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Wilsdruffer Tageblatt : 22.04.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192104229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19210422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19210422
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-04
- Tag 1921-04-22
-
Monat
1921-04
-
Jahr
1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 22.04.1921
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Asliüsche Rundschau. OcuisLhes )ierch. Verringerung der Beamten im Reiche. Gemäß den wiederholt gegebenen Zusagen der Reichsfinanzverwaltung will der jetzt vorliegende Über blick über den Reichshaushalt für 1921 mit dem notwendi gen Abbau der persönlichen wie sachlichen Ausgaben den Anfang machen. Er sieht dazu vor: n) eine Verringerung des Beamtenkörpers um ein Viertel soll, von wenigen Ausnahmen abgesehen, im Laufe der Zeit dadurch herbci- gcführt werden, daß von den planmäßigen Beamtenstellen im Falle ihres Freiwerdens nur jede zweite wieder besetzt werden darf, bis ein Viertel der Stellen der gleichen Gat tung fortgesallen ist; Hf die Ansätze zu fortdauernden Ausgaben mit Ausnahme der Ansätze für planmäßige Beamtenstellen dürfen im Rechnungsjahre 1921 nur in Höhe von 75 Prozent der Haushaltsansätze für das Rech nungsjahr 1920 in Anspruch genommen werden. Daneben bestimmt das Haushaltsgesetz, daß mit der im Besol dungsgesetz vom 30. April 1920 vorgeschriebenen Rückbil dung der Stellen für Ministerialräte, Ministerialamtmän- ner usw., sowie der entsprechenden Stellen beim Reichs gericht und Neichsfinanzhof in Stellen niedrigerer Besol dungsgruppen vom Rechnungsjahr 1921 ab zu beginnen ist. Die Umwandlung soll jedoch nur allmählich erfolgen Zunehmende Schuldenlast. In der ersten Aprildekade brachten Steirern, Zölle, Abgaben usw. 1,16 Milliarden Mark. Da die Ausgaben 2,02 Milliarden Mark erforderten und die Post einen Zu schuß von 0,29 Milliarden, die Rcichseisenbahnverwaltung einen solchen von 0,43 Milliarden nötig hatten, war eine ncnerliche Vermehrung der schwebenden Schuld um 1,58 Milliarden Mark nicht zu vermeiden. Die Heere Europas. Der englische Kriegsminister veröffentlicht eine Mit teilung über die Größe der Heere der Länder an? dem Kontinent. Danach haben Österreich 30 000, Belgien 105 000, Bulgarien 33 000, die Tschecho-Slowakei 147 000, Dänemark 15 400, Finnland 35 000, Frankreich 809 652, Deutschland 100000, Griechenland etwa 250 000, Ungarn 35 000, Italien 300 000, Holland 21 400, Norwegen 15 400, Polen etwa 600 000, Portugal 30 000, Rumänien 160 000, Spanien 190 715, Schweden 56 200, die Schweiz 200 000, der serbisch-kroatisch-slowenische Staat 200 000 Mann. Nach dieser Statistik verfügen Frankreich und Polen über die größten Heere. Kommunistenvcrhaftungen in Berlin Auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft beim außer ordentlichen Gericht wurde von der Berliner Kriminal polizei der Vorsitzende der Kommunistischen Partei, Brandler, in seiner Wohnung verhaftet. Gleichzeitig wur den der Kommunist Sievers sowie sechs andere Mitglieder des kommunistischen Parteivorstandes in ihren Wohnun gen festgenouimen. Sämtliche Haftbefehle lauten auf Hoch verrat. Deutscher Reichstag. (91. Sitzung.) LL. Berlin, 20. Avril. Die heutige Sitzung wurde vom Präsidenten Loebe mit einer kurzen Ansprache eröffnet, die dem Geschicke des so schwer bedrohten oberschlefische« Landes galt. Der Präsident dankte den Oberschlcsiern für das Ergebnis der Abstimmung und knüpfte daran die Bemerkung, wenn die Abstimmung für die Polen so ausgefallen wäre, wie sie tatsäch lich zugunsten Deutschlands ausgefallen ist, so würde Polen längst im Besitze Oberschlcficns sein. Da aber die Abstimmung zugunsten Deutschlands ausgefallen ist, läßt sich die Entente Zeit, über die Schicksale Oberschlesiens zu entscheiden. Hoffent lich aber wird das Ergebnis der Abstimmung geachtet und aanz Oberschlesien dem Deutschen Reich waesvromen werden. Der DoppelgSnger i des Kerrn kmi! Sckneple. i Roman von Carl Schüler. „Ich will heiraten/ sagte Dorival und beugte sich zu Lab- j »ein vor. „Eine junge Dame aus sehr guter adliger Familie, i Nun bin ich nur bürgerlich, bin auch nicht Reserveoffizier. i Daran stößt sich der Vater meiner Braut. Dumme Vorurteile, s Aber was ist da zu machen? Solche Leute legen Wert auf Titel. ! Darum möchte ich Konsul werden!" i „Da haben Sie recht!" erklärte Herr Labwein. „Sie sind : bei mir gerade an die richtige Adresse gekommen. Sie haben Glück gehabt. Sie werden viele Angebote erhalten haben. Alles ! Schwindel, alles Schwindel. Hier in Berlin ist es überhaupt - anders wie in Elberfeld. In Elberfeld ist alles reell, gediegen. ' Hier ist viel Schwindel. Sie haben Glück gehabt, das kann ich ; Ihnen gar nicht ost genug sagen. Sehen Sie sich mal das Bild i an." Er reichte Dorival eine Photographie, die in schlichtem Rahmen auf dem Arbeitstisch des Direktors stand. Das Bild ; zeigte das Galgengesicht eines Mannes in reichgestickter Gene- : ralsuniform. „Sehen Sie sich einmal den Mann an, Herr Rvtmüller. Was sagen Sie? Ein geistreicher, interessanter Kopf? Können Sie Spanisch lesen?" Er deutete auf einige Worte, die auf den «nteren Teil der Photographie gekritzelt waren. Dorival verneinte. „Das heißt," erläuterte Herr Labwein: „Seinem ausge zeichneten Freunde Erich Labwein der tapfere General Alvarez." Dorival, der die spanische Sprache recht geläufig beherrschte, erkannte an den vielen orthographischen Fehlern der Widmung, daß der tapfere General Alvarez mit der Rechtschreibung auf Kriegsfuß stand und ihr gegenüber nicht siegreich war. „O, Sie haben hohe Verbindungen?" staunte er. Herr Labwein warf sich in die Brust. „Merken Sie wohl auf, Herr Rotmüller, was ich Ihnen jetzt sage," predigte er. „Mein Freund, der General Alvarez de Almeida, ist kürzlich wegen seiner Verdienste um das Land zum j Präsidenten der Republik Cvstalinda gewählt worden." „Costalinda?" fragte Dorival. „Was für ein Land ist das?" > Herr Direktor Labwein schüttelte den Kopf. „Na, so was!" lächelte er, „in Elberfeld ist man, wie es l scheint, in der Geographie schwach. Costalinda ist ein ganz be- ? deutendes Land, ein sehr reiches Land. Es liegt in Mittel amerika. Keine Räuberrepublik, wenn ich bitten darf. Ein Land mit sehr geordneten Finanzen." § „Ja, ja," schien sich jetzt der Herr aus Elberfeld zu er- > innern, „ich habe natürlich schon davon gehört. Ich wußte nur im i Alsdann wurde in die Tagesordnung"emget'reten. Der erste Punkt „Interpellation der Abg. Aderhold und Genossen betreffend auswärtige Politik (Reparationsforderungen usw.)" wurde von der Tagesordnung abgesetzt, nachdem ein Vertreter der Negierung erklärt hatte, daß die Regierung diese Inter pellation demnächst beantworten werde. Die Beratung der An leihe-Denkschrift für die Schutzgebiete 1919 wurde ohne Aus einandersetzung erledigt. Bei der ersten Beratung des Gesetzentwurfes über das Ab- kommen zwischen dem Deutschen Reiche und den alliierten Hauptmächten betreffend die Festsetzung einiger Abschnitte und der Grenzen des Saargebietes sprach zuerst der Abg. Korell (Dem.), der seine Zustimmung zu der Vorlage erklärte und da bei ausführlich die Zustände im Saargebiete und im besetzten Gebiete cm allgemeinen schilderte. Der Gesetzentwurf wurde hieraus einem Ausschuß über wiesen. Dasselbe geschah mit dem Gesetzentwurf über die Ver teilung des Gewinns der Reichsbank und mit dem Gesetzent wurf betreffend Änderung des Bankgesetzes. Alsdann kam man zur Beratung des schleunigen Antrages der Kommunisten betreffend sofortige Entlassung des Abg. Wendelin Thomas aus der Strafhaft. Der Antrag wird dem Verfassungsausschuß überwiesen. Unabhängige und Ausnahmeverordnungen. Hierauf kommt die Beratung des schleunigen Antrages der Unabhängigen an die Reihe, der die Aushebung der aus Grund des Artikels 48 der Reichsverfassung erlassenen Verordnungen vom März 1921 verlangt. Abg. Dr. Rosenfeld (U. Soz.) be gründete diesen Antrag. In seinen Aussührungen berührte der Redner auch den kommunistischen Aufstand in Mittel deutschland. Der Reichsjustizminister Dr. Heintze erwiderte darauf in mehreren entschieden Ausführungen, wobei er be tonte, daß in außergewöhnlichen Zeiten mit außergewöhnlichen Mitteln regiert werden müsse. Die verschiedenen Aussührun gen des Reichsjustizministers brachten die äußerste Linke un gemein auf, und es kam zu sehr lebhaften Austritten. Die äußerste Linke machte Lärm, und die Rechte lachte dazu. Die weitere Behandlung des Antrages nahm noch geraume Zeit in Anspruch. Welt- und VolkSVirifchafi. Der Stand der Mark. Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für 100 Gulden, 160 dänische, schwedische, norwegische, österreichische, ungarische oder tschechische Kronen, 100 schweizerische, belgische und französische Frank, 100 italienische Lire, sowie sür 1 Dollar und 1 Pfund Sterling gezahlt wurden. („Brief" — angeboten: „Geld" — gesucht.) Börsenplätze 20. 4. (Neid Brief 19. Geld 4. Brief Stand 1. 8. 14 Holland . . . Gulden 2202,75 2207,25 2190,30 2194,70 170 Mr. Dänemark . . Kronen 1145,85 1148,15 1133,85 1136,15 112 . Schweden .. Krauen 1513,45 1516,55 1498,50 1501,50 112 . Norwegen .. Kronen 1016,45 1018,55 1008,95 1011,05 1t2 „ Schweiz ... Frank — — 1090,90 1093,10 72 . Amerika . . . Dollar — —— 63,18 63,32 4,40. England . . . Pfund 250.37 250,87 248,25 248,75 20,2v„ Frankreich . . Frank — —— 462,50 463,50 80 . Belgien.... Frank — — 473,50 474,50 80 . Italien .... Lire — — 306,15 306,85 80 , Dt.- Österreich Kronen 17,60 V- 17,64 V- 17,98 18,02 85 . Ungarn.... Kronen 23,7» 23,78 23,22 23,28 8b . Tschechien.. . Kronen 86,70 86,80 86,10 86,30 85 . Danach war also die Mark in Pfennigen ungefähr wert in: Holland 7,8: Italien 27,6; England 8,3; Amerika 6,7; Frankreich 18,0. Ksh Lmd Fern. O Die Eisenbahndiebstähle auf der Berlin—Frank furter Strecke. Die Feststellungen der Polizei über die Eisenbahnberaubungen auf der Berlin—Frankfurter Strecke nehmen immer größeren Umfang an. Bis jetzt sind über 40 Diebe und Hehler festgeftellt, die alle Arten von Ersenbahngütern geraubt haben. Es handelt sich um ge waltige Mengen von Gütern, die in Hersfeld, Fischbach, Schenklengsfeld, Ansbach und anderen Orten verkauft, ver arbeitet oder verborgen worden sind. Das Haupt der ersten Augenblick nicht gleich Bescheid. Mit dem Präsidenten dieses Landes stehen Sie also in Verbindung, Herr Direktor?" i Labwein zeigte auf die Photographie und fagte voller > Stolz: „Sie sehen ja, er schenkt mir ein Bild mit eigenhändiger ' Unterschrift. Das geben solche hohen Herren nur ihren besten - Freunden. Wem schenkt der Kaiser ein Bild mit eigenhändiger Unterschrift? Einem anderen Fürsten, einem Minister, dem Bot- i schaster einer Großmacht. Na also! Was wollen Sie mehr? j Ein Brief von mir an meinen Freund Alvarez, und Sie sind l Konsul der Republik Eostalinda. Wenn Sie wollen, sogar Ge- ! neralkonsul." „Da habe ich jq wirklich Glück gehabt, daß ich gerade bei Ihnen meinen ersten Besuch in der Angelegenheit gemacht habe," i freute sich Dorival. „Ich habe sehr viele Angebote bekommen." ! „Wersen Sie den ganzen Schwamm ins Feuer," riet Lab- ! wein. „Wenn Sie es sich 150 000 kosten lasten, werden Sie - Generalkonsul. Ihr Schwiegervater wird Ihnen seine beiden Arme öffnen. Generalkonsul Rvtmüller, dadrin liegt Schwung, i Sie haben Zutritt zu den allerersten Kreisen. Zu den Hvstesten ' können Sie geladen werden. Ein Orden fällt auch noch ab, ein ! schöner Stern, an einem blauen Band um den Hals zu tragen, der Großstern der Ehrenlegion der Republik Cvstalinda. Sieht s aus, wie einer der schönsten preußischen Orden." Der Herr aus Elberfeld schien von diesen Aussichten ent- ! zückt. Er rieb sich vergnügt die Hände und bot dem Mann, der ! so hohe Ehren zu vergeben hatte, noch einmal seine Zigaretten an. „Ich wollte eigentlich über 100 000 -F nicht hinausgehen," i sagte er. „Allerdings, wenn ich Generalkonsul werden würde und i den Gröbstem der Ehrenlegion bekäme, käme es mir auch auf j etwas mehr nicht an." „Da haben Sie recht," bestätigte Herr Labwein. „Eine ! solche Sache ist immer mit Unkosten verknüpft, und ich freue mich, i daß Sie das einsehen. Alvarez ist der ehrlichste Mensch von der ! Welt, aber ein Geschenk, wenn es nicht zu klein ist, nimmt er an. . Natürlich nur von einem guten Freund. Ich werde alles ein- l leiten. In drei bis vier Monaten sind Sie Generalkonsul und besitzen den Großstern der Ehrenlegion von Costalinda. Sie zahlen mir 150 000 ohne von mir eine Abrechnung über das Geld zu verlangen. Sie verstehen, solche Geschäfte sind Ver trauensgeschäfte. Darüber gibt man nichts Schriftliches aus der i Hand. Ehrlichkeit gegen Ehrlichkeit." ; Leute aus der Provinz sind mißtrauisch. Herr Labwein war durchaus nicht erstaunt, daß der Fa- . brikant aus Elberfeld nicht gleich mit Freuden auf seinen Vor- ; schlag einging. Der Vorschlag, die große Summe ohne Quittung, ' ohne Garantie dem anderen auszuhändigen, schien Herrn Rot- müller nicht recht zu behagen. „Sie werden entschuldigen, Herr Direktor, wenn ich mich : Bande ist ein Eisenbahnarbeiter Strack. Es ist bereits eine Reihe von Verhaftungen erfolgt. O Lotterie mit SLraßenbahnfahrscheinen. Die Ham burger Straßenbahn hat sich zur Einführung der Fahr scheinlotterie entschlossen, um der Geschäftswelt eine neue Werbeart zu bieten und einen Teil der ständig wachsenden Betriebskosten nicht durch Fahrpreiserhöhungen decken zu müssen. Alle mit Neklameaufdruck versehenen Fahrscheine erhalten die Eigenschaft eines Freiloses. Die Auslosung findet nach Ausgabe von 50 Millionen Fahrscheinen (also etwa alle vier Monate, znm erstenmal voraussichtlich im August d. Js.) unter behördlicher Aufsicht statt, mit je einem Haupttreffer von 20 000 Mark.und zahlreichen klei neren Gewinnen. Als Losnummer gilt die Nummer mit den übrigen Bezeichnungen am Kops des Fahrscheines. G Ehrung deutscher Gelehrter. Die Gesellschaft der Wissenschaften in Kopenhagen wählte als ausländische Mitglieder Professor Fr. Meinecke (Berlin), Professor F. W. K. Müller (Berlin), Professor E. Landau (Göt tingen), Professor I. Morgenroth (Berlin), Professor August v. Wassermann (Berlin) und Professor H. Winkler (Hamburg). — Aus Anlaß des Reformationsjubiläums hat das akademische Kollegium in Christiania die Pro fessoren Walter Köhler (Zürich), Otto Scheel (Tübingens und Ernst Troeltsch (Berlin) zu Ehrendoktoren der theolo gischen Fakultät ernannt. O Durchquerung der Sahara. Nach einer Meldung aus Senegambien ist die westliche Sahara jetzt zum ersten mal durchquert worden. Kapitän Augieras, der am 30. Oktober vorigen Jahres von Algier abgereist ist, ist nach einer Reise von 4500 Kilometern durch die unbekannte westliche Sahara in den ersten Apriltagen in Dakar einge- Lrofscn. Der deutsche Forscher Lenz hat auf seiner mehr östlich gelegenen Route die Sahara im Jahre 1888 durch- auen. G Neuer Nicsenbrand in Tokio. Ein großer Brand Hal östlich von Tokio gewütet. Das Feuer bedrohte den größ ten Teil der Stadt in ernster Weise. Ein starker Wind machte die Lage noch gefährlicher. Der Rauch war bis Yokohama hin sichtbar. Vernichtet wurden 1800 Häuser. Der Schaden wird auf drei Millionen Jen geschätzt. Auch Menschenleben lind zu beklagen. O Ein Seedampfer gestohlen. Diebe hatten sich lm Bosporus des Dampfers „Alembar" bemächtigt und waren mit ihm nach dem Schwarzen Meere geflohen. Ein fran zösisches Aufklärungsschiff entdeckte den gestohlenen Dampfer. Ein französischer Offizier und vier Seeleute schifften sich auf dem wiedergefundenen Dampfer ein, um ihn nach Konstantinopel zurückzuführen. Sie wurden je doch auf der Fahrt von der Besatzung überwältigt, und Äas Schiff lief in Heraclea ein. Die Nationalisten in Heraclea wollten die französischen Seeleute als Gefangene behalten. Infolge der Entsendung eines Kriegsschiffes entschlossen sie sich jedoch schließlich, die Seeleute freizu geben. Das Schicksal des Dampfers soll später geregelt werden. Neueste Meldungen. Zur Vcrmittlungsfrage. Washington. Wie der Vertreter des „United Tele graph" von angeblich zuverlässiger diplomatischer Seite erfährt, hat Amerika den von Deutschland durch eine neutrale Macht ausgestreckten Fühler, der Amerika zu einer Vermittlungs- altion veranlassen sollte: abgelehnt. Einführung von MO-Markscheincn- Dresden. Die Handelskammer zu Dresden hat beim Reichsbankdirektorium in Berlin beantragt, in Zukunft auch 500-Markfcheine auszugeben. Begründet wurde der Antrag damit, daß trotz der vermehrten Ausgabe von Reichsbanknoten im Betrage von 100 Mark noch immer ein Mangel an geeig neten Zahlungsmitteln bestehe. zunächst noch etwas informieren möchte," sagte Dorival. Dan» fragte er: „Ist denn bisher die Republik Cvstalinda in Berlin nicht durch einen Konsul vertreten gewesen?" „Aber natürlich hat Cvstalinda hier einen Konsul. Und was für einen. Draußen im Grunewald wohnt er, eigene Villa, eigenes Automobil. Kommerzienrat ist er auch. Ja, was denken Sie denn? Ein Land, wie Costalinda, ein Land von solcher Be deutung, das hat einen erstklassigen Konsul nötig. Einen Mann, der repräsentieren kann. Sie müssen in jedem Jahr zwei diplo matische Bälle geben, Herr Rotmüller. Ich hoffe, Sie werden bei den Einladungen auch den Mann nicht vergessen, den der Präsident Alvarez seinen ausgezeichneten Freund nennt." Dorival reichte seinem Gegenüber treuherzig die Hand. „Ich hoffe, Sie recht häufig bei mir als Gast zu sehen, Herr Direktor. Aber warum behält denn dieser Kommerzienrat nicht das Konsulat?" „Ich stürze ihn!" Der kleine Mann mit dem Spitzbart reckte sich wild aus und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Er ist ein unwürdiger Mensch, der gegen die Regierung meines Freundes Alvarez Ränke spinnt. Aber ich habe ihn in der Hand. Ich vernichte ihn. Er dünkt sich mir gegenüber viel leicht groß und mächtig, weil ich keine Villa habe und kein Auto mobil und weil ich nicht Kommerzienrat bin. Aber auch eine Mücke kann stechen, und schon mancher ist an einem Mückenstich zugrunde gegangen. Ich werde ihn zugrunde richten, den Herrn Konsul und Kommerzienrat Rosenberg." Herr Rvtmüller aus Elberfeld schien von den Ausführungen des Direktors Labwein, trotz der temperamentvollen Art, in der er sie vorgetragen hatte, nicht ganz beruhigt zu sein. „Sollten Sie da vielleicht nicht doch Ihren Einfluß etwas überschätzen, Herr Direktor," fragte er. „Gewiß ist der Herr, den Sie nannten, ein reicher Mann, der sich zu behaupten wissen wird. Sie sagten doch selbst, Präsident wäre Geldgeschenke« gegenüber nicht unempfindlich." „Ich sagte: Er nimmt von Freunden Geschenke an!" korri gierte Labwein die Ansicht seines Besuchers. „Der Konsul Rosen berg zählt aber nicht zu den Freunden des Präsidenten. Er ge hört von jeher zur Gegenpartei. Das weiß auch der Präsident. Es bedarf nur eines kleinen Anstoßes, und der Herr Rosenberg ist gestürzt. Dieser Anstoß liegt in meiner Brieftasche. Hier!" Er schlug sich ein paarmal bedeutungsvoll aus die Brust. Dorival senkte den Kopf. Er tat, als überlege er. In Wirklichkeit wollte er seinem Gegenüber sein triumphierendes Lächeln nicht zeigen. Also nicht im Geldschrank pflegte Herr Lab wein den Brief aufzubewahren, sondern er trug ihn mit sich herum. Das vereinfachte die Sache sehr!
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