heimgesuchten San gerhausen, wo die Kommunisten mit 18 gegen 12 Manda ten die Mehrheit hatten, gewannen bei den Stadtverord netenwahlen die vereinigten bürgerlichen Parteien einen entscheidenden Sieg. Sie erhielten 17 Mandate, 5 die Mehrheitssozialdemokratie und 8 die sogenannte Gewerk schaftsliste. OeuM-Österreich. X Die Anschluyabstimmung eine Privataktion. Die nach- vrückliche Stellungnahme der kleinen Entente gegen die Salzburger Anschlußabstimmung hat den österreichischen Bundeskanzler veranlaßt, neuerlich den Standpunkt der Re gierung zur Anschlußbewegung zu präzisieren. Der Bun deskanzler bat an den Cbef der Salzburaer Landesreaie- vvn welchem es sich nur durch die Größe unterschied. Inmitten stand ein mit vielen Kissen belegter Divan, auf dem halb sitzend, halb liegend ein junges Mädchen in weißem, golddurchwirkten und mit Blumen geschmückten phantastischem Gewände ruhte. „Ah, Sie Stimmungsmensch, Sie! Wann wird einmal das für Ihre Stimmung passende Wetter eintreten? Vorige Woche, als die Sonne schien und der Himmel in lockender Bläue lachte, da war es auch nichts — und meine Geduld wird aus eine immer größere Probe gestellt! Erst hab' ich Ihnen zu dem Porträt so lange gesessen, und nach einer nur kurzen Pause wollen Sie mich schon wieder malen, als ob es kein anderes Modell gäbe! Und ich bin so schwach und nachgiebig!" Lächelnd bog sie den Kopf zurück und sah ihn mit kokettem Blick an. „Sagen Sie selbst, Ottokar, bin ich nicht bewunderungswürdig, daß ich " „— immer, Lella, immer sind Sie bewunderungswürdig!" Er kniete neben ihr und griff nach ihren winzigen, weißen Händen und drückte seine Lippen darauf, „und deshalb auch fehlt mir die Stimmung zum Arbeiten, die Kraft — weil ich nur schauen und bewundern muß " Sie entzog ihm die Hand und streifte seine Wange mit kosendem Schlag. Sie schüttelte ein wenig den Kopf. „Was seid ihr Künstler doch für exaltierte Menschen! Und glauben kann man euch doch nie! Wie eure Stimmungen wechselt ihr eure ' Ansichten — was ihr heute in den Himmel hebt, verwerft ihr morgen!" „Lella, glauben Sie es mir doch—! Sie sind das Schönste, das ich je gesehen!" rief er, „und weil nicht allein meine Augen, mein Verstand, sondern auch mein Herz bei meiner Arbeit sind, deshalb eben wird es mir so schwer, bin ich so unzufrieden mit mir — neben Ihrer strahlenden Persönlichkeit wirkt alles stümperhaft, unvollkommen." „Es liegt an mir, Ottokar." „Nein, nein! Sie sind unvergleichlich! Aber entmutigt bin i ich, wenn ich Sie sehe und dann vergleiche mit dem, was ich ge- > schaffen! An meinem Können muß ich zweifeln — ins Feuer möcht' ich es werfen." ; „Gut, daß jetzt keins brennt!" spöttelte sie. „Lella, Sie sind grausam, herzlos " „— und was noch?" Mit einem schrägen Blick sah sie nach ihm hin, während ihre Hände mit der roten Mohnranke spielten, die sie lässig über Schulter und Brust gelegt. Ein unbestimmtes Lächeln spielte um ihre vollen Lippen. Sie war berückend, und ihr Reiz wirkte mächtig auf ihn. Er konnte ihr nicht widerstehen; fest umschlang er sie und suchte ihren Mund mit durstigen Küssen. Sie duldete seine Liebkosungen einige Augenblicke, dann aber stieß sie ihn heftig zurück. (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)