Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 29.05.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192105293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19210529
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19210529
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-05
- Tag 1921-05-29
-
Monat
1921-05
-
Jahr
1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 29.05.1921
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
nayme des Kommandos durch General Höfer entfernt. Dei einem großen Tei! der oberschlesischen Bevölkerung hat die Auflösung der Freikorps großen Unwillen hervorgerufen. Die nationale Begeisterung ist so groß wie 1S14. Da gegen ist bei den Polen ein deutliches Abflauen der Kampflust zu fühlen. Man trifft häufig entflohene Korfanty-Soldaten friedlich bei der Landarbeit. Die englischen Truppen für Oberschlesien. Vom Rhein gehen 4 englische Bataillone nach Ober- schlesicn. Eins von ihnen ist bereits unterwegs und viel leicht jetzt schon angckommen. Dazu sollen nach Mittei lung des Londoner Kriegsamtes noch zwei Bataillone irischer Regimenter kommen, die jetzt in England sind, so daß sich schließlich sechs englische Bataillone dort befinden werden. Im Unterhause erklärte Lloyd George, die Kosten der britischen Truppen im oberschlesischen Ab stimmungsgebiet fielen diesem Gebiet zur Last, übrigens scheint man in London nicht anzunehmen, daß die engli schen Truppen dort schwere Arbeit haben werden. Wie be richtet wird, findet man in amtlichen englischen Kreisen, daß sowohl die deutsche als auch die polnische Negierung jetzt eine „korrekte" Haltung einnehmen. Man spricht dar über seine Genugtuung aus Briand und Lloyd George. Ausschließung Belgiens. In Paris nimmt man nach den verbindlichen Er klärungen Briands in der Deputiertenkammer an, daß eine Übereinstimmung zwischen dem englischen und dem fran zösischen Ministerpräsidenten gefunden ist, so daß dem bal digen Zusammentritt der Ententekonferenz in Boulogne zur Lösung der oberschlesischen Frage nichts mehr im Wege steht. Nach den letzten Meldungen soll ein neuer italie nischer Vermittlungsvorschlag über die Abgrenzung be reits der Prüfung einer Sachverständigenkommission unter worfen sein, die den Auftrag habe, die wirtschaftliche Wir kung der Abgrenzungsvornahme auf Deutschland und auf Polen zu untersuchen. Eine Schwierigkeit soll nur in be zug auf die Vertretung Belgiens in Boulogne besteben, weil England der Meinung sei, daß die oberschlesische Frage Belgien nicht berühre, und daß die Abgrenzung nach dem Versailler Vertrage ausschließlich den fünf Groß mächten der Alliierten zustehe. Die Begegnung Briands mit Lloyd George dürfte baldigst stattfinden und zu einem Abschluß der oberschlesischen Frage führen. Die nationa listische Pariser Presse teilt diesen Optimismus nicht. Sie hat das deutliche Gefühl, daß die Auseinandersetzung zwi schen Lloyd George und Briand keinen persönlichen Ur sprung hatte, sondern daß die französische und englische Auffassung über die polnischen Ansprüche auf Oberschlesien sich schroff gegenüberstehen. Man macht Briand auch be reits schon Vorwürfe, daß er sich den gefährlichsten Illusio nen hingebe. In einzelnen Blättern wird sogar ernstlich von der Möglichkeit einer „englisch-deutschen Ver schwörung" gegen Frankreich gefabelt. Italienischer Vorschlag. Der französischen Regierung ist die Mitteilung zuge gangen, daß der italienische Außenminister Graf Sforza die Initiative ergreifen werde, um eine neue Teilung Oberschlesiens vorzuschlagen, über diesen Vorschlag Sfor zas wimmelt es jetzt in der französischen und englischen Presse von Vermutungen. Es lohnt nicht, sie alle wieder zugeben, da einer immer unklarer ist als der andere. Die klarste Mitteilung kommt über Amerika, zugleich mit der Bemerkung, daß dieser Vorschlag vermutlich von England und Amerika unterstützt werden dürfte. Er kommt darauf heraus, aus Oberschlesien ein unabhängiges Land zu machen, mit einigen Abtretungen an Deutschland und Polen: Einige kleine Jndustriegemeinden an der polnischen Grenze sollen den Polen und mehrere von den größeren Städten mit deutscher Mehrheit Deutschland zugeteilt wer den. Das Gebiet dazwischen mit den Hauptindustriezen- Iren, die von polnischer Bevölkerung umgeben seien, werde in einen unabhängigen Staat verwandelt werden, doch k Wlle der Plan erst etngevracyt weryen, wenn nacygewreien k iei, daß die gegenwärtige Interalliierte Abstimmungs kommission zu keinem einmütigen Vorschlag kommen könne. Hilfe des Noten Kreuzes. Das deutsche Rote Kreuz hat an General Le Nond, Oberst Percival und General de Marinis von der Inter alliierten Kommission in Oppeln ein Telegramm gerichtet, in dem die Ermächtigung erbeten wird, unverzüglich eine Hilfsaktion zugunsten der Bewohner Oberschlesiens, die Opfer der gegenwärtigen Unruhen sind, durchzuführen. Wie dem deutschen Roten Kreuz aus Dänemark telegra phisch gemeldet wird, sollten ungefähr 175 Kinder aus Oberschlesien, deren Erholungsaufenthalt in Dänemark abgelausen war, die Heimreise antreten. Mit Rücksicht auf die unsicheren Verhältnisse in Oberschlesien haben sich in dankens werter Weise die dänischen Pflegeeltern entschlossen, den Auf enthalt der Kinder bis auf weiteres zu verlängern. Nur eine kleinere Anzahl der kleinen Pfleglinge konnten in Dänemark nicht verbleiben und sind einstweilen in Berlin durch das Rote Kreuz untcrgebracht. Aufruf der Heimattreuen Oberschlesier. Die Vereinigten Verbände heimattreuer Oberschlesier in Groß-Berlin verbreiten einen „Aufruf an alle", in dem nach Schilderung der bekannten Vorgänge folgende Forde rungen ausgestellt werden: . Die Entente soll den französischen General Le Rond sofort abberufen, dagegen genügend englische und italie nische Truppen entsenden, um die Ruhe wiederherzustellen und die Grenze gegen Polen abzusperren. Die deutsche Regierung soll mit größtem Nachdruck für das deutsche Oberschlesien eintreten. Tie ganze zivilisierte Welt soll da für sorgen, daß der Friedensvertrag nicht zu einem bloßen Fetzen Papier und das blühende Land nicht zu einem Trümmerhaufen werde. Das dsM-ch-chmesische Abkommen. Baldiger Freundschafts- und Handelsvertrag. Das zwischen den deutschen und chinesischen Vertre tern in Peking abgeschlossene Abkommen zur Wiederauf nahme der Beziehungen dieser beiden Länder bestimmt u. a.: Der bisher noch formell bestehende Kriegszustand wird beendet, und damit werden die besonderen Kriegsbestim mungen aufgehoben. Die Grundsätze der Gleichstellung rnd Gegenseitigkeit für die Beziehungen der beiden Staaten sollen Anwendung finden. Bestimmungen sind getroffen über die Wiederentsendung diplomatischer und konsularischer Vertreter. Die Staatsangehörigen des einen Teiles sollen im Gebiet des andern Teiles dessen Gesetzen und Gerichtsbarkeit unterworfen sein. In der Betätigung im Handel und in der Industrie werden die Deutschen in China den Angehörigen der andern Nationen gleichgestellt. In der Frage der Zölle ist beiderseitige Meistbegünstigung vorgesehen. Die Liquidation des deutschen Eigentums wird eingestellt. Hinsichtlich des Versailler Friedensver trages, dessen Unterzeichnung Cbina, wie bekannt, abge- lehnt hat, sind wegen der Cbina betreffenden Bestimmun gen Vereinbarungen getroffen worden. Erwähnt wird, daß die von Deutschland in der Provinz Schantung er worbenen Rechte nicht an China zurückgegeben werden. Das Abkommen trägt den Charakter eines vorläufigen Vertrages und seine Bestimmungen sollen als Grundlage für den später zwischen Deutschland und China abzu- schlietzenden Freundschafts- und Handelsvertrag dienen. Es wird nach Eingang des maßgebenden Textes unver züglich den gesetzgebenden Körperschaften zur Genehmi gung vorgelegt werden. Or. Gra-nauer gegen Gebietsärrderungem Rundschreiben an die Reichstagsparteien. Der Reichsminister des Innern ,Dr. Gradnauer, hat an die Fraktionsvorsitzenden der im Reichstage ver tretenen Parteien ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt: „Nach Artikel 18 und 167 der Reichsverfastuna werden Mag auch die Liebe weinen... 7) Roman von Fr. ,Lehne. Lop^rixkt 1S1Z bv Cremer ü: Lomp., Lettin W ZY. Rüdiger trat zu der Mutter, deren nimmermüde Hände an einem groben, wollenen Strumpfe strickten. Er rollte sich einen bequemen Sessel zu ihr heran und zündete sich mit ihrer Erlaub nis eine Zigarette an. Die Gräfin, eine strenge, nonnenhafte Erscheinung mit schmalem, herbem Gesicht, über dem das blonde, melierte Haar in glatten Scheiteln lag, tat einen tiefen Seufzer. „Ach, diese unerquickliche Sache mit Ottokar! Wäre sie nur erst aus der Welt geschafft — schon, damit Lella nichts erfährt." „Du meinst, daß sie nichts von seiner Ehe weiß?" fragte Rüdiger, und warf einen Blick auf die beiden da draußen. „Nein, mein Sohn! Woher? Ich habe mich ängstlich ge hütet, ihr etwas davon zu sagen! Mit ihren neunzehn Jahren würde sie gar nicht verstehen, was " „Ach, Mama!" unterbrach Rüdiger sie. „Halte Lella nicht für gar so kindlich noch sie ist sehr, sehr —" er suchte nach einem paffenden Wort, „sehr klug " „Das süße Kind! Was Du denkst, Rüdiger! Würde sie sich da so unbefangen mit Ottokar necken? Sie mit ihrem mimosen haften Empfinden würde eine Scheu vor ihm haben, würde ihm ausweichen " „Meinst Du, Mama?" Er wußte es ja bester, doch er schwieg lieber, um seiner Mutter nicht die Ahnungslosigkeit zu rauben. „Gewiß! Sie ist ja noch das reine Kind. Ottokar hat eine große Faible für sie, und ich bin glücklich, daß es ihr gelungen ist, ihn — seinem Vater zur Freude — dem Leben zurückzu gewinnen." „Nun, nun, Mama, das ist wohl zu viel gesagt! Ottokar war allerdings mit seinen Nerven bedenklich herunter — die ganzen Verhältnisse hatten das ja mit sich gebracht — aber so schlimm, wie Du sagst, war es doch nicht." „Schlimm genug, so daß Dein Vater große Sorge um ihn trug! Du kannst ja nicht wissen, da Du ihn nur flüchtig gesehen, wie apathisch und abgestumpft Ottokar gegen alles war — noch, als er aus dem Sanatorium kam! Und da war es Lella, die ihn mit ihrer kindlichen Heiterkeit aufmunterte — wie eine jüngere Schwester war sie zu ihm — ihr endlich gelang es, was wir alle nicht vermocht hatten — Ottokar gewann wieder Intereste — vor allem an seiner Kunst — durch sie wurde er erst zum wahrhaften Künstler — Du kennst ja ihr von ihm gemaltes Porträt! Und jetzt malt er sie wieder niemand aber darf das Bild vor der Vollendung sehen — er verspricht sich etwas Großes davon! i — Und ich, mein Sohn, bin ihr so dankbar — schon um Papas > willen, Du weißt, wie sehr er an dem Sohne seiner ersten Frau hängt — doch viel mehr, als an Dir leider —! Aber dafür bist Du mein Sohn —" und in Mutterstolz leuchteten ihre Augen auf. Er legte impulsiv seine Lippen auf ihre Hand. Sie streichelte sein kurz geschnittenes Blondhaar, und er fühlte, was in dieser Liebkosung lag, mit denen die kalte, verschlossene Frau so sehr sparsam war — fast, als schäme sie sich jeder weicheren Regung, jeder wärmeren Gefühlsäußerung. Er wußte, daß die Ehe der Eltern nicht glücklich war; er wußte aber auch, daß die Mutter wohl die größere Schuld daran trug, da sie sich dem lebensfrohen Manne nicht so angepaßt hatte, wie sie es wohl hätte tun müssen. Ihr starres, strenges Wesen hatte ihn nicht die weiche Anmut seiner ersten Frau vergessen lasten, die er schwärmerisch geliebt. Und diese Liebe hatte er auch auf seinen Erstgeborenen übertragen, und deshalb war ihm Otto kars vorschnelle Heirat doppelt niederschmetternd gewesen, und nur der Klugheit seiner zweiten Frau war es zu danken, daß der Bruch nicht zu einem unwiderruflichen gemacht worden war — daß es für Ottokar in der größten Not doch noch ein „Zurück" gegeben! „Ich bin stolz auf Dich, mein Sohn," sagte sie, „gerade jetzt hast Du gezeigt, daß Du der Ahnen Deiner Väter würdig bist i — nicht jeder an Deiner Stelle hätte so gehandelt, für den Bruder einen so großen Besitz zu retten —" „Glaubst Du, Mama, daß ich jemals diesen Vorteil ange nommen hätte? Ottokar ist der Aelteste — ihm gehört das Ma jorat, und dafür kämpfe ich. Nicht einen Augenblick hätte ich mich glücklich gefühlt, wenn ich seine Stelle hätte einnehmen sollen — um so mehr, da er der Ehe mit der Wirlberger längst überdrüssig geworden war — denn sonst wäre er ja nicht aus Vaters Be dingungen eingegangen, wäre, nachdem er das Sanatorium ver lasten, wieder zu seiner Familie zurückgekehrt. Das gab mir zu denken! — Und ich kenne ihn zu gut sollt' ich mir später Vorwürfe machen lasten oder mit dem eigenen Bruder ym den Besitz feilschen und streiten denn über kurz oder lang wäre dieser Fall eingetreten! Papas unsicherer Gesundheitszustand in diesen letzten Monaten gab den willkommenen Anlaß, Klärung in die Sachlage zu bringen — und mich hatte man dazu aus ersehen, für ihn zu handeln was ich heute bereue" — setzte er nach kurzer Pause hinzu. Auf den erstaunten Blick der Mutter nickte er — „ja, Mama! — es ist doch anders, wenn man hier so gemütsruhig die Paragraphen durchblättert und feststellt, daß man ganz im Recht ist, so und nicht anders zu handeln! — und wenn man dieses Recht auch durchsetzen will —" er sprang auf, „ich habe gestern ein Gefühl der Scham gehabt, das heute noch ! brennt —" Die Gräfin begriff den Sohn nicht — „als Du heute mittag Uom 14. August 1921 an die zum Reichstag Mchlbercchttg- ten Einwohner das Recht haben, Abstimmungen über die Änderung des Gebietes von Ländern und die Neubildung von Ländern innerhalb des Reiches zu verlangen. Sofern solche Bestrebungen dahin gehen, die kleinsten der deutschen Länder mit andern Ländern zu vereinigen oder Enklaven, die keinen räumlichen Zusammenbang mit dem Hauptge biet ihres Landes haben, an das sie umgebende Land an zugliedern, mögen aus der gegenwärtigen Lage Deutsch lands erhebliche Bedenken dagegen nicht bestehen. Anders liegt es, wenn Bestrebungen zur Abtrennung größerer Ge bietsteile von einzelnen Ländern hervortreten sollten und dadurch Anlaß zu erregten parteipolitischen Auseinander setzungen geben würden. Der furchtbare Ernst der inner politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse Deutschlands und die Rücksicht auf das Ausland, dem jede Spaltung der Kräfte in Deutschland willkommen wäre, erheischen ge bieterisch. vorerst solche Neugliederungswünsche größerer Art zurückzustellen und jede vermeidbare Beunruhigung von der Bevölkerung fernzuhalten. Netteste Meldungen. Generalstreik in Christiania. Christiania. Zwischen den Vertretern der Arbeitgeber und der Arbeiter haben noch einmal Verhandlungen stattgefunden. Sie haben jedoch zu keinem Ergebnis geführt. Die kommunisti schen Arbeiterführer haben daraufhin Christiania verlassen. Der Generalstreik bat in der Nacht zum 27. Mai begonnen. Die bürgerlichen Zeitungen Christianias und der großen Städte Norwegens haben sich geeinigt, eine gemeinsame Zei tung während des Streiks herauszugeben. Mit Ausnahme der Etsenbahnbediensteten werden sämtliche staatlichen und städti schen Arbeiter und Angestellten sowie die Arbeiter aller Indu striezweige sich dem Generalstreik anschlicßen. Zunächst keine Rüstungseinschränkung. Washington. Der Senat der Vereinigten Staaten hat es mit Zweidrittelmehrheit abgelehnt, die vom Repräsentanten hause beschlossene Herabsetzung der Friedensstärke des Marine personales gutzuheißen. Letzte Drahtberichte des «Wilsdruffer Tageblattes*. Die Tagung des Obersten Rates. Boulogne, 28. Mai. (tu.) Man glaubt, daß die Ta gung des Obersten Rates am nächsten Mittwoch oder Donners tag stattfinden wird. Der Unterpräsident von Boulogne ist gestern abend nach Paris abgereist, um Instruktionen zu holen. Bevorstehende Entscheidung über Oberfchlesien. Paris, 28. Mai. (tu.) Gras Sforza erklärte einem Ver treter des Cvrriere della Sera, daß aller Wahrscheinlichkeit nach die Entscheidung in der oberschlesischen Frage noch vor dem 1. Juni sollen werde. Ernste Meinungsverschiedenheiten. Paris, 28. Mai. (tu.) Der Petit Parisien meldet aus London: Es scheint, daß der Austausch der Noten und Denk schriften über Oberschlesien zwischen Paris und London keine andere Wirkung gehabt haben, als den guten Glauben der beiden Regierungen festzustellen. Es wäre zwecklos, zu verheimlichen, daß in der Angelegenheit ernste Meinungsverschiedenheiten be stehen. Man versichert, daß das Auswärtige Amt nicht nur nicht bereit ist die von Frankreich sestgestellten Bedingungen anzu nehmen, sondern daß es auch die vom Grafen Sforza festgesetzte Neuordnung als zu günstig für Polen betrachtet. Da Frankreich die von Italien festgesetzte Grenze als unannehmbar betrachtet, so kann man den Umfang des Meinungsunterschiedes daraus ab leiten. Der bayrische Handelsminister für die Unabhängigkeit der Presse. München, 28. Mai. (tu.) Der bayrische Handelsminister Hamm hielt gestern vor den deutschen Zeitungsverlegern in Augsburg eine Rede und betonte, daß er von der Verbundenheit Papa und mir Bericht über Deinen Besuch bei jener Frau gabst, hast Du anders gesprochen " „Aber zwischen Mittag und Abend liegt ein Nachmittag, an dem man nachdenken und die Sache auch in anderer Beleuchtung sehen kann." „Wird mein Sohn gar sentimental?" „Nein, Mama, das ist ein Begriff, mir so fremd, daß ich gar kein Verständnis dafür habe — wenn auch " er machte eine Handbewegung und schüttelte den Kopf, wie um eine lästige Er innerung abzuwehren, „die Frau tut mir trotzdem leid," sagte er kurz. „Sie hat sich in unsere Familie gedrängt —" „Das kann man wohl nicht sagen. Ottokar wer verant wortlich für sein Tun! — Doch das ist ja nun gewesen! — Die Wirlberger ist eine tapfere Frau und ihr Leben ist nicht leicht —" „Nun, mein Sohn, Du am wenigsten brauchst Dir darüber Gedanken zu machen, Du hast in jeder Beziehung durchaus kor rekt gehandelt — — und wirst auch dafür belohnt werden!" „Ich beanspruche keine Belohnung —" entgegnete er fast schroff. Sie fah ihn lächelnd an. „Du mißverstehst mich, mein Sohn! Du kannst ja nicht ahnen, was ich meine! — Lasse jetzt erst mal Deine Wanderung durch das Zimmer, Du weißt, daß mich das nervös macht setze Dich wieder zu mir — so " Sie nahm seine beiden Hände in die ihren — „nun denk' einmal ein bißchen nach! Kommst nicht darauf? Denk' mal an Lella " Förmlich hilflos sah er sie an. „Was hat Lella damit zu tun?" Lächelnd wiegte sie den Kops hin und her. „Ahnst Du denn gar nicht, welche Pläne Deine Mutter mit Dir und Lella hat? Weshalb ich gleich so damit einverstanden gewesen war, dem verwaisten Geschöpfchen hier bei uns eine Zuflucht zu geben? Lella, das einzige Kind meiner armen Freundin! Wie beruhigt ist Adelaide Flvtmann gestorben, als sie wußte, daß ich ihrer Lella eine zweite Mutter sein wollte — und das bin ich ihr ge worden. Wie kindlich ist sie mir zugetan! Wie ist sie aufgeblüht zu einer aparten Schönheit in den zehn Monaten, die sie nun bereits hier ist! — Ist Dir das nicht ausgefallen?" „Mir ist nur aufgefallen, daß sie ein sehr kokettes und be rechnendes Wesen ist!" entgegnete er kurz abweisend. Jetzt wurden ihm die Absichten der Mutter klar. Aber das niemals! Er zog seine Hände aus denen der Mutter und schüttelte den Kopf. „Rüdiger! So sprichst Du von Deiner zukünftigen Ge mahlin!" rief sie, unangenehm betroffen von seinem herben Urteil. „Das wird sie nicht! Ich habe nie daran gedacht, Lella zu heiraten. Der Gedanke hat mir so fern gelegen, und jetzt mehr denn je —"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)