Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 20.05.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192105202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19210520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19210520
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-05
- Tag 1921-05-20
-
Monat
1921-05
-
Jahr
1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 20.05.1921
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Königsberg i. Pr. dürfen nur 22 Geschütze bleiben; alle übrigen müssen abgeliefert werden. Geschützausrüstungen werden an der See sonst nur noch in Pillau und Swine münde in beschränktem Umfange geduldet. Vor den Selbst schutzorganisationen hat offenbar Frankreich einen Heiden respekt; daher verfügt die Note: „Die Auflösung aller Selbstschutzorganisationcn muß nach den Bestimmungen der Pariser Note zum 30. Juni 1921 bewirkt werden. Um die rechtzeitige Kontrolle über diese Auflösung zu gestatten, mutz die Liste der Organisationen, die die deutsche Regie rung in Anwendung des Gesetzes vom 22. März 1921 auf zulösen beabsichtigt — die schon mit dem Briefe vom 9. April Nr. 1492 verlangte Liste — der Kommission vor dem 31. Mai 1921 mitgeteilt werden." Die Schutzpolizei. Hierzu erklärt die Ententenote folgendes: „Die Organi sation und die Stärken der Polizei müssen mit den Bestim mungen der Noten von Boulogne (22. Juni 1920) und Paris (29. Januar 1921) in Einklang gebracht werden. Zu diesem Zweck wird den von der Kommission in ihrem Schreiben vom 18. März 1921 — Nr. 1447 — vorgebrach ten Bemerkungen und Forderungen Rechnung zu tragen sein. Die Kommission besteht ganz besonders darauf, daß alle Maßnahmen getroffen werden dahin: der jetzigen grünen Polizei den Charakter einer mobilen militärischen Streitkraft zu nehmen (trotz vieler Anfragen wissen wir nicht, was die Entente darunter versteht und welche Ände rungen gewünscht werden); die Probezeit und die kurz fristige Dienstzeit abzuschaffen; jeden Personalaustausch zwischen Polizei und Heer zu untersagen; den Polizei schulen wieder den Charakter zu geben, den sie vor dem Kriege hatten, und deren Zahl derart herabzusetzen, daß sie im Verhältnis zu der durch die Note von Boulogne zu gestandenen Stärkcvermehrung steht; alle Polizeiflieger- formationcn abzuschaffen; schließlich die Gesamtstärken aller Polizeikategorien, der uniformierten und nichtunifor mierten, auf die Zahl von 150 000 Mann herabzusetzen." (Wir hatten angenommen, die Kriminalpolizei wäre in die 150 000 Mann nicht eingerechnet, auch Rollet hat uns dies als seine eigene Auffassung zweimal bestätigt. Jetzt ist drüben eine Änderung des Standpunktes festzustellen.) Die notwendigen Umbildungen müssen hinsichtlich der Organisation und der Stärken vor dem 15. Juli 1921 durchgeführt sein und die entsprechenden Anweisungen der Kommission vor dem 15. Juli 1921 mitgeteilt werden. Erdrosselung der Luftschifsahrt. Eine weitere Note befaßt sich mit der restlosen Er drosselung unserer Luftschifsahrt. Diese Note ist von der Reichsregieruna wie folgt beantwortet worden: 1. Die deutsche Regierung wird bemüht sein, das in Deutschland noch versteckte Lustfahrgerät mit größter Beschleu nigung zu erfassen; sic wird die Nachforschungen der Kontroll kommission nach solchem Gerät in jeder Weise erleichtern und ist bereit, deren etwaige Wünsche m jeder Weise zu berück- gchtigen. 2. Es werden in kürzester Zeit die gesetzlichen Maßnahmen getroffen werden, um die Ausführung der Entscheidung von Boulogne über Herstellung und Einfuhr von Luftsahrgerät stcherzustcllen. 3. Die deutsche Regierung wird die für die Zerstörung von Zeppelinen geforderte Entschädigung leisten und sieht der Übersendung eines entsprechenden Vertragsentwurss entgegen. 4. Die deutschen Polizeiformationen sind nicht im Besitze von Flugzeugen und werden auch in Zukunft nicht mit solchen ausgestattet werden. politische Rundschau. Oeutsches Reich. Das Programm der Reichsregierung. Voraussichtlich wird der neue Reichskanzler am 31. Mai in der ersten Reichstagssitzung nach den Psingst- ferien eine Programmrede halten, in der er dem Reichs- taae auch Mitteilungen machen wird über die Art der Er ¬ füllung der deutschen Reparationspflichten gegenüber ocr Entente. Die Reichsregierung arbeitet augenblicklich an einem großen Reparationsplan, über den bereits in den nächsten Tagen Mitteilungen der Öffentlichkeit übergeben werden sollen. Die uns auferlegten ersten Zahlungsfristen werden strikt innegehalten werden. In seiner Programm- cede wird sich Reichskanzler Dr. Wirth auch ausführlich über das oberschlesische Problem auslassen, das bis da hin gelöst sein wird. Die Reichsregierung dringt auf eine beschleunigte Lösung der oberschlesisÄen Frage, die wegen der Unsicherheit in der Kohlenerfassung bereits beginnt, für Deutschland und seine übernommenen Kohlenlieferun- gen katastrophal zu wirken. Teilweiser Abzug der Rheinbesatzung. Nach einer Nachricht aus Düsseldorf ist der größte Teil der Besatzungstruppen von Solingen abtransportiert wor den. Es handelt sich hier wohl nur um diejenigen Truppen, die als Verstärkung für den Fall eines weiteren Vor- marsches herangezogen worden waren. Wie wir Nordschleswig verloren. Eineeigenartige Enthüllung. Der dänische Geschichtslehrer Professor Friis erzählt in einem von ihm gezeichneten längeren Artikel, wie die Dänen Nordschleswig „erworben" haben. Es ist das eine seltsame und für uns höchst blamable Geschichte, die der Däne folgendermaßen schildert: Sckon am 8. November 1918 erhielt Friis von dem deut- !chen Reichstagsabgeordneten H. P. Hanssen ein Schreiben, daß er ganz im unklaren sei, wie sich Kopenhagen, d. h. die dänische Regierung zu der nordschleswigschen Frage stelle, und bat ihn, nach Berlin zu kommen. Friis war der Ansicht, daß die Nordschleswiger selbst sich sofort an die Entente wenden müßten (obwohl der Waffenstillstand noch nicht be stand), damit die Sache bei den Friedensverhandlungen mit „erledigt" werde. Da aber Nordschleswig nicht unter den Wilsonschen Punkten genannt war, müsse schleunigst eine for melle Anerkennung der dänischen Forderungen durch Preußen oder Deutschland erreicht werden. Eine Unterredung mit dem deutschen Gesandten Grafen Brockdorss-Rantzau, der unmittelbar deutsch-dänische Verhandlungen darüber ohne Einmischung der Entente wünschte, verlief ergebnislos, da Friis erklärte, von solchen könne keine Rede mehr sein, das hätte Deutschland vor dem Kriege tun müssen, nun „sei es zu spät". Schon am 12. November abends war Friis in Berlin und traf sich mit den bekannten dänisch-nordschleswigschen Irredentisten H. P. Hanssen, Nis Nissen und Kloppenborg- Skrumsager, die nervös waren, daß sie „noch keine positive Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts für Nordschleswig von der neuen republikanischen Regierung erhalten hatten", obwohl Dr. Solf als Minister des Äußern schon am 23. Ok tober seine bekannten unverantwortlichen Äußerungen über Nordschleswig im Reichstage getan hatte. Wörtlich erzählt Professor Friis dann folgendes: „Am nächsten Tage (13. November) glückte es H. P. Han ssen durch die Vermittlung des dänenfreundlichen Dr.Breit- scheid sich mit Haase und Scheidemann zu unterhalten, die sich beide bereit erklärten, ihm die gewünschte klare Auslassung der neuen Regierung zu verschaffen. Eine definitive Erledi gung der Angelegenheit war damit freilich nicht erreicht, und sie traten wieder an Professor Friis heran, ihnen zur Er leichterung ihres Wunsches behilflich zu sein. Es gelang Pro fessor Friis, am nächsten Tage bei Dr. David vorgelassen zu werden. Er erklärte ihm den Wunsch der Nordschleswiger und hob hervor, daß es unter anderem einen guten Eindruck aus das neutrale Ausland machen werde, wenn die preußische Negierung so schnell wie möglich eine definitive Erklärung in dieser Angelegenheit abgebe. Es war nicht schwierig, Dr. David zu überzeugen, und sie begaben sich zusammen zum Mi nister des Auswärtigen Dr. Solf. Durch Brockdorff-Rantzau war Dr. Sols über den Kern der nordschleswigschen Frage orientiert, wußte aber über die Einzelheiten nicht Bescheid. Friis sagte ihm, daß in Nordschleswig eine Volksabstimmung erfolgen müsse, und er zeichnete auf eine große Karte die sog. Clausen sche Linie, um Solf zu zeigen, welche schleswig- schen Landesteile überwiegend dänischer Gesinnung seien. Sols warf den Namen Tondern in die Unterhaltung und äußerte, man habe ihm gesagt, diese Stadt sei wesentlich deutsch, würde aber nach der Claufenschen Linie mit an Däne mark fallen. Friis antwortete ihm, das würde kick nickt ver. vorle. von Fritz Roßberg. *) Die Kirsche hatte abgeblüht. Dort, wo die schneeigen Blütenblättchen schimmerten, setzten kleine, lichtgrüne Kügel chen an. Ein Muttergottesvöglein strich um den First des Gehöstes. Glocken schwangen Feierlaut über das sriedsame Dorf. Der Tännichtbauer schirrte die Pferde ab und sah der Dorle nach, seiner Einzigen, die über den Hof schritt und dann mit dem Gast hinaustrat: zwei hochgewachsene Gestalten, schlank und rank, wie Weizenhalme im Sommer. Der Bauer sah noch, wie der Gast den Hut vom Haupte tat, über die Stirne strich und tief die Luft einsog. Hm! — er packte Heu in die Raufe — sonnverbrannt ist dein Gesicht nicht gerade, junger Freund; macht recht blaß, das Leben in der Stadt, das Kneten im Ton, das Meißeln des Mar mors und was sonst noch; müßt' dich ein halb Iährle wieder ausarbeiten bei mir, Christoph, wie damals, daß du Backen trägst wie Oktoberäpfel. Derweilen schritten die jungen Menschenkinder den Dorfrain entlang. Schwarzblau dämmerten die fernen Berge. Vom Gasthause klang eine Drehorgel. Marionettentheater war dort. Dorle und Christoph sahen sich lächelnd in die Augen und standen im Saal und schauten. Mit plumpen, stapfenden Schritten traten die Dorsburschen und Mädels, die eben vom Beschicken kamen, die Dielen. Ein breites Lachen, ein kehliger Laut des Grußes nach jener Ecke: Johann erkannte den Michel, Meta stieß die miederlose Berta kichernd an, als der Knirps, der Osterjunge, eine Pfeife aus dem Stiefelschafte zog. Die Jugend hockte auf den Bänken querüber im Saal. A« den Wänden ringsum auf Stühlen saßen würdig die Alten. Ein Weißbärtiger, Quecksilbriger — der bald den Schutzmann links von ihm an den Knöpfen faßte, bald der lachenden Frau rechts das Schaltuch von der Schulter zupfte — krähte zu dem Dreh orgelmädchen: „Hast'n Groschen! Spiel' eens! Mecht ooch mein Geld im Handumdreh'n verdien'!" Die Pfeifen der Drehorgel gellten: „Hab' ich — nur bei—eine Lü—be". Spannung flog über die Gesichter: Der „Direktor" des Musentempels ging — kragenlos, würdig, tiefsinnig am herab hängenden Türkenbart kauend — die Stufen hoch, die zur Bühne führten. *) Aus einem Novellenband ,,Der letzte Mensch". Aller Augen starrten auf die Tür, hinter der er verschwand. Klingelklirren flog über das Plappern der Münder und wischte es weg. Dann bewegte sich der bunte Vorhang und rollte zur Höhe, kam nur halb hoch, die eine Seite klemmte fest und gab nicht nach, so sehr gezogen und gerüttelt wurde. Müde und resigniert rollte er zurück, bis von der Kasse her der „zweite Direktor" ge stürzt kam und nachhalf, daß die bemalte Leinwand endlich hoch oben am Theaterhimmel hing. Aus der linken Kulisse kam mit steifen Beinen eine Puppe gestolpert — lange Fäden gingen von der Decke zu ihren Händen und Füßen — der alte Vater.; und ihm entgegen stolzierte ein Heidelberger Korpsstudent, bunt anzuschauen in hohen Stulpen stiefeln und wehendem Federbusch, dem Ritter Wieland gleichend, wenn er gen Meißen zum Turniere ritt. Und als der Raben vater den Sohn verstieß und die engelgleiche Schwester — hoch von der Theaterdecke wisperte ihre Stimme — die letzten Kette lein und Ringelein dem geliebten Bruder zu opfern gedachte, und als Kaspar, der Unverbesserliche, die Zofe küßte und blutige Späße riß — da ging Lachen und Weinen durch die Herzen der Schauenden, manch' Seufzer wurde mühsam verschluckt und manch' befreites Lachen aus rotem Iugendmund schwang sich durchs Fenster und umwirbelte den Kastanienbaum, der dort mit weißen Blütenkerzen stand. Dorle und Christoph hatten an der Seite gesessen; sie wurden so gedrängt, daß ihre Körper aneinander lehnten. Dorle war rot im Gesicht. Sie gingen. Leicht verhüllt stand der Mond über den Bergen des Sachsenlandes. Ein seidiger Schleier, wie von Frauenhaaren gesponnen, wob über Busch und Dach und Garten. Gelber Goldregen umzog die Laube, in der sie saßen, und Flieder, der weiche Düfte in die Nacht strömte. Sinnend hörte Dorle die ruhige Stimme des Künstlers, der von seiner Arbeit, seinem Schaffen und Wagen zu ihr sprach. Vor Jahren kam der junge Bildhauer, der Elternlose, in ihr Vaterhaus, sich Kraft zu holen nach schwerer Krankheit. Wie ein Bruder wuchs er ihr ans Herz. Nun war er da, Abschied zu nehmen, ehe er zur Ferne zog für lange, lange Zeit. Unbewußt hatte sie seine Hand gefaßt und strich sie. Da blinkte ein Mondlichtstrahl durch das Gezweig und ließ den Goldreif an ihrer Linken ausglimmen. Um Gott, wenn das der Gotthelf sähe, der Verlobte, der Iungbauer aus dem Nachbardorf! Und doch, wie war die Hand, die sie in ihrer hielt, weiß und zart. Und die des anderen? meiden lassen, da deutsche Enklaven der dänischen Umgebung folgen müßten. Dr. Solf und Dr. David erkannten diese Be merkung als richtig an. Darauf äußerte Professor Friis: ..Einen Augenblick, meine Herren, die Linie muß selbstver ständlich durch die Flensburger Förde südlich vo» Alfen weitergesührt werden." Solf sah den Professor fragend an und sagte: „Sonderburg?" „Ja, Sonderburg geht »ach Dänemark," antwortete Professor Friis. Nach kurzem Be denken äußerte Dr. Solf dann: „Ja, natürlich, Sonderburg und Alsen gehen nach Dänemark." Man setzte sich und. Dr. Solf fragte: „Wie machen wir nun die Sache?" Schließlich wurde vereinbart einen Brief an H. P. Hanssen zu richten, den Dr. David und Professor Friis entwarfen und den Dr. Solf unterschrieb. Dr. David bemerkte, daß Haases und eventuell der gesamten Regierung Billigung eingeholt werden müsse. „Soll auch die Genehmigung des Arbeiter- und Soldatsnrats eingeholt werden?" fragte Dr. Solf. „Nein, das ist nicht not wendig," antwortete Dr. David. Auf die Frage Davids und Solfs, ob die nordschleswigsche Frage nicht vor der Friedens konferenz gelöst werden könne, antwortete Friis, daß das nicht mehr mögliche wäre. Am Abend konnte Friis dann den drei Nordschleswigern das gewünschte Schreiben übergeben. Dr. Solf ist bekanntlich unser augenblicklicher Botschaf ter in Tokio und wird sich daher erst in einiger Zeit zu dem äußern können, was ihm hier unterschoben wird. Wahr scheinlich klingen die Dr. Solf in den Mund gelegten Äußerungen nicht. Zwischendurch wird sich aber die Reichsregierung zu der Angelegenheit äußern müssen Auszahlung der ersten Goldmilliarde Bis zum 30. Mai. Eine Note der Reparationskommission teilt der Reichs- regierung mit, daß Artikel 5 der am 5. Mai der Kriegs lastenkommission bekanntgegebenen Zahlungsaufstellung vorschreibt, daß Deutschland innerhalb 25 Tagen nach Er balt des vorliegenden Dokuments einen Betraa von einer Milliarde Goldmark in Gold oder in von der Kommission genehmigten Auslandsdevisen oder in von der Kommission genehmigten Auslandswechseln oder in Dreimonats wechseln auf den deutschen Staatsschatz mit dem Giro deut scher genehmigter Banken zu zahlen habe. Diese Wechsel sind in Paris in Frank, in London in Pfund und in New- York in Dollar oder in jeder anderen Währung in jedem anderen Ort, den die Kommission genehmigt, zahlbar. Diese Zahlungen werden als die zwei ersten Vierteljahrs raten betrachtet a conto der vorgesehenen Zahlungen zur Erledigung der Forderungen aus Artikel 4 Absatz 1. In Übereinstimmung mit diesem Artikel hat die deutsche Re gierung der Reparationskommission als Abschlagszahlung eine Summe von ungefähr 150 Millionen Goldmark, teil weise in Gold, teilweise in ausländischen Devisen, zur Ver fügung gestellt. Die Finanzabteilung der Reparations-, kommission trifft mit der Kriegslastenkommission die nöti gen Vorbereitungen für die Zahlung des Betrages. Prinz Eitel Friedrich verurteilt. 5009 Mark Geldstrafe wegen Kapitalverschiebung. 8 Berlin, 18. Mat. Prinz Eitel Friedrich von Preußen wurde heute hier von der 9. Strafkammer des Landgerichts I wegen Kapitalver schiebung zu 5000 Mark Geldstrafe verurteilt; im Nichtbeitrei bungsfalle soll für je 15 Mark ein Tag Gefängnis treten. In der Begründung des Urteils erklärte das Gericht, daß der An geklagte bei seinem Vergehen gegen das Kapitalfluchtgesetz nicht aus ehrenrührigen Motiven gehandelt habe. Der Prinz war beschuldigt, die von den Volksbeauf tragten Ebert und Haase am 21. November 1918 erlassenen Vorschriften über das Verbringen von Vermögenswerten ins Ausland umgangen zu haben, indem er dem Vankhause Gruisser, Philipsohn und Co. in Berlin Wertpapiere in Höhe von 337000 Mark und 2000 holländische Gulden aushändigte, damit der Bankier Gruisser sie nach Holland bringen lasse. Der Angeklagte, der nicht auf der Anklagebank Platz zu nehmen brauchte, .gab die ihm zur Last gelegten Verfehlungen zu, wandte aber ein, daß ihm der gesetzliche Weg, Wertpapiere durch Vermittlung einer Bank nach dem Auslande zu über weisen, verschlossen gewesen sei, da die Volksbeauftragten da mals nicht nur dir Einziehung des Kronfidettommißver- Ein leiser Schauer rann über Dorles Nacken, als Christophs Hand ihren Scheitel strich. Wie war das Gesicht rein und zart und kühn geformt —, und nicht rauh und zernarbt wie das des anderen! Wie waren die Füße leicht und fein, federnden Ganges — und nicht plump und schwer bestiefelt wie andere! Dorle grübelte. Einen Bruder hatte sie sich ersehnt. In Christoph meinte sie ihn zu finden in jenen Wochen. Heute stieg ein Unbekanntes in ihr auf, von dem sie nie gewußt, nicht bei dem Kuß des Ver lobten. Eine Nachtigall gluckste. In Dorle kam ein Erinnern, daß' sie diesen nächtlichtiefen, fehnender Zärtlichkeit vollen Ton hörte in einer Nacht, da sie dem Fiebernden kühle Milch an das Bett brachte. Sie wich Christophs Augen aus. Ihr Blick glitt von seinen Lippen hinüber zum Hvftor mit dem Hufeisen, in dem ein Hafer halm steckte, hinauf zum Nachthimmel. Plötzlich erschrak sie. Ueber den Rand des Mondes, der in voller Scheibe hoch, über den Bergen stand, schob sich ein Schatten. Und der wuchs und fraß den Mond in sich. Und die Sichel, die noch hell war, schien in braunroter, brennender Bronzeglut zu zittern. Ein fahles Dämmern kroch gleich schattendem Leichentuch über die Berge, über das Rapsfeld, über den Garten. Dorle barg ihren Kopf an Christophs warmer Brust. Nun schauten sie beide, wie der Schatten der Erde über die Mondscheibe zog, Wolkenschleier wanderten, wie die sonder bare Gestalt aus Wolkenlöchern lugte, wie sie hervortauchte und seltsam am gestirnten Himmel glomm. Wundersame Ereignisse umgeisterten die Nacht. Aus dem Klee kam das Schreien eines jungen Tieres wie Kinderweinen. Duftvoller Wind wehte Blüten in den Haarkranz des Mädchens. Dorle schaute auf; sie fühlte Christophs Blick; die Augen gingen ineinander; und ruhig und groß in seligem Gebanntsein fanden sich die Lippen. * Beim Wachtelschlag stand Dorle an des Iungbauern Gott helf Drillmaschine und sprach zu dem Verlobten, was geschehen. Ein müder, weher Blick irrte aus dessen Augen: Ich warte, Dorle, bis du dich wieder zu mir findest. Nun ging der Iungbauer hinter seinen Braunen und sann und sann und wußte doch nichts anderes, als daß er die Dorle unendlich lieb hatte und nie von ihr gehen konnte. Voll namenloser Traurigkeit war sein Herz. (Schluß folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)