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Wilsdruffer Tageblatt : 04.05.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192105046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19210504
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19210504
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-05
- Tag 1921-05-04
-
Monat
1921-05
-
Jahr
1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 04.05.1921
- Autor
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land und Amerika wurde mit 44 gegen 26 Stimmen abgetehnt, worauf die Friedensresolution Knox angenommen wurde. Graf Sforza über die Zwangsmatznahmen. London. „Daily Telegraph" zufolge erklärte Graf Sforza 'M Obersten Rate, man müsse die etwaigen politischen und wirtschaftlichen Folgen der Zwangsmaßnahmen nicht nur aus Deutschland, sondern auch auf gewisse alliierte Länder, wie j. B. Italien, im Ange behalten. Wenn die deutsche Wirt- ichaftsmaschine zusammenbreche, dann werde vielleicht auch die Politische Struktur Deutschlands zusammenfallen und die Rückwirkung auf Italien und andere Staaten nicht unbeträcht lich sein. Daher müsse, bevor neue Zwangsmaßnahmen in Kraft treten, ein letzter Versuch zur Versöhnung gemacht werden. Stürmische Maifeier in Italien. Rom. In Neapel kam es bei einer kommunistischen Mai feier, als nach mehreren Rednern der Deserteur Misiano, ein früherer Abgeordneter, zu sprechen versuchte, zu einem Hand gemenge, bei dem mehrere Personen verletzt wurden. In Ra-- oenna wollten Faszisten eine rote Fahne herunterholen; sie wurden von Kommunisten angegriffen, wobei es Tote und Verwundete gab. In Corato, einer Ortschaft in der Provinz Bari, kam es gleichfalls zu einem blutigen Zusammenstoß. Letzte Drahtberichle des »Wilsdruffer Taaebjattes». Amerika lehnt die deutschen Vorschläge als ungeeignet ab. Berlin, 3. Mai. (tu.) Die amerikanische Regierung hat heute durch den Staatssekretär Voges der deutschen Regierung «itgeteilt, daß sie die deutschen Vorschläge als ungeeignet ab- iehnen mutz. Die neue deutsche Note in Washington angekommen. London, 3. Mai. (tu.) Einem Telegramm aus Wa shington zufolge ist die neue deutsche Note dort eingetroffen. Die Dechiffrierung hat noch nicht vollendet werden können, da der Text bei der Uebermittlung stark verstümmelt wurde. Ein Uebereinkommen der Alliierte». London, 3. Mai. (tu.) Briand erklärte, daß die Al liierten ein Uebereinkommen getroffen haben, welches am Diens tag unterschrieben werden wird. Französische Mobilisierung. Paris, 3. Mai. (tu.) Briand hat gestern abend Barthou telegraphiert, sofort den Befehl zur Mobilisation des Jahrganges 1919 auszugeben. Eindringen bewaffneter polnischer Banden in Oberschlesien. — Das Signal für die allgemeine polnische Besetzung? Beuth en, 3. Mai. (tu.) Polnische bewaffnete Banden drangen heute morgen in das Verlagsgebäude der Ostdeutschen Morgenpost in Beuthen ein, um sich der Leiter zu bemächtigen. Das Erscheinen der Zeitung ist dadurch verhindert worden. Der Hilferuf an den englischen Kreiskontrolleur blieb erfolglos. Fran zösisches Militär mit Tanks und bewaffnete polnische Mann schaften durchziehen die Straßen. Der Eisenbahnverkehr zwischen Hindenburg und Gleiwitz sowie derjenige von Oberschlesien nach Breslau ist eingestellt, letzterer weil die Eisenbahnbrücke bei Dombrau gesprengt sei. Der gewaltsame Uebersall scheint das Signal für die allgemeine polnische Besetzung Oberschlesiens zu sein. Noch kein Beschluß über Oberschlesien. Breslau, 3. Mai. (tu.) Die Interalliierte Kommission macht amtlich bekannt, daß über die Zukunft Oberschlesiens noch kein Beschluß gefaßt sei. Revolutionäre Putjchabsichten in England. London, 3. Mai. (tu.) Aus informierten Kreisen wird mitgeteilt, daß ein sorgfältig ausgearbeiteter Plan der kommu nistischen Partei, um die gegenwärtige industrielle Krise in Eng land zur Erweckung einer Revolution zu benutzen, entdeckt worden ist. Eine ganze Menge aufreizender Schriften waren schon ver teilt worden. Verschiedene Verhaftungen sind erfolgt. Aus Stadt und Land. Mitteilungen für diese NudriL nehmen wir immer dankbar entaeaen. Wilsdruff, am 3. Mai. — Des Himmelfahrtsfestes wegen fällt die Freitag-Nummer unseres Blattes aus. Inserate für die Mittwoch nachmittag er scheinende Nummer bitten wir möglichst frühzeitig, spätestens aber bis Mittwoch vormittag 9 Uhr aufzugeben. — Zugverkehr am Himmelsahrtstage. Am Donnerstag den 5. Mai (Himmelfahrtstag) verkehren die gewöhnlichen Sonn tagszüge. Auf der Kleinbahnstrecke Potschappel—Wilsdruff— Nossen haben wir zwei Svnder-Abendzüge, und zwar fährt der eine abends um 7,44 Uhr von Wilsdruff ab und ist in Potschappel um 9,23 Uhr. Außerdem verkehrt der regelmäßige Abendzug, der um 9,42 Uhr in Potschappel ankommt. Ferner fährt abends um 9,58 Uhr ein nur bis Wilsdruff gehender Zug, der dort um 10,46 Uhr eintrifft. — Amtsantritt des Wirtschaftsministers Fellisch. Wie nun mehr amtlich bekanntgegeben wird, hat der Ministerpräsident zum Wirtschaftsminister für den Freistaat Sachsen den Abge ordneten Fellisch, Chemnitz, berufen. Minister Fellisch hat sein Amt am 2. Mai angetreten. — Ab 1. Juni freie Butter- und Käsebewirtschastung. Eine Verordnung vom 30. April, die heute veröffentlicht wird, be stimmt schon vom 1. Juni ab die freie Butter- und Käsebewirt schaftung und daß die Milch grundsätzlich von allen Erfassungs- Maßnahmen bei den Landwirten befreit wird. Alle Rationie- rungs- und Preisbestimmungen für Butter fallen fort. Den Kommunalverbänden bleibt es überlassen, eine Regelung über die Verteilung für Milch in ihren Bezirken vorzunehmen. Li Die Einkommensteuer'für 1921. Der Reichssinanz- minister erließ folgende Verordnung über die vorläufige Erhebung der Einkommensteuer für das Rechnungsjahr 1921: Bis zum Empfange des endgültigen Steuerbeschei des für das Rechnungsjahr 1920 haben die Steuerpflichti gen im Rechnungsjahr 1921 die Einkommensteuer vorläu fig weiter zu zahlen, die im Rechnungsjahr 1920 zu be zahlen war. Die näheren Bestimmungen zur Durchführung der Anordnungen werden von den Präsidenten der Lan- dessinanzämter erlassen; diese bestimmen besonders die Zahlungszeiten, innerhalb deren die Steuer zu entrichten iss * Die sächsische Presse gegen sie Paplerverteuerung. AM Schluß der am letzten Sonntag in Leipzig stattgefundenen Hauptversammlung des Landesverbandes der sächsischen Presse wurde folgende Entschließung einstimmig angenommen: Die in Leipzig tagende Hauptversammlung des Landesverbandes der sächsischen Presse protestiert aus das entschiedenste gegen die neuerliche ungerechtfertigte Erhöhung der Preise für Druck papier, die insbesondere den deutschen Redakteuren und freien Schriftstellern die ideelle Arbeit am inneren Aufbau des deut schen Volkes ungebührlich erschwert. Sie erblickt in dem Vor gehen der Reichsregierung in dieser volkswirtschaftlich und Po litisch so bedeutungsvoller Frage, insbesondere in dem unver mittelten Aufheben der Papierzwangswirtschaft und der da- druch bewirkten Auslieferung der deutschen Presse an die Gewinnsucht der Papiersabrikanten einen bedauerlichen Man gel an Einsicht über Wesen und Daseinsberechtigung der Presse. Der Landesverband der sächsischen Presse erwartet von der Reichsregierung schleunige Korrektivmaßnahmen, die die augenblicklich am Papiermarkt herrschenden, die Allgemein- heil schädigenden Mißstände beseitigen. Er erklärt in dieser Frage sein völliges Einvernehmen mit den deutschen Zeitungs- Verlegern. — „Die Rache des Blutes", ein abenteuerliches Kriminal drama mit Paul Wegener in der Doppelrolle kommt morgen Mittwoch in den Lindenschlößchen-Lichtspielen zur Vorführung. (Vgl. Ins.) — Heiße Tage in Sicht? Ein Berliner Bericht meldet, daß eine außerordentliche Hitzewelle über Nordeurvpa geht. In Christiania wurde eine Temperatur von 24 Gab Celsius ge messen, das ist nur 1 Grad weniger als die Höchsttemperatur des Sommers. Die Stadtleute flüchteten vielfach in die Kühle der Berge hinaus. — Fachausschuß für Obstpreisbildung. Die wirtschaftliche Bedeutung des Obstes hat das Landespreisamt veranlaßt, schon jetzt mit Vertretern des Obstbaues und des Handels unter Hin zuziehung der Verbraucherschaft Verhandlungen über die dies jährige Preisbildung anzubahnen. Wenn sich zurzeit auch noch keinerlei Schlüsse auf die Ernte ziehen lassen, so erscheint es doch geboten, die Preisgestaltung von vornherein zu verfolgen und vor allem die in den letzten Jahren beobachteten Auswüchse zu bekämpfen. Zu diesem Zwecke ist ein Fachausschuß gebildet, der, paritätisch zusammengesetzt, das Landespreisamt in allen Fragen unterstützen soll. — Freies Petroleum. Die Zwangsbewirtschaftung für Pe troleum ist am 1. Mai aufgehoben. Lediglich über die aus dem Auslande einzuführenden Gesamtmengen behält sich das Reich gegenüber den Einfuhrgesellschaften noch die Kontrolle vor. Im übrigen aber ist der Handel mit Petroleum ab 1. Mai d. I. voll ständig frei. Höchstpreise für Petroleum werden von der Re gierung nicht mehr festgesetzt. — Die amerikanischen Lebensmittelpakete. Wie uns mit geteilt wird, ist der Verkauf der Food Drafts des Hoover Con- zerns in Amerika am 30. April d. I. eingestellt worden. Die Einlösung der amerikanischen Food Drafts wird von dem Ame rican Relief Administration Warehouse, Hamburg, Ferdinand- straße 58, nur bis zum 31. Juli vorgenommen. Das deutsche Rote Kreuz weist jedoch darauf hin, daß nach wie vor jedem Deutschen Gelegenheit gegeben ist, amerikanische Lebensmittel in Form von Einheitspaketen weiter zu beziehen. Das deutsche Rote Kreuz, Berlin-Charlottenburg, Berliner Straße 137, hat es übernommen, die Weiterleitung der Einheitspakete an die Endempfänger in Deutschland durchzuführen und wird weitere Auskunft gern erteilen. — Die Milchkuhsendung ein Fehlschlag. Der Versand der amerikanischen Milchkühe nach Deutschland hat sich als ein Fehl schlag herausgestellt. Die Kosten der Anschaffung der Kühe, ihr überseeischer Transport erforderte nach einer Mitteilung des Vertreters des Zentralausschusses für die Auslandshilfe, Dr. Möller aus Neuyork, 200 000 Dollar, das sind 13 Mill. Papiermark, während die 400 Milchkühe, die etwa von den 742 durch die American Daily Cattle Co. geschickten Kühe als brauchbar übrig bleiben dürften, in Deutschland einen Wert von drei Millionen Mark darstellen. Mit Kraftfuttermitteln im Werte von 200 000 Dollars würde man in Deutschland für ein Jahr eine um das Vierfache größere Menge Milch erzeugt haben, als die Kühe geben. Man will daher von einem weiteren Versand der amerikanischen Milchkühe absehen und der Milch versorgung in Deutschland auf praktischem Wege durch Lieferung von Krastfuttermitteln aufhelfen. — Prämien für Baukostenersparnis. Das Ministerium des Innern hat auf eine Anregung des Verbandes der sächsischen gemeinnützigen Bauvereinigungen genehmigt, den Bauherren, um deren Interesse an der Niedrighaltung der Baukosten zu wecken, für den Fall der Unterschreitung der Beihilfe eine Prämie in Form einer einmaligen Vergütung für jede Wohnung nach 10 Prozent innerhalb der ersten 2000 Ersparnis, 15 Prozent innerhalb der zweiten, 20 Prozent innerhalb der dritten, 25 Pro zent innerhalb der vierten, 30 Prozent innerhalb der fünften 2000 usw. zu gewähren. — Veränderte Besuchszeit der Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden. Vom 1. Mai ab sind die Sammlungen für Kunst und Wissenschaft nach dem für den Sommer gültigen Besuchsstundenplan geöffnet: An Sonntagen werden Ge mäldegalerie, Kupferstichkabinett, Skulpturensammlung, Histo risches Museum, Porzellansammlung und Grünes Gewölbe von 10—1 Uhr, die übrigen Sammlungen von 11—1 Uhr geöffnet sein. An allen Werktagen werden für den Besuch geöffnet: Gemäldegalerie von 9—4 Uhr, Grünes Gewölbe von 9—3 Uhr, Porzellansammlung von 9—3 Uhr, Münzkabinett von 10—1 Uhr, Museen für Tierkunde und Völkerkunde sowie Mineralogisches Museum von 10—1 Uhr. Das Kupferstichkabinett wird, wie bisher, Montags geschlossen, an den übrigen Werktagen von 9—3 Uhr und das Historische Museum wie bisher Mittwochs von 9—1 Uhr und 3—5 Uhr, an den übrigen Werktagen eben falls von 9—3 Uhr geöffnet sein. Die Skulpturensammlung wird außer Sonnabends an allen Werktagen von 9—3 Uhr, und der Mathematische Salon ebenfalls außer Sonnabends an allen Werktagen von 9—12 Uhr offen gehalten. Die Landes bibliothek ist Sonnabends von 9—2 Uhr, an den übrigen Werk tagen von 9—2 Uhr und von 4—6 Uhr zur Benutzung geöffnet. Beim Grünen Gewölbe werden an Eintrittsgeld Montags 3 an den übrigen Tagen 2^k erhoben. — Maiblumen sind giftig! In kindlichem Leichtsinn, viel leicht auch durch Gespielen veranlaßt, genoß das dreijährige Mädchen einer Tharandter Familie Maiblumen. Trotzdem es alsbald in ein Dresdner Krankenhaus gebracht wurde, ist es dort verstorben. Es sei dieser Fall eine Warnung. Die Mai blume ist giftig, auch das Zwischen-die-Lippen-Nehmen kann Entzündungen Hervorrufen. — Regimentstag ehem. 78er in Wurzen. Am 4. und 5. Junk findet in Wurzen ein Regimentstag der ehem. 78er statt. Unter kunftsanmeldungen sind bis 20. Mai zu richten an Bahnhofs vorsteher Bode, Wurzen. LH Kleinwohnungen für Minderbemittelte. Der Neichs- finanzminister hat in einem an die Landesfinanzämter ge richteten Runderlaß die Frage geklärt, was unter dem Be griff „Kleinwohnungen für Minderbemittelte", die nach dem Gruudcrwerbssteuergesctz der Bcfreiungsvorschrift unterliegen, zu verstehen sei. Sie werden folgendermaßen gekennzeichnet: „Als „Kleinwohnungen für Minderbemit telte" sind im allgemeinen nur solche Wohnungen anzuer kennen, bei denen der Flächeninhalt der nutzbaren Wohn- t fläche (Wohn-, Schlafräume und Küche) 90 und, soweit es I sich um Eckwohnungen handelt, 100 Geviertmetcr nicht ! übersteigt und die Bodenräume in den ortsüblichen Gren- z ren bleiben. Geringe Mehrflächen einzelner Wohnungen nicht falsch verstehen. Es ist nicht, als ob ich die Konkurrenz fürchte. Ich bin nicht so. Ich gönne jedem seinen Teil. Aber die Art der Ausführung war so geschickt vorbereitet und" durchge führt, daß ich anfangs fürchtete, Sie hätten Ihre englische Erb schaft schon durchgebracht und wären nunmehr gezwungen, sich das Geld da zu nehmen, wo es andere Leute aufbewahren. Das hätte mir leid getan. Warum, das sage ich Ihnen später. Noch eine Frage. Sie wußten, daß sich die Polizei sür mich interessiert, Sie wußten auch, daß wir einander sehr ähnlich sind. Als Sie nun dem Labwein jenen kleinen niedlichen Streich spielten, fühlten Sie sich wohl dadurch sehr sicher, weil Sie annehmen Rußten, der Verdacht, die Tat begangen zu haben, würde auf Rich fallen?" „Unsinn!" sagte Dorival. „Erst als ich in der Zeitung las, daß die Polizei in Ihnen den Täter vermutete, kam mir zum Bewußtsein, wie große Unannehmlichkeiten Ihnen durch meine Tat erwachsen mußten. Der Gedanke hat mich gequält. Ich sand schließlich einen Trost in der Ueberzeugung, daß die Po lizei Sie nicht fassen würde. Mein Schreck, als ich von dem Direktor Zahn benachrichtigt wurde, er hätte Sie gefangen ge setzt, war scheußlich. Ich fuhr nach dem „Prometheus" mit der Absicht, Ihre Freigabe zu erwirken, koste es, was es wolle." Emil Schnepfe lächelte. „Das war wirklich eine ganz drollige Sache," meinte er. -Ich habe mal wieder die alte Lehre bestätigt gefunden, daß Han sich nur auf sich selbst verlassen soll. Ich wußte, als ich don dem sogenannten Attentat auf den Bankier Labwein las, daß eine große Wahrscheinlichkeit vorliege, daß Sie der Täter Sewesen waren. Das wunderte mich. Ich konnte mir die Gründe nicht erklären, die Sie veranlaßt haben konnten, den Labwein nuszuplündern. Es ist mir bekannt, daß Ihnen vor einigen wahren eine bedeutende Erbschaft zugefallen ist. Ich mußte an- nehmen, daß Sie bereits wieder auf dem Trockenen saßen. Darum kam ich auf die Idee, mich in der Auskunftei des „Pro- Retheus" nach Ihren Verhältnissen zu erkundigen. Eine sehr dumme Idee. Einer der Angestellten erkannte mich, und die Aule setzten mich fest. Ich horte dabei, daß Sie dem Direktor uahn den Auftrag erteilt hatten, mich der Polizei in die Hände iu liefern. Es war ein merkwürdiges Zusammentreffen, daß ich gerade, um mir eine Auskunft zu holen, in das Institut „Pro metheus" geraten mußte. Na, Sie wissen ja, daß ich mich bei den Leuten nicht länger aufgehalten habe, als unbedingt not wendig war. Bei unserer Begegnung auf der Treppe, haben Sie sich sehr vernünftig benommen. Aber warum wollten Sie die Polizei in der Ausübung ihres Berufes unterstützen? Was hatte ich Ihnen getan, daß Sie mich den Schergen des Ge richts ausliefern wollten, Herr von Armbrüster?" „Die Verwechslungen mit Ihnen wurden für mich uner träglich. Ich bin allein zweimal verhaftet worden, weil man in mir den berühmten Emil Schnepfe vermutete." „Berühmt ist wohl etwas zuviel gesagt," wehrte lächelnd Herr Schnepfe ab. „Na ja, ich gebe zu, daß Sie von dieser Aehnlichkeit zwischen uns einige Unannehmlichkeiten hatten. Ich wußte auch sofort, daß Ihnen, nachdem Sie dem Labwein dis Brieftasche abgenommen hatten, sehr viel daran liegen mußte, mich nicht in die Hände der Polizei fallen zu lassen. Ich glaube überhaupt, daß es auf der ganzen Welt, außer mir selbst, keinen Menschen gibt, der sich mehr um meine Sicherheit sorgt als Sie. Nicht wahr, Herr von Armbrüster?" „Ich sagte Ihnen ja schon, daß ich Sie unter allen Um ständen aus den Klauen des Direktors Zahn losgekauft haben würde, wenn Sie nicht schon selbst den Weg zur Freiheit ge funden hätten, als ich dort anlangte." „Ich nehme an, daß ich Ihnen dadurch einen Scheck er spart habe. Das freut mich, besonders deshalb, weil ich dadurch nicht Veranlassung gegeben habe, daß der Direktor Zahn noch einmal an mir Geld verdient hat. Um aber auf die Labweinsche Sache zurückzukommen. Was sagen Sie zu meinem Vorschlag? Ich nehme der Polizei gegenüber die Geschichte auf mich. Sollte ich erwischt werden, so werde ich mich natürlich verteidigen. Ich gestehe grundsätzlich nur dann etwas ein, wenn ich fürchte, mich im Hinblick auf die Beweise durch Leugnen lächerlich zu machen. Aber ich werde den Verdacht nicht auf Sie zu lenken suchen. Im Gegenteil, ich werde Sie schützen. Und ich werde auch, falls ich verurteilt werden sollte, was sehr wahrscheinlich sein dürfte, die Strafe ohne Murren verbüßen. Ist Ihnen das recht? Und was wollen Sie sich das angenehme Gefühl kosten lassen, künftig wieder ruhig schlafen zu können?" „Stellen Sie Ihre Forderung," antwortete Dorival. „Das ist schnell getan. Ihnen war es, als Sie die Brief tasche an sich nahmen, darum zu tun, ein gewisses Dokument in Ihre Hand zu bekommen. Dies Dokument soll Ihnen bleiben. Aber der andere Inhalt der Brieftasche geht an mich über. Ich gelte als der Dieb und erhalte dafür die Beute. Ist das nicht ganz gerecht?" Dorival überlegte. Dieser Schnepfe war in seiner Forderung bescheidener, als er angenommen hatte. Aber er konnte doch dem Mann das Geld und die Wechsel nicht ausliefern, die er dem Labwein fortgenommen hatte! Emil Schnepfe sah ihm seine Gedanken an. " „Sehen Sie mal, Herr von Armbrüster," sagte er mit ruhiger Freundlichkeit und eines etwas schulmeisterlich klingenden Untertons, „Sie quälen sich ganz unnötig. Sie wollen möglichst korrekt sein. Es geht Ihnen gegen den Strich, das Geld und die Wechsel einem anderen zu geben als dem ursprünglichen Eigen tümer. Ich glaube, ich kann Ihnen ein wenig behilflich sein, den richtigen Weg aus Ihren Zweifeln zu finden. Beschäftigen wir uns zunächst einmal mit der Person dieses Labwein. Der Mann ist ei» skrupelloser Wucherer, der die Lektion, die Sie ihm erteilt haben, durchaus verdient. Wäre mir dieser Umstand nicht schon bekannt gewesen, hätte ich ihn aus den Schuldscheinen und Wechseln ersehen müssen, die er in seiner Brieftasche mit sich herumgetragen hat, bis sie glücklicherweise in Ihre Hände fielen. Das Schicksal hat es gewollt, daß die armen Leute, die ge zwungen wurden, diese Wechsel und Schuldscheine auszustellen, den Händen des Wucherers entronnen sind. Wollen Sie von neuem diese Menschen auf Gnade und Ungnade dem Herrn Lab wein ausliefern? Nein, das wollen Sie nicht, ebensowenig wie ich es will. Wenn ich die Auslieferung dieser Wechsel und Schuldscheine verlangte, so geschah es, weil ich diese Papiere ver nichten will. Lassen Sie uns den Opfern des Labwein einen glücklichen Tag bereiten. Denken Sie nicht nur an sich und Ihr sogenanntes gutes Gewissen, sondern denken Sie auch an das Glück Ihrer Nebenmenschen. Ich glaube, daß dieser Teil meiner Forderung Ihre volle Zustimmung findet. Ist es nicht so, Herr von Armbrüster? Wir vernichten diese Papiere? Sagen Sie ja?"
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