Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 01.05.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192105014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19210501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19210501
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-05
- Tag 1921-05-01
-
Monat
1921-05
-
Jahr
1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 01.05.1921
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Neueste Meldungen. Heimkehr aus Sibirien. Berlin. Auf dem Anhalter Bahnhof trafen vom Läger Lechfeld t. B. kommend, 165 Sibirienheimkehrer ein, die vor wenigen Tagen mit dem Dampfer „Gujarat" von Wladiwostok her in Triest angekommen waren. Die Heimkehrenden wurden Von einer großen Menschenmenge empfangen. In dem Trans port befanden sich nur wenige Berliner, die meisten waren in Pommern, West- und Ostpreußen beheimatet. Sie wurden in einem Übernachtungsheim untergebracht und dann nach ihrer Heimat weitertransportiert. Keine Sanktionen wegen der 20 Milliarden. Paris. Wie „Chicago Tribune" mittcilt, hat die Rcpara- tionskommission fcstgestcllt, daß gegen Deutschland aus dem Grunde, weil cs bis zum 1. Mai die fälligen 20 Millarden Goldmark nicht vollkommen bezahlt, Sanktionen nicht ange wandt werden können. Nach dem Wortlaut des Vertrages können für die Rcstschuld nur im Sinne des 235 nebst An hang nur verzinsbare Bons verlangt werden. Diese Fest stellung der Reparationslommiffion sei gegen den vcrzweifcl- ieu Widerkand der französischen Dcleaation aeiakt worden. Letzte Drahtberichte des ^Wilsdruffer Tageblattes«. Besprechungen in London. London, 30. April, (tu.) In der Angelegenheit der deutschen Vorschläge ist der Zustand unverändert. Die einzige Hoffnung auf Besserung ist die Auskunft von Lord Dabernoon, der neue Erläuterungen von Berlin mitbringen soll. Paris, 30. April, (tu.) Briand, Foch, Weigand, Ber- tillos und Gefolge sind nach London abgereist. Die Sowjetregierung unterzeichnet das deutsch-russische Handelsabkommen. London, 30. April, (tu.) Laut Daily Expreß hat die Moskauer Regierung beschlossen, das Handelsabkommen mit Deutschland zu unterzeichnen. Französische Kriegsschiffe nach Tanger. Algier, 30. April, (tu.) Vergangene Nacht sind die Panzerschiffe „Paris" und „Francois" und der Torpedojäger „Prolet" nach Tanger abgegangen. Die noch im Hafen ver bliebenen übrigen französischen Schiffe begeben sich heute Sonn abend ebenfalls dorthin. Die Verhandlungen mit den englischen Bergarbeitern aus dem toten Punkt. London, 30. April, (tu.) Die Hofsnung, daß die Unter handlungen zwischen den Bergarbeitern und den Besitzern zu einer Lösung der Krise sühren könnten, ist nicht verwirklicht und die Verhandlungen stehen erneut auf dem toten Punkt. Die Ab lehnung des Angebote von 10 Millionen Pfund Sterling fettens der Regierung hat alle Verhandlungen beendet. Aus Stadt und Land. Mitteilungen für diese -iudrik nehmen wir immer danddm- enine«en. Wilsdruff, am 30. April. OI Zur Wetterlage. Zu Anfang der letzten Aprilwoche trat ein merklicher Witterungsumschwung ein. Vom Nord- oster her verstärkte sich der Luftdruck immer mehr und mehr. Diesem nordöstlichen Hochdruckgebiet von über 780 Millimetern stand auf dem Atlantischen Ozean ein Ties druckgebiet von 760 Millimetern gegenüber. Unter dem Einfluß des nördlichen Hochs, das sich langsam unter Ver flachung nach Skandinavien verlagerte, herrschten in Deutschland vorwiegend östliche bis nordöstliche Winde. Bei aufklärendem Wetter stiegen die Temperaturen ganz bedeutend. Am 27. April wurden in vielen Orten über 20 Grad Celsius gemessen. Einzelne engumgrenzte Tiefs, die über Mitteldeutschland hinwegzogen, brachten ver schiedentlich Gewitter mit teilweise ergiebigen Nieder schlägen. Im Norden und Lordosten ist zunächst mit über- Der Doppelgänger ckes Derrn kmil Schnepke. Roman von Carl Schüler. Nun hatte der Esel von einem Detektiv den unglücklichen Schnepfe erwischt und wollte ihn der Polizei ausliefern! Das mußte unter allen Umständen verhindert werden. Die Folgen waren ja gar nicht auszudenken. Wenn man diesen Schnepfe verurteilte, weil man annahm, daß er den Diebstahl bei Labwein ausgeführt hatte, dann wurde er das Opfer eines Justizirrtums, den nur ein Mensch aufklären konnte und aufklären mußte, er, Dorival von Armbruster — Kalter Angstschweiß trat ihm auf die Stirn. Lächerlich, daß in der Welt immer alles anders kommt, wie man denkt. Da hatte er nun selbst diesen Direktor Zahn dem Schnepfe auf die Spur gesetzt. Und nun mußte er froh sein, wenn er dem Detektiv den Mann, der auf seine Anordnung festge nommen war, wieder loskaufen konnte! Er steckte sein Scheckbuch ein und machte sich aus den Weg zu dem Detektivinstitut „Prometheus". Der Hauswart des Gebäudes, in dem sich der „Prome theus" befand, hatte auf den Gängen und Treppen bereits die Gasflammen angesteckt. Dorival stieg die breite Steintreppe hinauf, die zu den Ge schäftsräumen des Direktors Zahn führte. Auf dem ersten Treppenabsatz blieb er erstaunt stehen. Denn er sah etwa» Sonderbares. Das Treppenhaus empfing tagsüber sein Licht durch große Fenster, die nach dem Hof hinausführten. Diese Fenster be standen aus einem großen Mittelstück, um das ringsum ein schmaler Streifen bunt zusammengesetzter, kleiner Glasscheiben lief. Ein Teil dieses Fensterkranzes bildete für sich ein kleines Fenster, das zur Lüftung des Treppenhauses stets offen stand. Und nun sah Dorival, wie sich von außen, durch dies kleine Fenster, ein Männerarm streckte und eine Hand nach dem Griff des großen Fensters tastete. Jetzt hatte die Hand diesen Griff gefunden. Sie drehte ihn, und das große Fenster öffnete sich. Ein gutgekleideter Herr stieg von außen auf das Fensterbrett und schwang sich leicht und elastisch auf den Treppenabsatz. Dann schloß er das Fenster, klopfte sich vom Mantel leichte Spuren von Kalk, rückte sich den Seidenhut zurecht, drückte ein Monokel in das rechte Auge und führte mit seinem Spazierstock einen Iagdhieb durch die Luft, wie ein Mensch, der sich in ausgezeich neter Laune befindet. Nun wollte er die Treppe hinabsteigen, da sah er sich Do rival von Armbrüster gegenüber. Er schrak einen Augenblick zusammen, und auch Dorival wiegend schönem, warmem Wetter zu rechnen. Im übrigen Deutschland dürfte das Frühlingswetter durch häufigere Gewitter oder Gewitterregen unterbrochen werden. — Maifeier. Schon in uralten Zeiten war bei den Ger manen der erste Maitag ein sehr bedeutungsvoller. An ihm zog die Gemeinde mit ihrem Priester, einem Götterbilds und Opfer tieren um die Saatfelder, und der Priester flehte die Gottheiten, in erster Linie den Wettergvtt Donar, um Segen für die Fluren und um Schutz gegen Hagel und anderes Unwetter an. Daran schloß (denn die alten Germanen verehrten die Sonne, dieses himmlische Feuer) das Anzünden von Holzstößen, dem ein Opfer- schmaus folgte. Auch heute noch, wenn auch nicht gerade am 1. Mai, bestehen hier und da noch Flurumgänge unter priester licher Anführung und auch das Abbrennen von Maiseuern ist am 1. Mai noch üblich, so besonders im nördlichen Deutschland, in Dithmarschen. Es ist dies also eine altgermanische Sitte. Weit weniger germanisch ist die Maifeier der Sozialisten. Ihr Ursprung ist auf einen bestimmten Wirtschaftskampf zurück zuführen. Im Jahre 1886 hatten nämlich amerikanische Arbeiter, um den Achtstundentag zu erzwingen, einen Generalstreik be schlossen und dessen Beginn auf den 1. Mai festgesetzt. Als dann im Jahre 1889 zu Paris ein Sozialistenkongreß stattfand, wurde, den amerikanischen Gedanken aufgreifend, beschlossen, am 1. Mai „alle Räder stille stehen zu lassen", vor aller Welt zu demon strieren, den 1. Mai als Arbeiterfeiertag zu begehen. Es ist eine betrübliche Tatsache, daß vor dem Kriege der Maisesttag in erster Linie als ein Kampftag angesehen wurde. Das sollte er aber doch wohl eigentlich nicht sein — oder welcher Deutsche, ganz gleich, ob Unternehmer, ob Arbeiter, wünschte nicht den Frieden im Wirtschaftsleben? Und so ist denn auch der neuen Auffassung mehr Sympathie entgegengebracht worden, daß dieser „Tag der Arbeit" der Würdigung aller schaffenden Kräfte dienen soll. Dieser Gedanke ist es auch gewesen, aus dem heraus der „Tag der Arbeit" in der Verfassung des neuen deutschen Reiches festgelegt wurde, obgleich dafür ein bestimmtes Datum nicht fest gesetzt ist. Dieser Gedanke sollte alle die Feiernden beseelen, ihnen das Heilige der schaffenden, aufbauenden Arbeit zum Be wußtsein bringen. Und dann soll der Spaziergang am Maien- fest Herz und Sinne der Menschen erfreuen, damit sie in der wieder erwachten Natur neue Arbeitsfreude und Schaffenslust finden zum Wirken im Interesse des Volkswohles im neuen Jahr der Arbeit. Und wer den Tag in diesem Sinne feiert, der wird auch den rechten Gewinn davontragen. — Marktkonzert Sonntag vvrm. 11—12 Uhr. 1. Bundes fest-Marsch, Winter; 2. Konzert-Ouverture, Römisch; 3. „Ich wollt' meine Lieb' ergösse sich", Lied-Duett, Mendelssohn-Bar tholdy; 4. Paraphrase über das estländische Volkslied „Spinn, spinn", Franz; 5. Marschpotpourri über deutsche Lieder, Gott löber. — Dunkle Wolken überzogen heute vormittag nach 8 Uhr den nordwestlichen Himmel. Auf den ersten Blick konnte man meinen, es sei ein Gewitter im Anzuge. Bei näherer Betrach tung stellte es sich aber heraus, daß man es mit Rauchwolken zu tun hatte, die von einem Brande herrührten. Wie wir er fahren, ist in einer Farben- und Dachpappenfabrik in Coswig ein mit Abfallstvffen gefüllter gemauerter Teerkessel ausgebrannt ohne größeren Schaden anzurichten. Von der Kleinschönberger Höhe konnte man sehr gut beobachten, wie sich diese Rauch wolken über Sachsdorf, Wilsdruff, die Struth nach dem Tha randter Wald hinzogen. — Hinaus ins Freie sollte sich jeder zurufen, der gezwungen ist, seinen Arbeitstag in geschlossenem Raum zuzubringen. För dert doch nichts unser Allgemeinbefinden mehr als die Bewegung in frischer Luft und warmem Sonnenschein. Wir schleppen von der Winterzeit her, die uns gewaltsam in die Stubenluft bannte^ so mancherlei Leiden herum, die sich im Frühjahrs-Sonnenschein leicht beheben: unsere Herztätigkeit wird schneller, der Blut umlauf lebhafter und die Atmung kräftiger. Darum sollten wir die wenigen Stunden, die uns das tägliche Erwerbsleben frei läßt, in diesem Sinne fleißig nutzen. Wir haben dabei einen Genuß und kommen zu einem jetzt mehr als je nötigen harmo nischen Daseinsgefühl. Ein frischer, gesunder Körper läßt auch die Seele sich weiten. ! war unwillkürlich einen Schritt zurückgetreten. Der Herr, von ' tadelloser Haltung, der ihm gegenüberstand, war sein leibhaf- , tiges Ebenbild — Emil Schnepfe. Emil Schnepfe faßte sich zuerst. , Er lüftete den Seidenhut und fragte höflich: „Gestatten Sie, Herr von Armbrüster?" Er deutete die Treppe hinab. Und Dorival griff ebenfalls an den Seidenhut und sagte: „Bitte!" Er gab Emil Schnepfe den Meg frei. Er hörte noch, wie der andere ein halblautes „Danke" sagte, dann war, wie eine Spukgestalt, Herr Emil Schnepfe ver schwunden — Dorival faßte sich an den Kopf. War denn so etwas möglich? Er hatte ja schon genug Be weise von der geradezu unheimlichen Aehnlichkeit erhalten, die zwischen ihm und diesem Schnepfe bestand, aber trotzdem, als er ihm jetzt Auge um Auge gegenüber gestanden hatte, da war er von dieser Aehnlichkeit geradezu erschüttert. Freilich, jetzt konnte er alle die Verwechslungen verstehen, denen er zum Opfer gefallen war. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich ihn. Es war doch ein sonderbares Ding, zu wissen, daß in der Welt ein Mensch herumläuft, der einem so ähnlich ist, daß man glaubt, in einen Spiegel zu blicken, wenn man ihm gegenübersteht! ! Aber das war jetzt gleichgültig. Hauptsache war, daß — Dorival lachte laut aus. Hoh! Einen Emil Schnepfe fängt man so leicht nicht. Und wenn man ihn fängt, dann hat man ihn noch lange nicht. Denn er spaziert einfach wieder zum Fenster hinaus, klettert an der Wand herum wie eine Fliege, spaziert zu einem anderen Fenster hinein, und ist weg! Donnerwetter, das war famos. Nun brauchte er dem ekelhaften Direktor Zahn keine Gründe zusammenzulügen, die ihn veranlaßten, Emil Schnepfe wieder freizugeben. Und auch seinen Scheck konnte er für sich behalten. Er klingelte an der Vortür des „Prometheus". Sie öffnete sich und der kleine Diener fragte nach seinem Begehr. Aber noch hatte Dorival dem Jungen seinen Wunsch, den Direktor Zahn zu sprechen, nur zur Hälfte geäußert, als er einen sich schnell nähernden Lärm hörte; laute, hastige Männerschritte, wildes Stimmengewirr, heftiges Fluchen, und dann plötzlich den vielstimmigen Ruf: „Da ist er!" Dorival fühlte sich von kräftigen Fäusten gepackt. Ein halbes Dutzend aufgeregter Menschen umringten ihn. Ein Faustschlag traf seinen Seidenhut und trieb ihn ihm bis an die Ohren über den Kopf. Die Augen wurden ihm verdeckt, und er konnte nichts mehr sehen — — Die Kollekte für die Heidenmission wird am Sonntag Rogate in den Kirchen gesammelt. Die Heidemnission leidet im besonderen Sinne unter der Geldentwertung. Die Verpflich tungen auf den alten Missionsfeldern gehen weiter und die in der Heimat befindlichen Missionare müssen weiter unterhalten werden, sofern sie nicht von anderen Kasten versorgt werden. Wo alle Auslandsverbindungen abgeschnitten sind, soll man alle Fäden unterstützen, die nach dem Ausland weisen. — Der Wechsel im sächsischen Wirtschaftsministerium. Nach dem das Gesamtministerium auf Grund des eingereichten ärzt lichen Zeugnisses das Entlassungsgesuch des Wirtschastsministers Schwarz genehmigt hat, wird — wie zuverlästig verlautet — die Ernennung des Abgeordneten Fellisch zum Wirtschafts- Minister unter dem 1. Mai erfolgen. — Landtagsneuwahlen im November? Nach dem dem Landtage zugegangenen Gesetzentwurf über die Neuwahlen zu den Gemeindevertretungen würden diese Wahlen im November dieses Jahres vorzunehmen sein. In Landtagskreisen verlautet, daß möglicherweise für denselben Termin auch mit Neuwahlen für den Sächsischen Landtag zu rechnen ist. Jedenfalls wird dem Minister des Innern, der ja bekanntlich der Wahlminister ist, die Absicht zugesprochen, die Gemeinderats- und Landtags wahlen in diesem Jahre an einem Tage stattfinden zu lasten. — Die Nachricht klingt recht unwahrscheinlich. — Waren von der Landesstelle für Textilnotstanbsversor- gung. Nach Mitteilung der Sächsischen Landesstelle für Textil notstandsversorgung ist das Reichskleiderlager Dresden seit dem 1. April 1921 in der Auflösung begriffen. Die Sächsische Landes stelle hat die noch vorhandenen Notstandswaren übernommen. Im Gegensatz zu dem bisherigen Verfahren werden Waren der Landesstelle jetzt auch an solche Einzelhändler abgegeben, die der Kleiderversorgungs-Gesellschaft Dresden nicht angehört haben. Jeder Kleinhändler ist berechtigt, im Einvernehmen mit dem für ihn zuständigen Kommunalverband Waren von der Landesstelle unmittelbar zu beziehen und zu veräußern. Es sind noch große Bestände an neuerdings erheblich verbilligten Waren für die minderbemittelte Bevölkerung verfügbar. — Vergeltungsmaßregeln gegen tschechische Sanktionen. Die nordböhmischen Glasfabriken erhielten dieser Tage ein Schreiben der deutschen Glassandgruben, daß sich der Preis für Glassand um 100 Prozent erhöhen würde, falls die Tschecho- Slowakei die SOprozentige Abgabe einführen und vom Glassand erhebe. Die Folge wäre die Arbeitslosigkeit in der böhmischen Glasindustrie und Unterbindung ihrer Ausfuhrmöglichkeiten. Aber auch andere Gewerbetreibende würden hart- betroffen werden, denn in Nordböhmen beziehen 68 Gemeinden und über 100 Industriebetriebe ihren elektrischen Strom aus Deutschland, der ihnen im Falle des Eintritts der Sanktionen natürlich sofort gesperrt würde. — Auch Vereinsveranstaltungen umsatzsteuerpslichtig! Das Reichsfinanzministerium hat entschieden, daß Einnahmen, die ein Verein dadurch erzielt, daß er übungsmäßig gegen Entgelt öffentliche Aufführungen veranstaltet, zur Umsatzsteuer anzu melden sind. Die die Umsatzsteuerpflicht begründende Nach haltigkeit einer selbständigen entgeltlichen Tätigkeit liegt bereits vor, sobald es sich bei der Veranstaltung von Konzerten nicht um eine nur gelegentliche, durch einen besonderen Anlaß hervor- gerusene Betätigung handelt, sondern die Absicht einer Wieder holung der gleichartigen Leistungen nach Lage der Verhältnisse unterstellt werden kann. Die Steuerpflicht umfaßt neben dem Eintrittsgeld auch etwaige Einnahmen aus dem Verkauf von Programmen sowie aus der Aufbewahrung der Garderobe und der Verabreichung von Speisen und Getränken, wenn der Verein selbst diese Leistungen übernommen hat. — Keine 500-.F-Banknoten. Ein Antrag der Handels kammer Dresden, wegen des Sinkens des Geldwertes 500-^- Nvten herauszugeben, ist vom Reichsbankdirektorium jetzt ab- gelehnt worden. — Tagung für Wohlfahrtspflege. Auf Einladung des säch sischen Ministeriums des Innern wurde am Freitag in Dresden die erste sächsische Tagung für Wohlfahrtspflege in Anwesenheit jder Vertreter der Wohlfahrtspflege-Bezirke der Stadtgemeinden und Amtshauptmannschaften usw. eröffnet. Minister des Innern „Schafsköpse!" schrie er. „Loslasten!" „Lump!" brüllte jemand. „Schuft!" „Durchbrenner!" Der Diener des Instituts, ein ehemaliger Ringkämpfer, packte ihn. Er hatte einen festen, unangenehmen Griff, gegen den es leinen Widerstand gab. Er führte Dorival am Arm durch einen langen Gang, stieß eine Tür auf, schob ihn in ein Zimmer und rief: „Ick werde dir Gesellschaft leisten! Dann wirste hübsch hierbleiben!" Er sagte den anderen Männern, daß sie unbesorgt an ihre Arbeit gehen könnten; er garantiere dafür, daß der Gefangene nicht noch einmal ausreißen würde. Dann schloß er hinter sich und Dorival die Tür zu. Jetzt erst fühlte Dorival wieder beide Arme frei, und es gelang ihm, sich den Seidenhut vom Kopfe herunter zu arbeiten. Er sah sich in einem kleinen, durch eine Gasflamme erhellten Raum, in dem nur ein Tisch und zwei Stühle standen. Dies war also die Arrestzelle des Herrn Direktors Zahn. „Wie Kiste nur aus dem Fenster 'raus und dann auf den Korridor gekommen?" fragte ihn der Athlet. Dorival zog seine Legitimationskarte hervor und reichte sie seinem Wärter, ohne besten Frage zu beantworten. „Da, Sie Hornvchs, lesen Sie das und dann führen Sie mich zu dem Di rektor Zahn!" Aus den Diener machte die scharfe Art sichtlich den besten Eindruck. Er las die Karte und sagte dann stotternd und mit einem Anflug von Verlegenheit: „Dann sind Sie wohl gar nicht der Richtige?" „Wenn Sie lesen können, sehen Sie ja aus der Karte, wer ich bin. Vorwärts! Führen Sie mich zu dem Direktor." „Sie — sind der andere?" „Jawohl, ich bin der andere!" Der Mann, wagte keine Einwendungen mehr. Er öffnete die Türe unb sagte sehr höflich: „Bitte! Ein Stückchen geradeaus gehen, dann rechter Hand um die Ecke!" Er ließ Dorival an sich vorbei auf den Korridor treten. „Wollen Sie nicht mitkommen?" „Danke sehr, Herr Baron," wehrte der Mann ab. „Ich habe noch Arbeit in der anderen Abteilung." Und schon war er verschwunden. Er schien einem Zusammentreffen mit dem Di rektor Zahn im gegenwärtigen Augenblick keinen besonderen Wert beizumessen. Wenige Augenblicke später stand Dorival dem Direktor des „Prometheus" gegenüber. Der kam, beide Hände zur freudigen Begrüßung entgegenstreckend, mit strahlender Miene ihm ent gegen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)