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Wilsdruffer Tageblatt : 30.04.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192104303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19210430
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19210430
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-04
- Tag 1921-04-30
-
Monat
1921-04
-
Jahr
1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 30.04.1921
- Autor
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kommt noch dazu, daß früher Deutschland einen starken Export in Ansichtskarten betrieb, selbst nach Frankreich, was die Franzosen verdroß. Daß das im Kriege zum Stillstand kam, war selbstverständlich, aber man hoffte aus spätere bessere Zeiten. Man konnte daran denken, später einmal wieder den Export aufzunehmen, so lange es ge lang, den Betrieb einstweilen für das Inland aufrechtzu erhalten. Man kann das nicht mehr, wenn der innere Ver brauch aufhört. Bescheiden hat dieser Zweig angefangen, mit wirk lichen Ansichten, d. h. Landschaftsbildern. Wer verreiste, schickte den Daheimgebliebenen schnell ein paar Ansichts karten. Das war billig und ging schnell, man brauchte und konnte nicht viel Schriftliches dazu geben. Ja, es gab Schwärmer, die von der Reise an ihre eigene Adresse daheim Ansichtskarten schickten, der Erinnerung wegen. Das war Torheit, denn man hätte die Karlen auch so ins Album stecken können, aber es war ja eine geringe Ver- schwendung. Man will doch auch einmal sich einen Luxus gestatten! Dann kamen die Künstlerkarten, die Reklamekar ten, die Porträtkarten, die Propagandakarten (man denke an die Kriegsanleihen!), die Weihnachts-, Oster-, Pfingst-, Geburtstagskarten, die Ulkkarten und die hundert anderen Arten, zu denen sich diese Art gefälliger Kleinkunst ent wickelt hatte. Gewiß, es gab auch Entartungen und Aus wüchse, aber die waren harmlos. Staatsanwalt und Poli zei nahmen sie sorgsam, oft zu sorgsam in die Arme, sogar klassische Kunstwerke aus den staatlichen Museen wurden beanstandet. Nun ist das vorbei; wenn der Himmel ein fällt, sind alle Spatzen tot. M. Lasker erklärt sich für besiegt. Neuer Schach-Weltmeister Capablanc a. Das Turnier auf den 64 Feldern, das seit einigen Wochen die Gedanken der Schachwelt nach der Stadt Ha vanna auf der glücklichen Insel Kuba fliegen ließ, ist schnel ler, als man gedacht, zu Ende gegangen. Der Kampf um die Weltmeisterschaft ist zu Ende. Der deutsche Meister Emanuel Lasker hat den seit drei Jahrzehnten mit hohen Ehren ver teidigten Titel nicht festhalten können, der jüngere Capa« blanca riß den Kranz an sich und wird nun die Würde und Bürde der Weltmeisterschaft für das königliche Spiel zu tragen haben. Nach der Vereinbarung sollten 24 Partien gespielt werden. Wer dabei zuerst acht Partien zu gewinnen ver stand, sollte die Palme an sich bringen. Wurden die für Lasker sich verbürgenden Bewunderer schon bedenklich, als er nach mehreren unentschiedenen Partien als erster in Ver lust kam, so sanken ihre Hoffnungen tiefer und tiefer, da sich dieser Vorgang wiederholte. Von 14 Partien verlor Lasker vier, 10 blieben unentschieden, Capablanca brauchte keinen Fehlschlag zu buchen. Dann kam die Nachricht, Las- ker sei unter der Einwirkung des Klimas erkrankt, das Wciterspiel hätte einstweilen vertagt werden müssen. Nun stellt sich heraus, daß noch eine Partie, die fünfzehnte, gespielt wurde und daß Lasker beim Schluß das Ringen aufgegeben und sich fürbesiegt erklärt hat. Die 15. Par tie ist also als verloren anzusehen. Der Endstand des Wettbewerbes um die Weltmeisterschaft ist: Capa blanca fünf Gewinne, Lasker keinen, zehn Partien unent schieden. Der deutsche Schachmeister erklärte, er habe so unter der Hitze in Havanna zu leiden gehabt, daß er nicht imstande gewesen sei, seine volle Aufmerksamkeit dem Spiel zuzuwcnden. Er hat es also für ausgeschlossen gehalten, unter den vorliegenden Verhältnissen noch an eine Sieges- möglichkeit heranzukommen. Man hat auch schon bei früheren hervorragenden Wettkämpfen hervorragender Größen auf dem Schachbrett von körperlichen Indispositionen, Klimaeinflüssen usw. gehört, wenn ein Meister des Schachspiels ins Hintertreffen geriet. Trotzdem klingt in diesem Falle der Hinweis auf die Temperatur verständlich und glaub haft. Natürlich ändert sich dadurch nichts an dem Resul tat. Bei dem Zusammentreffen von Kämpen dieser welt umspannenden Kunst wird ja immer der eine oder andere unter ungewohnter Umgebung und störenden Einflüssen leiden. Muß Lasker jetzt auf der Schachbühne die Nolle des ersten Akteurs abgeben, so wird doch sein Ruhm nicht ver blassen, die Schachgeschichte wird ihm stets auf einem Ehrenblatt das Zeugnis eines der vortrefflichsten, wenn nicht des vortrefflichsten Beherrschers der weißen und schwarzen Steine geben. Und Capablanca, das neue Ge stirn, wird seine ganze Kraft aufwenden müssen, um dem Anstürmen ehrbegierigen Nachwuchses zu widerstehen, bis — auch seine Bahn sich zum Niedergang neigt. Werden, wachsen und vergehen ist das Schicksal aller irdischen Dinge. G. WslS- und Volkswirtschaft. Der Stand der Mark. Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für 160 Gulden, 160 dänische, schwedische, norwegische, österreichische, ungarische oder tschechische Kronen, 100 schweizerische, belgische und französische Frank, 100 italienische Lire, sowie für 1 Dollar und 1 Psund Sterling gezahlt wurden. („Brief" — angeboten; »Geld" ----- gesucht.) Danach war also die Mark in Pfennigen ungefähr wert im Volland 8,2; Italien 2ö,S; England 8,0; Amerika 6,5; Frankreich 16Z Börsenplätze 28. Geld 4. j Brief 27. Geld 4. Brief Stand 1.8. 14 Holland . .. Gulden 2307,65 2312,85 2230,25 2234,75 170 Mk. Dänemark . . Kronen 1196,30 1198,70 1148,85 1151,15 112 . Schweden . . Kronen 1515,95 1519,05 1483,15 1486,70 112 . Norwegen .. Kronen 1023,95 1026,05 999,00 1001,00 112 , Schweiz . .. Funk — — 1107,85 1110,15 72 . Amerika . .. Dollar — — 63,68 63,85 4,40. England . . . >4-, und —— 251,95 252,55 20,20» Frankreich . . Frank — — 480,50 481,50 80 . Belgien.... Frank —— —— 483,50 483,50 80 . Italien .... Lire — — 308,65 309,35 80 , Di.» Österreich Kronen 16,73 16,77 16,93 16F7 85 , Ungarn.... Kronen 25,22 25,28 24,34V- 24,40V» 85 . Tschechien.. . Kronen 87,77-/. 87,97-/» 87,1ö 87.35 85 . Nah und Fern. O Bevölkerungspolitischer Kongreß in Köln. Die Stadt Köln veranstaltet in Verbindung mit der deutschen Gesell schaft für Bevölkernngspolitik und einer AnKhl weiterer Vereine in der Woche vom 17. bis 21. Mai einen bevölke rungspolitischen Kongreß, auf dem sowohl wissenschaftliche Autoritäten wie Praktiker Vorträge halten werden. O Eine neue französische Rheinschiffahrtsgesellfchast. Wie man aus Frankfurt a. M. meldet, ist als Neugrün- dung in der Rheinschiffahrt die .Societe franpaise de Na^ vigation Rhenanie" zu verzeichnen, deren Flotte aus deu "ui Grund des Versailler Vertrages an Frankreich abzu- 'iefernden Rheinschiffen bestehen wird. Diese neue fran zösische Gesellschaft verfügt über ein Kapital von 10 Mil lionen Franken. O 1200 Morgen Heide verbrannt. In der Pritzberger Heide bei Brandenburg a. d. H. ist ein riesiger Brand aus gebrochen. Es sind bereits 1200 Morgen ein Raub der Flammen geworden. Auch ein Teil der Brandenburger Domforst ist in Mitleidenschaft gezogen. Sämtliche Feuer wehren aus der Umgegend sind zur Hilfe gekommen. Der Schaden ist sehr beträchtlich. Man vermutet, daß das Feuer durch einen in der Nähe befindlichen Dampfpflug ent standen ist. Neueste Meldungen. Keli" MassenauSweisung von Beamten im besetzten Gebiet. Köln. Das in den letzten Tagen im Reiche verbreitete Ge rücht, daß als weitere Sanktion die Ausweisung aller nicht im Rheinland geborenen Beamten beabsichtigt sei, beruht auk Er findung. Grippe-Epidemie im Saargebiet. Saarbrücken. Im Saargebiet sowie dem benachbarten Lothringen herrscht zurzeit eine schwere Grippe-Epidemie, die schon zahlreiche Opfer gefordert hat. So wurden an einem Tage inl Stadtteil Forbach 15 Personen beerdigt, die der Seuche er legen waren. Erzcugergrundpreise im linksrheinischen Bayern. Zweibrücken. Im linksrheinischen Bayern tritt am 1. Mak eine Bekanntmachung des Staatsministeriums für Landwirt- schast über die Bewirtschaftung von Milch, Butter und Käse in Kraft. Der Erzeugergrundpreis für' einen Liter Milch beträgt danach 1,30 M., für ein Pfund Butter 12,50 M. beim Verkauf durch den Hersteller und 13,50 M. bei Abgabe an den Kom munalverband, während der Kleinhandelspreis für Butler 14Z0 M. beträgt. Wirtschaftskrise in der Schweiz. Basel. Trotz der seit Wochen in Kraft befindlichen Ein fuhrbeschränkungen, die als Allheilmittel gegen die Arbeitslosig keit gepriesen wurden, ist die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz gerade in den letzten Wochen immer weiter gestiegen. Man zählte am 1s. April 49 580 gänzlich und rund 94 000 teil weise Arbeitslose. Ungeachtet dessen gehen immer neue Indu strien an den Bundesrat mit dem Ersuchen um Einfuhrbe schränkungen, so daß bald der größte Teil der Einfuhrwaren Viesen Beschränkungen unterliegen wird, wenn alle diese Gesetze genehmigt werden sollten. Letzte Drahtberichte des »Wilsdruffer Tageblattes*. Amerikanisches Mehl für Oesterreich. Wien, 29. April, (tu.) Wie bekannt wird, hat Hover in Aussicht gestellt, daß er Deutsch-Oesterreich die für einen vier monatigen Bedarf ausreichende Mehlmenge von 200 000 Tonnen und einen gewissen Barbetrag bewilligen werde. Hoffnung auf Kredit. Wien, 29. April, (tu.) In unterrichteten Kreisen werden die Aussichten der Kredithilfe der Entente für Oesterreich augen blicklich nicht ungünstig beurteilt. Die Finanzdelegation wird am 10. Mai Wien verlassen. Unruhen in Italien. Rom, 29. April, (tu.) Faszisten haben in Mailand das Volkshaus in Brand gesteckt, um den Tod eines der Ihrigen zu rächen, der von Kommunisten ermordet worden war. Am Diens tag früh ist darauf der allgemeine Streik verkündet worden. Die Arbeiter besetzten die Fabriken, woraus sie von der Polizei wieder vertrieben wurden. In Palermo und anderen Provinzplätzen gab es bei Zusammenstößen Tote und Verwundete. Kabinettskrise in Polen. Warschau, 29. April, (tu.) Das sozialistische Blatt Probotkin teilt mit, daß es aus der Umgebung des Minister präsidenten Witos darüber unterrichtet sei, daß das Gesamtkabi nett entschlossen sei, noch vor dem 1. Mai, dem Tage der Er öffnung des Landtages, zurückzutreten. Aus Stadt und Land. Mitteilungen für diese Rubrik nehmen wir immer dankbar entgegen. Wilsdruff, am 29. April. Oeffentliche StadtverorDnetensitzung Donnerstag den 28. April 1921, abends 7 Uhr. Anwesend sämtliche Stadtverordnete außer Herrn Jahn; am Ratstische die Herren Bürgermeister Dr. Kronfeld, Stadträte Wehner, Schlichenmaier, Loßner und Zschoke. Kenntnis gab der Vorsteher, Herr Oberlehrer Kantor Hientzsch, 1. von einer Mitteilung des Landespreisprüsungs- amtes, wonach die Nachprüfung der von der Fa. Lehner u. Schmalz für Reparaturarbeiten im Stadtbad aufgestellten Forde rung Gründe für ein Einschreiten nicht ergeben hat; 2. von der Bestätigung der Wahl des Herrn Stadtrat Wehner als stellv. Bürgermeister und 3. von den vom Bausachverständigen festge- setzten Kosten für den Schuppenaufbau an der alten Ziegelei. Bei dieser Gelegenheit bewilligte man den Betrag von 3350 zur Legung der Lichtleitung in die sechs Wohnungen. Eine längere Aussprache entsesselte die Verteilung der vom Landes wohnungsamt für 1921-22 in Aussicht gestellten Baukosten zuschüsse in Höhe von 700 000 Der Rat hat dazu beschlossen, der Ballgesellschaft 500 000 zu überweisen und den Rest in der Hauptsache sür die in städtischer Regie geführren Bauten zu benutzen. Die Stadtverordneten faßten gegen 5 Stimmen ihren Beschluß dahingehend, daß vorläusig 500 000 der Baugesellschaft überwiesen werden. — Von den Mitteilungen des Sachs. Gemeindetages sollen anstelle der Gemeindezeitung weitere 4 Stück bestellt werden. — Dem Ratsbeschlusse, als Abschlag auf die Grundsteuer im Rechnungsjahr 1921-22 vor läufig 34 auf die staatliche Grundsteuereinheit einheben zu lassen, wurde zugestimmt. — Punkt 4 der Tagesordnung war zwecks nochmaliger Beratung im Rate zurückgezogen worden. — Unter Verschiedenem kam die vom Ernährungsausschuß ange regte Versorgung der Bevölkerung mit Gefrierfleisch zur Ver handlung. Es wurde beschlossen, die hiesigen Fleischer dasür zu interessieren. (Die Letzteren sind dem bereits zuvvrgekommen und bieten im Anzeigenteile ff. Gefrier-Rindfleisch das Pfund für 8 an. D. Schriftl.) — Außerhalb der Tagesordnung be merkte noch Herr Oberlehrer Kantor Hientzsch, daß nach Er klärung der Finanzämter Meißen und Nossen eine gemeindliche Besteuerung des steuerfreien Teiles wom Einkommen auch sür das Jahr 1920 nicht in Frage kommen könne. — Wettervoraussagen aus längere Zeit haben nicht viel Wert, aber man beachtet sie doch. Jetzt weist ein wissenschaft licher Meteorologe auf folgende Tatsache hin: Das Jahr 1921 wird, alten Erfahrungen entsprechend, wieder einen Höhepunkt j der Gewittertätigkeit bringen. Die Wissenschaft hat seit langem festgestellt, daß alle 10 bis 11 Jahre ein Maximum der Ge- witterhäusigkeit zu verzeichnen ist (das mit dem ebenfalls 1 (jäh rigen Minimum der Sonnenslecken eng zusammenhängt). Die letzten Zeiten dieses Maximums waren die Jahre 1889, 1893 und 1910. Demnach wäre es sür 1921 mit hoher Wahrschein lichkeit neuerdings zu erwarten. — Gewitterreiche Jahre aber betrachtet der Landwirt als fruchtbar. — „Ums Handwerk her". Wir werden gebeten darauf hinzuweisen, daß die 2 1 - I ah r - F e i e r des Vereins für Na tur- und Heimatkunde pünktlich 7 Uhr beginnt und daß die Saaltüren während der Vorführungen geschlossen bleiben. — Neueinteilung der Ortsklassen. Im Reichsrate wurde in diesen Tagen eine Neuordnung des Ortsklassenverzeichnisses vor genommen. Wie wir von zuständiger Stelle hören, treten die Rückwirkungen dieses Beschlusses für Sachsen dadurch in die Erscheinung, daß über tausend sächsische Orte in eine höhere Stufe kommen. Jedoch auch diese Einstusung entspricht noch nicht den Wünschen der Regierung und der Beamten, doch soll es sick noch immer um eine vorläusige Regelung handeln und eine end gültige Regelung noch bevvrstehen, worüber zwischen sächsischer und Reichsregierung noch verhandelt wird. — Seht die Obstbäume nach. Nach Beobachtungen des Landesobst- und Weinbauvereins beginnen in diesem Jahre be reits umfängliche Obstbaumbeschädigungen. In erster Linie gilt es jetzt den allgemein an Aepfeln vorerst vereinzelt auftretenden Apfelmehltau am besten durch Ausbrechen der mehligen Spitzen zu bekämpfen. Weiter bedeutet, besonders an niedrigen Baum- sormen, der so massenhaft auftretende Wickler eine Gefahr für die Bildung der Baumformen. Die zusammengefalteten Trieb spitzen enthalten ein kleines dunkelbraunes bis schwarz gesärbtes Räupchen, das der Triebbildung hinderlich ist; sie werden unter Zusammendrücken abgerissen, wobei der Haupttrieb zu schonen ist. Ferner sind zurzeit die Räupchen des Goldasters, die ihre Nester, wo man deren Beseitigung versäumt hat, verlassen haben, rege tätig. Sie vernichten in wenigen Tagen große Mengen junger Baumblätter. Die Bekämpsung ist in der frühen Morgen stunde durch Abnehmen der Nester möglich. Später ist der Kampf schwieriger und hat durch Bespritzung mit Üraniagrün zu erfolgen. Sobald die Blüte der Obstbäume beendet ist, sollte man, wo Sorten zur Schorskrankheit neigen, nicht versäumen, mit Iprozentiger Kupserkalkbrühe zu spritzen. — Friedhosssrage und Kirchenaustritt. Die Frage, ob und unter welchen Bedingungen Begräbnisse Ausgetretener aus den kirchlichen Friedhöfen zugelassen sind, ist nicht nur am 12. April im Landtage behandelt, sondern auch sonst wiederholt aufge worfen worden. Unstreitig müssen nach dem im Einverständ nisse mit der Landeskirche erlassenen Kirchensteuergesetze vom 11. Juli 1913 (8 35 Abs. 3 Satz 1) Begräbnisse Ausge tretener auf den kirchlichen Friedhöfen zugelassen werden, wenn im Parochialbezirk ein kommunaler Friedhof nicht vorhanden ist. Es dars aber bei solchen Begräbnissen nichts vorgenommen werden, was bei den evang.-luth. Gemeindegliedern Anstoß erregen kann, und es dürsen zu diesem Zwecke Reden am Grabe nur mit Zustimmung des Ortsgeistlichen gehalten werden. Was aber die zu erhebenden Gebühren anlangt, so können durch kirchliches Ortsgesetz vom Kirchenvorstande mit Genehmigung der Kircheninspektion für Begräbnisse Ausgetretener zwar höhere Gebühren als sür Begräbnisse von Parochianern festgesetzt werden, doch soll die Erhöhung nicht mehr betragen als nötig ist, um denjenigen Betrag an Kosten der Unterhaltung des Fried- Hoses auszugleichen, der von den Parochianern durch Steuern gedeckt wird. Ueber diese Fragen wird im Rechtsausschuß des Landtages noch weiter verhandelt werden. Hoffentlich kommt es dabei zu einem Vorschläge, der den berechtigten Ansprüchen der Kirche gerecht wird. — Die künftige Zuständigkeit der Schulvorstände. Die sächsische Regierung plant bekanntlich die Aufhebung der Schul gemeinden, wodurch dann selbstverständlich auch die Schulvor stände als selbständige Behörden in Wegfall kommen würden. Die bisher von dem Schulvorstand ausgeübten Befugnisse sollen nach der Absicht der Regierung an Sonderausschüsse der Ge meindevertretungen übergehen, wie dies in den Städten schon der Fall ist. Auf dem Lande ist man aber mit einer solchen Aenderung nicht einverstanden. Die Schulvorstände zahlreicher Landgemeinden, eine Reihe von Elternräten und andere Kor porationen haben sich deshalb in zahlreichen Eingaben an den Landtag gewendet, in denen sie sordern, daß entweder die alte Regelung beibehalten oder aber die neuen Schulausschüsse mit denselben weitgehenden Machtbefugnissen und mit deren Selb ständigkeit ausgestattet werden sollen, wie die bisherigen Schul vorstände. Mit diesen Eingaben beschäftigte sich am Donners tag der Prüfungsausschuß des Landtages, der die Eingaben ein stimmig der Regierung als Material zur Kenntnisnahme überwies. — Buchdrucker und Rechtschreibung. Im „Korrespondent sür Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer" finden wir fol gende Mitteilung: Vor kurzem hat wieder eine Sitzung des Unterausschusses sür die Rechtschreibänderung stattgefunden. Den Teilnehmern ist strengstes Schweigeverbot auserlegt worden. Be schlossen sind die Aenderung der Großschreibung, Fortsall der Doppelselbstlaute, des Dehnungs-h, des e in ie; wo indes ein Doppelsinn entstehen könnte, kann in alter Weise weiterge schrieben werden; weiter Fortfall des ai, x und y, Verein fachung der Trennungsregeln usw. Die Buchdrucker werden der Durchführung dieser Vorschläge den stärksten Widerstand ent gegensetzen und „richten an den Verantwortlichen für diese un verantwortliche Dunkelkammerarbeit nochmals die Ansrage, ob es denn gegenwärtig nicht wichtigere Dinge im Reichsamt des Innern zu tun gibt, als die Abänderung der deutschen Recht schreibregeln? Wir wüßten Wichtigeres zu tun." — Den Aus führungen kann man nur voll beipslichten. — Ein Lokomotivpfiff — 20 Pfennig. Durch Runderlaß wird den Eisenbahnbediensteten zur Pflicht gemacht, bei allen Dienstverrichtungen größte Sorgfalt und Sparsamkeit walten zu lassen, damit der Eisenbahnbetrieb wieder wie in besseren Tagen wirtschaftlich gestaltet werden kann. Wie außerordentlich berechtigt dieser Erlaß ist, geht daraus hervor, daß, wie kürzlich gelegentlich einer Beratung der Eisenbahndirektionen über Sparmaßnahmen mitgeteilt wurde, das durch irgendwelche Nach lässigkeit veranlaßte Anhalten eines Schnellzuges und das Wiederanfahren mit Einholen des Zeitverlustes nicht weniger als 70 und jeder Lokomotivpfiff — 20 kostet. — Ehem. 17er Ulanen. Vom 4.—6. Juni d. I. findet in Oschatz ein Regimentstag der ehem. 17er Ulanen statt. Alles Nähere durch Georg Fleischer, Oschatz :. Sa., Altoschatzer Str. 11. — Grumbach. Am heutigen Tage seiert der Privatus Herr Iulius Kost mit seiner Gemahlin das Fest der goldenen Hochzeit. Möge ihnen noch ein recht gesunder und friedlicher- Lebensabend beschieden sein. — Radeburg. Einen bösartigen Streich haben zwei erst 16 Jahre alte Hausmädchen aus Cunnersdorf einem dortigen Wirtschaftsbesitzer gespielt. Sie hatten diesem ver schiedene Sachen im Werte von 300 gestohlen. Als die Mäd chen als Diebinnen ermittelt worden waren, schütteten sie aus Rache in der Nacht dem Wirtschastsbesitzer Lysol und Läuse pulver in die offene Brunnenröhre. Durch diese Tat wurde nicht nur das Wasser im Brunnen, sondern die ganze Brunnenröhre derart mit Lysol vergiftet, daß alles erneuert werden mußte. Die jungen Brunnenvergifterinnen standen jetzt vor dem Land-
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